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Schweinehunde unter sich - Star Trek / NCIS and so much more (later on)

Das diese Korridore auch immer gleich aussehen mussten. Samantha Carter störte es zwar nicht, aber es war etwas, das auffiel. Andererseits – wie sollte man eine Basis auch sonst gestalten? Solche Orte mussten nun einmal einen gewissen grauen, tristen Farbton haben. Sam war sich sicher, dass das in irgendeinem Vertrag für Inneneinrichtungen stand.
Den Lauf ihrer P-90 so haltend, dass sie im Zweifelsfall einen Schuss abgeben konnte, pirschte sie langsam und vorsichtig durch endlos gleich-aussehende Korridore. Momentan befanden sie sich irgendwo im Westsektor der Einrichtung, in Korridor AA 35.

Ihr drahtiger Körper stand unter Anspannung und wurde mit Botenstoffen geflutet, die sie wachsam hielten. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, blickte kurz nach hinten und stellte beruhigt fest, dass Daniel Jackson seinen Posten nicht verlassen hatte. Dieser machte das, was man im Militärjargon „cover my six“ nannte. Zu Deutsch: Er hielt ihr den Rücken frei.

Ihr kompletter Körper war angespannt und sie war bereit, im Zweifelsfall loszulegen. Ihrem Gehör entging keine Unstimmigkeit und ihre blauen Augen tasteten den Gang, der vor ihnen lag, milimetergenau ab. Sie überprüfte jeden Meter zwei Mal, ehe sie ihn einmal betrat – ganz, wie man es ihr auf der Air Force Academy eingebläut hatte. Und plötzlich stoppte sie.

Direkt vor ihr endete der Korridor, in dem sie sich befanden, aber es mündete ein weiterer Gang ein, der – wenn sie recht informiert war – in einen Lagerraum führen würde.
Es war ein beinahe schon zu subtiles Gefühl, das ihr in den Nacken kroch und ihr zuflüsterte, dass die vor ihr liegende Biegung des Ganges mit besonderer Vorsicht zu genießen war. Und tatsächlich – ein leises Zischen drang an ihre Ohren und an der Wand konnte sie einen gelblichen Widerschein erkennen. Waffenfeuer? Phaserentladungen?
Zumindest das gelbliche Lichtspiel, das von der Wand reflektiert wurde, erinnerte sie daran.

Sie wandte sich an Daniel, der beinahe in sie hineingelaufen wäre und deutete ihm, in der bekannten Armee-Zeichensprache an, dass sie um die Ecke lugen werde und dafür ein Periskop benötige. In dieser Zeit wäre sie verwundbar, sodass Daniel nun mehr aufpassen müsse, denn jeh. Dieser Aufforderung kam der Anthropologe auch nach. Er hob sein Maschinengewehr, so dass er im Zweifelsfall über Kimme und Korn zielen konnte, und stellte sich so, dass er seiner Aufgabe gut nachkommen konnte. Langsam, vorsichtig und darauf bedacht, kein Geräusch von sich zu geben, fingerte Sam nach dem Periskop, das in ihrer Einsatzweste war. Allein dieser Moment, in dem sie den Klettverschluss der Westentasche öffnete, war für sie schon eine atemberaubende Tortur, da sie sich bewusst war, dass eine schnelle Öffnung ein ziemlich lautes Geräusch verursachen würde.
Millimeter um Millimeter gab der Klettverschluss nach und irgendwann hatte sie die Tasche geöffnet. Mit einem lautlosen Seufzer fingerte sie nach dem länglichen Periskop, förderte es aus ihrer Brusttasche zu tage und zog es vorsichtig aus. Dann spähte sie hindurch.
Die geöffnete Tür des Lagerraumes zeigte, dass auch hier gelbliche Lichtstrahlen reflektiert wurden, also vermutete die Colonel die Quelle der Strahlen in dem Korridor, der parallel zu diesem verlief und der über diesen Lagerraum betreten werden konnte.
Sie wandte sich an den Anthropologen, atmete tief durch und flüsterte: „Sag General O’Neill bescheid. In Korridor CC 28 wird entweder mit Stabwaffen oder Phasern geschossen.“

Der Anthropologe schaute sie an und Sam konnte erkennen, dass er am Liebsten eingreifen würde. Schnell griff sie nach seinem Arm, hielt ihn fest und schüttelte den Kopf, wobei sich ihr Blick mit Entschlossenheit in seinen bohrte. Daniel nickte.

Der grellorange Widerschein des Phaserfeuers war auch Ziva etwas Bekanntes und sie ahnte, dass Agatha in eine Falle gelaufen sein musste. Sie schüttelte den Kopf, verwünschte sich dafür, die hübsche Rothaarige einfach so gehen gelassen zu haben, aber Tony schaute sie an und vermutlich wusste er schon, was ihr durch den Kopf ging, denn er sagte mit einem sehr sanften Ton in der Stimme: „DU kannst nichts dafür. Es war ihre Entscheidung. Wenn sie tatsächlich in die Falle gelaufen ist, dann muss sie die Konsequenzen tragen, nicht du.“
„Ich weiß.“, raunte die hübsche Israeli, „Aber – wir müssen dennoch dahin. Traceless ist dort. Das heißt, wenn wir ihn dort fangen können, ist die Gefahr gebannt. Vielleicht sogar ein für alle mal.“
Tony blickte sie kurz nachdenklich an, nickte dann und machte sich auf den Weg. Sie folgte ihm, den Blick kurz auf den Boden gerichtet. Der Gedanke „Ausserdem dürfen sie nicht hier sterben, sondern müssen in der Bar… schoss durch ihre Sinne – doch sie schüttelte den Kopf. Daran wollte sie gerade nicht denken. Vielleicht gab es ja Möglichkeiten, sie alle zu retten. Agatha, Cal, SG-1… wenn alles gut ging, musste niemand von ihnen sterben.
Und wer bist du, dass du sagst, dass sie nicht sterben müssen? , dachte sie sich und erneut lies sie sich zurückfallen.
Wirklich – wer war sie? Eigentlich „nur“ eine NCIS-Agentin, die sich mit Fragen der temporalen Mechanik weder auskannte, noch auskennen musste. Aber sie wusste, wann Unrecht sein hässliches Haupt erhob. Und sie sah, wann Unschuldige auf den Altären der Wissenschaft oder der temporalen Logik geopfert wurden.
„Ich find das auch nicht toll, glaub mir. Ich meine, Sam ist eine gute Freundin und ich würde sie gerne retten, aber … ich kann es nicht. Ich muss sie opfern - so wie ich jeden opfern würde. Die DRAGONFLY, Cal, Dich… “
Wieso erinnerte sie sich gerade an den Satz von Agatha? Vermutlich, weil es richtig war. Aber – wer bestimmte dies? Vor allem – wer bestimmte, dass…
„Ziva, wo bleibst Du?“, fragte Tony, der plötzlich wieder neben ihr aufgetaucht war. Kurz stockte er, legte den Kopf schief: „Geht es Dir gut?“
Vermutlich musste sie ein wenig hyperventiliert haben, denn ihr war schwindlig. Kurz schüttelte sie den Kopf, um wieder klar zu werden, ehe sie nickte.
„Ja, wieso?“, fragte sie, vielleicht eine Spur zu scharf und zu fies, aber – gerade nervte er sie.
Tony schien dies zu merken – zwar zuckte er nicht zurück, aber er runzelte fragend die Stirn, ehe er, mit einem leichten Kopfschütteln, beschloss, der Sache nicht viel Bedeutung beizumessen. Er deutete in die Richtung, aus der er gerade gekommen war: „Da geht es lang.“

Jack O’Neill war nicht unbedingt ein Fan davon, in seiner eigenen Einrichtung hinter den Schreibtisch – oder in diesem Fall: in einen einzigen Raum – eingesperrt zu sein. Irgendwie vertrug sich das nicht mit dem Naturell des Generals, schließlich war er früher derjenige gewesen, der Entscheidungen lediglich aufgrund seines Bauchgefühls getroffen hatte. Nun war er hier, zusammen mit diesem Navy-Cop und es fehlte an Gesprächsstoff.

So ähnlich ging es auch Gibbs, aber das wusste Jack nicht. Der leitende Chefermittler war es gewöhnt, zusammen mit seinen Teammitgliedern die Verbrecher zu jagen. Schreibtischarbeit, dazu verdonnert zu sein, lediglich Befehle zu geben – das war für ihn nichts. Und plötzlich brach O’Neill das Schweigen.
„So, Sie sind vom NCIS, ja?“, fragte er und schaute ihn an. Gibbs antwortete in der einzig-möglichen Option, die ihm offenblieb, ohne als kompletter Vollidiot dazustehen. Er schaute sein Gegenüber aus grauen Augen an, sagte nichts, nickte nur.
„Ah!“, machte der General und es schien, als sei das Thema „Unterhaltung“ damit gestorben.
Warum sich Gibbs dann doch mit dem General unterhielt, entzog sich seiner Erkenntnis. Er tat es einfach. Kurz räusperte er sich und sagte dann: „Woher kennen Sie eigentlich diesen sehr quirligen Typen?“
„Sie meinen die Nervensäge, Captain Cat?“, fragte der General und als Gibbs nickte, holte er Luft und begann, zu erzählen.


"Die Iris gibt nach!", schrie Carter, was sofort die Aufmerksamkeit sämtlicher im Kontrollraum anwesender Personen auf sich zog. HAMMOND löste sofort Alarm aus und griff nach dem Mikrophon. "Sicherheitsalarm. SG 1 bis SG 3! Sofort in den Gateraum." O'Neill und Carter rannten zeitgleich zur Waffenkammer, dicht gefolgt von Teal'C und Daniel.

Wenig später war die Iris aufgebrochen und der Weg zur Erde stand eventuellen Invasoren offen. Mit militärischer Effizienz hatten sich nicht nur Sam, Daniel, Teal’C und O’Neill am Tor postiert, sondern auch etliche andere Soldaten, welche die Gewehrläufe auf das Tor richteten. Die Stimmung war bis zum äußersten gespannt. Was würde da durchs Tor kommen und – wenn es durchs Tor käme, wäre es freundlich?
Jack hatte keine Möglichkeit, weiter darüber nachzudenken, denn in diesem Moment gab das Tor das erste gurgelnde Geräusch von sich und eine Person hatte das Sternentor passiert.
Sie trug einen weinroten, enganliegenden Einteiler und war zweifelsohne weiblich. Dann fiel eine andere Frau durch das Tor, die eine Art Uniform trug, mit einem schwarzen Torso und einer roten Schulterpartie. Kurz blickte sie zu O’Neill und er war der Meinung, dass sie ihm grüßend zunickte. Ihr folgten zwei Jugendliche – ein junger Mann mit kurzen, blonden Haaren und eine junge Frau, deren Haare so kupferrot waren, dass sie die Lichter des Tors reflektierten. Das Tor schloss sich.

Die Frau, die Jack vorher grüßend zugenickt hatte, trat nach vorne und sah Carter und O'Neill eine Weile schweigend an. Dann winkte sie einen Jugendlichen herbei, der die beiden auch noch begutachtete. Der Jugendliche und die Frau sahen sich an und nickten. Die Frau erhob die Stimme: "Ich bin Captain Kathryn Janeway, vom Föderationsraumschiff Voyager." Der Jugendliche mischte sich jetzt ebenfalls ein. "Und ich bin Captain Calvin Cat von der USS DRAGONFLY. Wir sind aus dem vierundzwanzigsten Jahrhundert und haben eine Warnung an Sie alle."


„Eine Warnung an Sie alle?“, fragte Gibbs und hob eine Augenbraue, als sich die Tür öffnete und Daniel den Raum betrat: „Ja, damals hatte er es nicht dramatischer.“
Der General und der leitende Chefermittler wandten sich zum Neuankömmling um und hatten ihre Waffen schussbereit gemacht.
„WHOA!“, machte Daniel, warf die Hände hoch und sich dann in Deckung, „Nicht schießen! Ich bin Daniel Jackson!“
„Haben wir dafür auch Beweise?“, wollte sekundenbruchteile später Gibbs wissen und er, sowie Jack konnten hören, dass eine gewisse Verzweifelung von Daniels Stimme Besitz nahm.
„Ehm, ich weiß auch nicht“, setzte er zu sprechen an, ehe er fortfuhr und dabei immer schneller wurde.
„Vielleicht hilft der Fakt, dass ich … ich weiß auch nicht… ehm…“
„Oh for cyring out loud.“, murmelte Jack und rollte mit den Augen: “Daniel! Kleid!“
Kurz legte sich Stille über den Raum, wie ein Leichentuch, ehe der Anthropologe vorsichtig über den Tisch lugte: „Ich habe keine Schwester, Jack. Und wenn ich eine hätte, würde ich sie nicht mit Ihnen ausgehen lassen.“
Befriedigt nickte Jack, sicherte die Waffe und steckte sie in den Halfter. Dann wandte er sich an Gibbs: „Wir hatten schon einmal eine ähnliche Situation. Da habe ich ihn nach der Farbe des Kleides gefragt, das seine Schwester getragen hatte, als sie die Woche davor mit mir ausgegangen war. Diese Antwort ist die Richtige.“
„Und wenn Traceless die Frage und die Antwort kennt?“ , fragte Gibbs, „Ich meine – er kommt, wie Agatha gesagt hat, ebenfalls aus der Zukunft.“
Kurz umwölkten Zweifel das Gesicht O’Neills. Natürlich – das konnte ja wirklich sein. Kurz hob er die Waffe wieder, als Daniel sagte: „Jack, Stop! Frag mich doch was, was nur vier Personen wissen können, weil es nicht in den Unterlagen steht.“
„Gut“, nickte der General, „Wer ist Jack?“
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Anthropologen: „Wir haben den Hund von Sam nach Dir benannt.“
„Wofür ich dich eigentlich immer noch erschießen müsste.“, sagte der General mit einer Stimmfärbung, die deutlich verriet, dass er es, trotz des ernsten Gesichtsausdrucks, nur spaßig meinte.
„Wenn Du jemanden erschießen willst.“, hob Daniel an, „Dann sag unseren Leuten, wir sollen uns in Korridor CC28 versammeln. Entweder werden dort Stabwaffen abgefeuert – was ich für unwahrscheinlich halte – oder aber Phaser.“
Jack und Gibbs blickten einander an und nickten.

Agatha presste ihren Körper weiter auf den Boden, streckte ihre Hand nach Cal aus und robbte so dicht an ihn heran, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. Und in einem selbstlosen Akt, zog sie ihn an sich, um ihn mit ihrem Körper beschützen und abschirmen zu können. Sie merkte, wie ihr Herz anfing, schneller zu schlagen, als der Captain sich plötzlich bewegte. Verwirrte braune Augen schauten sie von unten an, als erneut Phaserschüsse zu hören waren. Der Ausdruck in den Augen änderte sich. Sie sah tatsächlich so etwas wie „Resignation“ in ihnen, als wüsste Cal, dass sie hier nicht so einfach herauskämen.
„Schon gut.“, murmelte sie beruhigend und warf ihm einen Kussmund zu, „Es wird alles wieder gut.“
Sie sah, wie seine Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen und wie er den Kopf schüttelte. „Es wird nicht wieder gut.“, hauchte er, „Schatz, wir sind auf dem Präsentierteller.
Sie spürte, wie seine Hand sich um ihre Taille legte, über das Bein strich und offenbar entweder versuchte an den Phaser zu kommen, den sie normalerweise im Beinholster hatte, oder sie irgendwie anders berühren wollte, bevor sie beide von Traceless über den Haufen geschossen wurden.
„Cal“, flüsterte sie, „Keine Sorge, es wird schon alles gut.“

Sam blickte durch das Periskop, stellte erleichtert fest, dass beide Starfleetoffiziere, die da im Gang lagen, offenbar bei vollem Bewusstsein waren und wartete darauf, einzugreifen.
„Sam?“, hörte sie plötzlich eine gewisperte Frage und drehte sich um – in einer schnellen Reaktion hatte sie das Nahkampfmesser gezogen und es an den Hals der Person gesetzt, die sie angesprochen hatte – allerdings ohne, wirklich Druck auszuüben.
Daniel Jackson schluckte: „Könn… Könntest Du das Ding bitte wieder…“
„Mal sehen.“, grinste Sam verspielt, ehe sie wieder ernst wurde, „Alpha.“
„Zentauri.“, sagte Daniel und schaute sie an, immer noch ein wenig unbehaglich wirkend.
Das Messer wurde vom Hals des Anthropologen genommen und wanderte wieder in das Beinholster, ehe die hübschen, verzaubernden blauen Augen den Anthropologen ins Visier nahmen: „Bericht?“
„Wir bekommen gleich Hilfe.“, erklärte Daniel und schaute sie an: „Dir gefällt das Ganze, oder?“
„Wie kommst Du darauf?“
„Du bist immer so … energiegeladen, wenn es gegen den Feind in den Einsatz geht.“
Sam zuckte mit den Schultern: „Vielleicht liegt es auch nur daran, das ich weiß, dass da draußen noch schlimmeres auf uns wartet. Das hier ist lediglich eine Übung.“
„Übung?“, fragte Daniel und man konnte sehen, dass ihm jegliches Verständnis für die Lockerheit Sams abging. Die hübsche Astrophysikerin nickte: „Natürlich. Ich bin mir sogar sicher, dass Traceless nur mit einem Phaser feuert, der auf Stufe drei eingestellt ist. Schließlich ist der Mann besessen davon, es Cal heimzuzahlen. Und das könnte er nicht, wenn er die Beiden einfach töten würde.“
Der Anthropologe legte nachdenklich den Kopf schief, ehe er nickte: „Klingt logisch.“
„Ich weiß. Also – sobald wir Verstärkung haben, legen wir los.“
Damit spähte sie durch das Periskop und lächelte.
„Und die Verstärkung ist schon da.“

Das Phaserfeuer war schon lauter geworden und so hatte sich Ziva auf den Boden sinken lassen und war die letzten Meter gerobbt. Tony hatte sie anfangs ein wenig verwundert angesehen, aber als Ziva ihm zugezischt hatte, dass er ihrem Beispiel gefälligst Folge leisten sollte, nickte er und tat es. Nach einigen Sekunden erreichten sie eine T-Kreuzung, von der ein Gang durch eine Tür in eine Art Lagerhalle führte. Vor dieser Tür lagen Agatha und Cal aufeinander, sie versuchte ihn, mit ihrem Körper vor den Treffern abzuschirmen.
„Gute Lösung.“, nickte Ziva leise und spähte in den vor ihr liegenden Gang. Schnell riss sie sich wieder zurück, denn kaum, dass sie ihren Kopf aus der Öffnung gesteckt hatte, schoss ein Phaserstrahl heran.
„Okay“, machte Ziva, „Der Verrückte ist genau da.“

Sam spürte das Gewicht Daniels auf sich, als dieser mit dem Periskop bewaffnet an ihr vorbei spähte, um die gerade ihren Kopf zurückziehende Ziva David zu sehen. Auch er zog den Kopf zurück, drückte der Colonel das Periskop in die Hand und nickte: „Japp, Verstärkung ist da.“
Er wollte gerade wieder einen Schritt zurücktreten, als er die Wärme ihres Körpers sehr deutlich spürte. Die Lippen, diese wünderschönen Augen – alles nur wenige Millimeter von ihm entfernt, er müsste nur …
„Daniel?“, fragte sie leise und er zuckte zusammen: „Ja?“
War da gerade eine Spur Mitleid in ihren Augen?
Er schüttelte den Kopf, trat wieder hinter sie und stellte fest, dass er sie definitiv viel zu lange nicht mehr gesehen hatte. Das war es, bei der nächsten Mission der Hammond würde er Jack auf Knien anflehen, mitzukommen, egal ob es für einen Anthropologen etwas zu tun gab, oder nicht. Seine Expertise konnte man per Kommunikationssteinen einholen, man musste ihm nur einen Wirtskörper zur Verfügung stellen, und…
Moment mal… Wirtskörper?
Irgendwie klang das Ganze gerade verdächtig nach Goa’uld. Oder besser gesagt – nach Tok’Ra, denn man stellte seinen Körper ja freiwillig zur Verfügung.
„Woran denkst Du gerade?“, riss Sam ihn aus seinen Gedanken und erneut schüttelte er den Kopf: „Nichts, alles in Ordnung.“

Die Phaserschüsse wurden lauter, die Hitze die von ihnen ausging, immer unerträglicher. Es war Agatha klar, dass es nur noch eine Frage von Sekunden sein würde, bis Traceless sie treffen würde. „Agatha.“, murmelte Cal gegen ihren Bauch und schaute sie an: „Lass es geschehen. Es bringt sowieso nichts.“
Und dann mischten sich andere Geräusche in die Phaserschüsse, die haarscharf über ihre Körper zischten. Maschinengewehrsalven, Barettas entluden sich… Agatha erlaubte sich, kurz den Kopf zu heben und sich umzublicken. Überraschung zeigte sich in ihrem Gesicht, dann ein triumphierendes Grinsen.
Tatsächlich. Aus den Korridorabzweigungen links und Rechts von ihr lehnten sich abwechselnd Tony DiNozzo, Daniel Jackson, Samantha Carter und Ziva David und gaben Schüsse ab.
„IN DECKUNG.“, schrie Sam gegen den Lärm an.
Agatha riss ihren Kopf erneut hoch, wobei ihre Haare wild hin und her schwangen, packte dann Cal und warf ihn und sich in Richtung der Sicherheit verheißenden Deckung. Sie kamen neben Sam und Daniel schlitternd zum liegen.
Der Captain schaute sie an, lächelte, ehe er die Augen schloss und mit seinem Kopf auf ihrem Bauch liegen blieb.
Agatha schüttelte den Kopf, rappelte sich hoch und zog den Captain weiter in Deckung, ehe sie ihren Phaser nahm und ebenfalls Gegenfeuer leistete.
Inzwischen hatte sich die Frequenz der Phaserschüsse erhöht und bald erhellte ein einziger, kontinuierlicher grelloranger Strahl das Areal.
Zusammen mit einem immer lauter werdenden Heulen verhieß das nichts Gutes.
„WEG HIER!“, schrie Agatha.

Tony und Ziva prallten von der Korridoröffnung zurück und überließen ihren Fluchtinstinkten das Kommando – in einem perfekten Zusammenspiel von Geschwindigkeiten eilten sie den Korridor herunter, öffneten die nächstbeste Tür, warfen sich hinein, schlossen die Tür und dann… lag Tony auf Ziva.
„Was tust Du da?“, fragte sie und er zischte ein: „Ich schütz dich mit meinem Körper. Klappe!“

Die beiden Türen des Lagerraumes wurden ebenfalls geschlossen. So würde dieser Raum zwar zu einer Art Gefängnis, aber die Zeit, sich einen anderen Schutz zu suchen, blieb aus. Und als die laute Explosion den Raum erschütterte, fanden sich Agatha und Sam unter den Körpern Daniels und Cals begraben wieder.

Cal hob als Erster den Kopf, stellte fest, dass der Raum noch stand und dass die Explosion dann offenbar doch nicht so schlimm gewesen sein konnte. Er schaute auf das hübsche, ebenmäßige Gesicht Agathas herunter und lächelte, als ihre grünen Augen ihn verständnislos anstarrten.
„Du hast mich gerettet.“, sagte er sanft und ließ sich auf sie sinken, um ihr einen langen Kuss zu geben, „Danke.“
Ein Räuspern ließ ihn hochzucken. Sam und Daniel schauten ihn amüsiert an, ehe sich Daniel an die Colonel wandte: „Er hat eine hübsche Art, sich zu bedanken.“
„Stimmt.“, lächelte sie, „Das könntest Du dir auch abschauen.“

Die Augen zusammengekniffen hatte Tony seine Arme um die hübsche Israeli Ziva David geschlungen, sich an sie gepresst und ihren Kopf gegen seine Schulter gedrückt, damit sie nicht von herabfallenden Trümmern der Explosion erschlagen würde. Tatsächlich fielen auch etliche Teile auf sie herunter und er spürte auch den einen oder anderen Treffer am Kopf, doch waren diese Trümmer entweder aus Pappmaché, oder…
Tony öffnete seine Augen, hob den Kopf und blickte um sich herum.
„Putzschwämme.“, murmelte er und schaute die entspannte Gestalt unter sich an, die ihm ein schelmisches Grinsen schenkte: „Du wusstest genau, was hier los ist, oder?“
„Nun, bevor Du dich auf mich geworfen hast, konnte ich deutlich erkennen, dass das hier Putzschwämme sind und uns auf diese Entfernung sicherlich keine Gefahr mehr droht.
Verblüfft richtete er sich auf, blieb auf ihr sitzen und schaute sie an: „Du bist ein cleveres Mädchen, weißt Du das?“
Sie lächelte: „Ich bin kein Mädchen.“
„Nein, eine wunderschöne Frau.“
„Das wollt ich hören.“, nickte sie, zog ihre Beine unter ihm weg und richtete sich, in einer geschmeidigen Bewegung auf.

„So, wir sollten jetzt Traceless folgen.“, sagte Cal, rappelte sich auf, ging ein paar Schritte, nur um zur Seite zu Taumeln und sich an einem Regal festzuhalten.
Agatha war neben ihm, hielt ihn fest, als er in ihrem Griff zusammensank: „Du bist in keiner Kondition, um irgendwo hin zu laufen und schon gar nicht, um Traceless zu suchen.“
„An alle“, erklang in diesem Moment die Stimme von Jack O’Neill aus dem Lautsprecher:
“Flüchtige Person gefunden. Sie befindet sich in Block C – Ebene 4.“
Sam und Daniel schauten einander an: „Das ist fast am Ausgang. Wenn er entkommt…“
Dies genügte. Der Captain klopfte so hart auf seinen Kommunikator, dass Agatha befürchtete, dass dies einen blauen Fleck nach sich ziehen würde, dann bellte er: „DRAGONFLY – vier zum Beamen. Block C, Ebene Vier.“
 
Block C war der Ausgangsbereich. Dieser Bereich war in sofern interessant, als das er eine gewisse „Industrieromantik“ versprühte. Fenster, die am Boden anfingen, dann bis zur Decke reichten und durch blauen Stahl eingerahmt wurden. Dieses Gebäude wirkte tatsächlich so, als würden hier noch alte Maschinen stehen und ihren Dienst versehen. Allerdings taten sie es nicht, sie standen noch nicht einmal hier. Es war lediglich der Ein- und Ausgangsbereich für die Homeworld Security , was man so eigentlich nicht erwarten würde. Aber es hatte einen Vorteil – hier konnte man sich wunderbar verstecken. Wirklich praktisch für einen Formwandler wie ihn. Traceless schaute sich um, lächelte und wollte sich gerade in die Menge einfädeln, als er aus seinen Augenwinkeln ein vertrautes Glitzern wahrnahm. Ein Transporter.
Und er brauchte auch nicht all zu lange, um herauszufinden, was da geschah, denn die Stimme Calvin Cats gellte durch den gesamten Platz: „TRACELESS; STEHENBLEIBEN!“
Als ob er sich daran hielte. HA!
Er blickte sich um und fand etwas, was ihm eigentilch sehr zu Pass kam – eine Wendeltreppe. Sie führte in die obere Etage, in der sich schon einige Büros befanden, aber auch ein Steg zu einem dieser großen Fenster führte.
„Traceless“, rief in diesem Moment die gütige Stimme Daniels, „Bleib stehen, ich bin sicher, es wird dir nichts passieren. Du musst doch wissen, was Du da tust.“
„Glaub mir, Jackson, ich weiß es.“, sagte der Verbrecher, einige Sekundenbruchteile später, zog eine Waffe, wirbelte herum und gab einen Schuss ab. Der Antorphologe zuckte getroffen zusammen und taumelte nach hinten. Sam kniete sich neben ihn und betrachtete seine Wunde: „Es ist nur die Schulter, Daniel – keine Sorge.“
„Den kauf ich mir!“, knurrte in diesem Moment Cal, preschte los zu der Wendeltreppe. Er erklomm sie, zog seinen Phaser und schrie: „BLEIB ENDLICH STEHEN!“
Traceless erstarrte, wenige Millimeter vor dem Fenster, und drehte sich langsam um.
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht: „Cal, erinnerst Du dich an Flensburg?“
„Du meinst, wo Du mich beinahe erwischt hast? Wie könnte ich das je vergessen?“
Das Lächeln auf Traceless Gesicht wurde noch breiter: „Ich wünschte, es wäre damals nicht nur beinahe gewesen.“

Agatha, die immer noch neben der Colonel stand, hörte die Konversation und ahnte was dort gleich passieren würde.
Sie wandte sich zu Sam: „Kann ich für einige Sekunden alleine lassen?“
„Ich bin nicht angeschossen.“, erwiderte die hübsche Colonel, „los, ehe dein Gallan irgendwas Dummes macht.“
Die XO nickte und preschte los. Sie hatte den Captain in dem Moment erreicht, als sich ein grelloranger Strahl von dem Emitter des Phasers, den Cal auf Traceless gerichtet hatte, zur Brust des Verbrechers spannte. Dieser zuckte zusammen, wurde von der Wucht des Strahles von den Füßen gerissen und fiel, mit einem lauten Klirren, aus dem Fenster.
„Nein!“, schrie Agatha, doch es war zu spät. Dort, wo Traceless gerade eben noch gestanden hatte, war nun ein Loch im Fenster. Sie kam zu spät – nicht jedoch um mitzubekommen, wie die Waffe auf den Boden klackerte und die Beine das Gewicht des Captains nicht mehr zu tragen schienen. Agatha hielt ihn fest, als er in sich zusammensackte. „Schatz?“, fragte sie, ehe sie merkte, dass sein Kopf nach hinten rutschte und gegen ihren Busen fiel. Sie betrachtete den erschlafften Körper und seufzte: „Typisch Cal.“

Die nächsten paar Stunden waren sehr kurzweilig. Kurzweilig in Sofern, als dass eine Menge Menschen unterwegs waren, die den hinter dem Fenster, aus dem Traceless gestürzt war, verlaufenden Chesapeake and Ohio Canal bis zur Mündung in den Rock Creek und weiter bis zu dessen Mündung in den Potomac absuchten. Natürlich fehlte die Leiche – das war Agatha klar. Der von ihnen Gejagte war schon so oft „umgebracht worden“, dass die Crew der DRAGONFLY ihn scherzhaft als ihren Murdoc bezeichnete – dabei bezog man sich auf den verrückten Killer aus MacGyver, nicht etwa auf den Verrückten aus dem A-Team.
Die einzigen Drei, die den Scherz mit schöner Regelmäßigkeit nicht Lustig fanden, waren Gina, Cal und Agatha. Gina aufgrund ihrer persönlichen Bindung zu ihrem Bruder und Cal und Agatha aufgund ihrer persönlichen Bindung zu Gina.
„Man macht sich nicht über die Famillisch lustig.“, hatte Cal eines Tages erklärt und würde es vermutlich auch dieses mal tun.

Und natürlich hatten sie recht, wenn sie behaupteten, dass die Leiche Traceless nicht gefunden werden konnte, weil es keine gab.
Knappe 5 Kilometer „flussaufwärts“ war er nämlich die Böschung hochgeklettert. Bei einem Kanal kann man zwar nicht von Flussaufwärts sprechen, bei dem parallel zum Kanal fließenden Potomac-River jedoch schon. Das Häuschen, das da an der Böschung kam, kam dem Verbrecher sehr zu pass, also brach er ein – das war für ihn kein großes Kunststück.
Auch der Fakt, dass die Kleidung, die in dem Häuschen im Schrank zu finden war, eigentlich für jemanden gedacht war, der ein wenig fülliger als Traceless war, stellt sich, wenn man die Fähigkeiten des Verbrechers bedenkt, kein großes Problem dar. Die zerschlissene Kleidung musste er logischerweise entsorgen, aber nicht an Ort und Stelle. Stattdessen besorgte er sich eine Tasche, in die er die Kleidung stopfte, fuhr dann mit dem Bus in die Innenstadt von Washington. Am Hauptbahnhof setzte er seinen Plan in die Tat um.

Traceless warf die Tasche in den Mülleimer und verschwand in der Menge.
 
Kapitel 20



Ziva wirbelte herum, als die Brücke hinter ihr zusammenkrachte.

Dunkelheit umgab ihn. Eigentlich war er sich seiner Existenz nur noch am Rande bewusst, ehe er eine sanfte Berührung spürte. Sein Kopf, der beschloss, dass es gerade jetzt eine perfekte Idee sei, sich wieder zu melden, sank nach hinten, berührte etwas Weiches und er hörte ein mädchenhaftes Lachen.
„Cal?“, hörte er die Stimme seiner Freundin und mit einem Mal war er wieder wach. Die Augenlider flatterten kurz, dann riss er sie hoch und fand sich in dem wieder, was die meisten so euphemistisch als Realität bezeichneten. Kurz blinzelte er, um dieses dämliche Feuerwerk vor seinen Augen auszublenden und als er es geschafft hatte, lies er sich mit einem Stoßseufzer wieder gegen das sinken, gegen das er gerade schon gesunken war. Die sanfte Berührung Agathas kitzelte seine Wange und er drehte sich um.
Japp – definitiv: Er lag auf einer Krankenstation.
Kurz versuchte er, sich ein Bild des Ortes zu machen, an dem er gelandet war und stellte fest, dass es keine Krankenstation der Föderation war – vielmehr ähnelte es dem Krankenrevier des SGC.
„Gathy?“, murmelte er und stellte fest, dass er sich immer noch unendlich müde fühlte. Seine XO lächelte ihn sanft an und sagte: „Bleib liegen. Traceless hat dich ordentlich durch die Mangel gedreht.“
„Danke für den Hinweis“, seufzte Cal und richtete sich wieder auf, „Da wäre ich so nie drauf gekommen.“
Damit schaute er zu Agatha: „Irre ich mich, oder hast Du mich aufgefangen, bevor ich gefallen bin?“
Mit einem leicht amüsierten Funkeln in den Augen, aber ansonsten einem todernsten Gesichtsausdruck sagte die XO: „Oh, da musst Du mich mit einer anderen sexy Rothaarigen verwechseln.“
„Du meinst, die die so bescheiden ist?“, fragte der Captain – die Antwort war ein nicht unbedingt schmeichelhafter Zwicker in den Bauch.
„Hey“, protestierte der Captain, „Da hab ich viel Geld und Mühe reingesteckt, damit der so aussieht, wie er aussieht.“
Er zwinkerte ihr zu und versank mit ihr in einem langen Kuss: „Ich dank Dir, Schatz. Danke, dass Du mich gerettet hast, danke, dass Du immer da bist, um mich aufzufangen.“
„Und wir alle wissen, wie schwer das bei deinem Gewicht ist.“, grinste die XO und Cal streckte ihr die Zunge heraus.
„Oh, wie erwachsen Ihr doch sein könnt.“, ertönte plötzlich die Stimme General Jack O’Neills und Cal zuckte so heftig zurück, als habe er sich verbrannt. Das führte dazu, dass er beinahe von der Liege, auf die er gebettet worden war, fiel.
„Hey, hey, hey.“, machte Jack, und half dem Captain, sich wieder aufzusetzen, „Wo willst Du denn hin?“
Agatha grinste schief. „Durch den Boden?“, schlug sie vor und Cal funkelte sie, allerdings nicht ernst gemeint, an. Dann wandte er sich an den General: „Und, wie isses?“
„Dürfte ich mal erfahren, was Dich dazu treibt, einen von eurem Verein gesuchten Gangster durch eines unserer Fenster in den Chesapeake and Ohio Canal zu schießen?“, fragte der Angesprochene und man konnte sehen, dass er ein wenig angefressen wirkte, „Wir haben die letzten fünf Stunden damit verbracht, das Ufer abzusuchen. Mit Netzen.“
„Als ob Ihr da was finden werdet.“, sagte Cal und seufzte: „Der Typ is weg. Das kannst Du wissen, Jack.“
„Das kannst Du wissen, General.“, korrigierte Jack ihn und rollte mit den Augen, „Sag mir lieber, wie wir ihn finden können.“
Der Captain lehnte sich zurück, seufzte erneut und schüttelte dann den Kopf: „Gar nicht. Er ist weg. Wie in ‚verschwundibus’.“
„Deine Schuld, Cal. Du musstest auf ihn schießen.“, erklärte der General.
Cal schoss hoch: „Ja – aber – wie soll ich das erklären? Er hat mich wütend gemacht. Er hat… er hat die Flensburg-Sache mit ins Spiel gebracht.“
Jack schloss die Augen, hob eine Augenbraue und schaute Cal dann fragend an: „Flensburg?“
Schulternzuckend schaute der Captain den General an: „Nun, damals – es ist nun schon ein paar Jahre her – oder wird in … du weißt schon. Zeitreisen machen komplett kirre. Also – Traceless wollte in Flensburg den Präsidenten der Föderation um die Ecke bringen – wir haben versucht ihn daran zu hindern – was darin endete, dass ich mir drei Kugeln einfing. Kugeln – der Sack schoss mit einer richtigen, alten Wumme auf mich.“
„Ich kann verstehen, dass dies dich ein wenig verärgert, Cal, aber…“
„Es ist gar nicht so sehr, dass er auf mich geschossen hat – das is unangenehm, aber… was mich nervt, oder besser gesagt wütend macht, ist der Fakt, dass der Typ gerade eben noch sagte, dass er es begrüßt hätte, wenn ich draufgegangen wäre.“
Man konnte deutlich hören, dass des Captains Stimme nicht gerade wenig seiner Wut verriet.
Jack zuckte mit den Schultern: „Hey, er ist der Bösewicht in dieser Story – das ist sein Job. Er muss sagen ‚Hey, ich wünschte, du wärest damals draufgegangen. Muhahaha’, denn nur so kriegt er dich dazu, das zu tun, was Du getan hast, nämlich komplett unüberlegt zu handeln.“

„Gibbs wird den Captain sowas von umbringen.“, murmelte Tony währenddessen im Besprechungsraum, was ihm einen Blick von Ziva eintrug, der nur allzu deutlich machte, dass sie geneigt war, ihm bei der Situationsanalyse zuzustimmen: „Jeder Andere wäre aus dem Team geflogen, aber das kann Gibbs ja nun auch nicht machen. Dennoch – der Fehler, den Cal da gemacht hat, ist mehr als deutlich. Das kann noch interessant werden.“

Abby kniete vor dem zerstörten Fenster, betrachtete es und streckte dann ihren Kopf durch den Rahmen. Unter ihnen floss – sprach man in diesem Zusammenhang eigentlich von Fließen? – der Chesapeak and Ohio Canal von Westen nach Osten, wo er sich mit dem Rock Creek vereinen und dann in den Anacostia einmünden würde. Die Blutspuren Traceless – insofern man Blutspuren von ihm hätte sichern können – würden sich inzwischen mit den Wassern des Kanals vermischt haben und es wäre unmöglich, ihn wieder aufzuspüren.
Tim McGee schaute sie an und hob fragend eine Augenbraue: „Ist alles okay?“
„Nein, McGee, es ist nicht alles okay. Wir hatten ihn – hier und hätten die Möglichkeit gehabt, ihn zu fangen. Aber der Captain meinte, es wäre besser, ihn aus dem Fenster zu schießen. Da stellt man sich die Frage, ob die Sternenflotte tatsächlich so gut besetzt ist, wenn solche unüberlegten Aktionen die komplette Mission gefährden.“
„Ich verstehe worauf du hinauswillst, Abs.“, sagte Tim und ging neben ihr in die Hocke: „Ich hab die Sternenflottenoffiziere auch immer für gut ausgebildet und meistteils fehlerfrei gehalten. Da irritiert einen dieser Offizier schon.“
„Er irritiert mich insofern, als dass ich bezweifele, dass er tatsächlich ein Offizier ist. Er könnte ja auch ein Cosplayer sein.“
„Ein Cosplayer, der rein zufällig über Laserpistolen verfügt, Wissen über die Sternenflotte hat und mit Menschen befreundet ist, die unser Universum auf täglicher Basis retten?“, echote McGee und grinste jungenhaft, „Das wär mir dann doch ein wenig zu weit hergeholt.“
Und ehe er sich versah, hatte Abby ihn umarmt.
„Danke.“, murmelte sie gegen seine Halsbeuge, „Danke, dass Du für mich da bist.“
Huch, wo kommt das wieder her? , fragte McGee sich, sagte aber nichts. Stattdessen kraulte er ihr beruhigend den Rücken.

Die Tür ging auf und Leroy Jethro Gibbs betrat den Raum. Er bedachte Cal mit einem neutralen Blick, ehe er sich neben Jack postierte. Eine Weile sprach niemand. Cal schaute die beiden dienstälteren Offiziere an, die wiederum das Pärchen betrachteten.
Plötzlich wandte sich Jack an Gibbs: „Ich werde das Gefühl nicht los, dass er uns was verheimlicht, was meinen Sie?“
Der Angesprochene nickte nur.
Typisch Gibbs. , schoss es Agatha durch den Kopf, nicht mehr sagen, als notwendig.
Erneut Schweigen.
Dann räusperte sich der Captain, schaute die beiden Männer wieder an und zuckte mit den Schultern: „Ich verheimliche euch nichts. Der Typ hat mich in Flensburg beinahe umgebracht und… er wusste genau, wie er mich dazu kriegt, dass ich das tue, was er von mir erwartete.“
„Das war Dein erster Fehler, Cal.“, sagte Jack und blickte kurz zu Gibbs, der diese Gelegenheit nutzte, um sich einzubringen: „Man könnte fast meinen, dass es ein abgekartetes Spiel war.“
So schnell war Cal noch nie auf den Beinen gewesen, fand Agatha, denn er stand, noch ehe sie bemerkte, was los war, vor Gibbs und O’Neill, sie wütend anfunkelnd.
Bei Gibbs hätte der einschüchternde Blick, den Cal versuchte, ihm zuzuwerfen ob seiner der Größe des Captains von 1,85 Metern noch funktioniert, denn Gibbs maß „nur“ 1,83 Meter, doch Jacks 1,87 Meter waren auch für den Captain nicht zu toppen. Und der Fakt, dass Cal der Jüngste der drei war, machte diesen versucht-einschüchternden Blick mehr oder weniger sinnlos. Das vollkommen ignorierend presste der Offizier der Sternenflotte unter mühsam unterdrückter Wut die Worte „Ich hab mich nicht von Traceless kaufen lassen“ hervor, wobei der die letzten beiden Satzteile beinahe bedrohlich leise zischte.

Aber auch dies war mehr oder weniger von gar keinem Erfolg gekrönt, besonders nicht, wenn man bedachte, dass des Captains Knie, Millisekunden, nachdem er dies hervorgebracht hatte, einknickten und er wieder in Agathas Arme sank, die sich in Sekundenbruchteilen hinter ihm positioniert hatte und Gibbs und Jack verzeihungheischend anlächelte: „Was Traceless angeht, ist er immer ein wenig…“
„Wie könnt Ihr nur andeuten, dass ich mit Traceless gemeinsame Sache mache?“, brachte Cal hervor, ehe Agatha sich vorbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Und sofort war der Körper des Captains erschlafft und hing in ihren Armen wie ein nasser Sack. Dies bedeutete eine gewisse Kraftanstrengung, denn 1,85 Meter Captain Calvin Cat wogen ein paar Kilo.
Sie rollte mit den Augen: „Ich werde ihm die Cola und die Süßigkeiten ausreden.“
„Ja, da müssen wir uns schuldig bekennen.“, grinste Jack, „Die Pizzen, Wraps und Lasagnen hat er erst bei uns so wirklich zu genießen angefangen. Tschuldigung.“
Agatha zuckte mit den Schultern: „Besser als der Rohkostfanatiker, der er vorher war. Aber man muss ihm mal beibringen, dass alles nur mit Maßen zu genießen ist.“
„Das ist wohl wahr.“, sagte Jack und zuckte zusammen, als einerseits Cal, den Agatha gerade mehr oder weniger mit dem Oberkörper aufs Bett verfrachtet hatte, auf den Boden krachte und er zum Anderen von Gibbs einen Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf bekam.
„Hey?“, machte der General und Gibbs räusperte sich: „Fokussieren wir uns aufs Thema, wie wäre es damit?“
„Gute Idee.“, grinste Agatha und verschränkte die Arme vor der Brust: „Also – Traceless. Wo könnte er sein?“

Auf der Krankenstation der USS DRAGONFLY war Gina Intrupper gerade daran, einige Proben zu katalogisieren. Man muss zugeben, es gibt Arbeit, die macht keinen Spaß, aber sie muss gemacht werden – das Katalogisieren von Gewebeproben war definitiv so ein Fall. Gina hatte es schon auf der Academy gehasst und auch heute war der Spaßfaktor dieser Arbeit relativ gering. Eigentlich würde sie es gerne den um sie herumwerkelnden Krankenschwestern aufbrummen, aber – das konnte sie nicht machen. Die Arbeit gehörte zu ihrem Job und auch, wenn es nicht die populärste aller zu erledigenden Arbeiten war, so war es ein nicht unwesentlicher Teil eben jener. Und – wie schon angemerkt – einer musste diesen Job erledigen.
Gina seufzte.
Dann glitt die Tür auf und…

Donald „Ducky“ Mallard betrachtete die Videobänder, die man ihm von dem Gebäude mitgegeben hatte, das er bisher als „homeland security“ kannte. Dass sich dahinter eine Organisation befand, die nicht nur die Sicherung des Heimatlandes, sondern gleich der kompletten Erde befand, hatte er ja nun wirklich nicht ahnen können. Seit Minuten beäugte er die Szene, die er sah. Der Mann, den er als Calvin Cat kennengelernt hatte, rannte auf einen anderen Mann zu, richtete seine Waffe – einen Phaser, wie er sich in Gedanken korrigierte – auf den Mann, von dem er, Ducky, annahm, dass es sich dabei um Traceless handelte und nach einigen Worten, die die Beiden miteinander wechselten, drückte Cal ab. Traceless stürzte aus dem Fenster.
„Oh je.“, murmelte er und wandte sich an Jimmy Palmer, der neben ihm Position bezogen hatte. So langsam merkte der Leichenbeschauer das Alter, das sich heimtückisch in seinen Körper schlich, seine Augen schlechter werden lies, seinen Hände zittern und seinen Körper im Gesamten. „Coroner“ Palmer blickte seinen Chef aus neugierigen Augen, in denen ein Hauch von Schalk funkelte, an: „Was ist los, Doktor Mallard?“
Der schottische Akzent, der in Duckys Stimme immer mal wieder hervorbrach, machte sich gerade deutlich bemerkbar: „Ich fürchte, unser guter Captain hat sich viel zu sehr reizen lassen.“
„Sollte man sich nicht eigentlich benehmen lernen, wenn man eine so hohe Position hat?“, merkte Palmer an und Ducky ging, langsamen und gemächlichen Schrittes - wobei er darauf bedacht war, seinen Körper nicht zu sehr zu belasten – auf einen Stuhl zu, auf dem er sich anscheinend niederzulassen gedachte. Als wollte er etwas anmerken, hob er seinen Zeigefinger: „Die Torheit der Jugend ist ein Gift, Mister Palmer. Das werden Sie noch sehr früh feststellen. Besonders impulsive Menschen können, von einer einzigen Anmerkung, soweit getrieben werden, dass sie die sinnlosesten Taten begehen.“
Er hatte den Stuhl erreicht, lies sich nieder und seufzte erleichtert, ehe er Palmer aus amüsiert blitzenden Augen ansah: „Früher, in meinen jungen Jahren, war ich auch sehr impulsiv. Ich erinnere mich daran, wie ich einmal versucht habe, vor Cynthia Asterton anzugeben.“
Plötzlich begann er, amüsiert zu glucksen: „… und , Mister Palmer, das glauben Sie nicht. Ich habe mich dafür mit dem größten und wohl gefährlichsten Rabauken der ganzen Schule angelegt. Dennis Ketchum. Alle nannten ihn nur „Dennis, the menace“ – also Dennis, die Bedrohung. Und ich war entschlossen, ihm zu zeigen, dass er mich nicht einschüchtern kann. Zumal nicht vor der liebreizenden Cynthia.“
Nun setzte sich auch Jimmy, nahm die Brille von der Nase, putzte sie kurz und setzte sie wieder auf: „Und, was ist passiert, Doktor Mallard?“
„Ich wurde in Grund und Boden geschlagen. Unangespitzt.“
„Und Cynthia?“
Ducky lächelte melancholisch: „Sagen wir so – zuerst fand sie dieses Machogehabe fürchterlich albern, dann einfach nur süß und so gingen wir ein paar Monate miteinander.“
„Interessant, Duck.“, sagte Palmer in diesem Moment in einem Tonfall, der dem alten Pathologen bekannt vorkam. Kurz schaute er seinen jüngeren Kollegen an, die Körperhaltung hatte sich verändert und die Augen, die vorher noch lebhaft und amüsiert dreingeblickt hatten, schienen nun einer weitaus älteren und abgeklärteren Person zu gehören. Irgendwie erschien es Doktor Mallard so, als greife eine altersbedingte Weisheit und Erfahrung, die weit ausserhalb des eigentlichen Alters Palmers lag, aus dem Geist seines Kollegen.
„Ich sehe, Palmer hat den Stein berührt, den wir dir gerade geschickt haben?“, fragte der Mann, der nun offenbar nicht mehr Jimmy war, und seinen Freund und Kollegen über sich selbst in der dritten Person sprechen zu hören, lies bei Mallard sämtliche Alarmglocken schellen. Doch dann erkannte er den Duktus deutlicher, den Palmer verwendete – oder besser, der Mann, der eigentlich Palmer sein sollte. Er fasste sich ans Herz und sagte, in einem sehr anklagenden Tonfall: „Hey, Jethro – wenn Du sowas nochmal machst, darf mich unser junger Mister Palmer hier selbst obduzieren.“
Wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte, konnte man gerade tatsächlich eine Art von entschuldigenden Lächelns in Gibbs Zügen erkennen. Allerdings war es nur für den Bruchteil einer Millisekunde sichtbar und war eben so schnell verschwunden, wie es gekommen war. Er räusperte sich kurz: „Was hast Du für mich, Duck?“
„Wie kann es sein, dass ich mit Palmer spreche, aber doch eher mit Dir?“, beantwortete Donald Mallard die Frage mit einer Gegenfrage und hob eine Augenbraue. Gibbs zuckte mit den Schultern: „Ich bin gar nicht da. General O’Neill hat mir gerade Zugriff zu einer Technologie gegeben, die er „Kommunikationssteine“ nennt. Ich weiß nicht, wie lange ich die Verbindung aufrecht erhalten kann – also, wenn Du mit mitteilen könntest, was Du weißt, wäre ich Dir sehr verbunden.“
Ducky nickte, stand wieder auf und ging zum Videoschirm: „Es wäre viel einfacher gewesen, wenn Du dich über die Videokonferenz gemeldet hättest.“
In diesem Satz lag nur ein Hauch von Vorwurf, der größte Teil war Amüsement. Palmer war von Gibbs besessen – ein interessantes Gedankenspiel.
Kurz versuchte der Pathologe, sich mit einem Räuspern eine freie Kehle zu verschaffen, ehe er sich an Gibbs/Palmer wandte: „Unser junger Captain hat irgendeinen Satz gehört, der ihn so hat reagieren lassen.“
Sein Freund mit dem Gesicht seines Kollegen und dem Geist seines Chefs nickte: „Ja, Cal hat gesagt, dass Traceless irgendwas von ‚Flensburg’ gesagt hatte und ihn das wohl etwas wütend werden lies.“
„Die Torheit der Jugend, Jethro.“, lächelte Ducky ein melancholisches Lächeln, „Daran können wir uns doch noch sehr gut erinnern, oder?“
Gibbs, im Körper von Palmer, nickte und sagte: „Oh, Doktor Mallard, ich erinnere mich…“
Kurz stockte der junge Mann, legte überlegend den Kopf schief und schaute sich um: „Ich muss kurz ohnmächtig geworden sein. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich sei gerade wo anders gewesen.“

Die Tür öffnete sich und Agatha, die den Kopf Cals in ihren Schoß gebettet hatte und seinen Haarschopf streichelte, schaute den Eindringling an. Gibbs zuckte mit den Schultern: „Es ist eigentlich genau so, wie der Captain es gesagt hat.“
„Sag ich doch.“, grinste Agatha, „Was uns wieder zur Kernfrage zurückbringt – wo könnte sich Traceless aufhalten?“
Jack, der in diesem Moment ebenfalls den Raum betrat, schaute die XO lächelnd an: „Sag mal, könnte euer Scann-Dingsi nicht irgendwie versuchen, ihn ausfindig zu machen?“
Dies lies die XO mit den Schultern zucken: „Nein – das habe ich schon Tony und Ziva erklärt. Faszinierenderweise können wir jeden Menschen auf dem Planeten lokalisieren, aber bei Traceless versagt diese Technologie jedes Mal.“
Ein breites Lächeln erschien auf den Zügen des Generals: „Vielleicht braucht ihr auch einfach nur jemanden, der das Ding aufmotzen kann?“

Sam Carter zog den Bauch ein und sich dann durch die engen Wartungsröhren, die irgendein Witzbold nach den Jeffriesröhren der Starfleetschiffe konzipiert und sie durch die komplette GEORGE HAMMOND hatte ziehen lassen, wie durch einen schweizer Käse.
„Wenn ich den in die Finger kriege…“, murmelte sie und versuchte, mit ihrem Tablett-PC einen Überblick über die Schiffsfunktionen zu erhalten.
Das, was sie sah, stimmte sie nicht unbedingt glücklich und ließ sie ein „Super“ seufzen.
Das Seufzen wurde noch deutlich-genervter, als der Tablett-PC kurz flackerte. Irgendwie lies sich der Gedanke, dass da jemand etwas gegen sie hatte, nicht von der Hand weisen. Doch als sie das Gesicht General O’Neills sah, konnte sie gar nicht anders, sie musste lächeln.
„Hey, Carter.“, hörte sie die rauhe Stimme ihres Chefs und fühlte sich, wie in alten Zeiten. Ihr 1000-Watt-Lächeln wurde eine Spur heller.
„Sir“, grüßte sie und schaute ihn fragend an. Wenn er sie über ihren Tablett-PC kontaktierte, war die Sache so ernst, dass sie keinen Aufschub duldtete. Ansonsten hätte er sie ja auch über den normalen Kommunikationskanal rufen können und gewartet.
Jacks Lippen verzogen sich zu einem frechen Grinsen: „Wenn Sie da sowieso rumschweben – was halten Sie von einem kleinen Tripp zur DRAGONFLY, um die Sensoren ein wenig aufzumotzen?“
„Ist das eine Fangfrage?“, lächelte die hübsche Astrophysikerin, „Sie müssten mich erschießen, um mich davon abzuhalten.“
„Das hab ich heute nicht vor. Halten Sie sich fest, Carter, Jill holt sie rüber.“

Kopfschmerzen waren nicht so ganz seines. Das fand Alexander Strange immer wieder. Aber manchmal gab es keine Alternative – wenn man immer nur auf diese selben Knöpfe schaute, wenn man immer nur einen beschränkten Ausblick hatte und immer nur die selbe, andauernd gleiche Routine erlebte – irgendwann rebellierte der Kopf. Für Alex tat er das seit heute Morgen und endlich hatte er sich dazu aufrappeln können, dem stellvertretenden, stellvertretenden, stellvertretenden Stellvertreterkommandanten – also sich selbst – Bescheid zu geben und einzugestehen, dass er sich nicht wohl fühlte. Er entlies sich mit dem Befehl, zum Arzt zu gehen und mit der Order an seine Zwillingsschwester Alexandra, seinen Posten auf der Brücke zu übernehmen. Die Tür zur Krankenstation öffnete sich und den jungen Piloten traf eine vollkommen faszinierende Erkenntnis. Entweder musste stand ein Streik an, von dem er nichts wusste, oder aber Gina hatte ihren Krankenschwestern frei gegeben. Sie selbst saß, den Blick auf ihn gerichtet, in ihrem Stuhl im Büro, und lächelte ihn freundlich an.
„Hey, Doc.“, sagte er, trat näher und massierte sich die Schläfe: „Ich hab Kopfschmerzen, kannst Du mir da vielleicht etwas geben?“

Die Ärztin reagierte nicht, schaute ihn weiterhin an und lächelte.
Kurz überlegte er, ob sie ihn eventuell nicht verstanden hatte – was blödsinnig war – dann bemerkte er die Anwesenheit einer weiteren Person im Raum. Sie hielt eine Art Stift auf Gina gerichtet, dessen Spitze eine Art Lampe war. Sie leuchtete grün und ihre Intensität schwoll an und wieder ab, an und wieder ab.
Die Person erkannte er in dem Moment, als sie ihn anblickte etwas zu Gina sagte, das ihn schlucken lies.
„Betäub ihn.“

Alexander taumelte einen Schritt zurück, versuchte von Traceless und der komischen Lampe zu fliehen, als plötzlich Leben in den athletischen Körper der blonden Italienerin trat. Sie war auf den Beinen, zog ihren Phaser, legte auf ihn an und feuerte.
Den Treffer spürte er schon nicht mehr, fürchtete aber, bevor es endgültig dunkel um ihn wurde, dass die Kopfschmerzen beim Aufwachen immer noch präsent wären.
 
Der Alarm lies Sam und Jill zusammenzucken.
Gerade vor einigen Sekunden war die drahtige Blonde materialisiert und vond er Transporterplattform gestiegen, als sich das Licht verdunkelte und ein nahezu enervierend-lautes Geräusch einen Alarm verkündete. Die rote Beleuchtung, die in Aktion trat, verriet, dass es Alarmstufe rot war und Jill reagierte blitzschnell. Sie betätigte ihren Kommunikator: „Menacer an Masterton? Was ist da los?“
„Ein Phaserschuss wurde in der Krankenstation abgegeben.“, erklärte der Mann am anderen Ende der Kommunikationsverbindung: „Ich sende einige Offiziere nach unten.“
„Gute Idee. Ich bringe Colonel Carter eben zu ihrem Arbeitsbereich und stoße dann dazu.“
„Verstanden.“
Eine gewisse militärische Zweckmäßigkeit breitete sich in solchen Fällen immer aus – was durchaus nachzuvollziehen war.
Die taktische Offizierin der DRAGONFLY klopfte Sam auf die Schulter und sagte: „Komm, wir gehen.“

Mit einem leichten Klackern meldete sich der Kommunikator Agathas zu Worte. Verwirrt schaute sie zu Jack und Gibbs, betätigte das Gerät und sagte: „Agatha Silverbird hört?“
„Agatha?“
Das war Ginas Stimme und sie klang aufgewühlt: „Agatha, kannst Du mich hören?“
„Ja, wieso, was ist los?“
Verwirrung begann, sich über die ebenen und attraktiven Gesichtszüge der XO zu legen, „Was ist passiert?“
„Er… war hier.“
Die Stimme der hübschen Ärztin verriet, dass ihr gerade vermutlich dicke Tränen die hübschen Wangen herunterrannen. Eine ihrer besten Freundinnen weinte? Gerade Gina? Dieselbe Gina, die vor knapp 4 Jahren, als das Projekt DRAGONFLY in Gang gesetzt wurde, den vermeintlichen Tod ihres kommandierenden Offiziers, Exfreundes, besten Freundes und Geliebten ihrer besten Freundin mit einem harten Schlucken und einem „Ich habe verstanden“ verarbeitet hatte? Dieselbe Gina, die die Trennung von Cal zwar mit einer großen Packung Schokoladepralinés, aber ohne explosiven Gefühlsausbruch überwunden hatte? Eben jene Gina, die ihr, Agatha, wann immer sie ihre Stärke nicht mehr zu halten vermuchte, als Vorbild diente, wie sie stolz und aufrecht dastand?
Diese Gina weinte, weil jemand – vermutlich Traceless – auf der Krankenstation aufgetaucht war?
War dies Möglich?
„Traceless?“, versuchte sich die XO zu vergewissern, was in einem weiteren Weinanfall Ginas endete, ehe sie schluchzte und ein klägliches „Ja“ von sich gab. Und ehe Agatha merkte, wie ihr geschah, hörte sie ihre Freundin sagen: „Er hat mich dazu gebracht, Alexander zu betäuben. Er hat mich… mißbraucht.“
Und in diesem Moment schlug die Traurigkeit Ginas in Wut um.
„Ich beam mich hoch“, sagte Agatha, „Keine Sorge, ich helf dir.“
„Kannst Du bitte Cal mitbringen? Ihr beiden seid ein so eingespieltes Team…“, fragte die Ärztin an und Agatha, Gibbs und Jack warfen einander verblüffte Blicke zu. Dann nickte die XO – etwas, das die Ärztin, aufgrund der lediglichen Audio-Verbindung logischerweise nicht sehen konnte – und sagte: „Klar, logisch. Er schläft gerade nur etwas. Aber wir kommen gleich hoch.“
„Danke.“, schniefte Gina und beendete die Verbindung.
Agatha holte tief Luft, ging neben Cal in die Knie und schüttelte ihn sanft, ehe sie ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der Captain stöhnte schläfrig, schlug die Augen auf und strahlte seine XO an: „Hab ich Dir schon mal gesagt, dass Du sexy bist?“
„Mehr als einmal.“, lies sich die XO vernehmen, nahm seine Hand und half ihm in die Sitzende: „Wir müssen auf die DRAGONFLY. Gina hatte Besuch von Tracy-boy.“
Gibbs räusperte sich: „Entschuldigung, wenn ich so dazwischen gehe. Aber ich finde die Sache alles andere als vertrauenswürdig. Wenn Traceless an Bord ist, kann es eine ausgeklügelte Falle sein.“
Agatha nickte: „Stimmt – was können wir tun?“
„Ich hab da schon eine Idee.“, sagte der Chefermittler, „Wenn ich dürfte?“
Agathas Blick folgte dem Seinen auf ihre Brust und sie nickte: „Natürlich.“

Auf der Brücke der DRAGONFLY schien momentan ein Alarm nach dem Anderen los zu gehen. Die Beleuchtung war dunkel, die Klaxone der unterschiedlichen Alarmkategorien piepsten und in Mitten des Chaos versuchten zwei Senior-Offiziere, die Ruhe zu bewahren. Alexandra Strange warf hektisch einen Blick auf die Navigationskonsole und vermeldete mit einer rauchig-melodiösen Stimme: „Ich empfange etwas. Ich weiß nicht, was es ist, ich weiß nur, dass es Kurs auf uns nimmt. Oder so ähnlich.“
Angus Masterton hob seinen massigen Kopf, betrachtete seine Konsole und wandte sich dann an Alexandra: „Die Sensoren spielen verrückt und der Computer ist besoffen.“
Die hübsche Brünette nickte: „Vermutlich hast Du recht, Angus.“
Und gerade, als man versuchen wollte, der Computerfehler, die in den Fenstern der Konsolen aufpoppten, Herr zu werden, meldete sich der Kommunikator zu Wort: „Verdammt, hier ist Cat. Kann mich da oben einer hören?“
Alexandra legte ihren Kopf schräg, betätigte ihren Kommunikator: „Cal, bist Du das?“
„Nein, Du Mikaela-Banes-Verschnitt, ich bin Lawrence von Arabien! Natürlich bin ich Cal! Wieso macht mein Schiff mehr Krach als jede beschissene Disko?“
„Das wüssten wir auch gern.“, antwortete die Frau, der ein leichtes Lächeln über das hübsche Gesicht huschte, „Aber schön, euch wieder an Bord zu haben.“
„Schön wieder da zusein.“, meldete sich Agatha, „Ich nehme an, Gina ist immer noch in der Krankenstation?“
„Soweit wir wissen.“, schaltete sich Masterton ein und man konnte bei dem sich nun meldenden Cal hören, dass er anscheinend drei- bis vier Mal überlegen musste, mit wem er da gerade sprach.
„Angus Masterton“, sagte er schließlich mit der Sicherheit des großen Sternenflottenoffiziers der er nicht war, „Wieso könnt Ihr mir nur Näherungsinformationen geben?“
„Unsere Sensoren sind ausgefallen.“, erklärte Masterton und man konnte ein genervtes Stöhnen Cals hören: „Sag bloß, Scotty und Sam haben den Computer kaputt gekriegt.“
„Eher weniger, Cal“, mischte sich die Stimme Sams in die Diskussion ein. Masterton konnte ganz deutlich einen sehr amüsierten, aber auch sehr tadelnden Tonfall in ihrer Stimme wahrnehmen, als sie fortfuhr: „Wir versuchen gerade das, was immer da kaputt ist, zu reparieren.“
Alexandra lächelte: „Das ist gut zu hören. Erm… Cal? Ich glaube der Weg zu Gina ist gangbar.“
„Okay.“
Und schon war die Verbindung beendet.
Einige Sekunden später stellte Masterton zwar fest, dass seine Konsole meldete, dass ein erneuter Transport stattgefunden hätte, aber die Meldung war so schnell wieder verschwunden, dass der Offizier sie als einen weiteren Computerfehler einstufte.

Die Tür zur Krankenstation öffnete sich, Cal und Agatha betraten den Raum und schauten sich um. Gina kniete weinend neben Alexanders leblosem Körper. Die hübsche Rothaarige eilte mit wehenden Haaren zu ihren beiden Freunden, legte beruhigend eine Hand auf Ginas Schulter und tastete mit der anderen Hand nach dem Puls des Mannes. Sie wandte sich an Cal: „Er ist wirklich nur betäubt.“
„Das ist gut zu hören.“, sprach der Captain und trat näher, als sich plötzlich Gina aufrichtete, ihre Arme fest um Agatha schloss und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Der Effekt war dramatisch. Die hübsche Rothaarige sackte in sich zusammen, als habe man ihr die Fäden durchgeschnitten.
„AGATHA!“, schrie Cal, riss seine Waffe hoch, zielte auf Gina, die grausam lächelnd den Mund öffnete und nur ein Wort sagte: „Erdbeerparfait.“
Dunkelheit schlug über Cals Bewusstsein zusammen.

Der Körper der XO fühlte sich an, als sei er mit Steinen gefüllt und sie war sich sicher, dass an ihren Augenlidern mindestens ein 10 Kilo-Gewicht hing. In ihrem Kopf summte es und sie fühlte sich gut. Wieso sollte sie sich wehren?
Doch diese kleine, nervige Stimme in ihrem Inneren, die viel zu sehr nach ihr selbst klang, forderte sie auf, sich nicht diesem angenehmen, warmen Gefühl, das über ihren Körper wogte, hinzugeben, sondern jede Unze ihres Willens darauf zu konzentrieren, aus diesem Zustand entkommen zu können.
Andererseits, stellte eine andere Stimme, die nach Gina klang, die Frage, warum sie das alles auf sich nahm.
Und wenn sie ehrlich war, stellte sie sich die Frage von Sekunde zu Sekunde selbst, von Augenblick zu Augenblick, in denen die Augenlider so schwer, so blei…bleischwer wurden.
„Nein“, hörte sie jemanden – sich selbst? – knurren und spürte, wie ihr Willen wieder in ihren Körper zurückkehrte. Sie rappelte sich auf, stemmte sich auf den Armen ab, versuchte, durch intensives Kopfschütteln die Spinnweben, die sich um ihre Denkstube gelegt hatten, von eben jener zu verbannen… ihr Blick wurde schärfer.
Hinter Gina stand jemand.
„Alpha Prime“, hörte sie die samtweiche, sich in ihren Gehörgang schmeichelnde, Stimme Ginas und all jener Widerstand, den sie gerade aufgebaut hatte, wurde von einer heranrasenden Woge der Lethargie, der Benommenheit und eines nebulösen Glücksgefühls weggewischt. Gerade, als sie dabei war, sich der sanften Stimme Ginas und ihrem Befehl, schlafen zu gehen, ergeben wollte, stellte sich ihr Blick kurz komplett scharf und sie sah, wie Traceless hinter Gina stand, beide Hände auf je eine Schulter gestemmt und lächelnd. Und da fiel ihr auch auf, dass der Blick ihrer Freundin genau so leer war, wie der ihre sein musste.

„Trace…less“, stöhnte plötzlich neben ihr Cal und in einem beinahe schon bewundernswerten Akt der Selbstbeherrschung kämpfte sich der Captain aus der Liegenden in den Stand, den Phaser auf die Ärztin und den Verbrecher gerichtet.
Das maliziöse Lächeln, dass Ginas volle Lippen umspielte, kontrastierte mit dem leeren Blick, der in ihren Augen zu sehen war: „Erdbeerparfait.“
Und plötzlich, als habe man den Boden unter seinen Beinen weggezogen, sackte Cal in sich zusammen, kam mit dem Kopf an ihrer Schulter zu liegen.
In einem Akt von nahezu herculaeischer Anstrengung kämpfte sie zumindest ihren Arm nach oben, sodass ersich um Cals Schulter schlingen konnte.
Der Atem der hübschen Frau ging stoßweise, als sie in sein Ohr keuchte: „Wir… müssen… kämpfen.“

Dann hörte sie, wie Traceless etwas sagte – sehr laut.
„Ihr habt sie doch nur benutzt!“; schrie er anklagend, „Ihr habt ihre Gefühle zu euch ausgenutzt, damit sie euch dienstbar ist!“
„Nein“, hauchte Cal, „Das… würden… wir…“
„Erdbeerparfait!“, heulte Traceless, „Schlaf wird über dich kommen und du wirst…“
Der laute Knall, der über ihr losging, lies Agatha zusammenzucken und plötzlich war alles wieder normal. Die Zeit, von der sie sekündlich den Eindruck bekommen hatte, sie verginge zähfließend, wie Wackelpudding, kehrte zu ihrer normalen Geschwindigkeit zurück und sie fühlte, wie ihr Körper ihr wieder gehorchte. Traceless taumelte zurück, während Agatha an dem sich gerade aufrappelnden Cal vorbeipreschte, Anlauf nahm und sich mit voller Wucht und vollem Körpereinsatz auf Gina warf. Beide Frauen gingen zu Boden.
In diesem Moment war Traceless wieder auf den Beinen, gleiches galt für Cal. Der Captain hatte seinen Phaser in der Hand, schrie „TRACELESS!“ und erstarrte, als der Verbrecher erneut das Erdbeerparfait bemühte. Erneut gingen Schüsse los. Links und Rechts von Cal schälten sich plötzlich die vertrauten Gestalten Ziva Davids und Tony DiNozzos aus den Schatten, legten auf den Verbrecher an und feuerten erneut.
Traceless keuchte auf, taumelte zurück und rutschte an der Wand herunter – Blut war zu sehen.
„Buzz!“, schrie Gina, „NEIN!“
Und in diesem Moment wurden sie alle geblendet.

Als Gina wieder klar denken konnte, kniete sie schon neben einem bewusstlosen Tony DiNozzo, tastete nach seinem Puls und nickte Ziva David beruhigend zu: „Keine Sorge – was auch immer uns getroffen hat… es wird ihn bald wieder zu sich kommen lassen.“
„Ja.“, sagte Ziva und schaute sich verschlafen um, „Aber wo ist Traceless?“
„Schwerer zu halten als ein Sack Flöhe.“, murmelte Agatha, die gerade auf Gina zukam, sie in den Arm nahm und ihr in die Augen sah: „Du weißt, dass das, was Traceless gesagt hat, nicht wahr ist? Wir lieben dich – also Cal und ich.“
Gina nickte und die hübsche XO schloss ihre Freundin in die Arme: „Es tut mir so leid.“
„Muss es nicht – was kannst Du schon dafür?“
Und damit gab sie Gina einen Kuss auf die Stirn.

wenig später

Die bunten Schleier des Teleportationsvorganges waren kaum verschwunden, da war Leroy Jethro Gibbs schon in Bewegung. Er eilte los, von der Transporterplattform, durch die Tür in den Korridor. Es war kaum zu fassen. Traceless war ihnen schon wieder entkommen? Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass die Crew der DRAGONFLY auf ihrem eigenen Schiff einen Heimvorteil hätte – aber anscheinend traf dies nicht zu. Andererseits, wenn er bedachte, dass auch die Navy Basis von Traceless infiltriert worden war und der Verbrecher, ohne Spuren zu hinterlassen, verschwunden war. Gibbs konnte sich nicht helfen, er musste leicht grinsen. Kein Wunder, dass der Typ „Traceless“, also Spurlos, hieß. Als Gibbs die Tür zur Krankenstation erreicht und sie sich geöffnet hatte, wurde er von der Ansicht seiner zwei Agenten begrüßt, die ihre Waffen zogen und sie auf ihn richteten.
Verdammt, selbst wenn es ihm fernlag, sich selbst zu loben, aber er musste eines zugeben – er hatte sie wirklich gut trainiert.
Der Grauhaarige Specialagent hob die Hände, schaute Ziva und Tony an und nickte: „Gut gemacht. Aber ich bin Gibbs.“
Direkt neben seinem Ohr konnte er eine weitere Waffe fühlen, die gegen seinen Kopf gepresst war. Aus den Augenwinkeln konnte er Cal sehen, der den Phaser gezogen und ihn auf ihn gerichtet hatte. Mit einem grimmigen Lächeln sagte der Captain: „Sorry, wir können kein Risiko eingehen. Davon hatten wir heute schon genug.“
Kurz pausierte er, ehe er nur ein Wort sagte: „Gina?“
Die Ärztin kam aus ihrem Büro auf ihn zu, lächelte ihn entschuldigend an – man konnte merken, dass ihr diese Haltung ihres Captains ein wenig peinlich war – und zog ein Hypospray hervor. Sie presste es gegen seinen Hals, entnahm dann dem Gegenstand eine Phiole roten Blutes und schwenkte es ein wenig herum.
Dann legte sie das Hypospray und die Phiole auf den Rollcontainer, auf dem auch andere medizinische Gerätschaften lagen.
Sie wandte sich an Cal und nickte: „Wenn Du mich fragst - er ist es.“
Gibbs konnte fühlen, wie der Captain den Druck auf die Waffe langsam verringerte. Dann legte sich ein weiteres Lächeln auf die Lippen des Special Agenten: „Kann man solche Blutproben nicht fälschen?“
Sofort war der Druck auf seinen Kopf wieder da.
„Keine Bewegung, Traceless.“, bellte Cal, was Gibbs tatsächlich ein wenig taub werden lies.
„Ich sagte nicht“, knurrte er daher, „Dass ich Traceless bin, ich stellte nur fest, dass es doch sicherlich Möglichkeiten gibt, die Technik zu täuschen. Und ausserdem, warum sollte ich euch einen Tipp geben, um herauszufinden, dass ich wirklich Traceless bin, wenn ich Traceless wäre.“
Gina warf Cal aus ihren meerblauen Augen einen Blick zu und nickte: „ich glaube, er sagt die Wahrheit.“
„Meinst Du?“, schoss Cal zurück, „Ich weiß nicht. Er könnte doch auch einfach darauf spekulieren, dass wir nicht denken würden, dass Traceless uns einen Tipp geben würde, wie man ihn finden würde. Also gibt er uns den Tipp, damit er unverfänglich ist.“
„Aber es gäbe doch andere Methoden.“
Die Ärztin der DRAGONFLY schien nicht wirklich überzeugt und Cal, der gerade Luft holen wollte, eine weitere Erklärung abzusetzen, zuckte zusammen, als Tony plötzlich lachte. Dass ihm dies einige, schräge Blicke eintrug, dürfte verständlich sein. Dies bemerkend, räusperte sich der Halbitaliener und sagte: „Entschuldigung – ich… ich musste nur gerade an Fluch der Karibik denken. Die beiden Typen, die das Boot bewachen sollen.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon Du redest, Tony, aber… es interessiert mich auch nicht.“, ließ sich der Captain der DRAGONFLY vernehmen und verstärkte den Druck seines Phasers gegen Gibbs Kopf: „Ziva, wenn Du so nett wärest…“
Die hübsche Israelin nickte, trat auf Gibbs zu und sah ihm tief in die Augen.
Sie waren blau. Eisblau. Sie konnte so viel Schmerz sehen, soviel Liebe, soviel…
„Er ist es.“
„Du scheinst Dir sehr sicher zu sein, Ziva.“, murmelte der Captain und lies den Phaser sinken. Die Israeli zwinkerte ihm zu: „Wenn ich meinen Boss nicht erkennen würde, wäre ich ein schlechter Special Agent, meinst Du nicht auch, Cal?“
Überlegend den Kopf schieflegend, schauten nussbraune Augen in nussbraune Augen, der Captain trat näher und versuchte anscheinend, in ihren Augen etwas zu lesen.
Sie lächelte mitleidig: „Vergiss es, Cal, dazu muss man Jahre lang üben – ich hab es auch erst nach dem vierten Test richtig herausgefunden.“
„Vielleicht könntest Du es mir ja dennoch beibringen?“, fragte der Captain und sie legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Ich schaue, was ich tun kann, okay?“
Irgendwie klangen ihre Worte extrem vertröstend. In dem Moment, in dem sie genau das bemerkt hatte, schien auch Cal geschnallt zu haben, wie es klang und seufzte enttäuscht, was sie dazu brachte, aufmunternd zu lächeln: „Hey, ich muss das erst Tony beibringen. Und wenn ich dann noch Lust, Zeit und Muße habe, dann trainiere ich dich gerne. Solange kannst Du ja mal mit Gina üben. Oder mit Agatha.“
Cal schüttelte den Kopf: „Vergiss es. Ich schau denen in die Augen, die sagen irgendwas und ich bin weg. Ich weiß auch nicht, wie sie das machen, ich weiß nicht mal, was das für ein Wort ist – ich bin einfach weg.“
Ein Lächeln lief über die vollen Lippen der hübschen Israeli: „Vielleicht können dir die beiden ja beibringen, wie man einem klassischen Trigger widersteht. Du hast es immerhin geschafft, dich gegen die Hypnose durch Traceless zu wehren.“
„Was mich zum Punkt bringt.“, mischte sich Gibbs ein und Ziva merkte, dass der Special Agent sehr ungehalten war, „Wie konntet ihr ihn wieder entkommen lassen?“
„Das is nicht ihre Schuld.“, bemerkte in diesem Moment Sebastian ‚Scotty’ Middlegate aus dem Büro der Ärztin. Er betrat die Krankenstation und hielt ein Ding – eine Gerätschaft – in den Händen. In der Hauptsache war es rund und silbern glänzend.
Cal wandte sich dem Ding zu: „Eine Goa’Uld-Schockgranate? Ich kann mich gar nicht an das schrille Heulen des Dings erinnern.“
„Vielleicht ist sie ja auch modifiziert.“, bemerkte der große Chefingenieur, warf sie Gibbs zu und zog sich die Gummihandschuhe aus, die er wegen der Fingerabdrücke getragen hatte, „Wenn ihr mich entschuldigen wollt – ich muss zusammen mit Sam einige Sensorenphalanxen rekalibrieren.“
Damit wollte er sich schon umdrehen, als Cal ihn am Arm griff: „Scotty, du weiß schon, dass sie vergeben ist? Ich meine – sie hat Daniel. Und…“
Er räusperte sich, stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr: „… sie sind bald auf dem Weg nach Dakara.“
Die Reaktion des Chefingenieurs war zu erwarten. Der Mann wurde bleich wie ein Leintuch, schaute Cal entsetzt an und hauchte: „Da müssen wir doch was tun.“
Der Captain schüttelte schweigend den Kopf.

Sam Carters Herz raste.
Es tat einfach gut, sie fühlte sich so lebendig, wie eigentlich immer, wenn sie sich mit technischen Problemen beschäftigen durfte. Die Sensoren der DRAGONFLY aufmotzen? Das heißt, sie durfte in die tiefsten Tiefen des Computerkerns eintauchen, sich mit den Algorhythmen beschäftigen, die sie seit Jahren faszinierten und natürlich sich mit den damit verbundenen Problemen herumschlagen. Sowas machte für eine kreative Problemlöserin, wie es Sam nun mal war, mehr Spaß, als das, was andere Frauen in ihrem Alter so als „Spaß“ bezeichneten. Als sie vor Jahren mit Daniel und Jack in den Kinofilm „Transformers“ gegangen war, hatte sie sich mit dem Charakter der Mikaela identifizieren können – insofern, als dass auch sie schon damals, auf der Highschool, mehr über Technik und Physik gewusst hatte, als jeder andere Mitschüler. Bei Mädchen und Jungs ihres Alters machte es sie dummerweise unpopulär – bei den Mädchen, weil sie viel zu jungenhaft war und sich für Sachen wie „Schminke“ einfach nicht interessierte. Die Jungs sahen ihre heraufdräuende Männlichkeit durch dieses Mädchen bedroht und beschlossen sie zu ignorieren, wo es nur ging. Gut – ihr war es egal gewesen. Anfangs hatte es wehgetan, als der Starquarterback, T.J. Treyter, sie dann doch für irgend ein dummes Blondchen sitzen lies, aber… es ging und geht um mehr, als nur darum, wie cool man in der Highschool war und wie perfekt der jeweilige Partner.
Das Traurige war – solche Sachen ändern sich nicht.

Als sie kürzlich mit Cassandra, ihrer Pflegetochter, gesprochen hatte, stellte sich heraus, dass sie denselben Zwängen unterworfen war, wie Sam vor knapp 26 Jahren. Es kam immer noch darauf an, die Zeit mit der richtigen Clique zu verbringen, die richtige Freundin zu haben und so weiter. Und anstatt, dass man dagegen anging, sagten die meisten Eltern: „Ja, es ist schrecklich – aber das ist das Leben.“

Und, vor knapp 5 Jahren erfuhr sie – die Zeiten werden sich auch nicht ändern. Vor knapp 5 Jahren traf sie auf die Crew der DRAGONFLY und Cal, der knappe vier Jahre im 21. Jahrhundert verbrachte und mit SG-1 auf Missionen ging, hatte ihr einmal, in einer stillen Stunde, bei der man sich über alles mögliche unterhielt, gestanden, dass es auch in der Zukunft auf die richtige Peer-Group ankam, was einer der Gründe war, weswegen das Teen Squadron Projekt anfangs nicht so gut besucht war. Erst Gina und Agatha hatten einige der Klassenkameraden dazu bewogen, das Projekt zu wagen. Dies hatte er ihr allerdings erzählt, als er und Sam, nebeneinander auf der Couch saßen, beide ein Glas Rotwein in der Hand und Cal schon ziemlich betrunken war. Was bei dem Captain nicht schwer zu erreichen war, er trank so gut wie nie.

Sam seufzte und riss sich in die Realität zurück. Der Computerkern wollte neu gestartet werden und Scotty war kurz auf die Krankenstation verschwunden. Das war praktisch – so konnte sie sich dem Problem allein widmen. Sie überbrückte diverse Schaltkreise und betätigte einige Tasten. Hoffentlich klappte das alles. Sie hielt die Luft an und atmete erleichtert aus, als kein Fehleralarm lospiepte und keine Computerstimme sie sanft darauf hinwies, dass ihr ein Fehler unterlaufen wäre. Das Panel, an dem sie gearbeitet hatte, wies einen kleinen Bildschirm auf, auf dem sie diverse Zeilen Kommandocode lesen konnte.

restarting sensor phallanx… complete
starting primary search routine… enabled
restarting “project catsghost”… complete
restarting…

Sam runzelte die Stirn.
“Project Catsghost?”, murmelte sie, „Was kann das sein?“
Und gerade, als sie die dafür notwendigen Dateien aufrufen wollte, meldete der Computer etwas.


Der Raum, in dem sie gerade saß, war eine ziemlich genaue Nachbildung des Verhörraumes, wie er im NCIS-Hauptquartier in Washington zu finden war. Eine Tatsache, die Gina Intrupper irgendwie beunruhigte. Als sich die Tür öffnete und Special Agent Leroy Jethro Gibbs hereinkam, hatte sie plötzlich das Gefühl, als Beschuldigte dazusitzen.
„Wollen wir nicht lieber alle zusammen Traceless fangen?“, schlug sie vor und schluckte unbehaglich, als sie in diesem Blick dieser eiskalten, blauen Augen gefangen war.
Gibbs sagte nichts.
Das hatte er nicht nötig. Seine komplette Masche war darauf ausgelegt, bedrohlich zu wirken, ohne tatsächlich etwas zu tun, die Informationen mit einem Minimum an eigentlicher Handlung aus einer Person herauszubekommen. Der Agent schaute sie an, nahm sich eine Akte und lies sie vor ihr auf den Tisch gleiten. Sanft, beinahe zärtlich, öffnete der Mann die Akte, schaute sich das Foto darin an und legte es so, dass Gina genaueren Einblick hatte.
 
„Captain Thaddeus Alexander Stone.“, sagte sie. Es war nicht notwendig, mehr zu sagen. Die Bordärztin schaute den Special Agenten an, blaue Augen bohrten sich in blaue Augen, ehe sie sich räusperte: „Mein Bruder hat ihn nicht umgebracht.“
„Nein, aber es ist interessant zu wissen, wieso wir damals auf Sie getroffen sind.“
Gina Intrupper seufzte, lehnte sich zurück und schaute den Special Agent an: „Captain Stone arbeitete für die Sternenflotte. Sein gesamtes Büro wurde von uns gestellt, ebenso wie das Haus und die Identität. Das seine Ermordung Sternenflottenoffiziere auf den Plan rufen würde, ist also logisch und unvermeindlich. Zieht man dann noch den Fakt dazu, dass die drei Herren Riker, Troi und Turner als Täter gebrandmarkt wurden, hat man eine wunderbare Geschichte am Laufen. Nur eine Sache macht da keinen Sinn.“
„Warum wollte Traceless Turner, Troi und Riker tot sehen und hat dafür Ari engagiert ?“
Gina blickte ihn überrascht an: „Sie denken tatsächlich, dass mein Bruder ihren Serienkiller in diese Zeit geholt hat?“
„Haben Sie einen anderen Verdächtigen?“
Gibbs klang tatsächlich ein wenig angenervt – allerdings irgendwie auch gelangweilt.
Er schaute die Bordärztin an, die nachdenklich den Kopf schieflegte: „Nein, eigentlich nicht. Und eigentlich macht es sogar Sinn – wenn man überlegt, dass Deanna Troi Traceless enttarnen könnte…“
Sie stockte und starrte den Special Agent erschrocken an: „Das… das heißt, die ganze Sache ist unsere Schuld?“
„Mehr oder weniger.“, erklärte der Mann und schaute Gina an: „Hören Sie, ich mache Ihnen keinen Vorwurf – nicht deswegen. Interessanter ist natürlich, weswegen Sie Traceless entkommen ließen.“
Die Ärztin riss schockiert den Mund und die Augen auf, schaute den Grauhaarigen an, ehe sich ihre Augen zu Schlitzen verengten: „Hören Sie, ich habe ihm nicht freiwillig geholfen.“
Nun schlich sich eine Spur Entrüstung und Wut in die Stimme der hübschen Blonden: „Ich weiß ja nicht, ob Sie schon mal unter Hypnose waren, Special Agent Gibbs, aber…“
„Soweit ich weiß, kann man unter Hypnose nichts tun, was man nicht auch so tun würde.“, schnitt Gibbs ihr das Wort ab und Gina verstummte kurz, ehe sie weitersprach: „Das ist in sofern richtig – aber ich würde meinem Bruder nie helfen, einfach so zu entkommen.“
„Wie kann ich da sicher sein?“
Gina lehnte sich vor: „Sie vertrauen doch Ziva. Warum vertrauen Sie dann nicht mir?“
„Ziva ist in meinem Team. Ich habe Seite an Seite mit ihr gekämpft. Sie , Doktor Intrupper, kenne ich nicht.“


Cal verfluchte in Gedanken die interne Kommunikation. Gerade hatte er sich hingelegt, gerade hatte sein Kopf Kontakt zum Kopfkissen und seine linke Hand Kontakt zu Agathas Hüfte hergestellt, als plötzlich der Kommunikator begann, auf sich aufmerksam zu machen. Die sanfte Stimme Sam Carters erklang: „Cal? Du wirst es nicht glauben, ich hab was gefunden.“
Der Angesprochene seufzte, beugte sich über Agatha, gab ihr einen Kuss, in den er alle Leidenschaft lud, die er momentan empfand, ehe er mit den Augen rollte und sich dann aus dem Bett.
„Ja, Sam, was gibt’s?“, fragte er mit einer gewissen Genervtheit, die man ihm hier ob der Situation auch nicht unbedingt übelnehmen wollen würde.
Die Kommunikationskonsole flammte auf, Sams blaue Augen leuchteten förmlich, als sie auf dem Bildschirm erschien und ihn ansah: „Erstmal – schickes Outfit.“
Cal stockte, schaute an sich herunter und seufzte: „Ich zieh mir ein Hemd an.“
Das „Oh, nicht nötig“, von Agatha wurde von Sam in der selben Modulation gesprochen und der Captain rollte mit den Augen, ehe er sich ein Hemd überzog.
„Sorry“, murmelte er zu Agatha und schaute dann zu Sam: „Was habt ihr?“
Die hübsche Blonde zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Es ist auf jeden Fall auf einem Orbit um die Erde und kommt auf uns zu. Ich vermute, wir stellen in knapp 10 Minuten Kontakt her.“
Kurz schenkten sich XO und Captain einen Blick, dann wandte sich Cal zurück zu Sam: „Wir sind gleich auf der Brücke. Cat Ende.“
Damit beendete er die Kommunikation, drehte sich um und betrachtete, die gerade aus dem Bett steigende Agatha Silverbird.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen.
Die XO bemerkte seinen Blick, schaute an sich herunter und seufzte: „Ich zieh mir meine Uniform an.“
„Nur keine Eile.“, grinste Cal und duckte sich, als sie ein Kissen nach ihm warf.

Keine fünf Minuten später öffnete sich die Turbolifttür und Cal, sowie Agatha betraten die Brücke. Der Captain stellte noch seine Kleiderordnung richtig, ehe er zu Alexa blickte: „Und, was gibt’s?“
Die hübsche Brünette zuckte mit den Schultern: „Sag du es mir. Du hast hier einiges an Zeit verbracht.“
Damit deutete sie auf den Bildschirm.
„Was ist das denn?“, fragte Cal, als er das Schiff auf dem Monitor betrachtete. Es war – nicht mal annähernd starfleetmäßig, einnerte von weitem eher an ein Schiff der X303er Serie, wie es die GEORGE HAMMOND war. Allerdings war ihm kein Schiff geläufig, dass auf seiner Schnauze ein großes V spazieren trug.
Er wandte sich an Jill, die ihn mit einem Schulterzucken ansah, das er sofort erwiderte: „Freund-Feind-Kennung?“
„Lass ich laufen, kleine Sekunde.“, erwiderte die hübsche Blonde und lies ihre grazilen Finger über die Tastatur gleiten.
Währenddessen näherte sich das Schiff immer weiter und Cal wandte sich an Agatha: „Die Freund-Feind-Kennung muss eindeutig schneller laufen. Setz es auf Scottys To-do-liste für Today.“
„Werde ich machen.“, erwiderte seine XO. In diesem Moment räusperte sich Jill: „Sir, ich hab den Scan gerade drei mal durchlaufen lassen – es ändert nichts am Ergebnis. Das Ding ist unbekannt.“
„Und wie ist die Bewaffnung?“
„Vorhanden und – nicht unbedingt etwas, mit das wir uns anlegen wollen würden.“, erklärte die taktische Offizierin. Cal nickte und spürte plötzlich den warmen Atem Agathas in seinem Nacken. Er wandte sich zu ihr: „Und was nun?“
„Keine Ahnung… ruf sie?“
„Gute Idee.“, sagte er, wandte sich an Jill, ehe er stoppte und zu Agatha blickte: „Und was wenn die nicht mit uns reden wollen?“
„Dann machen sie uns platt.“, meldete Jill von ihrer Konsole. Cal schaute sie an, schluckte: „Danke für diese Information. Na dann… ruf mal.“

Ziva David wirbelte herum und verpasste dem Angreifer einen Tritt gegen das Kinn. Dieser ging mit einem schmerzvollen Laut zu Boden. Schnell zog sie ihre Pistole, überprüfte sie auf Ladung und schlich weiter. Das Holodeck war schon ein wirklich sehr interessanter Trainingsort – besser als ihr regelmäßiges Ausdauertraining in „Marios Muskelpalast“, zu dem es sie jeden Freitag abend zog. Zwar stählte die Verbrecherjagd beim NCIS die Muskelpartien der hübschen Israeli zu genüge, dennoch wollte sie sich auch mal ein wenig Spaß gönnen – und da war ein Besuch in einem Fitnessstudio eigentlich ganz praktisch. So konnte man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Hier im Holodeck konnte sie jedoch nicht nur ihren Körper stärken, sondern auch ihre Reaktionszeit verbessern. Das wurde zwar auch in schöner Regelmäßigkeit im NCIS gemacht, meistens dann, wenn man kollektiv zum Schießstand ging, aber hier war es dann doch nochmal eine Spur anders. Hier konnten sie und Tony trainieren, sich in quasi realistische Situationen hineinversetzen und nachher – so hatte man ihr erklärt – war es sogar möglich, diese Trainigsession genauer zu betrachten und festzustellen, wo die Fehler lagen.
Das Magazin der simulierten Baretta lag schwer und kalt in ihrer Hand, als sie die Waffe nachlud. Auch die Pistole als solche hatte noch keine Hauttemperatur angenommen, noch würde sie es jeh tun. Aber das war ihr ganz recht. Dieses Ding war ein Werkzeug, im Zweifelsfall eine Tötungsmaschine. Eines der letzten Gefühle, die man damit verbinden sollte, war Wärme oder „Behaglichkeit“.

Als ihr Angreifer sich ihr näherte, brauchte sie keine fünf Sekunden, um das zu tun, was ihr Instinkt ihr riet. Sie hob die Waffe, zielte und schoss. Das grelle Mündungsfeuer war etwas, woran sie sich inzwischen gewöhnt hatte. Am Anfang – als sie sich beim Mossad ihre allerersten Sporen verdient hatte, war es dieses Mündungsfeuer gewesen, das ihr am Unangenehmsten war. Grell und das damit verbundene Geräusch war so laut gewesen. Auch der Fakt, dass sie tötete, war am Anfang einfach nur unerträglich gewesen.
Eli, ihr Vater, hatte ihr jedoch allzubald eingeschärft, dass die Menschen, die sie umbrachte, solche waren, die sie, ohne zu zögern, töten würden. Und nicht nur sie. Ihre Freunde, ihre Familie… und das alles, weil sie es nicht übers Herz gebracht hatte, abzudrücken.
„Sie würden dich töten, Ziva. Ohne mit der Wimper zu zucken.“, hörte sie die Stimme ihres Vaters in ihren Ohren.
Konnte man es ihr verübeln, dass sie im Laufe der Jahre innerlich verrohte und sich eine zweite Persönlichkeit als flirtend-spielerisches Mädchen zulegte?

Als sie Gibbs getroffen hatte, war es ihr, als hätte er sie auf Anhieb durchschaut. Der Mann war gut. Er hatte sie nur einmal mit diesen eisblauen Augen ansehen müssen und sofort erkannt, wie es in ihr wirklich aussah. Und er war es gewesen, der die Zweifel an ihrem Bruder geweckt hatte. An ihrem Bruder – an ihrem Vater – an ihrer Mission.
Hier, in D.C. hatte sie zum ersten Mal tatsächlich angefangen, zu leben . Ihre Herkunft, ihre Familie konnte sie nie vergessen – und darum ging es auch gar nicht – aber spätestens, als sie tatsächlich als Agentin und nicht nur als Verbindungsoffizier, beim NCIS zu arbeiten begann – spätestens zu diesem Zeitpunkt fühlte sie sich frei. Sie gehörte hierher.

„ZIVA, ACHTUNG!“, erklang hinter ihr die Stimme Tonys und ehe er die letzte Silbe des Wörtchens „Tung“ ausgesprochen hatte, gellte ihre simulierte Baretta los. Sie hatte den Angreifer gesehen und wollte ihn in Sicherheit wiegen. Der nächste Knall drang aus der simulierten Dienstwaffe Tonys und Ziva wirbelte herum. Direkt vor ihr stand ein Typ, der irgendwie sehr erstaunt dreinblickte. Hatte sie ihn tatsächlich übersehen? Sie blickte an dem Typen vorbei, zu Tony, der immer noch da stand, die Waffe erhoben und den Typen anvisierend. Dann lächelte er ihr zu: „Hey, lass dich auch mal retten.“
Sie grinste gut gelaunt: „Oh, danke, mein Held.“

„Okay – dann gib Alarmstufe Gelb und versuch, wer auch immer das ist, mal guten Tag zu sagen.“, befahl Calvin Nathan Cat in diesem Moment auf der Brücke der DRAGONFLY.
„Kanal offen, du kannst sprechen.“, sagte die taktische Offizierin. Der Captain nickte ihr zu, wandte sich zum Bildschirm und sagte: „Hier spricht Captain Calvin Cat vom Föderationsraumschiff U.S.S DRAGONFLY. Mit wem hab ich das Vergnü…gen?“
Er stockte.
Auf dem Bildschirm stand ein Mann vor einer sehr metallisch wirkenden Wand, trug eine Starfleetuniform und einen braunen Hut auf dem Kopf.
„Captain Linkara von der Comicron 1 hier.“, meldete er sich und Cal runzelte die Stirn.
„Linkara? Comicron one?“
Er wandte sich an Agatha: „Kennen wir den?“
„Eigentlich nicht.“, zuckte die XO mit den Schultern, „Aber… ich kenn auch nicht jeden Starfleetcaptain.“
Sam, die gerade die Brücke betrat, stoppte, prallte zurück und rieb sich die Augen.
„Das gibt es nicht.“, grinste sie dann und wandte sich an Cal: „Wie kommst Du dazu in diesem Moment ‚Atop the fourth wall’ zu schauen?“
Der Captain der Sternenflotte runzelte verblüfft die Stirn: „Atop the… was?“
„Naja“, räusperte sich Sam und schaute zum Bildschirm: „Er reviewt Comic-Bücher.“
„Comics?“, echote Agatha, schaute zu Cal und klopfte ihm auf die Schulter: „Nerds unter sich?“
Schulterzuckend blickte der Captain der Sternenflotte den anderen Mann mit der Sternenflottenuniform an und machte eine hilflose Geste: „Sorry, ich kenn Sie nicht. Von welcher Flotte sind Sie?“
„Flotte?“, fragte der Mann mit dem Hut zurück. Er wirkte nun auch ein wenig ratlos, räusperte sich und sagte: „Nimueh? Identifiziere das Raumschiff an Backbord.“
Sofort erfüllte eine sehr angenehm-klingende Frauenstimme den Raum.
„Analysiere… analysiere. Analyse abgeschlossen. Raumschiffkonfiguration entspricht einem Schiff aus dem Star Trek – Seriencanon. Ähnlichkeit zu U.S.S. Voyager vorhanden. Seriennummer anders, Name ebenfalls. Lese Seriennummer und Raumschiffname.
U.S.S. DRAGONFLY NCC 0815-A. Nähere Daten unbekannt.“
„Nimueh, analysiere und vermute - wo könnte dieses Schiff seinen Ursprung haben.“
Erneut erfüllte die angenehme Frauenstimme sowohl die Brücke der DRAGONFLY, als auch den Ort, an dem Captain Linkara stand.
„Aufgrund der Form des Schiffes, der Strahlung, die dem Antrieb entweicht, die Ionenspur, die es hinter sich her zieht und der Nomenklatur ist es eine logische Annahme, dass dieses Schiff aus dem Star Trek Universum entstammt.“, erklärte der Computer und Linkara runzelte die Stirn: „Könnte es sich dabei nicht einfach nur um einen weiteren Versuch von Lord Vyce handeln, uns zu schaden?“
„Analyse und Hypothese: Negativ.“
Der Reviewer hob eine Augenbraue.
„Das ist es?“, fragte er und runzelte fragend die Stirn, „Nur Negativ ?“
„Korrekt“, bestätigte der Computer, „Diverse Fakten – nicht zu letzt der von Ihnen gewählte, momentane Aufenthaltsort Lord Vyces – lässt die Theorie nicht zu.“

Auf der Brücke der DRAGONFLY hörten die Offiziere diesen Austausch der Informationen mit gerunzelter Stirn mit und irgendwann räusperte sich Cal: „Erm… wer ist Lord Vyce?“
„Unerheblich.“, unterbrach in diesem Moment Agatha und drehte den Captain zu sich: „Schatz, wir haben momentan dringlichere Probleme. Darf ich Dich mal an unseren Tracy-Boy erinnern, der auf der Flucht ist?“
Kurz blickte der Captain beschämt zu Boden, ehe er nickte und sich an Jill und Sam wandte: „Sagt mal – wie siehts aus? Sind die Sensoren soweit?“
„Der erste Suchlauf läuft schon, Cal.“, grinste Sam, „Was meinst Du, wie ich den Typen mit dem Hut gefunden habe?“
„Guter Punkt.“, nickte der Captain ihr zu, wandte sich dann an Agatha und klopfte ihr sanft auf die Schulter: „Dann werden wir Tracy ja bald haben.“
„Ja, so in knapp 4 Monaten.“, sagte der Colonel der Air Force, was Cal dazu brachte, zu schlucken: „Erm… hab ich mich da gerade verhört? Vier Monate ? Ich hab Gibbs in der Astrometrie innerhalb von 5 Sekunden gefunden.“
„Hey“, rechtfertigte sich die hübsche Blonde, „Gibbs zu finden war ja einfach – Ihr hattet ja einen ungefähren Anhaltspunkt. Jetzt ist Traceless komplett… erm… traceless. Wie in „Verschwunden.“. Das heißt – wir scannen die komplette Erde nach einer spezifischen DNA.“
„Und das ist hier nicht X-Men.“, stellte Jill fest, „Wir können hier nicht Patrick Stewart mit dem Rollstuhl reinholen, damit er ihn sucht.“
Cal rollte mit den Augen: „Und… könnten wir das irgendwie beschleunigen?“
„Wenn wir die GEORGE HAMMOND dazuziehen, können wir die Zeit signifikant verkürzen. Ich schätze, dass wir es dann in knapp 2 Monaten haben werden.“, erklärte Sam – was den Captain der DRAGONFLY dazu brachte, zu seufzen und sich auf seinem Platz niederzulassen.
Er schnappte sich ein PADD, gab ein paar Befehle ein und seufzte: „Gut – besser als gar nichts. Wenn Du die HAMMOND informieren könntest…“
In diesem Moment räusperte sich der Mann auf dem Bildschirm.
Des Captains Kopf ruckte hoch: „Ja, Captain Linkara, was gibt’s?“
„Nun – wir haben auch noch Sensoren. Und ich bin sicher – drei Schiffe sehen mehr als zwei.“
Cal grinste: „… und er hat einen Plan.“
Dann räusperte er sich, schaute zu Jill und Sam: „Wie lange würde es jetzt dauern?“
„Lass mich das mal machen.“, sagte der Reviewer: „Nimueh? Analyse und Hypnothese – wie lange würde es dauern, wenn die DRAGONFLY, die GEORGE HAMMOND und die COMICRON-ONE nach einer spezifischen DNA suchen würden?“
„Analysiere“, erscholl wieder die Stimme, „Knapp 14 Tage.“
„Vierzehn Tage? Aber ich muss noch…“, Linkara stoppte, als sich Nimueh wieder meldete: „Achtung, Angriff auf das Hologramm steht bevor.“
„Okay“, sagte Linkara und man konnte hören, dass er sich sicher war, einen Plan zu haben, „Ich muss unsere Konversation beenden. Aber – ich melde mich wieder.“
Damit war er vom Bildschirm verschwunden.
Der Captain der DRAGONFLY wandte sich an seine Crew und Sam: „Na, dann können wir nur hoffen, dass er – was immer er vorhat – beendet, denn wir brauchen das Schiff wirklich. 14 Tage sind besser als 2 Monate.“
Er zuckte mit den Schultern und schaute zu Jill: „Naja, egal – lass den Scanvorgang schon einmal laufen.“
„Und… wenn ich mal so fragen darf, wollen wir uns irgendwie aufteilen? Ich meine, 7 Milliarden Menschen wollen gescannt werden – das können wir nicht einfach von einer Stelle aus bewerkstelligen.“, fragte Agatha. Dies brachte die hübsche blonde Air Force Offizierin Samantha Carter dazu, zu lächeln: „Ich würde ja vorschlagen, wir verteilen uns um den Globus. Die DRAGONFLY kümmert sich um die USA, Mittel- und Südamerika, die HAMMOND nimmt sich den europäischen Teil und Afrika vor und wenn Linkara uns helfen sollte, könnte er sich um den Asiatischen Teil und Ozeanien kümmern.“
„Das klingt nach einem Plan.“, meinte Jill von ihrer Position aus.
Cal nickte: „Gut… dann machen wir es so.“
Er stockte, als wäre ihm etwas eingefallen, wandte sich an Agatha, holte Luft, etwas zu sagen, lies es dann jedoch bleiben. Seine Freundin schaute ihm in die Augen, als suche sie dort etwas – eine verborgene Wahrheit, eine Erkenntnis, eine Frage? – klopfte ihm dann sanft auf die Schulter und nickte: „Geh.“
Der Captain nahm sie kurz in den Arm, wandte sich dann an Sam und salutierte: „Wir sehen uns nachher.“ Dann machte er sich auf den Weg.
„Wo gehst Du hin?“, fragte Jill. Cal blieb kurz vor dem Turbolift stehen und schaute seine taktische Offizierin an: „Ich werde mit Gibbs sprechen.“


Die Tür des Holodecks war hinter ihm zugeglitten, er hatte der Bordärztin Zeit gegeben, sich über ihre Worte klar zu werden, über ihre Implikationen und über ihren momentanen Stand.
„Gibbs!“, hörte er hinter sich eine Stimme und wandte sich um. Calvin Cat kam auf ihn zu, ihn vorwurfsvoll anblickend.
„Dürfte ich erfahren, warum Sie meine Bordärztin verhören?“, fragte er und in seiner Stimme lag eine gewisse Schärfe. Der Special Agent schaute ihn aus seinen eisblauen Augen an, machte eine Geste, als wolle er in einem ironischen Tonfall „Wenn Sie darauf bestehen…“ sagen, und blickte den Captain dann an: „Wenn Sie meinen, dass ihre Bordärztin ihrem Bruder nicht geholfen hat.“
„Hat sie nicht. Ich kenne Gina – sie ist absolut loyal.“
„Captain“, setzte Gibbs an, „Ich…“
„Nein, Gibbs.“
Cals Stimme hatte nun noch mehr Schärfe angenommen, in seinen Augen blitzte es entschlossen und er funkelte den Special Agent an: „Meine Crew untersteht mir. Ich vertraue ihr und ich vertraue ganz besonders meiner ersten Offizierin und meiner Bordärztin. Und noch was – ich weiß nicht, wie die Sache beim NCIS gehandhabt werden, aber bei mir an Bord herrscht keine Sippenhaft.“
Damit stieß er seinen Finger in Gibbs Brust und funkelte ihn weiter an: „Ich weiß nicht, ob Sie Ziva vertrauen, ungeachtet der Taten ihres Halbbruders und ihres Vaters, aber ich vertraue Gina. An Bord wird niemand verurteilt und ich verlange von Ihnen, Gibbs, dass Sie die Mitglieder meiner Crew mit dem Selben Respekt behandeln, mit dem ich Mitglieder Ihres Teams behandeln werde.“
In den Augen des Senior Special Agents funkelte es amüsiert.
„Captain?“, setzte er erneut an und konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen, als der Captain ihn wieder unterbrach:
„Nein, Senior Special Agent Gibbs. Diese Crew ist meine Familie. Sie sind meine Freunde. Ich liebe und vertraue jedem einzelnen von ihnen. Und bevor Sie irgendein Mitglied meiner Familie beschuldigen, sich mit Traceless eingelassen zu haben, können Sie noch viel eher mich verdächtigen. Und wir haben schon darüber gesprochen, dass ich eher dem Teufel die Hand schütteln würde, als diesem Saftsack zu helfen.“
Gibbs räusperte sich, versuchte ernst zu bleiben, was ihm zum ersten Mal in seinem Leben mislang. Er schaute seinem Gesprächspartner in die Augen, „Ich kann Sie voll und ganz verstehen. Nur… wie soll ich sagen? Ich hab Gina befragt und bin mir sicher, dass Sie Traceless nicht gehlfen hat.“
Cal stoppte.
„Erm… bitte?“, fragte er mit seinem ihm eigenen ziemlich unintelligenten Gesichtsausdruck und blickte zu Gibbs herab: „Soll das heißen, ich … ich hab meinen besten Auftritt in dieser kompletten Geschichte verschwendet, um mich vor meinen Lesern mal wieder so richtig schön zum Deppen zu machen?“
„Scheint so.“, sagte Gibbs, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Machen Sie sich nichts draus. Sowas passiert.“
„Gut, dann…“, machte Cal und deutete hinter sich auf die Turbolifttür: „Bin ich mal wieder auf der Brücke.“
Er wollte sich gerade umdrehen, als sich der Special Agent räusperte: „Nicht so schnell. Ich Möchte ja ein komplettes Profil unseres Täters haben – und daher brauche ich alle Informationen. Wenn Sie mich also unterstützen wollen würden?“
„Warum nicht?“, grinste Cal, „Wir haben sowieso knappe 2 Monate totzuschlagen.“
Gerade, als Gibbs fragen wollte, was der Captain damit meinte, meldete sich der Kommunikator Cals.
„Silverbird an Cat?“
„Ja, Cat hier?“
„Captain Linkara ist wieder auf dem Schirm.“


Tony DiNozzo spähte kurz in Richtung der Tür, durch die Ziva gerade verschwunden war. Er ahnte, was sie im Bad vorhatte und am liebsten würde er ihr da gerade Gesellschaft leisten, aber, der Fakt, dass ihm gerade sämtliche Muskeln wehtaten, über die er verfügte, lies schon das Aufstehen zu einer Tortur werden. Das Trainingsprogramm hatte sie richtig hart arbeiten lassen – da war alles dabei, von kurzen Sprinteinlagen, um irgendwelche Bösewichte zu kriegen, über einen Faustkampf, Schießereien in Lagerhallen, sogar ein Tauchgang, um einen USB-Stick zu bergen war im Paket gewesen. Tony hoffte inständig, dass die Sternenflotte ihnen nie ein solches Holodeck verkaufen würde. Wobei er sich denken konnte, dass Ziva argumentationstechnisch die komplett andere Schiene bediente, während die Klänge der sonischen Dusche ihren Körper massierten. Vermutlich würde wäre sie der Meinung, dass sowas gerade ihm, Tony DiNozzo, sehr zu pass käme.
Sein Körper, dessen Bauchmuskeln gerade über ihre unwürdige Behandlung protestierten, als er versuchte aus der Liegenden wieder in die sitzende Position zu kommen, würde ihr vermutlich recht geben, gleichzeitig aber auch ihm.
Und als er lag, merkte er, wie alle Anspannung von ihm wich, wie die Entspannung über ihn brandete, wie Wellen. Seine Augenlider flatterten kurz, dann lies er sich mit einem sanften „Mmmh“ in Schlummer sinken. Und als Ziva David das Badezimmer verließ, ihr Haar bei jedem Schritt schwingend und ihn anlächelte, bemerkte sie, dass er schon eingeschlafen war.
Sie schüttelte amüsiert den Kopf, legte sich neben ihn und lies sich ebenfalls in die dunklen Schleier des Schlafes sinken.
Kurz, bevor es dunkel wurde, dachte sie noch: „Gerade jetzt bräuchtest du wirklich ein Deo, Tony“ – aber dann war sie eingeschlafen.
 
Der Mann mit dem Hut war wieder auf dem Bildschirm zu sehen – dieses mal saß er auf einer grünen Couch vor einer weißen Wand.
„Hallo, und willkommen bei „Atop the fourth wall“ – da, wo die schlechten Comics brennen.“.“, sagte er, was Cal dazu brachte, verblüfft eine Augenbraue zu heben: „Ja und… erm… Wenn mir eine clevere Antwort einfällt, melde ich mich.“
Er wandte sich verblüfft an Jill, die mit den Schultern zuckte: „Das ist sein Standardspruch. Damit begrüßt er die Zuschauer seiner Reviews. Ich hab mir die Mühe gemacht, ihn mal in den Erddatenbanken nachzuschlagen. Hier bitte.“
Damit überreichte sie dem Captain ein PADD, das er aufmerksam durchlas. Kurz stockte er, wandte sich dann an Jill und sagte: „Okay, wenn das alles zutrifft, was da zutrifft, dann sollten wir der Entität keine Chance geben.“
„Entität?“, fragte Agatha, Cal gab ihr das PADD, das nun von ihr ein aufmerksames Studium erfuhr. Dann wandte sie sich an den Captain: „Du weißt schon, dass das die Storyline für eine Serie ist?“
Der Angesprochene deutete auf den Bildschirm: „Und wie kommt der dann dahin?“
„Hey!“, sagte Linkara in diesem Moment, „Seid Ihr fertig?“
Cal drehte sich zu ihm um: „Ja, sorry, Captain. Was gibt es denn?“
„Wir sind mit dem Angriff fertig geworden und ich hab Nimueh befragt. Wir haben genug Kapazitäten um Ihnen zu helfen.“
„Na, das is ja mal großzügig.“, grinste Cal, „Danke – ehrlich.“
„Gut, wonach suchen wir denn?“
„Traceless.“, sagte der Captain, „Er ist eine Art Formwandler, der… erm… okay, sagen wir so… stellen Sie sich Mystique vor… nur in Männlich. Und mit mehr Klamotten.“
Agatha tippte ihm auf die Schulter: „Du hättest auch die Gründer als Beispiel verwenden können. Ich meine, er hat eine Starfleet-Uniform an. Er wird wohl ein Star Trek Fan sein.“
Cal stockte, schaute seine Freundin an und zuckte dann mit den Schultern: „Erm… stimmt. Okay – also – der Mann ist gefährlich. Wir … ich kann nicht oft genug betonen, dass wir ihn fangen müssen .“
Er schaute dann wieder zu Linkara, der nachdenklich den Kopf schieflegte und dann nickte: „Alles klar – ich hab die nötigen Ressourcen, ich helfe Ihnen.“
Damit räusperte er sich und klopfte auf seinen Kommunikator: „Nineties-Kid? Begib Dich auf die Comicron One und scanne nach einer spezifischen DNA.“
„Duuuuude“, erklang eine Stimme, die Cal schon nach den ersten fünf Sekunden Kopfschmerzen einbrachte, „Nach DNA…“
„Schon gut, Nineties-Kid.“, sagte Linkara und rollte mit den Augen, „Hat sich erledigt.“
Erneut betätigte er den Kommunikator: „Nimueh? Scann nach der spezifischen DNA die dir gleich zugesendet wird.“
„Sie mussen nur Asien und Ozeanien scannen.“, erklärte Jill, was Captain Linkara mit einem Augenrollen quittierte: „Ich nehme nicht an, dass dies in ein paar Stunden geschafft sein wird. Aber – ich hab ja Zeit.“
„Bestätige.“, hörte man wieder die angenehme Stimme einer Frau und Cal wandte sich an Jill: „Dann schick mal die Daten rüber.“
„Daten sind unterwegs.“
„Daten erhalten.“, sagte Nimueh, „Ich beginne mit der Analyse. Geschätzte Zeit bis zum Ende des Suchlaufes – 2 Wochen.“
Der Captain räusperte sich: „Ich danke Ihnen, Captain Linkara. Wenn ich mich irgendwann revanchieren kann, sagen Sie bescheid.“
Damit nickte er Jill zu und die Verbindung wurde abgebrochen.
Cal wandte sich an Agatha und lächelte ihr zu: „Zwei Wochen – das ist doch wirklich etwas.“
Damit zog er sie an sich und gab ihr einen Kuss.
Die taktische Offizierin schaute den Captain mit einem warmherzigen Lächeln an, als plötzlich ein Piepsen der Konsole ihre Aufmerksamkeit erhaschte.
„Cal?“, sagte sie, „Wir haben Verbindung mit der HAMMOND und der Comicron one. Das heißt – wir können unseren Suchlauf beginnen.“
„Gut“, grinste der Captain, „Das klingt doch nach guten Neuigkeiten.“

Zwei Wochen später

„Und, wie läuft es mit Ziva?“
Wenn man gerade dabei ist, zu frühstücken, sind Fragen von solcher Natur dazu geeignet, das man sich verschluckt. Der treue Dackelblick des Mannes auf dem Bildschirm lies Tony mit den Augen rollen. Doktor Daniel Jackson lächelte ihn freundlich an, als der Halbitaliener seine Atemwege geräumt hatte und wieder frei atmen konnte. Sein „Woher wissen Sie das?“, klang dennoch ein wenig gehetzt und irgendwie um mindestens eine Oktave höher.
Das wissende Lächeln das Anthropologen lies ihn verzweifeln.
„Ich habe die Blicke gesehen, die sie Agent David zuwerfen. Und es ist keine Schande, sich in eine Arbeitskollegin zu verlieben. Aber, ehe man das bemerkt, ehe man es zulässt und erkennt – das dauert. Ich kenne es von mir selbst. Jahre lang habe ich gedacht, dass sie mir so viel bedeutet, wie eine Schwester. Dann aber merkte ich, dass ihr Lächeln mein Herz schneller schlagen lies – und das es anders ist, als bei anderen Frauen. Ihr Lächeln, ihre Art zu gehen, ihre Intelligenz, ihr … einfach alles. Ich fühle mich so lebendig, wenn ich bei ihr bin.“
Tony nickte verschworen: „Das Gefühl kenne ich. So geht es mir bei Ziva auch.“
„Und irgendwann ging es los, nicht wahr? Erst mit der Stillung der Körperlichen Begierde?“
Die Fragen des Anthropologen hatten sich in den letzten zwei Wochen als sehr direkt herausgestellt. Und irgendwie mochte Tony genau das. Wenn er Daniel sah, fühlte er sich an einen McGee erinnert, der durchaus aus der Zukunft kommen könnte. Leicht geeky, eine sehr schnelle Auffassungsgabe, ein potentieller guter Kumpel, der sich nicht die Butter vom Brot nehmen lies. Daniel war ein McGee, der sein McGee erst noch werden musste.
Vielleicht war es deshalb so einfach gewesen, sich über die letzten zwei Wochen mit ihm zu befreunden?
Sie hatten sich bei einem Kennenlerndinner, das Cal an Bord der DRAGONFLY hatte ausrichten lassen, getroffen. Dort waren alle anwesend. Die Crew der DRAGONFLY trug schicke, weiße Galauniformen, das Major Response Team hatte sich ebenfalls in Schale geschmissen (Ziva und Abby hatten an diesem Abend einfach nur umwerfend ausgesehen) und selbst die Crew der Comicron One war aufgetaucht. Ein Typ namens Harvey Finevoice hatte gesungen – allesamt alte Klassiker aus den 40er Jahren, bei denen sich Ducky offenbar wieder richtig lebendig fühlte, und Tony hatte das erste Mal zumindest die Brückencrew der GEORGE HAMMOND kennengelernt. Natürlich waren auch sie in Gala-Uniform aufgetaucht.
Und dann hatte er Daniel Jackson getroffen. Bald schon waren der Anthropologe, die Air Force Colonel und die beiden NCIS-Agenten Ziva und Tony in regem Informationsaustausch beschäftigt. Ziva und Daniel wechselten einige Worte in Israelisch, während Sam und Tony nur verblüfftes Staunen über die Sprachfertigkeit des Mannes übrig geblieben war. Und wie Sam ihm mit ihren verzaubernd-grauen Augen erzählt hatte, verblüffte sie ihr Freund regelmäßig aufs Neue. Was nur all zu fair war, denn sie überraschte ihn auch mit schöner Regelmäßigkeit. Und zum Ausklang des ganzen Abends hatten sie sich versprochen, wenn sich die Gelegenheit bot, miteinander zu reden.

So wie heute.
Daniel hatte ihn von Bord der HAMMOND aus angerufen – er war mal wieder in seinem und Zivas Gästequartier auf der DRAGONFLY. Nachdem sich das Major Response Team einmal die Woche zum Besuch auf dem Schiff angekündigt hatte, war der Captain so freundlich gewesen, ihnen einige Gästequartiere zu reservieren, eine Einladung, die das Team gerne angenommen hatte.
Ziva war gerade unter der sonischen Dusche – etwas, das sie an Bord der DRAGONFLY mit großer Leidenschaft tat. Offenbar genoss sie es, dass die Dusche eben kein Wasser verströmte, sondern Klänge.
„Hallo, Erde an DiNozzo?“, riss ihn die Stimme Jacksons aus den Gedanken. Der Halbitaliener blinzelte und versuchte, sich wieder ins Hier und Jetzt zurückzufinden, ehe er bemerkte, das Statik – oder besser gesagt – Pixelstürme den Empfang zur HAMMOND erschwerten.
„Daniel?“, fragte er, „Die Verbindung wird schwächer. Was hast Du gerade gesagt?“
Nichts.
Kurz flackerte das Bild nochmal, er konnte Daniel sehen, der verblüfft dreinblickte, dann brach die Kommunikation ab.
Und gerade, als er zum Replikator gehen wollte, um auf der Brücke nachzufragen, was da los wäre, sprang das Schiff auf Alarmstufe rot.
Die Tür flog auf, Ziva betrat, in BH und Höschen, den Wohnbereich – ein Anblick, der Tony normalerweise gefallen hätte, aber die Atmosphäre eignete sich nicht für Liebesspiele. Schnell und mit unerhörter Effizienz zog sich die Israeli an und nickte zu ihrem Partner herüber.

„Was ist hier los?“, erklang Gibbs Stimme auf der Brücke. Agatha richtete sich auf, schaute Gibbs an und sagte vier Wörter, die sie in den letzten Wochen selten gesagt hatte: „Ich weiß es nicht.“
Sie holte Luft, wandte sich an Jill, die hektisch über ihre Konsole gebeugt irgendwelche Daten überprüfte.
„Wir haben Kontakt zur HAMMOND verloren.“, erläuterte die hübsche Rothaarige und blickte zu Gibbs, „Aber wir wissen nicht, woran das liegen könnte.“
„Na großartig.“, murmelte Cal, der aus seinem Büro kam, „Ich bin gerade dabei, mit Sam die neuesten … Sage mal, könnte mal einer diesen Krach ausstellen?“
Sofort ward es Stille im Raum.
Der Captain atmete tief durch: „Und ich dacht schon, der Krach hört gar nicht mehr…“
Er stockte und schaute Gibbs an: „Fragen Sie mich nicht, was hier los ist, Gibbs.“
Meeeeenschenwesen , erklang plötzlich eine sehr sanfte Stimme – quasi von überall her.
„Okay“, sagte Cal und nickte Agatha zu: „ Dat is nun wirklich neu.“
In diesem Moment räusperte sich Jill: „Captain? Wir haben eine ungefähre Position von Traceless. Er ist in Kanada. Die genauen Koordinaten sende ich an den Transporterraum.“
„Gut“, sagte Gibbs und wandte sich an Cal: „Wir schnappen ihn uns.“
Er wollte sich umdrehen.
„Hey!“, stoppte Cal ihn.
Der Special Agent wandte sich um, schaute den Captain ungeduldig-fragend an. Dieser zwinkerte ihm zu, nahm seinen Kommunikator ab und warf ihn Gibbs zu: „Viel Glück.“
Gibbs nickte dem Captain zu, wandte er sich um und war auch schon im Turbolift verschwunden.
Cal schaute ihm nach, wandte sich an Agatha und seufzte enttäuscht: „Eigentlich hatte ich gehofft, die vier nach unten zu begleiten.“
Ihn anlächelnd klopfte Agatha ihm auf die Schulter: „Keine Sorge, Schatz. Deine Stunde wird kommen.“
„Na, hoffentlich.“
Erneut piepste Jills taktische Konsole: „Sir? Ich habe eine Sonde zu der Position der HAMMOND geschickt.“
„Und?“
„Sie ist weg.“
Cal und Agatha schauten erst sich verblüfft an, dann blickten beide zu Jill: „Wie – weg?“
„Weg. Verschwundibus.“, erklärte diese und winkte den Captain zu sich. Dieser war sofort auf den Beinen, eilte zu ihr und blickte ihr über die Schulter.
„Das sind die Koordinaten.“, erklärte die hübsche Taktikerin, „An der die HAMMOND planmäßig sein sollte.“
„Ist sie nicht?“, fragte Cal und Jill nickte: „Ist sie nicht.“
Der Captain seufzte, lehnte seinen Kopf gegen eine Querverstrebung und murmelte ein „Verdammt“, ehe er sich an Agatha wandte: „Okay, mir schwant Übles. Vermutlich müssen wir gleich an mehreren Fronten ermitteln. Das kann nur…“
Er stockte, als erneut die sehr sanfte Stimme erscholl, dieses Mal mit einem Lachen.
Cal blickte zu Agatha, zuckte mit den Schultern, doch diese schien plötzlich durch ihn hindurchzublicken und deutete hinter ihn.
Der Captain wandte sich um und stockte erneut.
Auf dem Bildschirm erschienen die Worte: „Time’s up. I can see you.“
„Was zum Teufel…“, murmelte der Captain.
Dann brach die Hölle los.

Ziva und Tony waren gerade auf dem Weg zum Turbolift, als ihnen Gibbs entgegen kam.
„Wir haben Traceless gefunden. Packt euer Zeug und zieht euch warm an.“, sagte er mit seiner berühmten Politik der sparsamen Worte.
Ziva schaute ihn verwundert an: „Warm anziehen, Gibbs?“
Diese Frage stellte sie, wie eigentlich immer, mit diesem fast kaum wahrnehmbaren Hauch an Ironie. Gibbs stoppte, schaute sie an und in seinen grauen Augen funkelte Jagdfieber: „Er ist in Kanada.“
Als dann der Alarm wieder zu heulen anfing, blickten sich die Mitglieder des Major Case Response-Teams überrascht an, ehe Gibbs den beiden zunickte. Sie eilten zurück in ihr Quartier und kamen nach einigen Sekunden wieder umgezogen heraus. Militärische Präzision.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen des Chefermittlers.


„Bericht.“, sagte der Captain in just diesem Moment und schaute seine taktische Offizierin an. Diese beugte sich über ihre Konsole, betätigte einige Tasten und zuckte hilflos mit den Schultern: „Ich… ich hab keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sich die Comicron One entfernt und das…“
Sie brach ab und seufzte.
„Ich hab die Sensoren verloren.“
Captain und XO wechselten besorgte Blicke und der Captain war auf den Beinen, um zu Jills Konsole zu gehen.
„Vermutlich so, wie wir es gelesen haben, oder?“, fragte er, was Jill und Agatha dazu brachte, zu nicken. „Japp, so wird es sein.“
Der Captain betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Middlegate? Kannst Du mir für noch knappe 5 Minuten volle Energie garantieren?“
„Mehr auch nicht.“, erklang die Stimme des Chefingenieurs, „Der Warpkern wird langsam so feuergefährlich…“
„… wie ein Weihnachtsbaum?“, hörte man die Stimme McGees, „Vielleicht kann ich noch mithelfen.“
Cal und Agatha schauten einander verblüfft an: „Special Agent McGee? Sollten Sie nicht bei Gibbs und den anderen sein?“
„Das ist schon in Ordnung.“, ertönte die Stimme Gibbs aus dem Kommunikator: „Ich nehme an, sie können unseren Computertechniker gerade sehr gut gebrauchen.“

Im Maschinenraum der DRAGONFLY blickte McGee zu seinem Team herüber. Wieso hatte er gerade das Gefühl, dass er sie für eine lange Zeit nicht sehen würde?
Dennoch konnte er sich nicht helfen, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Danke, Boss.“
Die Antwort Gibbs bestand in einem einfachen Nicken – was auch sonst? – dann machte sich McGee daran, auf die Tastatur der Konsole vor ihm einzuhacken.
Gibbs wandte sich ab, machte sich auf den Weg zum Transporterraum, gefolgt von Ziva und Tony.
„Was meinst Du, was hier los ist?“, fragte Ziva und Gibbs zuckte mit den Schultern: „Was es auch immer ist. Elfenkönig ist gut dafür geeignet.“
Dann betätigte er den Kommunikator, den er von Cal erhalten hatte: „Cat? Hier Gibbs. Ich wollte nur sagen – halten Sie das Schiff zusammen, bis wir wieder oben sind. Und passen Sie uns auf McGee auf!“
„Werden wir machen.“, ertönte die Stimme Cals aus dem Gerät und Gibbs war der Meinung, dass er ein amüsiertes Lächeln hören konnte, „Passt auf euch auf.“
Der Wechsel vom offiziellen „Sie“ ins inoffizielle „Du“ lies Ziva lächeln: „Machen wir Cal. Passt Ihr auch auf euch auf.“
„Versuchen wir.“, antwortete Agatha, „Und jetzt beeilt euch, wir wissen nicht, wie lange wir die Energie noch halten können. Es wäre sehr unpraktisch, wenn Traceless das nutzen könnte.“
„Wird er nicht.“
„Deine Zuversicht möchte ich haben, Ziva.“, flüsterte Tony und zuckte zusammen, als Gibbs ihm einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste. Dann hatten sie den Transporterraum erreicht und betraten die Teleportationsplattform.
Gibbs sagte, in seinem üblichen, geschäftsmäßigen Duktus „Wir sind jetzt da.“.
„Okay, wir beamen euch dann jetzt. Viel Spaß.“, erklang Cals Stimme und augenblicklich verschwand die Welt in bunten Pixeln. Kaum, dass sie verschwunden waren, ertönte ein leises, sanftes Lachen und der Transporterraum wurde dunkel.

Kälte lies Dunstwolken vor ihren Augen erscheinen, als Ziva David ausatmete. Glücklicherweise hatte sie sich einen gefütterten Parker repliziert, sodass die recht frostigen Temperarturen ihr nicht allzuviel anhaben konnten. Auch Tony und Gibbs trotzten der Kälte.
Dennoch biss ihnen der frostige Wind ins Gesicht und sie konnte nicht umher, sich zu fragen, warum Traceless ausgerechnet in Kanada materialisieren musste. Hätten es südlichere Gefilde nicht auch getan? Was sprach denn, wenn man auf amerikanischem Grund und Boden bleiben wollte, gegen Hawaii? Dort waren, selbst im heraufdräuenden Winter, die Temperaturen selten unter Null Grad – der Spruch „Eher schneit es auf Hawaii, als dass ich etwas mache, was ich nicht machen will“ schoss ihr in diesem Moment durch den Kopf – und die Landschaft war von ausgesuchter Schönheit. Sie erinnerte sich daran, einmal mit ihrem Vater einen kleinen Aufenthalt auf Hawaii, gehabt zu haben und dass es dort einfach nur wunderschön war.

Und, obwohl sie Tony immer schön im Glauben gelassen hatte, die Serie Magnum nie verfolgt zu haben, hatte sie es natürlich getan. Der rote Ferrari war auch ihr ein Begriff und er symbolisierte für sie, Ziva etwas ganz besonderes. Freiheit. Ein gutes Gefühl – eben jenes Gefühl, das sie seitdem mit dieser Konstellation von Bundesländern, den vereinigten Staaten von Amerika, gleichsetzte. Wieso fiel ihr gerade jetzt die Folge „Limbo“ ein, in der Magnum angeschossen worden war und der Charakter eigentlich hätte sterben sollen, wenn die Einschaltquoten ihn nicht vor diesem Tod bewahrt hätten? Sie erinnerte sich daran, diese Folge mit 8 Jahren gesehen zu haben, fingernägelkauend, mit der Frage beschäftigt, ob Thomas Sullivan Magnum dies überleben würde und…

Sie schüttelte den Kopf.
Ziva David , schoss es ihr durch den Kopf, nicht träumen.
Ihr Bewusstsein, oder besser gesagt, ihre Aufmerksamkeit, kehrte zu der Situation zurück, in der sie sich gerade befanden.
„Gibbs an DRAGONFLY?“, hörte sie neben sich die Stimme ihres leitenden Chefermittlers und sie merkte erst in diesem Moment, dass er diesen Satz wohl inzwischen einige Male gesagt haben musste, denn er schoss ein „Meldet euch, verdammt!“ hinterher.

Die 32-Jährige Israeli mit den verzaubernden braunen Augen schaute Gibbs verblüfft an, fragte aber nicht, was los war. Das war auch gar nicht nötig, denn in diesem Moment blickte ihr Chef sie an und sie konnte sehen, dass er sich mit der Situation nicht unbedingt wohlfühlte.
Damit reichte er den Kommunikator an sie weiter: „Hier – ich hätte es wissen müssen.“
Zugegeben, der Gedanke „Gibbs und die Technik“ hatte einen Bruchteil einer Millisekunde in ihrem Geist platz genommen, aber sie hatte ihn so schnell wie möglich wieder verscheucht.
Sie wog das Gerät in ihrer Hand, tippte einmal, wie sie es bei Star Trek – The next
Generation - und den Folgeserien gesehen hatte und sagte: „David an DRAGONFLY? Cal, hörst Du mich?“
Nichts.
Keine Antwort.

Sie warf einen verwunderten Blick zu Tony herüber, der ebenfalls ratlos mit den Schultern zuckte: „Spielen die verstecken?“
„Glaube ich nicht, DiNozzo.“, antwortete Ziva, „Warum sollten sie?“
„Genau, warum sollten sie uns hier, mitten in der Pampa absetzen?“, fragte Gibbs und Ziva wusste, dass ihr Chef nicht nur ein wenig angesäuert war. Er blickte seine beiden Mitagenten aus eisblauen Augen an, als Tony sich räusperte: „Falle?“
„Möglich.“, antwortete Gibbs, „Wir sollten uns aber dennoch umsehen und sei es nur, um einen Unterstand zu finden.“
Die hübsche Israeli nickte.
Natürlich – einen Unterstand zu suchen war eine der logischsten und wichtigsten Aufgaben, wenn man in der Wildnis überleben wollte. Aber dennoch – die Vorstellung, hier, im Schnee einige Zeit ausharren zu müssen, war nicht unbedingt etwas, worauf sie sich freute.

Auf der Brücke der DRAGONFLY war inzwischen Notstand angesagt. Das Schiff bebte und schüttelte sich, die Crew hatte Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten. Calvin Nathan Cat richtete sich auf, schaute zu Agatha Silverbird und dann zu Jill Menacer: „Hat eine von euch beiden hübschen Grazien eine Ahnung, was hier los ist?“
Jill räusperte sich: „Naja – also … wenn die Storyline zutrifft, die ich gelesen habe… dann wird es Schlimmer, ehe es besser wird?“
„Oh, ich liebe es, wenn Du so kryptisch wirst.“, knurrte der Captain, rollte mit den Augen und schaute zu ihr herüber. Die Reaktion der taktischen Offizierin war eindeutig – sie bedeutete dem Captain, zu ihr zu kommen, was dieser auch tat. Sie beugte sich vor, flüsterte ihm etwas ins Ohr und Cal nickte: „Ah, ich verstehe. Okay… das heißt… es wird noch übel.“
Jill, die kurz einen Blick auf die taktische Station geworfen hatte, deutete auf die Konsole: „Lies Dir das durch und dann frag nochmal.“
Der Captain tat wie ihm geheißen und seine nussbraunen Augen weiteten sich in Panik.
Hastig hieb er auf seinen Kommunikator: „Cat an Maschinenraum? Schwingt eure Ärsche dort raus! Es wird ungemütlich!“
„Ach wirklich?“, erscholl Scottys Stimme aus dem Gerät: „Da wäre ich nie drauf gekommen. Um uns herum verschwindet nur alles.“
„Commander Middlegate?“, konnte man die Stimme McGees hören, „Wir können noch versuchen…
„Scotty?“
Cals Stimme war schneidend scharf und ungewohnte Befehlsgewalt ergriff Besitz von ihm: „Schaff McGee da raus und mach selbst die Fliege. Rettungskapsel 34 ist in eurer Nähe. Los, ab, ich will keine Widerrede hören.“
Damit wandte er sich an Jill und schaute sie an: „Du begleitest die Beiden.“
„Cal, du kannst mich hier auf der Brücke sehr gut brauchen.“
„Wenn Du nicht willst, dass ich dich K.o. schlage, und in die Rettungskapsel beame, schwingst du deinen knackigen Hintern jetzt zu deinem Freund.“
Die Stimme des Captains strotzte gerade vor Befehlsgewalt und man konnte merken, dass er keinen Widerspruch zuließ. Die taktische Offizierin nickte, salutierte ihm zu und wandte sich zum Gehen.
„Bevor Du auf eine dumme Idee kommst, Cal.…“, hörte sie in diesem Moment die Stimme von Agatha, dann einen Schuss und einen Fall. Sie wirbelte herum und sah, wie Agatha den Phaser wegsteckte, zu Cal eilte und ihn anhob.
„Ich kenn ihn doch, er wird versuchen den Helden zu spielen. Auf diese Gelegenheiten wartet er doch immer.“, grinste sie und schaute Jill an: „Kannst Du mir helfen? Welche Rettungskapsel ist noch frei?“
In diesem Moment piepste die Konsole. Die blonde Taktikerin runzelte die Stirn, ging zu ihrer Arbeitsstation und warf einen Blick darauf.
„Ach du meine Güte.“, hauchte sie, „ich glaube, die Rettungskapseln fallen aus.“
„Wieso?“, murmelte Cal schläfrig, schaute Agatha an, die seinen Blick erwiderte, wobei sie grimmig-grinsend zischte: „Wenn Du auch nur einen Gedanken daran verschwendest, mich zu betäuben und in Sicherheit zu bringen, sage ich das Codewort und Du pennst für die nächsten Stunden.“
Der Captain hob geschlagen die Hände. „Schon gut, schon gut.“
Dann rappelte er sich auf.
„Toll, Meuterei auf der DRAGONFLY.“, murmelte er dabei und schaute zu Jill: „Sag mal, hab ich Dir nich gesagt, dass Du zur Rettungskapsel gehen sollst?“
Jill nickte.
„Würde ich auch gerne. Allerdings haben wir ein Problem.“
„und das wäre?“, fragte Agatha.
Jill deutete auf ihre Konsole: „Schaut euch das an? Was auch immer diese Entity ist – sie hat uns umhüllt und ist dabei, Deck für Deck zu fressen.“
„Charmant.“, grinste Agatha, „Wenigstens schmecken wir ihr.“
 
Tony, Ziva und Gibbs waren inzwischen einige hundert Meter gegen den sehr plötzlich, sehr heftig aufkommenden Wind angegangen.
„Wo müssen wir hin?“, schrie der Halbitaliener gegen den Sturm an, was ihm ein „Da lang!“ von Gibbs eintrug. Es war immer wieder faszinierend, wie der leitende Chefermittler so hundertprozentig genau eine Richtung bestimmen konnte. Das musste seine Zeit bei den Marines gewesen sein, dessen war sich Tony sicher. Anders ging es eigentlich schon fast nicht mehr. Dieses absolut Zielsichere, für das er Gibbs bewunderte – irgenjemand musste ihm das beigebracht haben. Vielleicht in irgendeinem Survival-Kurs?
Er wusste es nicht, stellte jedoch fest, dass er Ziva beneidete. Gerade jetzt hatte sich Mossad-Ziva wieder zu Worte gemeldet und ihre alten Instinkte, die sie für das Überleben in Extremsituationen stählten, hatten wieder die Kontrolle übernommen. Sie und Gibbs sprachen nicht miteinander, sie gab dem Älteren nur einige Winke, die der Halbitaliener nicht verstand, aber Gibbs offenbar schon. Und dann sah DiNozzo das, wohin sie unterwegs waren. Es schälte sich aus dem Vorhang aus Schneeflocken hervor und wurde immer deutlich sichtbarer.
Ein altes Industriegebäude – was auch immer es sein mochte. Es schien nicht unbedingt gemütlich zu sein, aber besser, als die in alle Knochen beißende Kälte, war es allemal.

Sie erreichten innerhalb grob geschätzter 20 Minuten den äußersten Perimeter des Industriekomplexes und Tony konnte das Eingangsschild lesen:
„Mad Cow Middleton Inc – Dependance Nunavut, Kanada.“
“Mad Cow?”, echote Tony und überlegte, wo er diesen Namen schon mal gehört haben könnte. Klar, es gab die Mad Cow Desease – also den Rinderwahnsinn – aber irgendwie schien im da kein Zusammenhang zu kommen.
„Weiter“, hörte er in diesem Moment die Stimme von Ziva und setzte sich in Bewegung.

Auf der Brücke der DRAGONFLY ging inzwischen alles drunter und drüber. Und damit ist die Situation noch ziemlich euphemistisch beschrieben.
„Wir haben gerade Deck 11 verloren.“
Jill Menacer klang ziemlich gestresst, um nicht zu sagen, panisch.
Das war verständlich, denn Deck 11 beherbergte unter anderem den Maschinenraum und die Büros der Ingenieure. Ingenieure wie Sebastian ‚Scotty’ Middlegate einer war.
Die Augen der hübschen Blonden waren weit aufgerissen und die Angst um ihren Freund war deutlich zu spüren. Agatha trat auf sie zu, nahm sie in den Arm und streichelte ihr beruhigend über den Kopf. „Keine Sorge“, raunte sie ihr zu, „Es wird alles wieder gut.“
„Das bezweifele ich.“, murmelte Cal, klopfte auf seinen Kommunikator: „Cat an Middlegate?“
Keine Antwort.
„Cat an McGee?“, versuchte der Offizier und erneut kam keine Antwort.
Kopfschüttelnd wandte er sich der taktischen Konsole Jills zu und tat das, was gerade durch seinen Kopf ging. Er hob die Hand, ballte sie zur Faust und lies sie in hohem Bogen auf den Plastik niedersausen. Hand und Plastik waren von dieser Behandlung nicht unbedingt begeistert und des Captains Greifwerkzeug machte dem Offizier klar, was es davon hielt, indem es Schmerzimpulse in sein Hirn sandte.
„AU!“; machte er, hielt sich die Hand als er einen Blick zu Agatha warf, die ihn aus dunklen, beinahe schon ausdruckslosen Augen anschaute: „Du solltest Dich mehr beherrschen, Cal.“
Der Captain nickte, öffnete und schloss seine Hand und wandte sich an Jill. Deren Augen waren, im Gegensatz zu Agathas, ganz und gar nicht ausdruckslos und voller Tränen.
‚Na klar’, schoss es dem Captain durch den Kopf, ‚Auch Jill ist nur ein Mensch.’
Und er nahm sie in den Arm, schaute über ihre Schulter hinweg zu Agatha, die ihm zunickte und auf ihren Kommunikator klopfte: „Silverbird an Intrupper? Wir haben keine Zeit um zu reden – komm sofort auf die Brücke.“
„Ich bin auf dem Weg.“

Die Zweigstelle von „Mad Cow Middleton“ war mindestens genau so heruntergewirtschaftet, wie man es von einer Industrieruine zu erwarten hatte. Anderes Leben, kein Menschliches, hatte sich diesen Platz wieder zurückerobert. So konnte Ziva eine Gruppe von Polarhasen sehen, die es sich unter einem Fließband in der Fertigungshalle gemütlich gemacht hatten und die Besucher aus großen Augen neugierig beobachteten. Irgendwie bezweifelte die hübsche Israeli, dass die Hasen hier großartig gestört wurden und es war ihr egal. Sie hatte andere Probleme. Direkt vor ihr befand sich eine Brücke, die über einen Flusslauf führte und die Fertigungshalle von Bürokomplex trennte. Wenn sie tatsächlich Unterschlupf und Zuflucht finden könnten – und eventuell sogar Traceless – dann wäre er in diesem Bürokomplex zu suchen. Ein sanftes Lachen lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Geschehnisse hinter sich. Sie wollte sich gerade umwenden, um Gibbs diese Meldung mitzuteilen, als sie bemerkte, dass er verschwunden war.
Tony schaute sie ein wenig ratlos an.
„Was ist?“, fragte er und Zivas Blick bohrte sich in seinen: „Hast Du Gibbs gesehen?“
Erst jetzt schien auch der Halbitaliener zu bemerken, dass ihr Boss verschwunden war und schaute sich suchend um.
„Erm? Gibbs?“, rief er dann und erhielt keine Antwort.

Die Turbolifttür glitt auf, Gina Intrupper betrat die Brücke und schaute sich um.
„Gibt es einen Grund, warum ich alles stehen und liegen lassen sollte?“, fragte sie und man konnte deutlich hören, dass sie nicht nur ein wenig gereizt war.
Cal räusperte sich, trat auf sie zu und nahm sie in den Arm.
Dies brachte die Ärztin dazu, sich ein wenig zu versteifen, ehe sie mit einem „Schon gut, schon gut“ eine Hand nach oben brachte und Cal von sich wegdrückte: „Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja“, nickte der Captain, „ich wollte nur sagen, dass ich…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment hörten sie alle nur ein sanftes Lachen… und alles wurde dunkel.

„DiNozzo“, fauchte Ziva in diesem Moment und schaute ihren Partner und Freund mit einem eindeutigen Blick an, „Kann man dir nicht einmal die Nachhut überlassen?“
„Wo… was…?“, brachte der Halb-Italiener hervor, doch sie wollte nichts hören. Sie zischte ein: „Such lieber Gibbs! Ich schau mal da drüben nach.“
Damit betrat sie die Brücke. Das Knacken der Konstruktion mochte kein sonderliches Vertrauen in die Konstruktion als solche aufkommen lassen. Sie schluckte. Zwar war sie eine schlanke Person, aber…
Erneut das sanfte Lachen.
Sie schaute über ihre Schulter und stellte fest, dass auch DiNozzo verschwunden war.
‚Typisch`, murmelte sie, machte sich daran, wieder zurückzukommen, sie erneut das Lachen hörte und merkte, wie etwas geschah.
Ziva wirbelte herum, als die Brücke hinter ihr zusammenkrachte.
 
Kapitel 21

Gibbs und Cal sahen einander frustriert an.

Wenn man die blaue Murmel, die ihre Bewohner „Erde“ nannten, aus dem All katalogisieren würde, hätte man normalerweise einiges zu tun. Unzählige Tier- und Pflanzenarten existierten friedlich nebeneinander her, wenn sie nicht vom Raubtier Nummer 1, dem Menschen, platt gemacht wurden. Gut – der Mensch, das muss man zu seiner Verteidigung dabei sagen, macht das ja nicht freiwillig. Er wacht ja nicht morgens auf, wirft einen Blick in den Kalender und sagt „Oh, heut is Donnerstag, welche Tierart rotte ich denn heute aus?“
Wobei – wir wollen fair sein – vielleicht gibt es auch solche Menschen. Aber die Meisten haben ein Problem. In Zeiten knapper Ressourcen wollen sie das stillen, was Betriebswirtschaftler „Grundbedürfnisse“ nennen. Dazu zählen Schutz und Nahrung. Seit Jahrmillionen, seit der Mensch gelernt hat, Knüppel zu benutzen, um zuerst dem Reh und dann dem Nachbarn den Schädel einzuschlagen, versucht er, die Grundbedürfnisse zu stillen. Das kann man ihm eigentlich nicht vorwerfen. Und wenn mehr Menschen da sind, wollen eben auch mehr Mäuler gestopft werden. Was will man da machen? Menschen verhungern lassen? Das schlägt man nicht mal im Spaß vor. Das geht nicht. Der Mensch ist in allererster Linie eine Maschine, die versorgt werden muss, wenn sie weiter funktionieren soll.

Wenn man die Erde also aus dem All katalogisieren würde, stellte man normalerweise fest, dass dort einiges los ist. Wäre man allerdings an jenem Montag, dem 31.10. an der Erde vorbeigeflogen und hätte sie untersucht, wäre man ins Stutzen gekommen, vor allem, wenn man wüsste, dass sich dort Lebewesen aufhalten.
Denn an jenem Montag hätte man nur zwei Lebenszeichen gefunden – auf dem kompletten Planeten.
Das eine wäre das eines normalen Menschen gewesen, eines Homo Sapiens, wie sie eigentlich zu Sieben Milliarden auf der Erde hätten existieren sollen. Das andere Lebewesen war gar nicht zu erkennen. Es hatte sich eines anderen Menschen bemächtigt, aber was das Wesen selbst war… das wäre selbst Starfleetoffizieren, die „kühn dorthin gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist“ nicht bekannt gwesen.

Wie auch?
Wie hätten diese Offiziere wissen sollen, dass in einem Paralleluniversum etwas erstarkt war, das so entgegen jeglicher Logik ist, dass ein vernunftbegabtes Lebewesen, egal ob Mensch, Klingone, Romulaner oder Goa’Uld jemanden ausgelacht hätte, wenn man ihm davon berichtet hätte.
Und niemand hätte je ahnen können, dass diese alles umfassende Macht aus einem Videospiel stammt.

Der urbane Mythos der „Missing No.“ Verrät dem Interessierten folgende Geschichte.
Im Videospiel Pokemon existiert ein sogenannter „Glitch“, also ein Fehler. Um ihn absichtlich herbeizuführen muss man in einer bestimmten Stadt mit einem alten Mann sprechen, der einen auf eine Insel schickt, wo ein Pokemon zu fangen ist – diese Quest schien damals nie wirklich komplettiert worden zu sein, weswegen man bei diesem speziellen Pokemon von einer „Fehlenden Nummer“ oder eben „Missing No.“ Spricht.

In unserem Universum, in dem die Griechen wieder sparen müssen, weil sie ansonsten kein Geld von der Troika bekommen, kursieren zwar Gerüchte, das dieser Glitch das Spiel insofern geschädigt hat, dass, Grafikfehler auftreten, der Speicherstand gelöscht wurde oder ähnliches. Das ist nun ein kleiner Rückschlag, wie Darkwing Duck sagen würde.

Im Universum, in dem unsere Geschichte spielt, sind die Konsequenzen durchaus allumfassenderer Natur, denn hier musste sich Comic-Reviewer Linkara über die letzten Monate mit unterschiedlichen Fehlern, Menschen, die es auf ihn abgesehen hatten und ähnlichem herumschlagen – und das ist schon ein hartes Brot, wenn man schlechte Comics kritisiert. Nun, am 31.10., zu dem Zeitpunkt, zu dem diese Geschichte spielt, hatte sich der Urheber dieser gesamten Situation ihm gegenüber offenbart. Missing Number hatte den Körper von 90’s Kid besetzt und seit Monaten immer wieder dafür gesorgt, dass Leute verschwinden. Zuletzt waren es Harvey Finevoice, den Tony noch von der Veranstaltung auf der DRAGONFLY kannte, und die Kampfesgefährtin Linkaras, Iron Liz.

Nun standen sich Missing Number und Linkara zum letzten Gefecht gegenüber und nachdem er das getan hatte, was er immer tut – ein schlechtes Comic zu reviewen – hatte er die Idee, wie man mit der Entität fertig werden konnte.

Es war eine einfache Frage, die den Fall der Kreatur einleitete, so wie die geneigten Star Trek Fans wissen, dass es immer eine einfache Frage ist, die den Fall von etwas einleitet. Auch Colombo-Fans sind sich dieser Tatsache bekannt und wissen, dass der Mörder eigentlich erst durchatmen kann, wenn Colombo aus dem Haus ist. Wenn er noch einmal wiederkommt, und „ach, eine letzte Frage noch, Sir“ von sich gibt, weiß man, das kann nichts Gutes bedeuten.
Die Star Trek Fans kennen diese eine Frage auch.
Eigentlich war es eine einfache Frage: „Wozu braucht Gott ein Raumschiff?“
Solche einfachen Fragen bringen gestandene Bösewichter durcheinander und sie so dazu, sich selbst zu richten.
So auch hier.
Linkaras einfache Frage war: „Und was tust du hiernach?“

Was macht eine mächtige Entität, die sich alles Leben angeeignet hat, die alle Möglichkeiten durchgespielt und erlebt hat?
Vermutlich bricht die große Langeweile aus, es gibt dann ja nicht mal Kreuzworträtsel.

Zumal Linkara durchaus zu Recht feststellte, dass „wenn Existenz das Ziel als solches sei“, hätte die Entität ihre Aufgabe schon von vornherein erfüllt. Die unter diesem Schicksalsschlag wankende fehlende Nummer bemerkte nicht, dass sie gerade in eine Falle getappt war – aber mit ihr ist es, wie mit jedem anderen Bösewicht auch. Anstatt das sie zuschlagen, lassen sie sich auf logische Diskussionen ein.
Und dann wurde der Comic-Reviewer richtig kreativ.

„Hier ist eine Frage, äußerer Gott, eine Möglichkeit, die Du durchspielen könntest.“, sagte er und die Entität lies das Gesicht des Nineties-Kid süffisant lächeln: „Du kannst sprechen.“
„Was passiert mit einem äußeren Gott“, fragte Linkara und schaute Missing No. an, „wenn er stirbt?“
Das Wesen brauchte keine Millisekunde, um zu überlegen, es lächelte erneut und sagte: „Das werde ich herausfinden“.

Und so wurde unsere blaue Murmel, die wir so liebevoll „Erde“ nennen, wieder bevölkert, denn die Entity beging so eine Art Selbstmord. Alles, was vorher verschwunden war, von ihr konsumiert, tauchte wieder auf.


Gerade war noch alles verschwunden gewesen, jetzt spürte Agatha Silverbird ihren Körper wieder. Ihre Augen nahmen wieder Farben, Formen und Gestalten wahr, ihr Gehör die Brückenkulisse – dieses charakteristische Piepsen, Fiepen und Biepen – und ihre Nase die Geruchsmischung, die in der Luft lag, von Parfum, Deos, Shampoo, das alles traf sie für den Bruchteil einer Millisekunde wie mit einem Holzhammer, ehe sie sich wieder aklimatisiert hatte.
„Entschuldigung.“, sagte in diesem Moment Cal und schaute Gina an, „Ich… es… ich… es…“
Die XO seufzte, trat neben den Captain und legte ihm einen Arm auf die Schulter: „Es ist gut, Cal.“
Sie verlieh ihren Worten und ihrer Stimme eine Sanftheit, die Cal zu elektrisieren schien, denn sein Kopf ruckte hoch und er begann, sich um die eigene Achse zu drehen.
„Okay“, sagte er, als haben neue Lebensgeister von ihm Besitz ergriffen, „Jill, wie ist unser Status?“
Die angesprochene taktische Offizierin runzelte fragend die Stirn, ging dann zu ihrer Konsole und berührte einige Eingabefelder.
Dann blickte sie zu Cal: „Wir haben wieder volle Sensoren.“
„Gut.“, nickte der Captain, wandte sich an Agatha und klopfte ihr spielerisch auf die Schulter, „Ich glaube, dann können wir.“
Er begab sich zu seinem Platz, stockte und schaute wieder zu Jill herüber: „Sage mal, was ist eigentlich mit der GEORGE HAMMOND und der COMICRON-ONE?“
Erneut befragte die hübsche Blonde ihren Computer, wandte ihre Aufmerksamkeit dem Captain zu und meldete: „Alle Schiffe vollzählig.“
„Dann sei doch mal so nett und ruf sie. Zuerst die Hammond, vielleicht haben die ja eine Ahnung, was das war?“
„Aye, Sir.“, meldete Jill und einen Sekundenbruchteil später erschien das attraktive Gesicht Samantha Carters auf dem Bildschirm.
Cal erhob sich: „Hey, Sam. Wie geht es euch?“
Die hübsche Blonde lächelte: „Oh, ganz gut – abgesehen davon, dass wir offenbar von einer Art Entität verspeist wurden.“
„Nun ja, der Kölner würde dich zwar ein ‚lecker Mädsche’ nennen und auch im Hochdeutschen findet man die Floskel ‚du siehst zum Anbeißen aus’, aber ich hätte nie gedacht, dass das jemand wörtlich ni…AU!“
Der letzte Laut war darauf zurückzuführen, dass sich Agatha und Gina hinter Cal postiert hatten, die hübsche Rothaarige links, die Blonde rechts und ihm zeitgleich einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst hatten. Mit der flachen Hand, versteht sich.
Der Captain drehte sich zu den beiden Frauen um: „Hey, darf man hier nicht mal in Ruhe freundlich sein?“
Agatha zwinkerte: „Doch, schon, solange Du nicht vergisst, wen Du hier eher anbeißen solltest.“
„Oder sonst wie verwöhnen.“, schloss Gina und lächelte.

Cal merkte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. War sich die hübsche Ärztin eigentlich klar, was sie da implizierte? Seine Gedanken rasten noch schneller, als er Sam sah, die grinste. Nicht nur frech, sondern wissend . Verdammt, wie konnte diese Frau schon wieder wissen, oder zumindest ahnen, was er selbst erst seit ein paar Minuten wusste?
Und – ahnte Gina, was ihm vor ein paar Minuten klar geworden war? Oder besser gesagt, seit Traceless diese Sache angesprochen hatte?
Er hörte, wie Agatha sich räusperte und war froh, über diese Ablenkung.
„Wie sind eure Schäden, Sam?“, fragte die hübsche XO und die Colonel wandte sich kurz ab, um auf ihrem Tablett-PC etwas nachzulesen.
Dann schaute sie die drei Offiziere aus ihren blauen Augen an: „Wir wurden ein bischen durchgerüttelt, aber nichts Ernstes. Wir können also unsere andere Mission antreten.“
„Andere Mission?“, echote Cal und Sam nickte: „Ja, wir wollen nachprüfen, in wieweit die Goa’uld wieder zu alter Macht kommen.“
Innerhalb von Millisekunden kühlte sich die Stimmung auf beinahe antarktische Werte ab.
Der Captain versuchte, ruhig zu bleiben, auch, wenn er spürte, wie Herz und Kopf um die Wette rasten. Der Kopf sagte ihm ganz eindeutig, dass er hier nicht eingreifen durfte, das Herz jedoch schrie: „Halt die Schnauze, sie ist eine gute Freundin und die lasse ich nicht sterben.“

Er erinnerte sich daran, was er noch vor ein paar Wochen zu Gibbs gesagt hatte.
„Nein, Senior Special Agent Gibbs. Diese Crew ist meine Familie. Sie sind meine Freunde. Ich liebe und vertraue jedem einzelnen von ihnen. Und bevor Sie irgendein Mitglied meiner Familie beschuldigen, sich mit Traceless eingelassen zu haben, können Sie noch viel eher mich verdächtigen. Und wir haben schon darüber gesprochen, dass ich eher dem Teufel die Hand schütteln würde, als diesem Saftsack zu helfen.“
Crew – Familie… wenn man seine Zeit beim SGC in Betracht zog, war auch Sam Crew und Familie. Famillisch.
Er konnte sie nicht sterben lassen.
„Sam?“, setzte er an und merkte, wie sein Kopf ihm immer wieder einredete, dass das, was er nun zu tun bereit war, das komplette Raum-Zeit-Kontinuum gefährden würde.
Agatha nahm seine Hand – normalerweise war dies eine beruhigende Geste, er konnte die Wärme, die Sanftheit, die ihren Körper und ihr Wesen ausmachte, spüren und fühlen, wie sie ihm Kraft gab. Dieses Mal war die Hand eiskalt. Die Sanftheit war gewichen und es fühlte sich eher an, als hielte er einen Stein fest.
„Ja?“, fragte die hübsche Blonde und schaute ihn neugierig an.
Kurz wechselte er einen Blick mit Agatha, in dem er dieselbe Zerrissenheit sehen konnte, schaute zu Gina, die mit dem SGC noch am Wenigsten zu tun gehabt hatte. Doch auch die Augen der Italienerin zeigten, dass es keine einfache Entscheidung war.
Der Captain räusperte sich und schaute Sam an: „Wenn Du mich kurz entschuldigen würdest…“
Damit gab er Jill ein Zeichen, sodass sie die Verbindung unterbrach.
Und nun gab es kein Halten mehr.
Tränenkanäle nahmen die Arbeit auf, der Captain packte Agatha bei beiden Schultern, schaute sie an und sagte: „Ich kann es nicht. Ich kann sie nicht guten Gewissens in den Tod schicken. Ich muss sie warnen.“
Die XO nickte.
„Du weißt, ich könnte dich dazu bringen, dass Du ihr einfach gute Fahrt wünschst.“, sagte sie und schlang beide Arme um ihn, „Aber…“
Gina legte ihre Hand auf die Agathas, fuhr beruhigend über die Finger und schaute die XO an: „Nein. Wir können das nicht. Ich kann das nicht. Es wäre ein Verstoß gegen den Hippokratischen Eid.“
„Und was ist mit dem großen Wort von Spock?“, fragte in diesem Moment Jill von ihrer Konsole her, „Das wohl von vielen wiegt schwerer, als das Wohl von wenigen oder des Einzelnen?“
Cals Kopf ruckte hoch und er funkelte Jill an: „Zum Teufel mit dem grünblütigen Waldschrat. Wenn das Universum sich morgen im Gegenuhrzeigersinn dreht, nehm ich die ganze Scheiße auf meine Kappe.“
Er machte sich von Agatha los, schniefte und wischte sich mit dem Ärmel die kochend-heißen Tränen ab, ehe er sich an Jill wandte: „Ruf die HAMMOND.“
Die taktische Offizierin räusperte sich: „Cal – ich … wollte nur sagen, ich habe nichts gegen Sam… ich möchte auch, dass sie lebt. Aber können wir das verantworten?“
Es folgte eine lange Pause und beinahe war die Atmosphäre wie in diesen Science-Fiction-Filmen, in denen man zu der Erkenntnis kommen musste , dass die Geschichte sich so wiederholen muss, wie sie sich seinerzeit zugetragen hatte.
Cals Kopf ruckte hoch: „Zum Teufel. Ja – ich bin Willens diese Bürde zu tragen.“
Die taktische Offizierin nickte, betätigte einen Knopf, der den Kanal wieder öffnen sollte – aber es geschah nichts.
„Was ist da los?“, fragte Cal, wandte sich zu Jill um, die mit den Schultern zuckte, „Ich scanne…“
Dann blickte sie den Captain an: „Sie sind weg, Cal.“
„Weg?“, echote der Offizier, bei dem das Wort wohl deshalb so gut passt, weil Cal allerhöchstens im Off eine Zierde wäre. Die Taktikerin scannte erneut und nickte: „Ja, sie ist offenbar gerade in den Hyperraum gesprungen.“
Und gerade, als Cal Luft holte, um sich aufzuregen, piepste die Konsole erneut.
„Captain“, sagte Jill plötzlich, in einer Förmlichkeit, die anscheinend selbst sie überraschte. Der Captain fokussierte sie: „Ja, was gibt es?“
„Ich empfange gerade einen medizinischen Notruf von der Erde… es ist dein Kommunikator.“
Erneut war der Captain wie unter Strom. Er lief auf die taktische Konsole zu, wandte sich im Laufen zu Gina und sagte: „Scha… ich meine, Gina? Mach die Krankenstation bereit.“
Die angesprochene Ärztin nickte und eilte von der Brücke.


Irgendwie war es beruhigend, dass die Entität nichts von all dem lange genug verspeist hatte, um irgendwelchen Schaden anzurichten. Die Krankenstation sah genau so geleckt aus, wie vorher auch.
Und als Gina Intrupper ihre Wirkungsstätte betrat, sich die Tür mit einem pneumatischen Zischen hinter ihr schloss, war es so, als würde sie, zusammen mit dem Doktorkittel, in den sie gerade schlüpfte, in ihre Rolle als Ärztin schlüpfen. Sie blickte sich um, in verwunderte Augen ihrer Krankenschwestern und – Pfleger.
„Okay, Mädels.“, sagte sie, klatschte in die Hände, „Versuchen wir, mal n bischen Schwung hier rein zu bringen. Wir haben einen medizinischen Notfall.“
Sie betätigte den Kommunikator: „Intrupper an Menacer?“
„Menacer hört?“
„Beschreibe die Art des Notfalls.“
Kurz pausierte die taktische Offizierin, dann räusperte sie sich: „Offenbar eine starke Unterkühlung. Der Kommunikator des Captain ist in einen eiskalten Fluss gefallen und wurde von der Ströhmung ein paar Kilometer landauswärts getragen. Wir beamen Ziva gleich rüber.“
„Verstanden.“, erklärte die Bordärztin, rief die medizinische Datenbank auf, um mehr über die Physiologie der attraktiven Israeli zu erfahren, als der Gesang des Transporters den Teleport einleitete. Und tatsächlich, auf einem Krankenbett materialisierte die komplett durchnässte Gestalt Ziva Davids.

„Verdammt“, fluchte in Nunuvat Special Agent Anthony DiNozzo, „Ich hätte sie auffangen sollen. Ich hätte… ich weiß auch nicht… hinterherspringen müssen oder so.“


Er musste für den Bruchteil einer Millisekunde weggedöst sein. Peinlich mitten im Stehen.
Wo war Ziva? Schnell blickte er sich um, sah sie auf der Brücke stehen, die in diesem Moment nachgab und in sich zusammenkrachte. Leider war Ziva, so leicht und athletisch sie auch war, nicht in der Lage, in der Luft stehen zu bleiben und so folgte sie der Schwerkraft.

Er war immer wieder fasziniert, wie es diese Frau schaffte, sich so zu bewegen, dass sie, im Falle eines Sturzes keine allzu schweren, bleibenden Schäden davontrug – so auch hier. Sie rollte sich zu einem kleinen Ball zusammen und kam auf der zugefrohrenen Obefläche des breiten Flusses unter ihr zu liegen. Tony Herz raste. Ging es ihr gut? War alles in Ordnung?
„Ziva!“, rief er, „Ziva, bist Du okay?“
Für den Bruchteil einer Millisekunde geschah nichts, dann reckte sie ihre Faust gen Himmel und zeigte den nach Oben gerichteten Daumen.
„Mir geht’s gut, DiNozzo“, rief sie und streckte sich aus, um das Eis nicht punktuell zu beschweren, sondern ihr Körpergewicht zu verteilen.
Ihre braunen Augen suchten die Eisfläche ab, offenbar versuchte sie, irgendwie von dort herunter zu kommen.
Ein kleines Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Ziva, die ehemalige Eiskönigin, auf dem Eis, das war schon irgendwie lustig.

Knack
Tonys Gesichtszüge verrutschten. Was war das für ein Geräusch?
Brach etwa das Eis?
Das hässliche Knacken und Knirschen wurde lauter.
„ZIVA!“, schrie er ihr zu, „BEEIL DICH!“
Und da spürte er, wie ihn jemand von Hinten ergriff und festhielt.
Wut eruptierte in ihm: „Was soll das, lassen Sie mich los!“
Der Schlag, der seinen Hinterkopf traf, kam nicht in der Absicht, die große Dunkelheit zu bringen, sondern ihn mehr oder weniger aufzuwecken. In diesem Moment wusste er, dass es Gibbs war, der ihn festhielt.
„Verdammt, DiNozzo!“, sagte er, „Konzentrier dich!“

Konzentration. Schön und gut, so wunderbar einfach dahergesagt, aber, wenn die eigene Freundin auf dem Eis liegt und selbiges bedrohlich knackt, dann…
Das Knirschen wurde noch lauter. Er warf den Kopf herum, schaute zu ihr, sie fixierte ihn mit diesen haselnussbraunen Augen, er verlor sich in ihnen… bis er die grausige Erkenntnis in ihnen sah.
Ziva war sich sicher, sie würde sterben.

„Gibbs!“, rief sie, „Sucht einen anderen Weg!“
Damit zog sie ihre Waffe, lud sie durch, richtete sie auf das Eis… und drückte ab.
Der Schuss gellte so laut, dass er Tony beinahe taub werden lies und von einem Moment zum nächsten war Ziva verschwunden. An der Stelle, an der sie gelegen hatte, befand sich ein großes Loch.

Gerade jetzt, wo die Erinnerungen hochkamen, merkte er, wie seine Tränendrüsen die Arbeit aufnahmen. Nein – nicht jetzt, nicht hier, nicht so.
Er blickte zu Gibbs, sah in dessen eisblauen Augen einen leichten Anflug von Mitgefühl, als er die Hand nach ihm ausstreckte und sie ihm auf die Schulter legte.
„Komm“, sagte er und klang nicht mehr so befehlsgewohnt wie vorher, „Wir gehen.“

Es war Tony eigentlich inzwischen egal. Die komplette Situation – ob Traceless entkam oder nicht, ob das Raum-Zeit-Kontinuum sich veränderte oder nicht, es interessierte ihn nicht mehr.
Ich habe erneut eine Partnerin verloren.
Dieser Gedanke war da, traf ihn völlig unvorbereitet.
Natürlich blieb es in einer solchen Art von Dienst nicht aus, dass man jemanden verlor, der einem nahe stand und vermutlich stellten sich Polizisten, Feuerwehrleute, Ärztinnen und Ärzte, Soldatinnen und Soldaten – also alle Berufsgruppen, die das Risiko beherbergten, in Ausübung der Pflicht ums Leben zu kommen – regelmäßig die Frage, ob dies nun der Einsatz war, von dem sie nicht mehr zurückkamen und was man ihren Angehörigen wohl sagen würde.

Er musste zugeben, er hatte sich diese Frage selbst nie wirklich gestellt. Wenn es ihn erwischte, erwischte es ihn halt. Es gab genug Situationen, in denen er beinahe ums Leben gekommen wäre, so erinnerte er sich noch sehr deutlich an die Sache mit der Pest, damals.
Aber – jemanden zu verlieren, den man geliebt hatte, das war etwas vollkommen Anderes, selbst, wenn ihm Ziva da widersprechen würde.
Du bist ein Dummkopf, DiNozzo. , hörte er sie und sah vor seinem inneren Auge Zivas Körper aus dem Wasser entsteigen, wie die Göttin Aphrodite persönlich. Der ein oder Andere Leser mag sich jetzt vermutlich fragen, wieso Tony, der bisher nie wirkliches Interesse für Mythen und Legenden gezeigt hatte, die Göttin Aphrodite kennen würde, aber da weiß ich rein zufällig zu berichten, dass Daniel ihm seinerzeit einen kleinen Crashkurs in Gottheiten gegeben hatte. Und das tat er natürlich nur, weil es in die Geschichte passte.
Zivas Vision entstieg dem Wasser, wie ihr Schöpfer sie geschaffen hatte und, wie die Göttin Aphrodite vor der Küste Zyperns, ihre Blöße durch einen Mythenstrauch bedeckte.
Ob die Mythe darüber gemault hatte, und wo Zivas Vision in der kalten Landschaft eben jenen Strauch gefunden hatte, darf sich nun jeder Leser selbst fragen.
Es war ihm egal – sie stand vor ihm, nackt, stolz und schön und gerade, als er ihr zulächelte, verschwand die Figur der Frau, die er liebte, wie ein Schneemann im Tauwetter.
„NEIN!“, schrie er und merkte, wie seine Tränenkanäle wieder die Arbeit aufnahmen.
Er hatte Ziva nicht nur einmal, sondern gleich zwei Mal verloren.

Der entsetzte Schrei drang zu Leroy Jehtro Gibbs Hirn durch. Natürlich hatte er schon etliche Leute verloren. Die diversen Kriegseinsätzen, zu denen man ihn entsandt hatte, waren sichlich nicht damit geendet, dass er mit den meisten seiner Kameraden wiedergekommen war und er fühlte sich jedes Mal schuldig. Er hätte seiner Pflicht besser nachkommen sollen, hätte besser aufpassen müssen – was auch immer, das Schuldgefühl war jedes Mal, wann immer er einen Kameraden verloren hatte, anwesend. Aber niemals war dies so deutlich gewesen wie zu diesen sechs Zeitpunkten in seinem Leben, als er jemand Besonderen verloren hatte.
Kelley und Shannon – wie vermisste er sie, wie war er damals bestrebt gewesen, die beiden zu rächen und was hatte er damals, nachdem er seinen Plan kaltherzig in die Tat umgesetzt hatte, für eine Leere gefühlt.
Caitlynn ‚Kate’ Todd – gefallen durch den verrückten Ari, weil er Gibbs zuerst durch eine emotionale Hölle senden wollte, bevor er ihn umbrachte.
Jenny – gestorben in einem alten Diner, gestorben, wie eine wahre Kämpferin, in dem sie soviele von ihren Angreifern mitgenommen hatte, wie es ihr möglich gewesen war.
Mike – einer der sinnlosesten Tode seiner gesamten Laufbahn. Der Port-to-Port-Killer hatte ihn angegriffen und, ohne dass es eine Konsequenz für sein Leben gehabt hätte, wenn er den ehemaligen Bundesagenten nicht umgebracht hätte, hatte er ihm das Leben genommen.
Und nun Ziva David, die Tochter des Mossadchefs Eli, den mit Gibbs und dessen neuen Chef Leon Vance eine besondere Beziehung verband. Es war nicht wirklich Freundschaft, aber Eli wusste, dass er sich auf die Ehrlichkeit des leitenden Chefermittlers, dieses alten Wolfes, verlassen konnte.
Die Ziva, die er schon seit dem ersten Tag in sein Herz geschlossen hatte und bei der er der Meinung war, dass ein Ausserkraftsetzen seiner Regel, das Zusammenleben sie und Tony betreffend, eine völlige Legitimation erhielt.
Ziva und Tony – ein tolles Paar. Die beiden ergänzten sich und nahmen einander nicht so ernst und hätten das Potential gehabt, eine wunderbare Beziehung zueinander aufbauen zu können.
Und nun das.

Nun der Tod. Anders als Mike, dessen Tod sinnlos war, hatte sie ihren Abgang selbst gewählt. Es war ein Opfertod gewesen, berechnend und eiskalt ausgeführt, mit dem präzisen Ziel, ihren Freund davor zu bewahren, eine Dummheit zu begehen und sich selbst in Gefahr zu bringen. Sie musste schon, als sie auf dem Eis aufgeschlagen war, gewusst haben, dass sie keine Chance haben würde, von dort rechtzeitig zu entfliehen.
 
Gibbs war Marine gewesen. Den letzten Wunsch eines im sterben liegenden Kameraden zu erfüllen, war eines der ungeschriebenen und dennoch heiligsten Gesetze, die er sich vorstellen konnte. Nichts, nicht einmal der Tod selbst, würde Gibbs davon abhalten, den Wunsch Zivas zu respektieren, eine alternative Route zur anderen Uferseite zu finden und sich zu dem Bürokomplex durchzuschlagen.
Er wollte verdammt sein, wenn sie es nicht schafften.
Und dann die Reaktion von Tony.
Er hatte zuerst einfach ins Leere geblickt und dann eine Art Vision gehabt, denn die Gesichtszüge des Halbitalieners zeigten eine Vielzahl an Emotionen. Von Trauer über Freude bishin zu nackter Panik reichte das Spektrum, die Bandbreite.
Der Marine in Gibbs wusste, dass man sich endlich in Bewegung setzen musste. Wenn Traceless tatsächlich hier war, wenn er in diesem Gebäude auf sie lauerte, dann würde er nun wissen, dass sie hier waren und dann wären sie momentan ein viel zu leichtes Ziel.
Ausserdem mussten sie in das geschütztere Bürogebäude.
Und ehe Gibbs realisierte, was er gerade getan hatte, hatte sich seine Hand in Bewegung gesetzt und seinem Untergebenen eine schallende Ohrfeige versetzt. Im ersten Moment spürte der blauäugige Leitwolf die Schmerzen in seiner eigenen Hand und als zweites eine Art schlechten Gewissens. Nicht so sehr, weil er Tony eine Ohrfeige versetzt hatte, sondern vielmehr, weil es ein Verstoß gegen seine eigene Regel war. Und diese hatte er von Shannon übernommen. Er hatte etwas in den Schmutz gezogen, das seiner ersten, seiner wahren Liebe eigen gewesen war. Es dauerte nur einen Bruchteil einer Millisekunde, bis er sich wieder gefangen hatte, aber in dieser Zeit ging er durch die Hölle. Dann fing er sich wieder, war wieder er selbst, stark, streng, selbstsicher und kontrolliert.

Die grünen Augen DiNozzos tauchten vor ihm auf und er konnte eine starke Verwunderung in ihnen lesen.
„Hast Du mich gerade geohrfeigt?“
„Ja.“, machte Gibbs, einerseits tief verletzt, andererseits froh, dass sie wieder in Aktion fallen konnten und stockte, als DiNozzo ihn plötzlich umarmte.
„Danke, Boss.“, sagte er nur knapp und lies ihn dann wieder los, „Das habe ich gebraucht.“

Das war noch nicht einmal gelogen. Zwar war mörderische Wut in ihm aufgestiegen, als er den Schlag gefühlt hatte, aber dann war die Ratio, der Verstand, wieder in Aktion getreten und er hatte sich daran erinnert, weswegen sie hier waren.
Um Ziva trauern, das konnte, das musste er auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Jetzt galt es erst einmal, diesen Typen zu finden, der die ganze Sache eingebrockt hatte, wozu sie diesen Fluss überqueren mussten. Die fehlende Brücke war natürlich ein Problem, denn dem ersten Blick nach zu urteilen fand sich keine weitere Überquerungsmöglichkeit.
Es gab nur den Weg, den Ziva genommen hatte und das hieß, sie war nicht nur umsonst gestorben, sondern hatte ihnen die Aufgabe zusätzlich noch unmöglich gemacht.
Eine tiefe, urwüchsige Irrationalität ergriff von DiNozzo Besitz, er musste irgendwas tun, also beugte er sich vor, formte den vor ihm liegenden Schnee zu einem Schneeball und feuerte ihn mit schnellem Schwung und dahintersitzender Kraft über den breiten Fluss.
Gibbs sah zu ihm und nickte anerkennend. Doch Tony sah, dass es nicht ernst gemeint war und hörte den Sarkasmus, der aus den nächsten Worten des Ermittlers troff: „Toll. Wenn Du mich jetzt auch noch rüberwerfen willst…“
„Ich musste meine Wut an irgendwas auslassen.“, stellte der Halbitaliener fest und sah seinen Freund und Chef an, der erneut nickte.
„Versteh ich“, sagte er dann und ließ seinen Blick erneut über das Areal schweifen, ehe er sich zu Tony wandte: „Regel 53. Niemals aufgeben, niemals kapitulieren.“
Der Halbitaliener schaute ihn an, murmelte ein „Jetzt klaut er auch noch aus ‚Galaxy Quest’ und zuckte fragend mit den Schultern. Er hatte nicht einmal den Schatten einer Ahnung, was Gibbs nun wieder meinte, also schaute er sich erneut um, blickte dann zur verfallenen Ruine des Fertigungsbereiches und deutete auf die Fließbänder.
„Sag mal, meinst Du, dass jemand, der hier bei MadCow-Middleton in dieser Eiseskälte arbeitet, mehr Meter geht, als er eigentlich müsste?“
Gibbs schaute ihn aus eisblauen Augen an, und Tony wusste, er hatte mit dieser Vermutung ins Schwarze getroffen.

Sie waren nun schon ein paar Minuten damit beschäftigt gewesen, den Fließbändern zu folgen. Tatsächlich war das Gebäude über eine Art „Wartungsschacht“ mit dem Hauptgebäude verbunden und so fanden sich Tony und Gibbs nach ein paar weiteren Minuten in einer abgrundtiefen Schwärze wieder, die sie durch spontanes Anknipsen ihrer Taschenlampen vertrieben.
„Wie gut, das wir die Dinger mitgenommen haben“, lächelte Tony seinem Chef zu und es war beinahe so, als haben sie den Verlust ihrer guten Freundin für den Bruchteil einer Sekunde vergessen.

Calvin Nathan Cat saß auf einem Stuhl, die Lehne zur Tür der Krankenstation ausgerichtet und betrachtete nachdenklich das schöne Gesicht der Israelin, die gerade unter diversen Decken vor sich hindämmerte. Die Hand des Captain spielte mit dem Insignienkommunikator, der Brosche, die er von der durchnässten Kleidung der Frau geborgen hatte, ehe man ihn herausgeschickt hatte, um sie zu entkleiden und dann unter etlichen Decken zu begraben. Er konnte sich nicht helfen, seufzte und schüttelte den Kopf.
Erneut schaute er zu Ziva: „Es tut mir leid. Es tut mir so leid.“
Dann spürte er eine warme Hand auf seiner Schulter, wandte sich um und sah in die blauen Augen Gina Intruppers.
„Hey“, lächelte sie und schaute ihn dann ernst an: „Cal, du kannst nichts dafür. Es ist nicht deine Schuld.“
„Doch“, erwiderte er mit Grabesstimme, „Ich hätte die drei nicht auf die Mission schicken dürfen, ich hätte sie gar nicht erst in die Sache mit hineinziehen dürfen.“
Sanft ließ die hübsche blonde Ärztin ihre Hand über die Wange ihres Captains gleiten: „Mein Lieber, wenn Du an einer Sache Schuld bist, dann daran, dass Du die Besten an dem Fall haben wolltest. Und das sind die Mitglieder des Major Case Response Teams.“
Dies schien jedoch wenig Erfolg zu zeitigen, denn der Captain sprang auf und schaute sie, mit einem Anflug irrationaler Wut in den Augen, an: „Das ist doch Scheiße! Traceless is irgendwo auf dem Planeten, Gibbs und Tony können momentan auch nicht gefunden werden, weil wir all unsere Kapazitäten für die Suche nach Tracyboy einsetzen, der wieder verschwunden ist, und Ziva ist … tiefgefroren!“
Und gerade, als Gina etwas sagen wollte, krümmte sich der Captain, verzog sein Gesicht und ballte die Fäuste so kräftig, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Besorgt trat sie auf ihn zu: „Cal? Alles in Ordnung?“
Der Angesprochene knirschte mit den Zähnen, richtete sich auf und für den Bruchteil einer Sekunde schien es so, als würde ein orangener Glanz von ihm ausgehen.
Schnell griff Gina ihren Tricorder, richtete ihn auf ihren Chef, scannte ihn und stutzte.
Zeigte das Ding gerade zwei…
Der Bildschirm flackerte und Cal räusperte sich.
„Alles in Ordnung, Gina?“
Kurz blickte die Doktorin verdattert auf, wandte sich dann wieder ihrem Tricorder zu und nickte dann: „Ja… hier war nur gerade eine merkwürdige Anzeige. Nach diesem Tricorder hattest Du für den Bruchteil einer Sekunde zwei Herzen.“
Cal grinste, zuckte mit den Schultern und sagte, sich kurz schneuzend: „Zwei Herzen? Was bin ich denn? Ein Timelord? Womöglich noch der Doctor, was?“
Erneut grinste er, klopfte Gina auf die Schulter und wandte sich zum Gehen.
Verblüfft schaute die Ärztin ihm hinterher. Vermutlich war es einfach nur ein sehr eigener Weg mit Selbstzweifeln und Selbstvorwürfen umzugehen.
Oder er wurde langsam, aber sicher völlig verrückt. Dann müsste sie Maßnahmen ergreifen.

„Es gibt keine größere Quelle der Angst, als eine verschlossene Tür.“, zitierte Tony und er war geneigt, Alfred Hitchcock, der diesen Satz angeblich gesagt haben soll, zuzustimmen. Man wusste nicht, was sich dahinterbefand. Während der Altmeister des Films diesen Satz darauf bezog, dass man hinter verschlossenen Türen wunderbar seinen Mörder in Stellung bringen konnte – sei es Anthony Perkins als Norman Bates in Psycho oder Cary Grant als Johnny Aysgarth in Alfred Hitchcocks „Verdacht“-Verfilmung – konnte DiNozzo hier festhalten, dass es stimmte. Nach allem, was sie bisher erlebt hatten, könnte sich hinter dieser verschlossenen Tür ein schleimiges Alien befinden, Traceless, der sie mit einer Kanone angreifen wollte, die sie in ihre Atome auflöste – der amerikanische Sprachgebrauch verwendet hier gerne den Ausdruck „to blow to Smithereens“, wobei Tony nicht wusste, wo, wer oder was die Smithereens waren. Es könnte auch sein, dass eine gute, altmodische Sprengfalle an die Tür angebracht war.

Und hier zeigte sich, dass Leroy Jethro Gibbs Vollprofi war. Er untersuchte die Tür mit dem Gespür eines trainierten Agenten, klopfte einige male sanft dagegen und öffnete sie dann.
Nichts.

Keine Explosion, die ihr Leben beenden würde – nichts.
Beruhigt schlichen Gibbs und Tony weiter.
Zwar waren die eingeschlagenen Fenster, denen sie unterwegs begegneten sehr freundlich und einladend für die kalte Luft, allerdings war es hier nicht so kalt wie draußen. Dies war ein beruhigender Fortschritt, dem sie allerdings nicht mehr allzulange ausgesetzt waren. Gibbs wandte sich an Tony, plötzlich hörte der Halbitaliener ein singendes Geräusch und alles verschwand um ihn herum.

Es war ein furchtbares Gefühl gewesen, zu wissen , dass man sterben würde, zu wissen , dass kein Ausweg existierte, kein Trick, kein gar nichts. Und Ziva David wusste es. Es war ihr auf elementarste Art und Weise bewusst. Sie lag auf dem Eis, die Kälte biss ihr trotz gefütterter Kleidung in den Körper – und das Knacken und Knirschen von brechendem Eis kam immer näher.
Sie hörte das Kämpfen Tonys um sie, hörte, wie er sich mit Gibbs anlegte, um auf das Eis und sie zuzukommen und hoffte, dass Gibbs ihm bald genug sagen würde, dass dies nicht nur sinnlos, sondern auch dumm war. Sie schaute ihn an, sah, wie er den Kopf herumwarf und sie ansah – und realisierte, dass er ihre Angst sah.
Kurz schloss sie die Augen – es gab keinen anderen Weg.
Oh, sie könnte versuchen, sich vom Eis zu robben, aber die Kälte hatte ihren Körper so gut wie betäubt. Sie spürte unter sich das erste Knacken und wusste, dass sie nicht mehr lange auf dem Eis bleiben würde.
Sie holte Luft, hoffte, dass ihre Stimme stark bleiben würde, während sie den Namen ihres Chefs rief: „Sucht einen anderen Weg!“
Es war eigentlich nur logisch gewsen, das zu tun, was sie nun tat. Sie griff nach ihrer Waffe, zog sie und überprüfte, ob sie noch geladen war. Befriedigt und grimmig nickte sie, richtete die Waffe auf das Eis unter ihr und drückte ab.
Ehe sie realisierte, das das Eis gesplittert war, fiel sie schon ins Wasser, wurde nach unten gezogen und versuchte, wieder nach oben zu kommen. Die Kälte biss ihr nun in den kompletten Körper, das Rauschen des Wassers, die Strömung, das alles trug dazu bei, dass sie die Orientierung verlor. Wasser drang in ihre Lungen, sie versuchte, gegen die Panik anzukämpfen, die in ihr aufstieg und hoffte, dass sie ohnmächtig sein möge, bevor ihr die Luft ausginge.
Dann veränderte sich die Umgebung. Erst hörte sie ein Singen, dann sah sie das bekannte Mosaikmuster des Beamens und dann – ehe sie das Bewusstsein verlor, nahm sie die Umgebung der Krankenstation wahr. Dann umfing sie Dunkelheit.
Als sie wieder zu sich kam, war das beißende Gefühl der Kälte fort. Stattdessen umfing sie Wärme, einer Bettdecke gleich. Und als sie sich genauer konzentrierte und ihren Kopf hob – eine Prozedur, die momentan ziemlich schwer war – stellte sie fest, dass man sie in mehrere Decken eingewickelt hatte.
Gleichermaßen wurde ihr gewahr, dass neben ihr eine Person saß. Wer es war, konnte sie momentan noch nicht sagen, aber sie war sich eigentlich sicher, dass es Tony sein musste. Wer würde sie sonst auf der Krankenstation der DRAGONFLY besuchen?
Die Person bemerkte sie jetzt, beugte sich über sie und nun konnte sie die Gesichtszüge des Captains erkennen.
„Ziva?“, fragte er, hob den Kopf und wandte sich an Personen, die sie noch nicht wahrgenommen hatte, „Hey, Leute, sie ist wach.“
Die attraktive Agentin versuchte den Kopf zu drehen, was ihr nur Millimeter für Millimeter gelang und spürte immer noch die Auswirkungen der Ohnmacht, die sie übermannt hatte. Ein Blinzeln später hatte sich ihr Blick wieder scharfgestellt und sie erkannte Tony, Abby, McGee und Gibbs, die sie besorgt anblickten.
Der Halbitaliener war der Erste, der vortrat, anscheinend nach einem längeren Wortgefecht zwischen ihm und Abby, so wie die Laborgoth ihn anblickte. Aber als die angeschlagene Agentin in die grünen Augen ihres Partners schaute, sah sie, wie krank er vor Sorge um sie gewesen sein musste. Diese Augen, die lebhaft funkeln konnten, in denen der Schalk glitzerte, wirkten leblos und fahl.
„H… hey“, murmelte sie und merkte, wie ihre Stimme noch nicht das vollständige Sprechpotential erreicht hatte. Es war eher ein schlaffes Atmen, dass ihre Kehle hervorbrachte und sie war sich sicher, dass sie ebenfalls nicht unbedingt wie ein Model wirkte.
Sie haben geweint , so realisierte sie, als sie die Augen Tonys, als auch Gibbs betrachtete, Hielten sie mich für tot?
Das mochte eine logische Schlussfolgerung sein, sie selbst war sich sicher gewesen, diese Angelegenheit nicht lebendig zu überstehen.
Kurz räusperte sie sich, schaute Tony wieder an, der gerade versuchte, irgendwas zu sagen, aber offenbar das monumentale Problem hatte, das ihm die Worte fehlten.
Wie so häufig , schoss es ihr durch den Kopf und lächelte, wenngleich es vermutlich eher blass und kraftlos wirkte.
„DiNozzo, du siehst mitgenommen aus.“, krächzte sie, was den gewünschten Erfolg zeitigte. Die Mundwinkel des Anglo-Italieners zuckten verräterisch und in seinen grünen Augen funkelte Amüsement. Sie sah, wie er begann, sich besser zu fühlen und spürte, wie die Wärme durch ihren eigenen Körper pulste.

Calvin Nathan Cat betrachtete diese Versöhnung von einigen Metern Entfernung, mit sichtlicher Erleichterung. Er hatte sich in den Halbschatten zurückgezogen, um diesem Bild der Hoffnung beizuwohnen, mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Wie gut“, dachte er sich, „das wir mit Scotty einen so fähigen Mann auf dem Schiff haben.“
Er wusste nicht, wie der Hühne mit den raspelkurzen Haaren es hinbekommen hatte, dem störrischen Computer beizubringen, dass sie sich nicht darum scherten, dass es nicht empfohlen wurde, einen Suchlauf abzubrechen, vermutlich hatte er einige Male geflucht, gegen den Computer geschlagen und getreten und hatte ihm den Mittelfinger gezeigt – aber wie auch immer der Mann es gemacht hatte – es hatte funktioniert.
Der Captain betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Silverbird? Lass den Computer mal weiter nach Traceless suchen. Wir haben Gibbs und Tony auf die Krankenstation gebracht und sie sind wohlauf.“
„Verstanden.“, erklang die angenehme Stimme seiner X.O., seiner Freundin und gerade, als er die Verbindung abbrach, spürte er wieder leichte Schmerzen, die durch seinen Brustkorb jagten.
Er hob seine linke Hand, brachte sie vor seine Augen – zitterte er? Leuchtete er orange?
Dann war alles wieder vorbei und Cal atmete tief durch. Er blickte zu Ziva, die ihn anschaute, nickte ihr zu und wandte sich dann ab.

Die Israeli blickte ihm stirnrunzelnd hinterher. Dann wandte sie sich an Gibbs: „Mit ihm stimmt was nicht.“

Was bewog ihn eigentlich, das zu tun, was er gerade tat? Wieso folgte er diesem Mann gerade durch die Gänge seines eigenen Raumschiffes?
Weil Ziva ihm gesagt hatte, dass sie glaube, dass mit Cal etwas nicht stimme – und auf das Bauchgefühl seiner Mitarbeiter gab er genau so viel, wie auf sein Eigenes. Eine seiner Regeln besagte, dass man Menschen entweder so folgen sollte, dass sie nicht bemerkten, dass sie verfolgt wurden, oder so, dass sie nur den Verfolger, aber niemand anderen bemerkten. Gibbs entschied sich für die erste Auslegung des Regel und machte sich daran, unter optimaler Ausnutzung diverser Versteckmöglichkeiten, dem Captain der DRAGONFLY zu folgen, denn, wenn er ehrlich war, glaubte er Ziva und hatte bei dem Offizier sowieso ein merkwürdiges Gefühl. Der Captain benahm sich seit ein paar Minuten irgendwie merkwürdig, schien unter Strom zu stehen, so, als habe man seine komplette Persönlichkeit ausgetauscht. Konnte es tatsächlich sein, dass dieser Mann, dem er gerade folgte, jener ominöse Traceless war? Gab es ihn überhaupt?

In den letzten Wochen hatte man zwar intensiv nach Traceless gesucht, ihn aber nicht gefunden. Vielleicht hatte man ihn nicht finden können, - wie auch, wenn der Mann in Wirklichkeit auf der Brücke der DRAGONFLY war und die Suche nach sich selbst koordinierte?
Hier stimmte wirklich etwas nicht.
Und gerade, als Gibbs diese Erkenntnis getroffen hatte, zuckte Cal zusammen und bog sich, wie unter Krämpfen, sich den Magen haltend. Sich aufrichtend, ging Cal weiter – zuerst langsam, dann schneller, bis er schließlich rannte. Gibbs reagierte so, wie er es sich selbst innerhalb von Jahren mühevollen Trainings eingeimpft hatte. Er zog seine Pistole, trat aus der Deckung und brüllte: „BUNDESBEAMTER! KEINE BEWEGUNG.“
Der Captain stoppte, wandte sich um und schaute den Mann an, der da gerade seine Waffe auf ihn richtete. Erneut verzog er das Gesicht und krümmte sich. Seine Hände krampften sich zusammen und die Knöchel traten weiß hervor, ehe eine Last von ihm zu fallen schien, denn plötzlich atmete er wieder durch, richtete sich auf und schaute Gibbs an: „Entschuldigung, ich… ich glaube ich… ich müsste mal.“
Damit deutete er auf die Tür neben sich: „Wenn ich… also, ich möchte nicht unbedingt, dass an Bord meines Schiffes ein Malheur passiert.“
Die Waffe immer noch erhoben, schaute Gibbs den Captain über den Lauf der Pistole an, gab ihm durch ein leichtes Kopfnicken zu verstehen, dass er ihm die Chance geben würde, sich zu erleichtern, aber dass er, wenn Cal Dummheiten machen würde, nicht zögern würde, abzudrücken. Dankbarkeit schien in den Augen des Offiziers aufzuflackern, er wandte sich zur Tür und betrat das, was offenbar eine öffentliche Toilette war.

Gina Intruppers Mantel wehte, als sie schnellen Schrittes die Brücke betrat, hinter ihr her, wie das Cape einer Superheldin. Sie trat auf Agatha zu, blickte zu ihr und nahm Haltung an.
Agatha, die gerade in der Lektüre der Kurzgeschichte „Gibt es ein Leben nach der Todesanzeige“ von Ephraim Kishon gesteckt hatte, legte das PADD zur Seite und blickte die drahtige Ärztin mit unverhohlener Neugierde an. Die XO wusste, dass nun der Satz von ihr erwartet wurde, der an diesen Stellen immer kam: „Steh bequem.“
Diesem Befehl kam die hübsche Ärztin bereitwillig nach, blickte kurz auf den Platz, auf dem Cal sonst immer saß, ehe sie Platz nahm und die langen Beine übereinanderschlug.
„Was liest Du?“, fragte Gina – Agatha ahnte jedoch, dass diese Frage lediglich eine Floskel war. Nichtdestotrotz antwortete sie, nahm sich das PADD wieder hervor und las eine besonders amüsante Stelle aus der Kurzgeschichte des Satirikers und Humoristen vor.
Sie schaute die italienische Ärztin an und war sich sicher, dass in ihren Augen so etwas wie Neugierde zu sehen sein würde, als sie fragte: „Was meinst Du, was würde wohl uns Ziva dazu sagen?“
„Keine Ahnung“, zuckte die chief medical officer (CMO) mit den Schultern und erwiderte ihren Blick. Agatha erkannte, dass in diesen verzaubernden, blauen Augen viel Sorge funkelte. Sie legte das PADD beiseite, runzelte die Stirn und deutete auf das Büro des Captains: „Ich nehme an, du möchtest etwas Berufliches mit mir besprechen?“
Noch bevor die Ärztin genickt hatte, machte Agatha eine Geste, das sie bitte vorgehen möge.

Das Büro Cals war nicht wirklich dekoriert. Zwar handelte es sich um ein Schiff der Intrepid-Klasse und besaß somit die entsprechenden Raumkonfigurationen, die dem geneigten Voyager-Fan geläufig sind, allerdings konnte man nicht behaupten, dass der Captain dem Thema „Innenausstattung“ viel Bedeutung beimaß. Man fand – neben den üblichen Polstermöbeln, einem Schreibtisch und zwei Stühlen, zwei künstliche Pflanzen, ein schönes, gebundenes Buch mit einem Umschlag, der aus rotem Samt bestand, und in den eine Art Medallion eingelassen war, das zwei Schlangen zeigte, die einander in den Schwanz bissen und – wo wir gerade bei Schlangen sind – ein Terrarium mit zwei ausgewachsenen und einer Baby-Schlange. Als die Tür zischend aufglitt, schien selbige Baby-Schlange es nicht einmal einer Erwähnung wert. Sie hob kurz den Kopf, züngelte, und ließ ihn dann wieder sinken.

Ginas Mantel flatterte immer noch wie das Cape Supergirls, als sie den Raum betrat und sich zu der ihr folgenden Agatha umwandte. Diese schaute sie kurz amüsiert an, legte dann fragend den Kopf schief.
Doktor Intrupper stemmte die Hände in die Hüften, bemerkte, dass dies ihr Superheldenimage noch mehr zementieren würde und lies sie sinken.“
„Agatha“, setzte sie an, „ich…“
„Ja?“, fragte die XO und ging zum Replikator: „Computer, einen Raktajino, doppelt schwarz, doppelt stark, doppelt süß.“
Es piepste, und das bestellte Getränk erschien im Ausgabefach.
Schlechte Gastgeberin! , schoss es ihr durch den Kopf und sie schaute zu Gina: „Sorry… möchtest Du auch was?“
Die CMO schüttelte den Kopf: „Nein, muss nicht sein. Ich bin sowieso ein wenig konfus.“
Nickend setzte sich die XO auf die Couch, schlug ihre Beine übereinander und trank einen Schluck, ehe sie die Tasse auf den Tisch stellte. Dann schaute sie ihre CMO an: „Was bedrückt dich?“
„Ich weiß es noch nicht einmal.“, erklärte Gina, trat näher und ließ sich auf der Couch nieder, wobei sie ihre Beine ausstreckte, „Ich… es ist so. Cal hatte gerade eine Art Anfall – einen Krampf oder so.“
Agatha merkte, wie ihr Herz schneller schlug und sie wandte ihren Kopf so heftig zu Gina herum, dass ihr Nacken sich anscheinend beschweren wollte und ihr Schmerzimpulse sandte.
„Au!“; machte sie kurz, schaute die Ärztin dann an und fragte: „Eine Art Anfall?“
Gina nickte bestätigend: „Ja – er … er krümmte sich vor Schmerzen, schien dann orange zu glühen und …“
Sie machte eine Pause, schaute der XO in die Augen und atmete durch: „Agatha, ich habe ihn gescannt. Er hatte für den Bruchteil einer Sekunde zwei Herzen.“

Die Tür der öffentlichen Toilette blieb für eine Weile geschlossen, aber Gibbs konnte aus ihr Schmerzensschreie hören. Und wenn man bedachte, dass diese Türen dazu gedacht waren, schallisoliert zu sein, mussten die Schreie, die auf der Toilette abgegeben wurden, verdammt laut sein.
Gibbs hatte dem Captain einige Minuten gegeben, um sich zu fangen, aber er schien immer noch Schmerzen zu haben. Vorsichtig trat der Agent näher, die Tür glitt auf und er stockte.
Was hatte er eigentlich erwartet?
Natürlich das, was man sich allgemeinhin unter einer Öffentlichen Toilette vorstellte – unter anderem katastrophale hygienische Zustände. Aber dieser Raum war sauber. Und nicht nur sauber, es würde Gibbs sogar nicht überraschen, wenn dieses öffentliche Klosett keimfrei wäre.
Der Schrei, der aus der hintersten Kabine kam, war laut und schmerzerfüllt. Gibbs fuhr herum, seine Waffe schussbereit gemacht und bereit, im Zweifelsfall abzudrücken. Er stockte abermals, als er sehen konnte, wie unter der Türrille orangenes Licht pulste. Und jedes mal, wenn Cal schrie, wurde das organene Leuchten immer greller, bis es sogar nach Gelb changierte.
Und dann eruptierte eine ungeheure Energie aus der letzten Kabine. Die Schreie Cals wurden lauter und lauter, bis sie nicht mehr nach der Stimme des Captain klangen. Gibbs trat näher, hämmerte an die Tür: „Cat, sind Sie in Ordnung?“
Täuschte es ihn, oder klang der Captain wirklich anders? Jünger, vitaler?
„Ja, mir geht es gut.“, antwortete er, ehe sich die Tür öffnete und der verschwitzte Kopf Captain Calvin Cats aus der Kabine lugte: „Könnten Sie mich eventuell entschuldigen? Ich… ich glaube, ich hab das Chilli nicht vertragen.“
Das war eine so offensichtliche Lüge, dass Gibbs sich fragte, ob er ihn darauf ansprechen sollte, aber als der Captain die Tür schloss, schüttelte der Chefermittler den Kopf. Der Captain war einfach merkwürdig, daran würde sich vermutlich nie etwas ändern.

Gina verengte ihre Augen zu Schlitzen. Gerade hatte Agatha viel zu offensichtlich versucht, die Theorie, dass Cal kurzzeitig zwei Herzen hatte, als „Irrtum der Technik“ abzutun. Eigentlich war sie sogar geneigt, dies zu glauben, das Problem an der Sache war, dass sie danach etliche Tests mit genau diesem Tricorder durchgeführt hatte und dieses Messgerät einfach mit Spitzeneffizenz operierte. Das heißt – es konnte kein Messfehler sein, kein Irrtum. Und wenn man bedachte, was ihnen alles passiert war, wäre ein kurzzeitig auftretendes doppeltes Herz nicht gerade etwas, was sie mit größter Vorsicht beäugen müssten.
 
Normalerweise hätte sie es Agatha berichtet, die hübsche XO beruhigt und ihr gesagt, dass sich alles wieder finden würde, aber der Fakt, dass ihre beste Freundin viel zu offensichtlich versucht hatte, das ganze abzuwiegeln, machte sie neugierig.
Was wusste Agatha, was Gina über ihren ehemaligen Freund nicht wusste?
Sie schaute die XO an: „Einen Messfehler kann ich zu 90 Prozent ausschließen.“
„Versuch, hundert draus zu machen.“, entgegnete Agatha, was Gina ein leichtes Stirnrunzeln entlockte: „100 %? Wie soll das gehen?“
Die schöne Rothaarige lächelte, lehnte sich zurück und schaute ihre Freundin und Ärztin an: „Klar geht das nicht. Aber, du kannst nicht…“
„Ich weiß, was ich gesehen habe. Mein Exfreund – dein Freund – hat orange geleuchtet und…“, setzte Gina an, als die Stimme des Chefingenieurs, aus dem Kommunikator kommend, unterbrach, „Middlegate an Silverbird?“
Irgendwie schien Agatha froh über diese Ablenkung zu sein, betätigte ihren Kommunikator und beantwortete den Ruf.
Was war mit der XO los? Wieso war sie so … Gina konnte es noch nicht einmal sagen, was ihr an dem Verhalten merkwürdig vorkam – doch dieser unbekannte Faktor störte sie.
Dann hörte sie die Stimme Scottys: „Irgendetwas stört unseren Antrieb. Ich habe mich schon mit Jill kurzgeschlossen – es ist eine Art Strahlung, die aus der hintersten Kabine der öffentlichen Toilette Epsilon gedrungen ist. Sie tauchte eruptionsartig auf und ist nun wieder verschwunden.“
„Verstanden.“, sagte die XO und betrat die Brücke.
Gina blickte ihr verdattert hinterher – was war da wieder passiert?


Gibbs schloss die Tür hinter sich, öffnete den Reißverschluss seiner Hose hörbar und schloss ihn dann wieder leise.
„Entschuldigung“, sagte er so, dass der in der Kabine neben ihm sitzende Cal ihn hörte.
Die Stimme des Offiziers klang ein wenig angespannt, denn das orangene Leuchten, das Gibbs wieder sah, wurde wieder stärker: „Wenn Sie nicht sterben wollen, Gibbs, gehen Sie. Gehen Sie und versuchen Sie, soviel Platz wie Möglich zwischen sich und mich zu bringen.“
„Warum?“, fragte der leitende Chefermittler und sie schien ihm richtig, weil angemessen.
Der Mann in der anderen Kabine knirschte hörbar mit den Zähnen: „Ich… ich kann es ihnen nicht erklären, es ist… viel zu … kom… pliziert.“
„Ich bleibe hier!“; erklärte Gibbs entschieden und die Stimme des Captains überschlug sich: „Wenn Sie hier wie Murtaugh sterben wollen, bitte!“
Und dann eruptierte die Energie wieder, dieses mal noch gewaltiger, so stark, dass die Trennwand zwischen der Kabine des Captains und der Kabine Gibbs von einem Strom aus grell-oranger Energie durchschlagen wurde.
Erneut schrie der Captain, dann hörte es auf.
Aus der Kabine, in der sich Cal verbarrikadiert hatte, hörte er das Geräusch eines fallenden Körpers, spähte unter der Trennwand hindurch und sah in das Gesicht eines anderen Mannes.
Und gerade, als er etwas tun wollte, öffnete der Andere die Augen, wurde von einer unsichtbaren Macht angehoben und dematerialisierte mit ihr.
Dann klopfte es an der Tür, die seine Kabine abschloss, Gibbs öffnete und schaute in das verblüffte Gesicht des Captain.
„Was machen Sie hier?“, fragte er und Gibbs runzelte die Stirn: „Wie, was mache ich hier? Sie waren doch gerade in dieser anderen Kabine?“
Der Captain rollte mit den Augen: „Hat sich Traceless wieder für mich ausgegeben?“
„Das würde auch erklären, dass er plötzlich wie jemand Anders aussieht.“, nickte Gibbs, ehe er ihn ansah: „Aber was war das denn für eine grell-orange Energie, die er abgab?“
Kurz ihn anschauend, wandte sich Cal dann ab, richtete seine Uniform, von der Gibbs erst jetzt bemerkte, dass er sie offenbar gewechselt hatte und schaute den leitenden Chefermittler durch den Spiegel an: „Jedes Mal, wenn Traceless sich verwandelt, wird eine ungeheure Menge an Energie frei. Die Metamorphose, die er normalerweise durchlebt, dieses Schmelzen, das wir auch von den Gründern kennen, hängt damit zusammen, dass er …“
Er stockte, als er den genervten Blick seines Gegenübers wahrnahm.
„Okay – knapp gesagt: Manchmal schmilzt er, besonders wenn er angeschossen wurde, aber er kann auch anders. Besonders, wenn er lange Zeit nicht metamorphiert hat. Er kann zwischendurch nicht stehen bleiben, also muss er andere Formen, Gesichter oder sonst was annehmen. Wenn er es nicht macht, wird er … instabil. Und dann passiert sowas.“
„Ich verstehe.“, nickte Gibbs und schaute den Captain durch den Spiegel an: „Und wer sagt mir, dass Sie Sie sind?“
Der Mann zuckte mit den Schultern: „Und was meinen Sie, was sich dann gerade auf dem Klo verwandelt hat? Cal? Meinen Sie, ich metamorphiere jetzt auch vor mich hin?“
„Captain?“, knurrte Gibbs und zog seine Pistole.
Kurz auf den Lauf der Waffe schielend, schluckte der Captain, legte eine Hand sanft auf die Waffe und ballte die Andere zur Faust, um sie in das Spiegelbild zu treiben. Rotes Blut tropfte von der Wunde und vom Spiegel in das Waschbecken.
„Au!“, machte der Offizier, bewegte probehalber seine Hand und schaute zu Gibbs: „Sind Sie nun zufrieden?“
Der Special Agent nickte.

Mit verbundener Hand und einer etwas mißmutigen Miene saß Cal im Besprechungsraum der DRAGONFLY, zusammen mit Gibbs, Ziva, Tony, Agatha und Gina.
„Ich find es eigentlich fast schon ein wenig beleidigend, dass Ihr mich nicht von Traceless unterscheiden konntet.“, grinste der Captain amüsiert, was ein unterdrücktes Seufzen von Agatha und ein Augenrollen von Ziva als Erfolg zeitigte. Offenbar bemerkend, was für einen Bock er da geschossen hatte, legte der Offizier eine Hand auf die Agathas, um ihr sanft zuzulächeln: „Aber ich bin sicher, du hast dein Bestes gegeben, mein Rotschopf.“
Die XO schaute ihn mit einer Mischung aus Amüsement und Genervtheit an: „Jaja, du mich auch.“
Dann wandte sie sich an das Major Case Response Team: „Und was habt Ihr herausgefunden?“
McGee räusperte sich und stand auf: „Dort, wo ihr Tony, Ziva und den Boss abgesetzt hattet, bevor das alles passierte, befand sich eine Zweigstelle der Firma „Mad Cow Middleton Inc“. Ich habe mal einige Erkundigungen eingezogen. „Mad Cow Middleton“ war ein Katzenfutterhersteller, dessen Hauptsitz in Washington D.C. hatte, bevor er im Zuge der Bankenkrise insolvent wurde. Interessant ist hierbei, dass die Middleton Inc. nicht nur in Katzenfutter machte. Ich habe die Aktivitäten der Firma bis in die frühen Achtziger zurückverfolgen können, damals noch unter der Leitung der beiden Geschäftsführer Walter Harriman und Peter Sell. Ihre erste Firma, Harriman und Sell, verkaufte Sport-Utensilien, wobei sie mit der sogenannten „Lurzer K.G.“ zu Lurzer, Harriman und Sell fusionierten…“
„Wirklich rasend interessant.“, meldete sich Tony zu Wort, ehe er sich an Gibbs wandte, „Ich habe währenddessen mal meine Kontakte zum Washington P.D. spielen lassen. Das wirklich Interessante ist, dass in D.C. vor dem Firmenhauptquartier von „Mad Cow – Middleton Incorporated“ zwei Fahrzeuge stehen, deren Halter vermisst sind. Ein Jeep Cherokee, der auf einen Franz Meyer zugelassen ist und ein Polizeiwagen, der für einen Dave Speed zur Verfügung gestellt wurde.“
„Klingt auf jeden Fall nach einer Spur, der man nachgehen könnte.“, meinte Ziva und Cal nickte: „Klar – aber dieses mal gehen wir keine Risiken ein. Ich schicke euch ein komplettes Team mit, ausgestattet mit Phasergewehren vom Typ Drei – zu Deutsch: Die richtig dicken Dinger. Und Agatha, Gina und ich kommen auch mit. Wenn Traceless da ist, brenne ich darauf, ihm eine Revange zu geben.“

Gibbs saß im Besprechungsraum und starrte auf die gestirnte Unendlichkeit, die sich jenseits dieses Fensters erstreckte. Es war erschreckend, wenn man bedachte, was sich dort alles abspielen konnte – und man hatte nicht den Hauch einer Ahnung. Wer weiß, was sich jenseits der Kontrollmöglichkeiten des Planeten Erde so abspielte? Wer weiß, wer dort Krieg führen mochte oder sich daran machte, mit einer anderen Rasse zu verbünden? Und wer weiß, als was diese Lebensformen die Menschen ansahen? Alliierte? Partner? Nahrung?
Vermutlich würde er nie erfahren, was dort alles passierte und wenn er ehrlich war, war er darüber ganz froh. Zumal es wesentlich wichtigere Sachen gab, die nach Aufmerksamkeit schrien. Der entflohene Traceless zum Beispiel.

Der Captain dieses Raumschiffs hatte es sich in seinen Kopf gesetzt, den Gangster selbst jagen zu wollen und weder die Ermahungen seiner Freundin, noch die, die sein Team ausgesprochen hatten, schienen irgendwelchen Erfolg zu zeitigen.
Eigentlich konnte der SpecialAgent den Captain verstehen. Damals, als er selbst in der Situation gewesen war, sich an dem Waffenhändler zu rächen, hatte er nicht einmal gezögert. Und nun wollte er Cal sagen, dass er dieses ureigenste Bedürfnis, Rache an der Person, die ihn in diese Situation gebracht hatte, zu nehmen? Kein Stück. Schon gar nicht, wenn der Verbrecher für den Mord an Captain Stone verantwortlich zeichnete. Gut, eigentlich sollte er den Captain eher dazu ermutigen, sich gar nicht erst solchen Rachephantasien herzugeben und er würde ihn im entsprechenden Moment auch aufhalten, allerdings sahen 12 Augen bekanntlich mehr als nur Sechs.

Mit einem pneumatischen Zischen glitt die Tür zum Besprechungsraum auf und nicht nur Cal, Agatha und Gina betraten die Örtlichkeit, sondern auch Sebastian ‚Scotty’ Middlegate und ihm total unbekannte Personen, die zwar älter als die anwesenden Führungsoffiziere wirkten, dennoch – wie sich Gibbs durch einen Blick vergewissern konnte – waren sie im Rang unter den Jüngeren.

Tim McGee schaute verblüfft auf und stieß Ziva in die Seite: „Das… Das ist doch…“
Die hübsche Israeli reagierte, in dem sie ihn erst verwundert-wütend anblickte und dann zu den Typen herüberschaute. Dann zuckte sie mit den Schultern: „Keine Ahnung. Kennt man die?“
„Hey“, sagte McGee, „Du hast … hast Du nie Elite-Force gespielt? Das ist Fähnrich Munroe vom Hazard-Team!“
Einer der vier räusperte sich, deutete auf seine Rangpins und korrigierte, mit einem freundlichen Lächeln: „Lieutenant Munroe. Aber der Rest stimmt.“
Der Computer-Experte schaute den Captain verblüfft an: „Wieso haben Sie das Hazard-Team an Bord?“

Diese Frage lies den Captain schmunzeln. Ja, wie war das passiert?
Diese Menschen waren die Einzigen, die nicht in der damaligen Klassengemeinschaft Cals waren. Einige hatte man ihm zugeteilt, andere hatte er selbst ausgewählt.
So hatte er beispielsweise darauf bestanden, den Bolianer Chell, die Menschenfrau Telsia Murphy, die Betazoidin Juliet Jurot und Alexander Munro an Bord zu haben - diese Offiziere hatten als Hazard Team an Bord der Voyager gedient, ebenfalls während einer Krise, an Bord der ENTERPRISE Dienst getan.
Gut, eigentlich hatte er nicht die große Wahl gehabt - Telsia, Jurot und Chell waren ihm laut Akte sehr kompetent erschienen, ebenso Alexander Munro und da er Telsia unbedingt an Bord haben wollte, hatte sich Munro, der mit ihr in einer festen Beziehung befand, ebenfalls um eine Versetzung gebeten.
Es hatte ein langes Hin und Her gegeben, als sich Cal mit Picard unterhielt, aber letztenendes hatte der Captain der ENTERPRISE gelächelt und ihm, mit leicht französischem Akzent gesagt, das er die beiden haben könne, und hatte ihm dann ‘bonne chance’ gewünscht, was ‘viel Glück’ auf Französisch bedeutete.
Der Zwischenfall bei Vektor Sigma kam Cal dabei zu Gute. Damals war ihnen Q erschienen, hatte die Crew der DRAGONFLY in Kindergartenkinderkörper auf der Erde gesteckt und zugesehen, was passierte. Dieser Zwischenfall erbrachte Cal und seiner Crew nach der Erfolgreichen Lösung die Reputation, sich ebenfalls mit Q herumschlagen zu können. Dies ließ ihn wieder in Kontakt mit diversen Crewmitgliedern der ENTERPRISE, der Station Deep Space Nine und der Voyager treten, die alle diverse Erfahrungen hatten und begierig darauf waren, sie auszutauschen.
Dieser Zwischenfall war es offenbar gewesen, der dem Captain die Chance gegeben hatte, die Eliteeinheit zu bekommen.
Das die Anwesenheit dieses Teams nur aufgrund puren Zufalls passiert war, mussten die NCIS-Mitarbeiter natürlich nicht unbedingt erfahren, also räusperte sich der Captain und schaute zu Munroe, der ihm lächelnd zunickte und sich dann an McGee wandte: „Captain Cat hat uns angefordert und wir wurden hierher versetzt. So einfach ist das.“

„Ah!“, machte der Computerexperte und schüttelte innerlich den Kopf. Das Hazard-Team… hier. Wie oft hatte er die Nächte zum Tage gemacht, weil er diese verdammte Mission auf dem Alienschiff oder auf der Scavenger-Basis nicht geknackt hatte. Wie häufig hatte er geflucht und wie häufig hatte er nur noch die Ausflucht in den Cheatcode gewusst?
Und nun sprach er mit diesen Charakteren mano-a-mano.
Das war doch einfach nur verrückt, oder?

Das Räuspern Cals lies den Computergeek aus seinen Gedanken fahren und er schaute ihn an.
Luft holend schaute der Offizier in die Runde.
„Gentlemen und Ladies“, setzte er an, stand dann auf und ging zu dem Bildschirm herüber, über den sich in der Sendung der Doktor hin und wieder gemeldet hatte, betätigte mehrere Tasten und deutete auf das nun auftauchende Bild eines Firmengeländes.
„Dies hier ist Mad Cow Middleton Inc.“, erklärte der Offizier und deutete der Reihe nach auf verschiedene Gebäudeteile: „Wie Ihr alle sehen könnt, besteht die Firma aus vier separaten Gebäuden, von denen drei – nämlich das Hauptgebäude, mit den Büros, die Fertigungs- und die Lagerhalle untereinander verbunden sind. Das Parkhaus ist das vierte Gebäude.“
Während Cal die unterschiedlichen Bauten aufgezählt und bezeichnet hatte, leuchteten sie auf dem Bildschirm kurz rot auf. Der Offizier räusperte sich, blickte mit ernstem Blick in die Runde und fuhr fort: „Wir haben allen Grund zur Annahme, dass sich der Verbrecher Traceless hier aufhalten könnte – wir wissen es aber noch nicht genau. Diese Mission, bei der ich Euch alle benötige, wird eine Aufklärungsmission sein – sollte es zu Feindauseinandersetzungen kommen, ist die Benutzung betäubender oder tödlicher Gewalt nicht mit Strafen sanktioniert. Ich würde es jedoch bevorzugen, wenn Ihr eure Phasergewehre aus Betäuben gestellt belassen würdet.“
Erneut räusperte er sich, deutete zu Agatha und nickte ihr zu. Die hübsche Rothaarige erhob sich anmutig und blickte in die Runde: „Da der Captain den Wunsch verspürt, sich ebenfalls in diese Sache zu stürzen, wird das erste Team aus mir, Doktor Intrupper, Agent David und Captain Cat bestehen. Im Funkverkehr sind wir als Team Rot zu bezeichnen.“
Sie machte eine Pause und schaute zu Gibbs herüber: „Sie, Special Agent Gibbs, werden Team Blau leiten. Es besteht aus Ihnen, den Agents McGee und DiNozzo, sowie unserem Chefingenieur, Lieutenant Middlegate.“
Damit schaute sie zu Munroe herüber, der nickte, aufstand und seine Teamkameraden anschaute: „Wir werden Team Gelb und Grün sein. Chell, Sie und Telsia werden mit mir in Team Gelb sein, während Odell, Jurot und Chang die Rolle des Teams Grün übernehmen.“
Auf dem Bildschirm begannen, unterschiedliche Positionsmarkierungen in den genannten Farben zu leuchten. Munroe nutzte dies und trat an den Bildschirm heran.
„Dies“, sagte er und deutete auf die Punkte, „Sind unsere Extraktionspunkte. Das Team Rot wird im Norden des Gebäudes auftauchen, Team Blau ‚schräg gegenüber’, also hinter dem Lager. Team Gelb materialisiert hinter dem Hauptgebäude, während Team Grün hinter dem Parkhaus erscheinen wird.“
Damit setzte er sich wieder, schaute noch einmal in die Runde, ehe er sagte: „Und vorsicht. Wir haben das Gelände zwar gescannt, aber es könnten sich immer einige unliebsame Überraschungen dort befinden.“
„Das Ziel der ganzen Sache“, setzte Agatha fort, „ist es, herauszufinden, ob unser Freund und Kupferstecher dort ist. Wenn ja, versuchen wir, ihn zu betäuben und zu verhaften, sollte er euch in eine Situation bringen, in der ihr zwischen dem Leben eines Teammitglieds oder Traceless zu wählen habt, seid ihr authorisiert, ihn mit allen möglichen Mitteln auszuschalten, solange es nicht bedeutet, dass ihr euer Teammitglied erschießen müsst.“

Gibbs merkte, wie sein Herz schneller schlug. Es war eine ganz einfache Aufklärungsmission, aber die Problematik, die mit einem Formwandler einherging, war im deutlich. Von daher konnte er verstehen, dass Agatha so auf das Offensichtliche hinwies. Dennoch kam er sich gerade vor, wie ein Schuljunge. Vielleicht lag es daran, dass er es im Vergleich zu der Technik, die zum Einsatz kam, ein wenig war. Auch die Benutzung des Phaserkompressionsgewehres war ihnen geläufig, daher erachtete der Special Agent die minutiöse Einführung, die der Captain zelebrierte, für – gelinde gesagt – sinnlos, schließlich hatten sie darüber schon einmal gesprochen. Aber, er würde ihn nicht darauf hinweisen, zumindest nicht vor den Untergebenen des Offizieres – zwar war es nicht so, als wäre der Captain tatsächlich eine Person höheren Ranges und man könnte eben jenen höheren Rang beschädigen, in dem man ihn vor versammelter Mannschaft auf Fehler hinwies, aber ein wenig Freundlichkeit dem Offizier gegenüber konnte nicht schaden.

Zumal gerade in diesem Moment Agatha den Captain auf das Offensichtliche hinwies.
„Cal“, sagte sie, „Darüber haben wir schon gesprochen.“
Die Gesichtszüge des Offiziers verrutschten, er schaute sie fragend an, legte den Kopf in den Nacken, schien zu überlegen und schnippte dann mit den Fingern: „Natürlich, tschuldigung.“
Damit wippte er auf den Füßen auf und ab, was bei Gibbs das Gefühl verursachte, als habe er Abbys Caf-Pow-Vorräte in einem Schluck ausgetrunken.
Und dann schauten die braunen Augen des Captain ihn an und er konnte den Willen, sich zu beweisen in ihnen feststellen. Na wunderbar.
Gibbs richtete sich auf, schaute in die Runde und als er sprach, war es gar nicht notwendig, seine Stimme zu erheben. „Wann genau werden wir aufbrechen?“
Es war eine ganz einfache Frage - doch diese Frage genügte, um ein komplettes Chaos starten zu lassen. Der Captain warf einen Blick auf den Bildschirm, auf dem eine Uhr sichtbar war und nickte nur: „Jetzt.“
Und automatisch setzten sich alle in Bewegung.

Sie hätte nie gedacht, dass der Transporterraum einmal überfüllt aussehen könne, aber Ziva David wurde eines Besseren belehrt. Dabei befanden sich maximal 16 Personen im Raum – 17, wenn man den Transporterchief mitzählte. Und wie sie so an das Wort „Transporterchief“ dachte, war sie selbst von sich erstaunt. Wie schnell sie diese für sie eigentlich komplett bedeutungs- und sinnlosen Wörter einem Nutzen zuführen konnte, war verblüffend.
Das Gewehr lag temperaturneutral in ihrer Hand und war faszinierend leicht. Sie schätzte, es würde nicht mehr als zwei bis vier Kilo wiegen, was im Kampfeinsatz durchaus praktisch war. Das M 240, von dem Gibbs erzählt hatte, das man es im amerikanischen Militär verwendete, wog 10,85 Kilo und im Vergleich zu dem eher stromlinienförmigeren Starfleetpendant war das Militärgewehr eher sperrig.
Die braunen Augen der Israeli fokussierten die Umgebung. Kurz machte sie eine Zielübung, visierte den Captain an, der dies bemerkte und grinsend die Hände hob: „Hey, Ziva, du könntest damit jemandem ein Auge ausschießen.“
Sie ließ das Gewehr sinken und legte den Kopf schief: „Und wenn ich jetzt Traceless gewesen wäre?“
„Dann hättest Du mich hier über den Haufen geknallt, wärest von 15 anderen Personen gleichzeitig anvisiert und von mindestens der Hälfte von ihnen mit Phaserstrahlen ins Reich der Träume geschickt worden.“, schmunzelte Agatha und schaute sie an: „So schnell kommt nicht mal Traceless aus der Falle..
„Aber es ist eine gute Idee, vorsichtig zu sein.“, meinte Gina von ihrer Position her, ehe sie in die versammelte Runde schaute und mit den Schultern zuckte: „Wir sollten auf jeden Fall dafür sorgen, dass wir uns im Zweifelsfall identifizieren können.“


Ziva rollte innerlich mit den Augen. Daran hatte wirklich keiner gedacht? Sie wandte sich an Gibbs, der ihr wie ein ruhender Pol vorkam und sich in diesem Moment räusperte: „Passwörter, Captain?“
Ja, das was typisch Gibbs. Effizient, wortkarg, immer im Einsatz und allen mindestens einen halben Sprung voraus. Ziva stutzte. Sagte man jetzt Sprung? Oder Schritt?
Es war eigentlich nicht zu fassen, dass sie sich immer noch mit einigen dieser verdammten Idiome schwertat. Das Problem war, dass sich die Sprache so schnell veränderte, dass man da gar nicht mitkam. Sagte man noch „geil“, beziehungsweise „porno“? Ihr fiel da eine reizende Kurzgeschichte ein, die irgendein deutscher Kabarettist geschrieben hatte. Sie hieß „Über Porno“ und die Quintessenz der Story war das, was sie gerade schon festgestellt hatte – manchmal kommt man echt nicht mehr hinterher.
Eine sanfte Berührung riss sie aus ihrer Überlegung. Sie sah in kristallgrüne Augen und wusste, wem sie gehörten. Als sie dann die Lippen des Halbitalieners auf den ihren spürte und das gehauchte „Ich wünsche dir viel Glück“ könnte sie nicht anders, als lächeln. Tony hatte halt ein Gespür für – nennen wir es mal : effektreiche – Auftritte und schämte sich derer auch so gut wie fast nie.
„Pass auf dich auf.“, hauchte sie gegen sein Ohr, fuhr ihm sanft über dieses markante Kinn und zwinkerte ihm zu: „Ich mach das selbe.“


Hinter ihr räusperte sich jemand. Sie fuhr herum und sah in die nussbraunen Augen des Captains.
Er lächelte: „Ich will eure traute Zweisamkeit ja nicht stören, aber – wir müssen.“
Damit legte er ihr eine Hand auf die Schulter und sie spürte einen leichten Schock und hörte ein leichtes Knistern, wie nach einem elektrischen Schlag. Es war, als stünde Cals Körper unter immenser Spannung.
Sie schaute ihn an, er erwiderte ihren Blick und zwinkerte ihr zu: „Wird schon gut gehen.“
Dann wandte er sich an Tony: „Keine Sorge, ich bring deine Freundin wohlbehalten zurück.“
„Das hoffe ich für dich.“, sagte der Halbitaliener und Ziva spürte, dass dieser leicht spaßige Ton, den er angeschlagen hatte, keineswegs nur Spaß war.
Sie konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln, wenn auch nur innerlich. Warum wurde bei Männern eigentlich jeder Satz zu einer Art sprachlichem – verdammt, wie hieß das Wort? – Rutenvergleich?
Ziva konnte sich ihrer eigenen Haut erwehren und ihre eigenen Kämpfe austragen, dafür brauchte sie weder einen sie patronisierenden Captain der Sternenflotte, der de facto vier Jahre jünger als sie war, noch Tony, der eben diesem Jungspund sagte, dass er besser auf seine Freundin aufpassen sollte.
Sie konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen, klopfte dann dem Captain auf die Schulter und lächelte ihm zu: „Also, wenn Du mich fragst, können wir.“
Einerseits war dies ein Zeichen, dass sie bereit war, sich – was auch immer dort auf sie wartete – zu stellen, zum Anderen sollte es Tony zeigen, dass sie seine Art und Weise in diesem Moment absolut nicht guthieß. Und dies wirkte, wie sie mit einem leichten, einem Anflug, einer Ahnung eines Lächelns feststellte.
Den Kuss, den ihr Tony zuwarf, beantwortete sie, zwinkerte ihm nocheinmal aufmunternd zu und wandte sich dann um, um dem Captain, der ersten Offizierin und der Ärztin auf die Transporterplattform zu folgen.
Bisher hatte sie nichts gesagt, obwohl sie den Plan für strategisch extrem fragwürdig hielt. Wenn Cal, Agatha und Gina hier etwas zustieße – wer hätte dann das Kommando?
Sie wandte sich an Cal: „Sag mal, hältst Du es eigentlich für besonders klug, dich, deine XO und deine Chefärztin einer potentiell gefährlichen Situation auszusetzen?“
Der Angesprochene schaute sie an und zuckte mit den Schultern, ehe er mit einem schwer zu deutenden Lächeln auf den Lippen antwortete: „Meine gute Ziva, ich erachte Dich als gute Freundin.“
„Wir kennen uns kaum.“, unterbrach die Israeli ihn und Cal nickte: „Stimmt, aber wir hatten auf den letzten knapp 400 Seiten eine Menge Spaß. Und von daher – ich bin mal so frei und zähl Dich zu meinen Kumpels dazu. Und ich weiß, dass Du und das Team um Gibbs die Besten seid, aber – Du kamst hier hoch und bist da unten fast draufgegangen. Und ich versuche meine Freunde so gut zu beschützen, wie ich kann.“
Ziva versuchte, eine neutrale Haltung zu wahren, das Problem war, dass die unglaubliche Unlogik, die Cal ihr da um die Ohren schlug, ihr offenbar deutlicher war, als ihm.
„Wenn Dir deine Freunde so wichtig sind, Cal, warum setzt Du sie dann immer der Gefahr aus, dass sie von Traceless getötet werden?“
 
Der Captain holte tief Luft: „Das tu ich garantiert nicht freiwillig.“
„Ah“, machte die Israeli und zuckte mit den Schultern: „War mir klar, dass Logik nicht funktioniert.“
„Bitte, wie meinst Du das?“, fragte der Captain und Ziva grinste: „Hey, Du bist ein Star Trek Charakter. Das Erste, was ein Captain macht, wenn er einem unbekannten Planeten einen Besuch abstattet, ist, sich mit seinem ersten Offizier und seinem Chefarzt runterzubeamen. Schon klar.“
Sie klopfte ihm gut gelaunt auf die Schulter, wohl wissend, dass sie sagen oder tun könnte, was sie wollte, es würde nichts bringen. Und dann konnte man sich auch ein bischen Spaß gönnen.
Der Captain blickte sie ein wenig irritiert an, schüttelte dann den Kopf und wandte sich an den Transporterchief: „Fritz? Energie.“
Die Welt verschwand in einem Energieregen, der ihren Körper auflöste.

Regen.
Sie wusste nicht was schneller fiel – die Energiepartikel, die den Transport visuell darstellten, oder der tatsächliche Regen, der gerade vom Himmel fiel.
Toll – da waren sie kaum 5 Sekunden auf der Erde und schon waren sie durchnässt bis auf die Knochen.
Ziva David blickte zu Agatha Silverbird, deren rote Haarpracht ein wenig an Schein verloren hatte und ihr nach einigen Sekunden strähnig ins Gesicht hing.
„Brrrr“, machte neben ihr Cal und schüttelte sich, „Das is ja wirklich mal… nass.“
Die Situation hatte nun wirklich etwas zu komisch-abstraktes. Da war dieser Offizier, der sicherlich oder besser gesagt: vermutlich etliche gefährliche Missionen absolviert hatte und er stellte fest, dass Regen nass ist. Was würde er wohl als nächstes herausfinden? Der Boden ist hart? Die Luft kann man atmen?
Doch gerade, als Ziva sich dazu äußern wollte, bemerkte sie, wie sich auf dem Dach des ihnen gegenüberliegenden Gebäudes etwas – oder jemand? – bewegte. Was mochte das sein? Sie tippte Cal auf die Schulter und deutete auf das Dach des Gebäudes. Der Captain kniff die Augen zusammen, nickte und betätigte seinen Kommunikator.
„Cat an Menacer? Möglicherweise ein Bandit auf dem Dach des Hauptgebäudes. Schau dir das mal an.“
„Roger.“, erklang die Stimme aus dem Kommunikator.
Kurz warf der Captain seinen Begleitern einen Blick zu, den Ziva als „Besorgnis“ zu deuten geneigt war. Als der Kommunikator piepste und Jills Stimme aus dem Gerät erscholl, betätigte er das Gerät und sagte: „Ja, ich höre?“
„Ich weiß nicht, was es ist“, sagte die taktische Offizierin, „Aber es sieht nicht unbedingt freundlich aus.“
„Okay, behalte es im Blick. Wir schleichen los.“
„Roger“
Damit machte Cal sich auf den Weg, mit erhobenem Phasergewehr. Ziva lies die Frauen an sich vorbeigehen und übernahm die rückwärtige Absicherung des Grüppchens.
Und gerade in dem Moment fiel ihr auf, dass diese komplette Umgebung irgendwas bedrohliches an sich hatte. Sie konnte nicht ganz „den Finger drauflegen“, wie die amerikanische Redensart ging - „Toll“, schoss es ihr durch den Kopf, „to put a finger on it“ merkst du dir?“ – aber Fakt war, dass die Umgebung alles Andere als heimelig wirkte. War es der Regen, war es die Tatsache, dass das komplette Gebäude seit einem knappen Jahr leerstand und sich schon die einen oder anderen Verfallserscheinungen zeigten? Vor allem aber musste man nicht unbedingt unter Paranoia leiden, wenn man feststellte, dass die Umgebung Augen hatte. Sie hatte sie. Hasen, wilde Hunde, Vögel, sogar kleines Getier wie Küchenschaben fanden hier sicherlich zuflucht.
Sie hörte einen schrillen Schrei und einen Schuss, wirbelte herum und sah Cal, der sein Phasergewehr auf etwas an einer Wand gerichtet hatte. Sie folgte seinem Blick und sah eine Art Kugel aus Lehm, in der nun ein rauchendes Loch war.
Sie seufzte: „Hey, sehr schön – ich glaub, das Wespennest wird es sich zwei mal überlegen, uns anzugreifen. Wie es mit den Wespen aussieht, weiß ich jedoch nicht.“
„Alle betäubt.“, keuchte Cal und schüttelte den Kopf: „Sorry, ich hasse, hasse, hasse diese Biester.“
„Auf jeden Fall weiß, wer nicht wissen sollte, dass wir hier sind, dass wir hier sind.“, sagte Agatha mit einer Mischung aus Genervtheit, Resignation und Amüsement in der Stimme.
Der Captain schaute sie an und zog den Kopf ein: „Ja, sorry.“
„Mit ‚Ja, Sorry’ ist es auch nicht getan.“, murmelte die Rothaarige und ging weiter: „Ich bin jetzt an der Spitze.“
Das war mal eine klare Ansage. Cal ließ das Phasergewehr in dem Transporterpuffer verschwinden, zog seinen Phaser aus dem dafür vorgesehenen Halfter und folgte seiner Freundin.

Man konnte den Gebäudeteilen nicht unbedingt eine phantasievolle Architektur zugestehen, aber eigentlich ging es darum auch nie. Schließlich war der Gebäudekomplex von „Mad Cow Middleton Inc“ – so häufig, wie der Name fällt, müsste man meinen, dass der Autor auf Provisionsbasis schreibt, aber weder tut er es, noch gibt es diese Firma in der Realität, und wenn es sie gibt, stellt sie kein Katzenfutter her – eine Geschäftsadresse. Da Geschäftsleute mitunter recht konservativ rein können, würde es sich vermutlich weniger gut machen, ein wirklich ausladendes und phantasievoll entworfenes Gebäude zu beziehen, wenn man in Geschäfte verwickelt sein möchte. Und hier, bei „Mad Cow Middleton“ war eine sehr funktionelle Architektur gegeben. Vier Gebäude, davon ein Parkhaus, die meisten Gebäudeteile untereinander mit Brücken verbunden – das war schon der einzige Luxus, den sich die Firma leistete.

Ziva David schaute sich weiter um. Das, was einstmals sicherlich eine funktionale, dennoch mehr oder weniger ansprechende Fassade und Struktur gewesen sein mochte, lud nun dazu ein, als Kulisse für einen Horrorfilm zu dienen. Ihre militärischen Sinne waren in voller Aktionsbereitschaft, sie revoltierten gegen die Leitung des Teams durch den unfähigen Captains. Eigentlich mochte sie ihn ja – er war lieb, nett, freundlich, man konnte mit ihm reden, aber für eine militärische Führungsrolle war der Mann in etwa so geeignet, wie ein Eisbär als Vertreter für eine Fünf-Sterne-Sauna. Agatha war in der Rolle weitaus besser geeignet und ihr war klar, dass sie nicht nur das Gesicht, sondern auch das Hirn hinter den Aktivitäten des Teen Squad war. Cal hatte die große Klappe, versuchte, sich den Anschein des Machers, des Mackers zu geben, aber die Fäden liefen eine Position hinter dem Captain zusammen. Ihr war klar, dass, solange das Projekt funktionierte, es eigentlich vollkommen egal sein konnte, wer der Chef des Unternehmens war. Oder, wie man im kapitalistisch-geprägten 21. Jahrhundert sagte: „Es ist vollkommen egal, wer die Schecks ausstellt, solange Arbeit vorhanden ist.“
Nur, im 24. Jahrhundert, aus dem Agatha, Cal und der Rest der DRAGONFLY-Crew, sogar der Kriminelle Traceless, kamen, war die Föderation zwar noch in finanzielle Transaktionen verwickelt, aber innerhalb des Staatenbundes gab man sich den Anschein, dass es kein Geld gäbe.
Zumindest war dies Ziva so aufgefallen.
Hatte Gene Roddenberry eine sozialistische Zukunft entworfen, in der jeder den gleichen Stand hatte, nur „für Spaß“ arbeitete und Geld unnötig war?

Sie schüttelte den Kopf. Darum ging es doch eigentlich gar nicht, zumal immer wieder gezeigt wurde, dass diese Zukunft nicht so ganz ohne Geld auskam. Aber es gab offenbar keine Gier mehr – und da fragte sie sich, wie das geschehen sollte. Wie hatte man im 23. Jahrhundert die Gier abgeschafft?

Sie hatte keine großartige Gelegenheit, sich weiter über solche Probleme und Fragen Gedanken zu machen, denn, gerade als sie den Eingangsbereich betraten, konnte sie hören wie die Architektur der Brücke über ihnen zuerst mit einem Geräusch das vage an Knäckebrot erinnerte und dann immer lauter wurde, immer mehr nachgab, bis sie schließlich der Schwerkraft folgte.
Ziva ließ ihre lebensrettenden Instinkte das Kommando übernehmen – das heißt – eigentlich war es kein willenlichter Akt, sondern mehr eine Notwendigkeit des Körpers. Sie sprang vor, riss dabei Gina, Cal und Agatha um, als Millimeter hinter ihr mit einem ohrenbetäubenden Lärm die Brücke herunterkrachte.
Der Captain rollte sich auf den Rücken, schaute sich verwundert um und dann zu den Überresten dessen, was vor ein paar Minuten noch ein Weg aus der Fertigungshalle in das Hauptgebäude gewesen war.
„Hat da einer was gegen uns, oder war das Altersschwäche?“, fragte er und Agatha, die mit ihrem Tricorder den Beton scannte, zuckte mit den Schultern: „Vermutlich einfach nur schlechte Wartung, Cal. Mach dir keinen Kopf.“
Der Angesprochene schaute sie mit hochgerissenen Augenbrauen an. „’Mach Dir keinen Kopf’?“, echote er, „Soll ich dich mal ganz dezent darauf hinweisen, dass uns das Ding auf denselbigen hätte fallen können, wenn Ziva und nicht das Leben gerettet hätte?“
‚Ich glaube, das weiß sie.’, dachte sich die Israeli und der Blick, mit dem die XO ihren Kommandanten bedachte, der die komplette Umgebung beinahe augenblicklich zumindest gefühlt schockfrostete, korrespondierte mit dieser Überlegung, genauso wie das gezischte: „Als ob ich das nicht wüsste.“


Tony DiNozzo war nie wirklich ein Fan von Fabrikgebäuden gewesen. Dies erinnerte ihn zu sehr an seinen Onkel, Vincenzo, der in Long Island als Metzger tätig war und dem er zwischendurch geholfen hatte, das Fleisch vom Großmarkt zu seinem Lager zu transportieren. Nicht, dass er ein gutes Steak abzulehnen wusste, aber diese kurze Arbeit hatte ihn dann doch in eine ebenso kurze, wie heftige „Vegetarier-Phase“ katapultiert.
Und komplett leere Fabrikgebäude waren auch nicht unbedingt dazu geeignet, ihn zu beruhigen. Hier war viel Raum, in dem sich potentielle Angreifer verstecken konnten, besonders, wenn sie in der Lage waren, sich zu tarnen, so wie Traceless.
Er konnte sich nicht helfen, irgendwie vermisste er die alten Tätigkeiten, die der NCIS für ihn bereit hielt – die kleinen Freuden des Alltags, wenn ein sogenannter „BOLO“, ein „bo on the lookout“, also eine Fahndungsausschreibung, erfolgreich war, wenn der Böse, der Terrorist, der Kriminelle, der – was auch immer – hinter Gittern saß und man es einfach gut sein lassen konnte.
Er musste grinsen.
Bei einem ihrer ersten gemeinsamen Einsätze hatte Ziva tatsächlich den in den USA gängigen Term „To call it a day“ – also „den Kehraus machen“, bzw. „es gut sein lassen“, in „to call it a night“ umgewandelt. Der Logik der attraktiven Israeli zufolge war es nun vollkommen egal, ob man es „einen Tag“ oder „eine Nacht“ nannte.
Recht hat sie. Und auch wenn er sie mit Leidenschaft auf die Schüppe nahm, sie mit ihren Fehlern aufzog, eigentlich war es doch vollkommen schnurz, solange die Intention, in der es gesagt worden war, aufzeigte, was gemeint war.
Vermutlich würde er beim nächsten Mal…
Das Geräusch, das da an seine Ohren drang, war ihm schon aus unzähligen Situationen bekannt. Irgendwas war eingestürzt, was ihn eigentlich, ob der Situation und vor allem des Zustandes, in dem sich das Gebäude befand, nicht großartig verwunderte.
Wenn da nicht der Fakt wäre, dass Cal gesagt hatte, dass Ziva sein Team verstärkte - und wenn er in den letzten Tagen und Wochen eines gelernt hatte, dann, dass man in der Nähe von Captain Cat nicht unbedingt in Sicherheit war. Die Versicherungsprämien, die er zahlen musste, müssten gewaltig sein.

In diesem Moment spürte Tony, wie sein Herz immer schneller zu schlagen begann und – quasi wie zur ausgleichenden Gerechtigkeit – die Zeit um ihn herum langsamer zu werden schien. Allein die Kraft, die er aufwenden musste, um diesen Kommunikator zu betätigen, schien unmenschlich zu sein. „DiNozzo an…“
Weiter kam er nicht, denn die Hand Gibbs schnitt ihm kompromisslos, schnell und effizient die Möglichkeit ab, zu sprechen.
„HMPH!“, machte der Halbitaliener noch, doch Gibbs zischte ihm ein „Sei still“ zu.
Er könnte jetzt versuchen, sich herauszuwinden, könnte versuchen, Gibbs in die Hand zu beißen und dann Ziva zu rufen, aber – wenn der Chef ihm die Sprechmöglichkeit entzog, würde da schon was dran sein. Also ließ er jeglichen Widerstand fahren, schaute Gibbs nur fragend an.
Dieser senkte seine Stimme, bohrte seinen Blick in den DiNozzos und setzte an: „Denkst Du, dass, was immer das für ein Krach war, zufällig passiert ist?“
Tony schüttelte den Kopf. Natürlich nicht – Gibbs glaubte nicht an zufälle und wenn es eines gab, das man ihm sofort am ersten Tag beigebracht hatte, war es, niemals den großen Meister zu verärgern. Der Halbitaliener schaute seinen Chef an, der gerade vollkommen im Marine-Modus aufging.
Mit erhobenem Gewehr ließ er den Tricorder aufschnappen und benutzte ihn anscheinend, um einen Scan der Gegend anzufertigen. Ausgerechnet er – ausgerechnet Gibbs, der mit Technik nicht viel am Hut hatte. Es gab Sachen, die waren einfach zu komisch.

Einer abgebrochenen Spitze einer Stahlverstrebung nur um Milimeter entgangen zu sein, belebte Ziva David ungefähr genau so, wie eine Hand voll kaltes Wasser ins Gesicht, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Zwar gönnte sie sich diesen zeitlichen Luxus, durch eine Hand voll eiskalter klarer Flüssigkeit aus der Leitung, die ins Gesicht gespritzt wurde, in den Tag zu finden, aber diese Spitze, die gerade einmal zwei Millimeter von ihrem schönen Gesicht plötzlich aus dem Boden ragte, war etwas, das nicht nur den Kreislauf weckte, sondern ihn mit Adrenalin vollpumpte. Vorsichtig robbte sie zurück, rollte sich dann über den Rücken ab und stand schon wieder aufrecht, ehe die Anderen in die stehende Position gelangt waren. Ziva sah den drei Offizieren an, dass sie sich gerade von einem ziemlichen Schock erholten, wandte sich an Cal und lächelte ihm beruhigend zu, als sie plötzlich hinter dem Captain etwas durchs Glas blicken sah – etwas, das nicht menschlich war.
Den Phaser zu ziehen, den man ihr als Sekundärwaffe mitgegeben hatte und hinter den Captain zu deuten, war eines. Der Offizier wirbelte herum, schaute das… was auch immer es war…an und wurde in einem Schein beunruhigenden Rotes gebadet. Er brummte überrascht auf und kollabierte. Agatha erwiderte das Feuer, was darin endete, dass der Alien vollkommen unbeeindruckt stehenblieb, die Waffe auf die hübsche Rothaarige schwenkte und abdrückte.
Zivas Phaser spieh nun ihrerseits Energie, gleichzeitig hatte sie einen Schritt zur Seite gemacht und die Hand Ginas ergriffen, um sich in Sicherheit zu bringen. Ehe die hübsche Blonde realisiert hatte, was los war, wurde auch sie getroffen und erschlaffte. Nun war Ziva allein, gab nocheinmal einen Schuss ab und rannte, so schnell sie ihre muskulösen Beine trugen.

Das Waffenfeuer blieb bei Gibbs Team nicht unbemerkt. Da brauchte es nicht einmal einen Befehl ihres Chefs, Tony und McGee hatten ihre Waffen gezogen und sich in die Richtung gewandt, aus der die Schüsse kamen. Der Chefermittler hob die linke Hand, als Zeichen dafür, stehen zu bleiben, legte dann den Kopf schief und schloss die Augen. Für den einen oder anderen Uneingeweihten mochte dies tatsächlich so aussehen, als ob er diese Zeit für einen Mittagsschlaf verwendete, aber tatsächlich horchte er in den Regen hinein, versuchte, ihre Entfernung zum Waffenfeuer abzuschätzen. Dann ließ er den Kopf sinken – sie waren viel zu weit entfernt.

Die Idee war eigentlich einfach. Man locke den Feind aus der Deckung und kümmere sich dann um ihn. Also rannte Ziva David, scheinbar in kopfloser Flucht, über die Straße, auf der früher vermutlich ein reger Verkehr von Lieferwagen und Gabelstaplern – oder Stapelgablern? – geflossen war. Jetzt war die brüchig-löchrige Straßendecke voller Schlaglöcher, die mit Regenwasserpfützen gefüllt waren. In Kombination mit den gerade heruntergekrachten Brückentrümmern wirkte die komplette Szenerie ein wenig, wie aus einem Kriegsgebiet. Zivas hübscher, schlanker, athletischer Körper wusste sich effizient in dieser Umgebung zu bewegen, sprang über größere Trümmerteile hinweg, duckte sich mit wehenden Haaren, als ein Laserstrahl – oder was auch immer das war – herangeflogen kam, warf sich auf den Boden, rollte sich ab und erwiderte das Feuer. Dummerweise immer noch mit demselben, sehr überschaubaren, nämlich gar nicht vorhandenen Effekt.

Und dann krachte es keine 10 Meter hinter ihr.
Sie wirbelte herum, Schlamm hinterließ seine Spuren in ihrem Gesicht, und sie sah mit diesen nußbraunen Augen etwas auf sie zukommen, das einer Art Albtraum entsprungen zu sein schien. Es erinnerte sie an einen Comic-Charakter, von dem sie einmal bei Tim McGee etwas gehört hatte. Aber wieso kam gerade der unglaubliche Hulk auf sie zu?
Und ehe sie eine Gelegenheit hatte, sich diese Frage zu stellen, rammte das Biest ihr die Faust gegen das Kinn. Wenn sie durch den Treffer nicht schon bewusstlos gewesen wäre, nahm in diesem Moment ein insektoides Wesen neben dem Hulk Stellung, legte mit der Waffe auf sie an und feuerte. Zivas Körper verfiel in Zuckungen, die das Bewusstsein nun entgültig aus ihrem Körper verbannt hätten, wenn sie es nicht schon gewesen wäre.


Das Erste, was Ziva David merkte, als sie wieder zu sich kam, war, dass über ihr das Gesicht Cals schwebte, der sie besorgt anblickte. „Hey, geht es Dir gut?“, fragte er und sie konnte sich eine Grimasse nicht verkneifen.
„Natürlich“, sagte sie, mit vor Ironie triefender Stimme, „Ich wurde von etwas, das aussah wieder Unglaubliche Hulk, k.o. geschlagen – mir geht es fabelhaft.“
„Hulk?“, echote Cal und schüttelte sich: „Mit dem Biest konnte ich noch nie etwas anfangen.“
„Wie auch immer.“
Ziva und der Captain drehten sich zur Quelle dieses Satzes um. Gina Intrupper stand, an eine Wand gelehnt und machte eine Geste, diesem Raum galt, in dem sie sich befanden und erst jetzt stellte Ziva fest, wo sie waren.
Es musste so eine Art Büro oder so sein, das ihnen gerade als Unterkunft diente. Allerdings waren die Hochzeiten dieses Büros schon ein paar Jahre her, wie sie vermutete. Sie stemmte sich in die sitzende Position, wobei Gina ihr Hilfestellung gab. Kurz ergriff eine leichte Benommenheit Besitz vom Körper der attraktiven Israeli, die sie mit einem Kopfschütteln vertrieb.
„Okay, was war das?“, fragte sie.
Captain Cat und Doktor Intrupper warfen einander kurz unsichere Blicke zu, ehe ein Geräusch die beiden Sternenflottenoffiziere herumfahren ließ. Wie eine leblose Puppe wurde Agatha Silverbirds Körper in den Raum geworfen und ehe Cal neben ihr in die Knie gehen konnte, stand auch schon Hulk vor ihm und schaute ihn an.
Der Captain machte sich gar nicht erst die Mühe, sich umzudrehen, sagte mit einer plötzlich aufbrechenden Autorität: „Gina, kümmere dich um Agatha.“, ehe er das Wesen anfunkelte: „Ich bin Captain Calvin Cat, von der USS DRAGONFLY. Wenn Sie mit jemandem reden wollen, nehmen Sie mich.“
Hulks Antwort war ein Hieb in den Magen, der Cal in die Knie gehen ließ, worauf das Wesen ihn packte und hinter sich herzog. Kaum, dass die Tür geschlossen war, waren Gina und Ziva auf den Beinen, um zur leblosen Agatha zu eilen.
Diese rollte sich in diesem Moment auf den Rücken, was Ziva stocken ließ. Nicht so ganz der Fakt, dass sich die hübsche XO umdrehte, sondern einfach der Fakt, wie sie aussah, war es, das Ziva ins Stocken brachte, denn die Verletzungen, die der Rothaarigen beigebracht wurden, erinnerten sie verdammt an ihre Eigenen, die sie aus ihrer Folter in Somalia erhalten hatte.
Sie ging neben der Commander in die Knie: „Hey, geht es Dir gut?“
Es ist faszinierend, dass man immer wieder diese Frage stellt und immer wieder ist man als derjenige, der so sehr durch die Mangel gedreht wurde, dass er gefragt wurde, ob es ihm gut gehe, fasziniert davon, wie Dämlich manche Menschen sein können – aber dennoch ist es die erste Frage, die einem in der Situation durch den Kopf schießt.
Die XO bedachte sie mit einem Lächeln: „Ich stell immer wieder fest, dass ich mit den Modalitäten bei solchen Vorladungen nicht ganz einverstanden bin. Sie hätten wenigstens was zu Essen oder zu Trinken bereitstellen können. Ich werde mich bei der Reiseleitung beschweren.“
Gerade, als Ziva lächeln wollte, hörte sie ein Geräusch.
Etwas, das nach einem „Plopp“ oder „Popp“ klang – vielleicht war es doch eher eine Art von Zischen?
Es schien aus weiter Ferne zu kommen, aber es war ihr klar, was da gerade passierte. Die Rettung nahte.
Sie lächelte Agatha zu: „Hey, ich weiß auch nicht wie, aber die haben uns gefunden und wir kommen hier bald raus.“
Ginas Blick war eine Spur kälter und irgendwie war die Frage, die sie in diesem Moment stellte verdammt verständlich: „Was macht Dich da so sicher?“
Das war in der Tat eine verdammt gute Frage – sie wusste auch keine Antwort auf sie – aber sie wusste aus purem Instinkt, dass ihre Leute unterwegs waren, und sie hier rausholen würden.

Tatsächlich, keine Millisekunde, nachdem sie diesen Gedanken gefasst hatte, öffnete sich die Tür und Tony DiNozzo stand, mit einem entsicherten Phasergewehr, wie Rambo persönlich, im Türrahmen.
„So, Leute“, grinste er, „Dann wollen wir mal. Gibbs holt euern Captain.“

Leroy Jethro Gibbs pirschte sich durch die dunklen Gänge des Gebäudes. Hier war wirklich viel Spielraum, um ihm aufzulauern – er als Marine war sich dessen bewusst. Aber, einer seiner Leitsätze war, dass man niemals einen Mann zurückließ und als sie, dem Tricorder folgend, festgestellt hatten, dass da dieser eine Raum war, in dem eine Regelrechte Personenfluktuation stattfand, hatte man sich diesen Raum als Ziel gesetzt. Gerade, als ein riesiges Wesen den Captain vor sich her trieb, waren sie im Korridor aufgetaucht. Dass dies ein riesiger Zufall ist, war nicht nur Gibbs klar, sondern auch dem Autoren. Mit schussbereitgemachten Waffen begann man den Angriff, der darin endete, dass Cal von dem Wesen in einen Raum geschubst wurde, den das Wesen danach betrat und offenbar begann, ihn zu verhören.
Es war überhaupt interessant, dass das Ding sprechen konnte und gerade, als Cal eine besonders pffifige Antwort, die ihm Gibbs tatsächlich mal als solche anerkennen wollte, gab und dafür – dem Geräusch nach zu urteilen – mindestens einen Kinnhaken erhielt, hatte der Special Agent die Tür eingetreten und das Wesen anvisiert.
Das Wesen schaute Gibbs an – aus hasserfüllten Augen – und gerade, als es einen Angriff starten wollte, zersprang das Fenster, vor dem das Wesen stand in seine Bestandteile und Hulks Cousin krachte zu Boden.
Captain und Special Agent schauten verblüfft zuerst zu dem Wesen, dann zum Fenster – und schließlich schluckte der Captain.
„Bilde ich mir das nur ein, oder zielt hier tatsächlich jemand auf mich.“, fragte er, was Gibbs dazu brachte, ihn genauer zu betrachten. Tatsächlich, auf Höhe der Stirn des Offiziers, befand sich ein roter Punkt, wie von einem Laserpointer. Gibbs handelte schnell und effektiv, warf sich gegen Captain und Stuhl und ging mit dem Offizier zu Boden.
Über ihnen rieselte der Putz aus einem ganz frischen Loch.
Beide Chefs ihres jeweiligen Teams schauten sich an.
„Ari“, murmelte Cal.
„Traceless“, murmelte Gibbs.
Beide schauten einander an und sagten, wie aus einem Mund: “So ein Schweinehund.”
Dann versuchte Cal, sich aufzurichten, was spätestens nach dem zweiten Versuch erfolg zeitigte, und er, sowie Gibbs rannten an das zerstörte Fenster.
Sie zielten mit ihren Waffen auf die Flüchtenden, der in diesem Moment hinter einem Bauzaun verschwand.
Gibbs und Cal sahen einander frustriert an.
 
Kapitel 22

Gina kniete neben dem reglos da liegenden Gibbs

Agathas Kopf brummte, als sie die immer lauter und erregter klingende Stimme Leroy Jethro Gibbs’s hörte, und sah, wie der grauhaarige Special Agent zusammen mit einem sehr geknickt wirkenden Cal von dort zurückkam, wo sie auch immer gewesen sein mögen.
„Captain, Sie haben vor wenigen Wochen gesagt, dass Sie Ari in seine Zeit und damit seiner Strafe überstellt hätten.“, sagte Gibbs und blieb plötzlich stehen, wirbelte herum und ging auf Cal zu, bis sie nur Millimeter voneinander trennten. Mit einer eiskalten Stimme sagte er: „Ich warne Sie. Wenn meinen Leuten wegen Ihrer Unfähigkeit irgendetwas zustößt, ziehe ich Sie persönlich zur Verantwortung.“

Die hübsche XO fand es ungeheuer faszinierend, dass es der Special Agent offenbar nicht nötig hatte, die Stimme allzusehr zu erheben, stattdessen wurde er immer leiser, bis er das Wort „Verantwortung“ nur noch zischte. Als sich der Mann umgewandt hatte und auf sein Team zukam, sah Agatha, wie das Gesicht ihres Freundes von purer Überraschung und Zerknirschtheit zu einer Grimasse des Zorns metamorphierte. Er folgte Gibbs, eine Spur schneller als es vermutlich notwendig gewesen wäre, doch ehe er ihn erreicht hatte, war die hübsche Israeli bei ihm und blockierte ihn. Es war ein eindringlicher Tausch von Blicken, den die beiden, der Captain und die Agentin, zelebrierten, aber die Botschaft war klar. Die Körperhaltung Cals schrie förmlich, „Lass mich durch!“, während Ziva ihn festhielt und anstarrte, wobei man deutlich den Befehl „Cal, beruhig dich!“ erkennen konnte. Dies schien dem Offizier jedoch nicht wirklich leicht zu fallen, denn in seinen Augen standen Blitze, die, wenn Blicke Laserwaffen wären, Gibbs zweifelsohne in den Rücken geschossen hätten.
Und wütende 80 Kilo Sternenflottencaptain blockierte die um einen Kopf kleinere, zierlichere Israeli einfach so, ohne großartig in Mühe auszubrechen.
Erneut schaute Cal die Israeli an, erneut schien jähe Wut aus ihm eruptieren zu wollen, aber als Agatha sich räusperte, und er zu ihr blickte, da merkte sie, wie sein Widerstand zu schmelzen begann. Sie richtete sich auf, trat auf ihn zu und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter.
„Cal“, sagte sie, „Gibbs hat recht.“
Der Blick des Captains flackerte kurz, dann schloss sie die Augen, nickte, als wisse sie was er sagen wollte – und natürlich konnte sie sich denken , was er vorhatte zu sagen – und legte die zweite Hand auf seine Schulter: „Wenn Ari tatsächlich wieder entkommen ist, dann hast Du in der Aufgabe versagt.“
Sie beugte sich vor, so dass ihr schön geformter Mund beinahe sein Ohr berührte und flüsterte: „Wenngleich ich denke, dass Gibbs mit dem zweiten Teilsatz einfach nur seiner Wut Ausdruck verleihen wollte.“
„Ich hoffe es“, flüsterte der Captain zurück und klang nun nicht mehr verärgert, sondern wieder zerknirscht.

Was war eigentlich vorgefallen? Wieso hatte Gibbs dem Captain vertraut? Eigentlich hätte es dem Chefermittler klar sein müssen und er würde sofort eine neue Regel aufstellen. „Regel 54: Trau niemandem aus der Sternenflotte.“
Wobei – wenn er so darüber nachdachte: Einerseits stimmte der Gedanke, schließlich wusste Gibbs nicht, wo der Captain den Verbrecher hingebracht hatte. Vielleicht hatte er ihn auch einfach nur versteckt und ihm gesagt, dass er bald wieder spielen dürfte?
Andererseits hatte der Special Agent wenig – bis eigentlich gar keinen – Grund, dem Captain zu mißtrauen. Bisher hatte die Sternenflotte ihm immer geholfen, wo sie konnte. Wobei – wieder von einer anderen Warte betrachtet, wäre es gerade zu von teuflischer Logik, ihn und sein Team auf Traceless anzusetzen – nicht, weil sie die Besten wären, sondern weil die Sternenflotte Ari wiederbelebt haben könnte und ihn für…
War das schon Paranoia?
Das Problem mit Verschwörungstheorien sämtlicher Spielarten ist natürlich, der Fakt, dass man immer entsprechende Beweise, Indizien oder „Fakten“ finden könnte, die diese Theorien unterstützen.
So könnte Ari tatsächlich von der Sternenflotte dazu ausgesandt worden sein, das zu machen, was er am Liebsten tat – zu versuchen, Gibbs und Co zu töten. Die Logik hinter dieser These: Cal hatte nie einen Beweis vorgelegt, dass Ari tatsächlich in die Vergangenheit gebracht worden war. Weiterhin hatten sie nie nach dem Aufenthaltsort des Terroristen gesucht, stattdessen waren sie dazu abkommandiert worden, oder hatten sich freiwillig gemeldet, ein Chamäleon zu fangen.
Das Problem war – so logisch es auch klang – die Frage nach dem „Warum“, das Motiv, das fehlte.
Warum sollte die Sternenflotte Ari wieder ins Leben zurückrufen, auf dass er Gibbs und seine Kollegen tötete – dies würde keinen Sinn machen.

Ziva hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was zwischen Captain und Gibbs geschehen war, aber sie hatte die Worte ihres Bosses gehört. Ari sollte noch am Leben sein?
Zugegeben, wenn man schon in der Zeit reisen konnte, warum sollte man dann nicht auch Ari…
„Stopp!“, sagte sie laut und wandte sich an Gibbs und Cal. Der Offizier und der Gentleman schauten sie verblüfft an und sagten, beinahe wie aus einem Mund: „Ja, was ist los?“
Ziva räusperte sich, trat an beide heran und sah ihnen in die Augen: „Wir werden uns nicht in all zu viele Gefechte verzetteln.“
Damit fokussierte sie Gibbs, der sie mit einer Mischung aus Ärger und Amüsement anblickte.
Sie fuhr fort: „Wer auch immer unser Hauptgegner ist, versucht, uns aufzuteilen, uns zu schwächen. Wie sonst erklärt Ihr euch das Auftreten von Ari?“
„Hauptgegner?“, fragte Tony und Ziva drehte sich zu ihm um: „Der, der das alles plant. Und hinter all diesem muss ein Plan stecken – eine Intelligenz, die das alles steuert.“
Cal trat einen Schritt auf sie zu: „So wie – ich weiß auch nicht – eine Bienenkönigin?“
„Weniger an Borg denken, Captain.“, grinste die hübsche Israeli, „Ich hab gesehen, was uns angegriffen hat. Erinnert ihr euch an die Xindi?“
„Die wen?“, fragte Agatha, was McGee dazu brachte, laut aufzulachen: „Also ist „ENTERPRISE“ doch ein komplett anderes Universum, ja? Die Abenteuer von Captain Jonathan Archer haben nie stattgefunden?“
„Doch schon“, meldete Gina von ihrem Platz her, „Allerdings steht Florida noch, wenn Du das wissen willst.“
Und auf die verwunderten Blicke von Cal und Agatha, mit den Schultern zuckend: „Ich hab mich mal genauer in dieses ‚Star Trek Universum’ reingelesen.“
Der Captain rollte mit den Augen.
„Das is ja alles schön und gut“, sagte er mit Bestimmtheit, „Aber wir müssen uns…“
Die sanfte Stimme Zivas unterbrach ihn: „Ich war noch nicht fertig.“
„Dann bitte.“
„Wir wurden angegriffen“, fuhr die hübsche Israeli fort, „Von einer insektoiden Rasse, die man als ‚Die Insekten-Xindi’ kennt. Vermutlich befinden wir uns immer noch mitten im temporalen kalten Krieg oder so.“
Tim schaute die Attentäterin und NCIS-Agentin an: „Das wäre eher eine Suliban-Spezialität.“
„Tali…“, setzte Tony an, doch er stockte, als er die zunehmende Genervtheit Gibbs wahrnahm. Der Senior Special Agent schüttelte den Kopf: „Das ist doch alles unerheblich.“
„Ist es auch, Gibbs, da gebe ich Dir recht.“, nickte Ziva und schaute erneut ins Rund, „Wir müssen nur aufpassen, dass wir uns nicht verzetteln. Also – wir werden versuchen, herauszufinden, was hier los ist und dann sehen wir weiter.“

Wieso kam sich Tony in genau diesem Moment so unsterblich verliebt vor? Diese Leidenschaft und Durchsetzungsfähigkeit, die Ziva da gerade an den Tag legte, war ihm zwar nicht fremd, aber sie so über einen dermaßenen Stuss reden zu hören, trieb ein Grinsen in sein Gesicht, dass sich dort hielt. Vielleicht würde sie nach dieser ganzen Sache tatsächlich mit ihm Es…
Gerade noch stoppte er diesen Gedanken.
Oh, oh , schoss es ihm durch den Kopf, Filmfan, ich hör dir trapsen. Wann immer ein Satz wie „Wenn wir hier herauskommen, heirate ich meine Freundin“ fällt, weiß man doch, dass gerade die Person, die diesen Satz sagte, den Film nicht überleben wird. Ich werde mich hüten, daran zu denken, dass ich mit Ziva essen gehen werde, wenn wir hier rauskommen.
Verdammt, hatte er es doch gedacht.
Aber – ihre Nähe machte ihn so … er fühlte sich einfach nur frei. Warum sollte er sich Sorgen machen? Er konnte sich wehren, sie war noch besser und eigentlich waren sie alle in einer sehr sicheren Situation. Oder?
Wieso fühlte er sich plötzlich so, als werde er beobachtet?
Kurz blickte er sich um … und sah, dass ihn vom Fenster grün-funkelnde Augen anstarrten.

„Gut, was sollten wir tun?“, fragte Agatha und trat näher zu Gibbs, Ziva und Cal, eine Hand auf die Schulter des Offiziers legend. Dieser atmete hörbar durch, verspannte sich, ehe er zu seiner XO blickte und lächelte: „Tschuldigung, ich bin gerade ein wenig … durcheinander.“
Den Schlag auf den Hinterkopf hörte er eher, als dass er ihn spürte und wandte sich an Gibbs, der ihn anstarrte: „Bist Du fertig?“
„Jaja“, machte der Captain und legte nachdenklich den Kopf schief, ehe er von draußen ein lautes Kreischen hörte. Zur Quelle des Geräusches herumfahrend, sah Gibbs, wie sich draußen zwei Katzen fauchend über den Boden rollten.
„Deine Cousins beim Streiten, Cal?“, fragte Gina und zwinkerte dem Captain zu, der mit den Schultern zuckte: „An mir liegts nicht.“
„An Dir liegt doch sonst immer alles.“
Der Captain seufzte und schaute zu Agatha: „Haben wir es dann jetzt und können uns auf die wichtigen Dinge konzentrieren?“
„Gute Idee“, sagte Gibbs und man begann, sich zu unterhalten.

Es war Gibbs Idee gewesen, Cal mit in sein Team zu nehmen und McGee dafür Agatha, Gina und Ziva zuzuteilen. Das schien der Kommandant ihm ein wenig übel zu nehmen, was ihn jedoch nicht interessierte. Vielmehr versuchte er, sich ein genaues Bild der Situation zu machen und hielt seinen Tricorder aufgeklappt vor sich.
Der Captain bedachte ihn mit einem verwunderten Blick: „Ich dachte, Sie und Technik…“
Ja – das dachten viele. Er würde sich hüten, Cal eine Antwort zu geben, aber – obwohl er tatsächlich nicht so viel für die Technik übrig hatte, gab es hier und da Situationen, in denen sie einfach nützlich war. Er – Gibbs – war ja auch nicht von vorgestern, aber er versuchte, die Technik, so gut es ging im Rahmen zu halten. Er war kein absoluter Technikgegner, aber manche Sachen sollten lieber manuell erledigt werden. Es traf mit seiner Philosophie überein – versuche nie etwas, über das System zu erfahren, was Du über die Leute erfahren kannst.
So war es und wenn sich alle Menschen in diesen Datenmoloch des Internet begaben – gab es dann überhaupt noch wirkliche Menschen oder existierte nur das „System“?
Gibbs schüttelte den Kopf. Solche Diskussionen wollte er gar nicht aufmachen, schon gar nicht mit sich selbst.
Er schaute daher den Captain an, lächelte – wie er hoffte – nicht zu überheblich und wandte sich dann wieder der Informationsgewinnung per Tricorder zu.
Kurz scannte er nach Lebenszeichen und stockte.
Dann wandte er sich an Tony, bedeutete ihm auf den Tricorder zu schauen, klappte das Gerät zu und packte den Captain.
„Wir müssen weg.“, sagte er, knapp, befehlsgewohnt und ehe Cal etwas sagen konnte, betätigte der Chefagent seinen Kommunikator: „Gibbs an Team Rot! Rückzug. Wir treffen uns am Extraktionspunkt. Ich wiederhole. Rückzug. Das ist ein Befehl.“
Der Captain blieb plötzlich stehen, riss sich von Gibbs los und schaute ihn verdattert an: „Sind Sie jetzt komplett bescheuert geworden?“
„Werfen Sie einen Blick auf Ihren Tricorder.“, seufzte der Angesprochene.
Cal tat wie ihm geheißen und erbleichte.
„W… wieviele Xindi sind das?“
„Etliche.“, antwortete Gibbs mit Grabesstimme.

Lieutenant Alexander Munroe schlich durch die Gänge, warf einen Blick auf seinen Tricorder und schüttelte den Kopf. Die Situation war eigentlich fast schon ein alter Hut. Wie häufig hatten sie das Universum schon gerettet? Sein erster Kampf, den er komplett alleine, ohne sein Team zu bestehen hatte, lag inzwischen zwei Jahre zurück. Im Delta-Quadranten hatte er seine Fähigkeiten mehrfach unter Beweis gestellt und im Kampf gegen die Vorsoth hatte er die Möglichkeit erhalten, wirklich zu zeigen, was er konnte. Seitdem war er der Leiter des Hazard-Teams und sich sicher, diese Aufgabe mit der gebotenen Portion an Präzision, Würde und Konzentration erledigen zu können.
Die Situation war allerdings in sofern neu, dass sich das Team nun mit etwas beschäftigen musste, dem sie noch nie begegnet waren.

Sicher, Munroe hatte von den Gründern gehört und er hatte auch den einen oder anderen Zeitungsartikel über die Taten des Kriminellen Traceless gelesen, der die Föderation umtrieb, aber auf die Jagd nach ihm oder den Gründern hatte er sich nie begeben. Natürlich gab es auch von der Föderation vorgeschlagene und empfohlene Prozeduren, wie man mit dem Mann umzugehen hatte, aber diese hatten sich, laut dem Captain und seiner schönen XO als ziemlich unzuverlässig herausgestellt.

Dennoch – ihm fiel Benjamin Franklin ein, der gesagt hatte: „Ich habe nicht darin versagt, eine Glühlampe herzustellen, ich habe Tausend Wege aufgezeigt, wie eine Glühlampe nicht herzustellen ist.“
Vermutlich würde Starfleet Security das genau so sehen. Sie hatten tausend Wege aufgezeigt, wie Traceless nicht zu fangen wäre.
Und damit lägen sie noch nicht einmal falsch. Aber wie konnte die Sternenflotte auch versuchen, einen Verbrecher zu fangen, der sich dauernd verwandelte und der sich verhielt wie…
Er fühlte Telsia Murphys Atem in seinem Nacken, wandte sich zu ihr herum und lächelte ihr zu: „Lenkst Du mich bitte nicht ab, wenn ich versuche, die Vorhut zu bilden?“
Die Augen der Frau funkelten lebhaft: „Entschuldigung, Alex. Ich wollte dich nicht stören.“
„Kein Problem. Hier ist nichts und ich habe sowieso gerade überlegt, wie wir Traceless fangen wollen. Wir haben ja keinen Anhaltspunkt, wie er aussieht.“
Telsia zuckte mit den Schultern: „Frag mich was leichteres, Alex.“
Dann schüttelte sie sich, was Munroe dazu brachte, sie verblüfft anzusehen.
„Ist dir kalt?“
„Nein“, sagte seine rechte Hand, „Aber, ich habe irgendwie ein komisches Gefühl. Er… erinnerst Du dich noch an die Etherianer*?“
Munroe legte den Kopf schief, tippte mit dem Finger gegen sein Kinn, als denke er nach und nickte dann: „Natürlich – damals, in diesem Taschenuniversum, oder wo immer wir mit der Voyager gelandet waren.“
„Ja, ich… ich habe das Gefühl, als würden wir gleich etwas zu tun bekommen.“
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Chefs: „Du weißt, dass ich dir nahezu alles glaube, aber… bist Du seit neuestem Telepathin?“
„Nein“, schüttelte sie den Kopf, „Das nicht, aber…“
Der Kommunikator unterbrach beide, als die samtweiche Stimme Juliet Jurots aus dem Gerät ölte: „Jurot an Munroe.“
Der Chef des Hazard Teams schloss kurz die Augen, schüttelte den Kopf und lächelte dann, um in seine Stimme eine freundliche Tonlage zu schmuggeln: „Munroe hier?“
„Wir sind an einem Computerterminal angekommen, das merkwürdig wirkt.“
„Definiere merkwürdig.“, sagte Munroe mit gerunzelter Stirn. Merkwürdig, das konnte ja nun so ziemlich alles bedeuten.

Juliet Jurot fand sich gerade ein wenig überfordert. Die Halbbetazoidin blickte auf das Computerterminal, das nun einmal mit „Merkwürdig“ am Besten beschrieben war. Aber – sie wusste, dass Munroe gerne genaue Bezeichnungen hörte. Also räusperte sie sich und beschrieb: „Es besitzt ein Display knapp von 15 Zentimetern Bildschirmdiagonale. Ferner ist es grau, nicht starfleet-grau, sondern dunkelgrau, verfügt über einen Haufen blinkende Lichter und…“
Sie stockte, als der Bilschirm anging.
„Sekunde, gerade passiert etwas.“, erläuterte sie und runzelte die Stirn, als auf dem Terminalmonitor Schriftzeichen in einer ihr unbekannten Sprache erschienen.
„Was…“, brachte sie hervor und fuhr herum, als Odell und Chang einen Warnruf ausstießen. Schnell holte sie das Phasergewehr aus ihrem Transporterpuffer, rollte über die eigene Schulter ab und brachte die Waffe nach oben, sodass sie schießen konnte.
„Jurot?!“, erklang die Stimme Munroes aus dem Kommunikator, „Jurot, Bericht!“
Der Mann hat Wünsche! , schoss es der Halbbetazoidin durch den Kopf, Wir kämpfen hier ums Überleben und er will von Meldungen unterhalten werden.
Ihr Phasergewehr spuckte vernichtende Energie auf ihre Feinde – einen Haufen zwei-Beiniger, knapper eins-siebzig großer Insekten, die alles andere als freundlich wirkten.
„Verdammt, wo kommen die her?“, brüllte sie gegen das Waffenfeuer an.
„Keine Ahnung“, entgegnete Austin Chang, der in diesem Moment wieder einen Insektoiden aufs Korn nahm und abdrückte, „Sie tauchten plötzlich auf und…“
Odell tauchte aus seiner Deckung auf, legte mit dem Phasergewehr an und feuerte – mit dem Effekt, dass die Insekten kurz stehen blieben, aber weiter auf sie zukamen.
Er knirschte mit den Zähnen, schaute zu Jurot herüber und bellte: „Verdammt, das Waffenfeuer hat keine Wirkung.“
Die schöne Halbbetazoidin warf kurz den Kopf herum, schaute zu Odell, wandte sich dann wieder ihrer Aufgabe zu und feuerte, ehe sie entgegnete: „Zumindest hält es sie kurzzeitig auf!“
Konnten ihre Teamkameraden ihre Anspannung spüren? Sie hoffte es nicht, denn wie sollte man ein Team kommandieren, wenn ihre Mitstreiter von der Unsicherheit wussten, die sie gerade plagte?
Mit hochgerissenem Phasergewer warf sie sich aus der Schusslinie und zu Changs Position hin. Kurz wandte er sich zu ihr, sie zwinkerte ihm kurz, aufmunternd zu und bedeutete ihm dann, sich wieder den Angreifern zu widmen, ein Befehl, dem er nachkam.
Schnell hieb sie auf ihren Kommunikator: „Jurot an Munroe!“
„Das wurde aber auch Zeit“, erklang die eher unwirsche Stimme ihres Chefs und sie ließ ein leises, beinahe unhörbares Stöhnen aus ihrer Kehle entrinnen. Der Typ machte sie fertig.
„Entschuldigung. Ich glaube, es gibt ein Bürgerbegehren gegen unsere Anwesenheit hier.“, ließ sie die Information, dass die Feinde auf sie zukamen, eine leicht ironische Formulierung angedeihen.
„Ich verstehe“, machte Munroe aus dem Kommunikator, „Dann schließt das Wahllokal und ab nach Hause.“
Juliet wandte ihren Blick zu Austin, doch der Asiate schüttelte den Kopf.
Vielleicht war auch die Niedergeschlagenheit in ihrer Stimme viel zu deutlich, als sie sagte: „Nicht möglich, Sir. Der ÖPNV streikt.“
„Wo seid Ihr?“, erklang nun die Stimme Murphys aus dem Kommunikator und Juliet schaute sich um: „Ich glaube, wir sind ziemlich in der Mitte des Gebäudes. Das dürfte hier wohl mal die Kaffeteria gewesen sein.“

Munroe und Telsia schauten sich an.
Die Kaffeteria? Diese Örtlichkeit war doch keine 500 Meter von ihnen entfernt. Und wenn sie schnell waren…
„Wir sind gleich da!“, bellte Munroe, klopfte Telsia auf die Schulter und eilte los, wissend, dass sie ihm folgen würde. „Hey, Munroe, der letzte, der dort ist ist ein denebianischer Schleimteufel.“, sagte die Frau und rannte athletisch weiter, wurde schneller, über Stühle und Sitzgruppen hetzend, unter umgestürzten Säulen durchschlitternd. Der muskulöse Anführer des Hazard Teams hatte zwischendurch seine liebe Not, mit der Frau, die er seit Jahren kannte, mitzuhalten.

An der Kaffeteria angelangt, verfiel sie zuerst aus dem Sprint in leichten Gang, ehe sie komplett stoppte, sich ganz flach gegen die Wand, in die die Eingangstür eingelassen war, presste und in den Raum spähte. Inzwischen war das Phaserfeuer deutlich zu hören und Telsias Augen rissen weiter auf, als sie sah, wie durch einen anderen Eingang eine nicht enden wollende Anzahl an Insektoiden in den Raum kam. Das Phaserfeuer, das die hinter der Essensausgabe verschanzten Sternenflottenoffiziere leisteten, schien kaum, bis wenig Erfolg zu bringen.
Sie wandte sich an Munroe und schüttelte den Kopf.
„Wenn Biesmann noch hier wäre, würde er sich jetzt ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben da reinwerfen und versuchen, einen Unterschied zu erreichen.“, murmelte Munroe und Telsia hörte, wie der Tod Kendrick Biesmanns ihn immer noch traf – zumal er so komplett sinnlos gewesen war.
Die hübsche Frau richtete sich auf, legte ihre Hand auf seine und schaute ihn an: „Was meinst Du, Alex? Schaffen wir es?“
Kurz umwölkten Zweifel das markante Gesicht des Mannes, ehe er entschlossen nickte. Dann zog er das Phasergewehr aus seinem Transporterpuffer. Telsia huschte an der Tür vorbei, dass die beiden die Tür quasi von links und rechts flankierten, dann hob der Chef die Hand und zeigte mit drei Fingern den Countdown an.
3
Telsia hob ihr Phasergewehr.
2
Sie schloss die Augen, atmete tief durch und öffnete sie wieder.
1
Sie war bereit – so bereit, wie man nur sein konnte. Eine geladene, eine tödliche Waffe.
0
Telsia und Munroe nickten einander zu und schlugen dann los. Zuerst eilte sie in den Raum, rannte nach links, dann folgte er, rannte nach rechts. Mit erhobenen Phasergewehren versuchten sie, die Angreifer in die Zange zu nehmen, nahmen Ziel und feuerten.
„Wer sind die?!“, rief Munroe über den Lärm der sich permanent entladenden Phasergewehre hinweg.
„Ich hab keine Ahnung!“, schrie Telsia und zielte wieder auf den nächsten Angreifer. Sie drückte ab, sah, wie der grelle Phaserstrahl sein Opfer in die Brust traf und ihn zwar nach hinten drängte – das war aber auch schon alles an Effekten.
Das Insekt blieb stehen, betrachtete sie aus Facettenaugen und begann, auf sie zuzustürmen.
Telsia lies das Gewehr sinken, wartete, bis das Insekt auf einen Meter herangekommen war, griff ihre Waffe am Lauf und wirbelte herum, um dem Wesen den Griff der Waffe gegen den Panzer zu treiben. Sie verlor den Boden unter den Füßen, setzte sich auf den Hosenboden und sah, wie das Wesen taumelte und in sich zusammensank.
Dann betrachtete sie das Gewehr, das nun definitiv nicht mehr zum Schießen zu gebrauchen war.
„Okay, das klappt einmal.“, murmelte sie und warf sich dann zu Jurot, Odell und Chang in Deckung.

Tony DiNozzo war sich gerade nicht schlüssig, was er sich wünschen sollte. Er schwankte zwischen einer riesigen Dose Insektenvernichter, einem großen Vogelschnabel oder aber diesen Insektenschockern, die es in der Bäckerei gab, wenn die Wespen um den Pflaumenkuchen schwirrten. Momentan würde er sogar mit einer großen Sportseite vorlieb nehmen, die er zusammengerollt auf diese Biester niedersausen lassen konnte.
Sie waren gerade im Nachbargebäude unterwegs gewesen, als ein lauter Alarm ertönt war. Schnell hatte man sich hinter der Hydrokultur in Sicherheit gebracht – was keine Sekunde zu früh war, denn aus den Bürotüren, oder besser den Räumen hinter den Bürotüren, kamen nun Insektoid um Insektoid, um diesem Krach zu folgen.
Woher wussten die eigentlich, dass im Nebengebäude Krach verursacht wurde? Ihm wäre nicht geläufig, dass Insekten Ohren hätten.

Gibbs schluckte, als er sah, was dort los war, und er brauchte eine Milisekunde um sich zu fangen. Dann war er wieder die Ruhe in Person. Verdammt, er hatte gegen Terroristen gekämpft, im Irakkrieg das Vaterland verteidigt – da würde er mit einem Haufen Insekten doch sicher fertig werden. Zugegeben, sie waren ein wenig größer als die heimische Variante der Küchenschabe, aber – „the bigger they are, the harder they fall“. Es würde sicherlich einen Weg geben, gegen diese Wesen anzugehen und den Drahtzieher dieser gesamten Geschichte zu finden. Und gerade, als er diesen Gedanken gefasst hatte, hörte er neben sich ein entsetztes Aufkeuchen. Er warf den Blick zum Captain, der gerade bleich, wie die sprichwörtliche Wand oder das sprichwörtliche Leintuch, dreinblickte und offenbar Anzeichen entwickelte, losschlagen zu wollen.
„Agatha“, hauchte er, „Agatha.“
Die Hand des Special Agents schnellte vor, griff den Captain und hielt ihn fest.
„Konzentrieren Sie sich!“, knurrte er und Cal schaute ihn nur vollkommen weggetreten an.
Schnell warf er einen Blick zu Tony und nickte ihm zu.
Dieser betätigte seinen Kommunikator, was Gibbs dazu brachte, sich nicht gerade wenig stolz zu fühlen. Wie gut er seine Leute angelernt hatte, war immer wieder etwas, das er vermutlich auf der großen Rechnung, die bekanntlich immer am Schluss erfolgte, als dicken Bonuspunkt angerechnet bekam.
Oder?
Die Stimme seiner rechten Hand ließ ihn sich erinnern, was los war.
„DiNozzo an Silverbird?“
„Silverbird hier?“, erklang die rauchig-samtene Stimme der XO Cals, was Gibbs dazu brachte, zu lächeln: „Statusreport?“
„Was immer diesen Krach gemacht hat – es hat uns die Xindi auf jeden Fall vom Leib gehalten. Wir befinden uns gerade in der Fertigungshalle, sind auf dem Weg zum Extraktionspunkt und… oh mein Gott.“
Das Lächeln verschwand von Gibbs Zügen: „Bericht?“
„Wir haben hier…“, setzte Agatha an und schluckte hart, „… haben hier… Leichen… in sehr…“
Erneut schluckte sie und dann hörte man, wie sie sich übergab.
„Hier David“, schaltete sich Zivas geschäftsmäßige Stimme ein und Gibbs konnte sehen, wie Tony erleichtert aufatmete: „Wir haben hier zwei Leichen in sehr bizarren Positionen gefunden. Ich würde vorschlagen, wir holen, wenn wir mit der Sache fertig sind, Ducky, denn wenn mich nicht alles täuscht, haben wir Policeman Speed und Meyer gefunden.“
 
Arme Teufel. , schoss es Gibbs durch den Kopf und er konnte sich für den Bruchteil einer Nanosekunde nicht entscheiden, wen er damit eigentlich meinte. Dann wandte er sich an den apathisch dreinblickenden Cal: „Hey, keine Sorge, deiner XO geht es gut.“
Das Leben kehrte in den Gesichtsausdruck des Captains zurück, er betätigte seinen Kommunikator: „Hey, Gathy. Bist Du in Ordnung?“
„Einigermaßen.“, kam die Stimme aus dem Gerät und man konnte hören, dass sie immer noch von der Sichtung dieser Leichen mitgenommen war.
„Wenn wir hier wieder rauskommen“, grinste Cal, „Machen wir Urlaub auf Hawaii. Nur Du und ich, das Meer, die Wellen und du in einem knappen Biki…“
Gibbs schaute ihn an, schüttelte den Kopf und fast gegen seinen Willen erschien ein kleines Lächeln auf den Lippen des Chefermittlers, ehe er dem Captain eine Kopfnuss verpasste.
„Deiner XO geht es gut, können wir wieder zum Wesentlichen kommen?“, fragte er und deutete auf die Aliens, die nun vor dem Hauptgebäude standen. Der Captain nickte: „Ich nehme an, dass…“
Er betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Team Grün und Team Gelb. Status?“
Unter dem Geräusch von andauerndem Phaserfeuer erklang die Stimme von Alexander Munroe: „Wir kriegen gerade eine ordentliche Portion Arschtritte von einem Haufen Killerküchenschaben. Eigentlich habe ich gedacht, sowas nie wieder miterleben zu müssen!“
„Können Sie sie noch eine Weile aufhalten?“
Der Captain blickte verwundert zu Gibbs, der gerade diese Frage gestellt hatte. Kurz war nichts zu hören, dann drang wieder das Phaserfeuer aus dem Kommunikator: „Ja, aber nicht mehr lange!“
„Gibbs, was tun Sie da?“, fragte der Kommandant der DRAGONFLY, „Wir müssen ihnen doch helfen!“
„An allererster Stelle steht die Mission, Cat.“
Junge, klingt das wieder frostig. , dachte sich Gibbs, kaum, dass er diese Worte gesagt hatte. Er bohrte seinen Blick in den Cals und ließ ihn kurz eine väterliche Wärme annehmen.
„Ich weiß, es ist hart. Aber jede Mission fordert potentiell Opfer. Und wäre es dir lieber, wenn sie Agatha, Gina oder Ziva angreifen würden?“
Das Mienenspiel des Captain zeigte deutlich, dass er gerade ein Wechselbad der Gefühle durchlitt und es tat Gibbs tatsächlich leid. Zwar war Cal freiwillig in diese Situation gerutscht und hatte in irgendwelchen Kursen vermutlich gelernt, dass man solche harten Entscheidungen zweifelsohne irgendwann treffen würde, aber Gibbs sah ihm an, dass er Schwierigkeiten hatte. Jedenfalls für eine Sekunde oder so. Dann holte der Captain tief Luft und nickte.
„Gut – wir teilen uns auf. Gibbs, Du evakuierst Ziva, Agatha, Mcgee und Gina, Tony, Du holst das Hazard-Team da raus und ich schaue mal nach, wer der Drahtzieher der ganzen Kiste ist und… rede mit ihm.“
Tony blinzelte kurz: „Das ist ein Scherz, oder?“
„Eigentlich ja.“, nickte der Captain und schaute Gibbs an: „Wie sieht der Plan aus?“


War das tatsächlich Gibbs Idee gewesen?
Tony DiNozzo war sich da momentan nicht ganz sicher und – mal ehrlich – wer könnte es ihm verübeln? In einem konstanten Aufeinandertreffen mit anschließendem Rückzug eine Person betreffend, die sich so praktischerweise „Traceless“ nannte, die einem eine astreine Identifikation nicht ermöglichte, war es da bei Verhaltensänderungen bekannte Personen betreffend nicht legitim, darüber nachzusinnen, ob sie tatsächlich diese bekannten Personen waren? Oder war das schon der Beginn guter, altmodischer Paranoia?
Wo war die Grenze?
Tony ahnte nun, wie sich Ziva am Anfang ihrer Karriere beim NCIS gefühlt haben musste – Meilen von der Heimat entfernt, entwurzelt und mit einem Haufen von Leuten arbeitend, die man nicht kannte, bei denen man keine Ahnung hatte, ob sie tatsächlich nur das Beste für sie im Kopf hatten, oder ob sie jemanden im erstbesten Augenblick verraten würden. Und hier? Wie sah es hier aus? Die Person, die diese Befehle gegeben hatte, die die ganze Idee ausgebrütet hatte, schien den Habitus und den Duktus Leroy Jethro Gibbs zu haben und doch war die Idee dermaßen un-gibbsig, dass bei Tony sämtliche Alarmglocken, die zu schrillen in der Lage waren, dieser Arbeit nachkamen.
Und dennoch erfüllte er diesen Befehl.
Warum?
Weil es Gibbs Befehl war – und wenn man seinem Vorgesetzten nicht mehr trauen konnte, wem dann?
Das Phasergewehr lag schwer in seiner Hand und Tony hatte das Gefühl, dass die Waffe von Mal zu Mal schwerer wurde. Das konnte nicht sein, aber dennoch war das Gefühl vorhanden.
Lag es an der Verantwortung die ihm, Tony, von Gibbs aufgebürdet worden war? Lag es an dem Fakt, dass er nicht wusste, ob Gibbs wirklich sein Boss war?
Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er dem Befehl so gut es ging, Folge leisten musste, Folge leisten wollte
Der Aufzug trug ihn dorthin, wo er einen guten Blick über das Gebäude hatte.

Das Phasergewehr spie kontinuierlich Energiesalven und Juliet Jurot versuchte, den Rückstoß der Waffe zu kompensieren, was auch gelang. Die hübschen Augen der Frau nahmen erfassten das nächste, herannahende Ziel, sie riss die Waffe hoch und feuerte, wenngleich sie wusste, dass der Treffer als solcher keinen großen Effekt haben würde. Verdammt, wie konnte man gegen einen Haufen Aliens angehen, die gegen Phaserfeuer immun waren?
Aus den Augenwinkeln sah sie ihren Chef, Alexander Munroe, gerade in einen Kampf mit einem der Ausserirdischen verwickelt und hoffte, dass Munroe sich gegen diesen Angreifer behaupten konnte. Die Faust des Mannes mit dem markanten Gesicht, das sie schon oft genug in unterschiedlichen Besprechungen genau studiert hatte, traf das Kinn des Aliens, was jedoch keinen großartigen Erfolg zeitigte.
Sie fluchte in Gedanken, zog ihren Handphaser und gab einen Schuss auf den Alien ab, was dazu führte, dass das Wesen zwei Schritte zurücktaumelte und verwirrt den Kopf schüttelte. Munroe ergriff die Chance, griff nach dem Phasergewehr, das er hatte fallen lassen und hieb dem Wesen den Kolben ins Gesicht. Dies wirkte. Das Ding taumelte zurück und blieb liegen.
„Toll gemacht, Alex!“, rief Telsia und grinste schief, „Und wie willst Du dich jetzt gegen diese Biester verteidigen?“
Für den Bruchteil einer Sekunde konnte Jurot die Frage „Verdammt, da hat sie recht“ in seinen Gesichtszügen erkennen, die jedoch einer Millisekunde später grimmiger Entschlossenheit platz machte. Was auch immer Alex vorhatte, er würde sich durchkämpfen, das war sicher.

Ziva David betrachtete die hängenden Leichen und schüttelte den Kopf. Was für eine kranke Person musste dahinter stecken? Zumal sie sich sowieso fragte, wer der große – wie hieß das gleich? Mistermind? Mastermand? Irgendwas in der Richtung. Auf jeden Fall fragte sie sich, wer der große Planer war. Ari aus der Vergangenheit zu holen, Traceless dazu zu bringen, mit zu spielen und nun die Xindi zu involvieren – das zeugte von Ambitionen. Aber – was war das Motiv? Wieso sollte jemand all diese Schwierigkeiten auf sich nehmen?
Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass sie diese hypothetische Person nicht kennenlernen wollte.
Kurz wandte sie ihren Blick zu Doktor Gina Intrupper, die gerade ein wenig angewidert auf die Leichen starrte.
„Was ist deine professionelle Meinung?“, fragte sie und Gina klappte ihren Tricorder aus. Ehe die hübsche Ärztin es gesagt hatte, wusste Ziva, was sie sagen würde.
„Sie sind tot, Ziva.“, stellte die Doktorin die Diagnose und Ziva konnte nicht anders, als zu grinsen: „Gehört dieser Satz zur Standardausbildung bei der medizinischen Sternenflottenfakultät?“
Verwirrt schüttelte die Blonde den Kopf: „Bitte?“
„Naja“, sagte Ziva, die Schultern zuckend, „Ich hab ihn bisher immer wieder von Star Trek Ärzten gehört. Doktor McCoy, Doktor Crusher, Doktor Bashir, der Doktor, selbst Doktor Phlox… sie alle haben diesen Satz im Repatoire.“
„Ja, aber was will man sonst sagen?“, fragte Gina, was Ziva zum Kopfschütteln brachte: „Nein, es ist ja… es ist alles in Ordnung, aber… das ist so wie bei… erm…“
„Doctor Who“, half McGee aus, „Als würde bei Doctor Who der zehnte Doktor „allons-y“ oder „molto bene“ sagen. Oder der Neunte „Fantastisch“ grinsen. Das sind Catchphrases.“
Die Ärztin blickte die beiden Menschen aus der Gegenwart an und Ziva konnte sich genau denken, was ihr gerade durch den Kopf gehen musste. Vermutlich fragte sie sich, ob sie und McGee eine gute geistige Gesundheit aufwiesen, oder ob ihnen fünf Fritten zu einem Happy Meal fehlten. Fünf? Oder waren es drei?
Ziva seufze. Verdammte Idiome.
Die Verblüffung Gina Intruppers dauerte nicht lange an, sie fuhr mit dem Tricorder über die Toten, schaute dann zu Ziva und seufzte.
„Also, ich möchte am Liebsten gar nicht aufzählen, was alles mit ihnen angestellt worden ist, halten wir lediglich fest, dass ihr dahinscheiden nicht unbedingt schmerzlos war Aber, tu mir einen Gefallen, und frage mich nicht, wer der Mörder sein könnte. Das willst Du nämlich gar nicht wissen.“
„Wieso?“, fragte die Agentin und nun war es an Gina, zu seufzen.
Sie warf einen Blick auf den Tricorder, schaute dann zu Ziva und begann, zu berichten.
„Ich habe eine ungefähre Analyse des Täters durchführen können. Anhand der Art und Weise der Knochenbrüche dürfte die Person, die unsere beiden unglückseeligen Freunde eliminierte, ungefähr zwei Meter groß gewesen sein und ziemlich muskulös. Und – ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich bin nicht scharf darauf, so einem Wesen zu begegnen.“
Die hübsche Israeli schaute die Ärztin an: „Könnte es sich dabei nicht um dieses Wesen gehandelt haben, dass den Captain und vorher mich niedergeschlagen hat? Dieses… Brocken, nein… erm…“
Sie schaute hilfesuchend zu McGee und fragte: „Wie heißt er… groß, grün, schlechte Laune… Horn?“
„Hulk?“, half der Computerexperte aus und Ziva nickte: „Ja, genau. Dieses Hulk-Wesen.“
Sie schaute Gina an, diese legte kurz überlegend den Kopf schief: „Also, möglich wäre es. Ich möchte ihm dennoch nicht begegnen, um herauszufinden, ob Du recht hast.“
„Keine Sorge.“, sagte in diesem Moment McGee, „Soweit ich das vorhin von Cal gehört hab, hat Ari – oder Traceless – oder Traceless-Ari, dem Hulk einen Kopfschuss verpasst. Der dürfte hin sei…“
Er stockte, als er aus der Ferne etwas hörte, das verdächtig nach einem ziemlich lauten Gebrüll klang.
Kurz blickte er zu Gina, Ziva und Agatha: „Sagt mir, dass ich das nicht gehört habe.“
In diesem Moment brach eine gewaltige Faust durch die Wand.

Gibbs hatte seinen gewählten Stützpunkt erreicht, hob das Phasergewehr und betätige den Kommunikator: „Gibbs an DiNozzo. Gibbs an Cat. Seid ihr bereit?“
„DiNozzo bereit.“
„Hier Cat. Haltet ihr das tatsächlich für eine so grandiose Idee?“
Der Special Agent rollte mit den Augen. War ja klar, dass der Captain wieder querschießen musste. Er unterdrückte ein genervtes Seufzen, betätigte seinen Kommunikator erneut und sagte: „Die Antwort ist entweder ‚bereit’ oder ‚erbitte Verzögerung’. Und ja – der Plan ist sicher.“
Erneut erklang die Stimme des Captains aus dem Gerät – er klang nicht unbedingt überzeugt.
„Cat – bereit.“, schluckte er und Gibbs grinste.
„Dann schlagt los.“

Das Hauptgebäude der „Mad Cow Middleton Inc.“ wiess zwei Verbindungsbrücken zu je einem Gebäude auf. Eine der Brücken führte zur Fertigungshalle, die andere hätte zur Lagerhallte geführt, wenn sie nicht ein paar Minuten vorher der Schwerkraft gefolgt und heruntergekracht wäre. Plötzlich splitterten zwei Fenster auf der obersten Ebene auf, und zwei Strahlen orangener Phaserenergie spannten sich von diesen jeweiligen Fenstern zu einem Fixpunkt der Lagerhalle. Das Spektakel dauerte nur zwei Sekunden, dann trat wieder Stille ein, nur um zwei Sekunden später erneut gebrochen zu werden. Beton splitterte unter den Treffern und nach fünf weiteren Schüssen fand sich ein veritables Loch in der Gebäudewand.

Das donnernde Geräusch der Phaserstrahlen wurde auch in der Kaffeteria wahrgenommen.
Verblüfft blickten Telsia und Odell auf, schauten zu Munroe und Jurot, ehe die hübsche Halbbetazoidin ihren Phaser überlud und ihn in hohem Bogen in die Insektenmasse warf. Dort detonierte er und hinterlies wenigstens eine kleine Lücke. „Was meint ihr?“, fragte sie dann und kam auf die Beine, um zum Ausgang zu sprinten, wohlwissend, dass die anderen ihr folgten.

Renn! RENN! SCHNELLER!“ , schoss es Telsia Murphy durch den Kopf, als ihre athletischen, durchtrainierten Beine auf den Boden hämmerten, um sie noch schneller werden zu lassen. Natürlich hämmerten nicht die Beine, sondern die Füße, aber nichts desto trotz wurde sie noch mehr beschleunigt, was ihr einen nicht ungeringen Vorsprung vor dem sie angreifenden Alien gab.

Das Wesen verfolgte sie und sie war sich sicher, das sie, wenn sie von dieser Lebensform gefangen genommen werden würde, dieses Wesen keine großartige Mühe daran verschwenden würde, sie am Leben zu erhalten. Stattdessen würde es das mit ihr machen, was man als „kurzen Prozess“ bezeichnete, sprich, sie ohne mit der Wimper zu zucken umbringen. Vermutlich sogar wirklich, ohne mit der Wimper zu zucken, denn sie hatte keine Wimpern bei diesem Alien gesehen. Phasergewehrsalven hatten sich gegen die Insektoiden als nicht-effektiv herausgestellt, die Attacke mit dem Gewehrkolben ließ sich auch nur einmal pro Waffe einsetzen – aber der Wurf eines sich überladenden Phasers schien zumindest einen gewissen Schaden anzurichten. Das hatte sie bei der Durchführung des Plans durch Betazoidin Juliet Jurot bemerkt und war nun in der Situation, selbst verzweifelt genug zu sein, um diese Technik anzuwenden.
„Here goes nothing“, dachte sie sich, tastete tastete nach der Waffe, welche sich in ihrem Hüfthalfter befand und ließ ihn sich überladen, ehe sie ihn griff und mit einem „FIRE IN THE HOLE!“ die Waffe in hohem Bogen hinter sich warf.

Kurze Zeit blieb es still.
Telsia merkte, wie ihr Herz schneller schlug. Hatten die Aliens die Waffe gefunden, aufgenommen und deaktiviert? Oder war es nur einer dieser Momente, in denen die Zeit stehen blieb, in denen das Universum tief Luft holte, nur, um einem im nächsten Moment in die Ohren zu brüllen? Sie hatte keine Zeit, großartig darüber nachzudenken, denn in diesem Moment ertönte hinter ihr eine trommelfellzerreißende Explosion, deren Lautstärke durch etwas Anderes, noch Unbekanntes noch verstärkt und gesteigert wurde.

Die Druckwelle erfasste sie, hob sie an, wie eine leblose Puppe, beschleunigte sie, schleuderte sie von sich. Sie kam auf, hörte ein Knacken und wusste, dass dies vermutlich ihr Schultergelenk war, dass aus der Pfanne gesprungen war. In einem Gewirr von Armen und Beinen blieb sie für einige Sekunden liegen, rappelte sich dann hoch, wobei sie darauf bedacht war, ihren rechten Arm nicht zu benutzen. Schmerzen pochten von dort aus durch ihren gesamten Körper. Dennoch, als sie ihr Werk sah, musste sie grinsen. Direkt hinter ihr hatte die Explosion einen Teil der Decke herunterkrachen lassen und etliche der Angreifer unter sich begraben.
Es würde wohl eine Zeit dauern, bis die Aliens sich dort durchgegraben hatten.
Zumindest hoffte sie das.

Sie spürte die Hand auf ihrer Schulter – zum Glück nicht auf der Malträtierten, sonst hätte sie vermutlich doch eine Unmutsäußerung von sich gegeben - , wandte sich um und sah in die Augen Alex Munroes.
„Das hast Du gut gemacht.“, sagte er und sie konnte hören, dass diese Worte Teils mit Bewunderung, Teils mit Stolz und Teils mit Liebe gesprochen waren. Sie schaute ihren Vorgesetzten an und zwinkerte ihm zu, dann schaute sie zu Odell, Chang und Jurot, die ihr ebenfalls zunickten.
„Klasse gemacht.“, hörte sie die telepathische Botschaft Jurots und schenkte ihr ein ehrliches, dankbares Lächeln. In diesem Moment veränderte sich der Gesichtsausdruck der Halbbetazoidin und sie rannte los, an ihr vorbei. Pure Neugierde brachte Telsia dazu, ihr nachzusehen und so wurde sie Zeuge, wie sich Jurot mit pantherhafter Agilität und einem „IN DECKUNG; SIR!“ auf den sie nahezu fassungslos anblickenden Calvin Nathan Cat stürzte, ihn ansprang und mit ihm hinter einer Säule verschwand.
Keine Sekunde später heulte ein Schuss und nun wurde auch Munroe und Telsia klar, was die berühmte Stunde geschlagen hatte. Aus einem weiteren Zugang zur Cafeteria kamen die Ausserirdischen, ihre Waffen im Anschlag und begannen zu feuern.
Telsia Murphy ließ sich in Deckung fallen, knirschte mit den Zähnen, als sie merkte, dass sie auf der schon lädierten Schulter aufgekommen war, und schaute, augenrollend zu Murphy, der neben ihr Zuflucht suchte.
„und nun?“, fragte sie, „Wir haben keine Phaser, die sich überladen könnten.“

Ihren agilen Körper schnell von dem verblüfften Captain herunterrollend, kam Jurot in einer Bewegung auf die Beine, die vermutlich der ein oder andere als „grazil“ beschrieben hätte.
Sie beugte sich vor, zog den Captain in die Stehende und als sie merkte, dass er etwas von sich geben wollte, presste sie ihm die Hand auf den Mund, während sie um die Säule lugte. Sie hatte die Selbstpräsenz der Xindi gespürt, bevor sie dazu gekommen waren, einen großartig-schädigenden Angriff durchzuführen. Und nun spürte sie die Verwirrung des Captains, trat an ihn heran und raunte ihm nur ein Wort ins Ohr: „Xindi.“
Dann griff sie mit der anderen Hand nach dem Phaser des Captains und manipulierte ihn so, dass er sich überlud. Sie wartete, bis das Jaulen, das die Waffe aussandte beinahe ohrenbetäubend war, ging dann in die Knie und ließ den Phaser zu den Xindi schlittern.
Dann presste sie sich hinter der Säule in Deckung.

Gibbs nahm wieder Ziel.
Die Waffe fauchte, als der Senior Special Agent einen weiteren Schuss auf das immer größer werdende Loch im Gebäude abgab. Schnell wechselte er einen Blick mit Tony und lächelte kurz. Es war wie damals, als er noch ein Scharfschütze bei den Marines war, nur, dass die Waffe, mit der er jetzt feuerte…
Kurz blinzelte Gibbs, als er merkte, dass es ein wenig dunkler wurde.
„Verdammt, dabei waren doch gar keine Wolken angekündigt.“, murmelte er und stockte, als er die Stimme von DiNozzo hörte. „Ähm, Boss?“
Kurz schaute er zum Halbitaliener herüber, der auf etwas vor ihnen deutete.
Gibbs wandte sich um und erstarrte für den Bruchteil einer Millisekunde.
Über dem Gebäude schwebte eine Art Raumschiff.
Es war nicht so groß, wie das, mit dem die Sternenflottenoffiziere unterwegs waren, aber es war da. Und in diesem Moment fuhr es etwas aus. Man musste nicht über viel Fantasie verfügen, um zu wissen, dass das Raumschiff sich gerade feuerbereit machte.
„DECKUNG!“, riss seine Waffe hoch, gab einen Schuss ab, der wirkungslos an den Schilden verpuffte. Dann schaute er zu Tony, nickte ihm zu und rannte los – verfolgt von Laserstrahlen, die in das Gebäude einschlugen.

Als ein weiterer Deckenteil der Schwerkraft nachkam und einige Xindi unter sich begrub, lugte Telsia Murphy erneut hinter ihrer Deckung hervor. Da würden die Aliens dieses mal wirklich nicht herauskommen, das war sicher. Sie schaute zu Munroe, der ihr einen Blick zuwarf, der eindeutig besagte. „Was sagst Du dazu?“
Und sie wusste wirklich nicht, was sie dazu sagen sollte. Zumal sie keine Ahnung hatte, worauf der Mann sich bezog, wenn er von „Dazu“ sprach. Die komplette Situation war unglaubwürdig und sie fragte sich, was sie im vorherigen Leben wohl falsch gemacht haben musste, wenn sie nun durch solche Qualen geschickt wurde.
Sie wusste es nicht, aber die Gedanken verschwanden in diesem Moment, da sie von draußen etwas hörte.
Lasersalven, die sich…
Erneut blickte Telsia zu Alex, war auf ihren Beinen und am nächsten Ausgang, um einen Blick nach draußen zu werfen. Tatsächlich.
Direkt über ihnen schwebte ein Raumschiff und nahm das Hauptgebäude unter Feuer.
„Verdammt.“, fluchte sie und wandte sich an Munroe: „Und wir haben keine Möglichkeit, gegen dieses Schiff vorzugehen.“

Als sich der Rauch der herunterkrachenden Decke gelegt hatte, schaute Jurot an ihrem Körper herunter und stellte fest, dass ihre Rückseite ziemlich weiß aussah. Kurz blickte sie zum Captain, dessen Mund sie immer noch mit ihrer Hand verschloss. Er zwinkerte ihr zu, deutete auf ihre Hand, die sie, seiner Bitte und seinem Befehl folgend, entfernte.
„Schick.“, sagte er, „Sieht sehr… bäckerig aus. Als wären Sie in eine Mehlexplosion geraten.“
Dann deutete er hinter sich: „Ich … ich wollt auch gar nicht lange aufgehalten haben, ich wollte euch eigentlich nur retten und dann zur Fertigungshalle und…“
Er stockte.
„Hören Sie dieses komische Summen auch?“
Juliet konnte nicht anders, als zu nicken.
„Ja, und ich spüre auch Angst, Verwirrung, … und das Traceless hier ist.“
„Echt?“, machte der Captain und schaute sie an: „Und ist er weit von hier entfernt?“
Sie schüttelte den Kopf: „Nein, kann man nicht sagen. Eigentlich sogar ziemlich nahe.“
Kurz runzelte der Offizier die Stirn, schaute ihr in die Augen und zuckte mit den Schultern: „Also, Sie sind es schon einmal nicht.“
Damit klopfte er ihr auf die Schulter und rannte los: „Ich werde dann mal Traceless jagen.“
Sie schaute ihm hinterher und seufzte.
Traceless war nahe, aber wo und wer er genau war, vermochte sie aus irgendeinem Grund nicht zu sagen. Vielleicht musste sie ihre Wahrnehmung komplett öffnen, um etwas zu erreichen. Dies war aber im Moment, gerade in dieser Situation, mit ausserirdischen Killerinsekten, die sie angriffen, ein Ding der Unmöglichkeit.
Immer noch verwundert darüber, wie locker der Captain das alles nahm und wieso sie Traceless nicht so einfach finden konnte, machte sie sich auf den Weg zurück zum Team.

McGee war bewusstlos.
Der Hulk – wer oder was auch immer es war – hatte ihn, nachdem der Computerexperte zum Angriff mit Phasern übergegangen war, gepackt und ihn durch einen sauberen Kinnhaken gegen die nächste Wand befördert, an der er ohnmächtig und entspannt herabgesackt war. Gina versuchte in diesen Sekunden, sich um den Bewusstlosen zu kümmern, das hieß, es blieben noch zwei Leute, die den Ohnmächtigen und die Ärztin schützen konnten: Agatha und Ziva.

Und Beide gaben ihr Bestes. Sie feuerten aus der Distanz, kamen näher, versetzten dem Biest den einen oder anderen Tritt, nur um Sekunden später in ausreichende Distanz gekommen zu sein, um nicht getroffen zu werden. Und selbst wenn Hulk sie erwischte, wandten sie sich so, dass sie dem Wesen keine großartigen Trefferoptionen ermöglichten.
Aber selbst heißgeschossene Phaser schienen keinen Effekt zu haben, denn das Wesen brüllte einfach weiter, wütender denn je.
„Verdammt.“, keuchte Agatha neben Ziva, als beide Frauen sahen, wie der Hulk sich nun komplett durch die Wand schälte, eine Aufgabe, von der ihn nicht einmal harte Phasertreffer oder Tritte abhalten konnten.
Die Israeli wandte ihren Blick zu Agatha und sie konnte im Blick der grünäugigen Schönheit lesen, wie in einem Buch. Sie wusste, genau wie Ziva, dass sie das Ding hier im Korridor nicht so einfach besiegen konnten.
Schnell warf Agatha ihren Kopf herum, schaute zu Gina und Tim, der gerade wieder zu sich kam.
„Verschwindet!“, bellte sie und sah, mit einer Spur von Zufriedenheit, dass Beide der Aufforderung nachkamen. Dann schaute sie zu Ziva. „Du musst dich nicht auch noch opfern.“

„Und Du darfst hier nicht sterben.“, dachte die Israeli, als sie diese Worte hörte, „Wenn ich schon SG 1 nicht retten konnte, will ich wenigstens diesen Teil der Zeitlinie erhalten.“
Ihre hübschen, braunen Augen verengten sich zu Schlitzen und sie merkte, wie ihre Stimme eine Bestimmtheit annahm, von der sie wusste, dass sie diese besaß. Oft genug hatte sie Eli Kontra geboten, oft genug hatte sie Tali…
„Nein, denk nicht jetzt an deine Verluste! Konzentrier dich!“ , schoss es ihr durch den Kopf und sie schüttelte selbigen: „Ich werde nicht gehen. Du gehst doch auch nicht.“
Es war eine Art wortloses Verständnis, eine Art Einigung, die keinerlei gesprochene Sprache benötigte, um verstanden zu werden. Ziva spürte die Entschlossenheit der Rothaarigen, den Hulk hier und jetzt aufzuhalten, gleiches galt für sie.
 
„Ihr habt doch beide gekifft.“, erklang hinter ihnen eine Stimme und Ziva drehte sich um.
Calvin Nathan Cat stand dort, hielt ein Schwert in der Hand und deutete damit auf den Hulk.
„So, und nun unter uns Klosterschwestern, Tracy. Dein Weg endet hier.“
Damit warf er sich auf den Hulk, in der Absicht, ihn mit der Waffe zu verletzen.
Der erste Treffer, den das Muskelpaket beim Captain erzielte, lies ihn gleich zehn Meter nach hinten fallen.
„Darf ich fragen, woher du das Schwert hast?“, fragte die hübsche XO, hatte wieder ihre Waffe gezogen und gab einen Schuss auf den Hulk ab.
„Ist das tatsächlich Traceless?“, schoss es Ziva durch den Kopf, als Cal wieder auf den Beinen war und versuchte, die Waffe in den Bauch der Kreatur zu treiben.
Dabei lächelte er grimmig und sagte: „Der Chefbuchhalter der Firma heißt Heizo Hattsutori. Und da lag das Schwert rum.“
In diesem Moment brüllte das Biest auf, denn Cal hatte es tatsächlich geschafft, die Waffe in den Körper zu jagen – wenngleich nicht in den Bauch, sondern ins Knie.
„Okay, Traceless“, sagte er nun und funkelte den Verbrecher an, „Ich nehm das Schwert wieder raus, wenn Du uns in Ruhe lässt.“
Ein abschätziges Schnauben war zu hören, und keine Sekunde später hatte der Hulk Cal in den Bauch getreten. Dieser sauste an Agatha und Ziva vorbei, knallte gegen eine Wand und blieb liegen.
„Out for the count.“, seufzte Agatha und zog ihren Phaser erneut, um auf das Wesen zu schießen. Das zeigte sich weiterhin ziemlich unbeeindruckt, sprang über Ziva und Agatha hinweg, packte den bewusstlosen Captain und sprang mit dem Körper aus dem Fenster.
Ziva und Agatha schauten sich verblüfft an: „Was war das denn?“

Gibbs rannte.
Irgendwie war es ihm zuwider, sich umzudrehen und zu flüchten, aber es gab Momente, in denen musste man akzeptieren, dass man nicht unbezwingbar war. So auch hier. Das Waffenfeuer war herzerfrischend ineffektiv, was bei solchen mächtigen Gerätschaften, wie sie diese Phasergewehre darstellten, schon was heißen wollte und der Fakt, dass dieses Schiff ebenfalls Laserstrahlen abfeuerte, flößte Gibbs nicht unbedingt Vertrauen in diese neue Technologie ein.
Auch, wenn ihm gerade danach zu Mute war, einen lauten Fluch von sich zu geben oder so lautstark und farbig zu schimpfen, dass ein gestandener Seemann vor Scham rot angelaufen wäre, er musste vor allem eines tun: Di Nozzo in Sicherheit bringen.
Tony war – obwohl seine rechte Hand und obwohl mit Vertrauen gesegnet – sein Untergebener und zweitens sein Freund. Wenn es in seiner Macht stand, würde er verhindern, dass ihm etwas zustieße. Zumal der Halbitaliener gerade etwas hatte, für das es sich zu kämpfen lohnte – die Liebe einer wunderschönen Frau.
Eigentlich war der Grauhaarige gegen Beziehungen am Arbeitsplatz, aber hier ließe sich eine Ausnahme machen.
Schließlich waren die Beiden professionell genug, um berufliches von privatem zu trennen.
Der Gedanke, Tony in Sicherheit zu bringen, ihn zu Ziva zu bringen, und sie alle hier rauszuholen, beherrschte sein Sinnen, Denken und Handeln und er merkte gar nicht, wie er auf Autopilot schaltete. Eigentlich merkte er erstaunlich wenig, aber das überraschte ihn nicht. Es war wie damals im Krieg.
Um sie herum explodierten Sachen – was genau wusste Gibbs nicht, und es interessierte ihn auch nicht. Er hatte ein Ziel. Und er würde verdammt sein, wenn er es nicht erfüllen würde.
So trieb er DiNozzo vor sich her, auf das Sicherheit verheißende Treppenhaus zu.
Ohne Rücksicht auf Verluste trat er die Tür ein, griff seinen Stellvertreter und schubste ihn in das Treppenhaus, ehe er einen mörderischen Schlag gegen die Seite spürte.
Kurz taumelte er, schüttelte dann den Kopf und war wieder auf den Beinen.
Er betrat das Treppenhaus und sah, wie Tony ihn verdattert anblickte.
„Was ist?“, keifte er, „Los, zum Extraktionspunkt!“
Der Halbitaliener nickte ihm zu und rannte los.
Gibbs folgte nach.

Das Schiff schwebte direkt über ihnen und Telsia fragte sich, wie man dieses Ding knacken könnte, als plötzlich etwas aus einem der oberen Geschosse der Fertigungshalle sprang. Verblüfft blinzelte die hübsche Frau, als sie sah, was es war – wobei sie sich ausserstande sah, es genau zu beschreiben. Es war grau-grün-bläulich, hatte viele Muskeln und hielt jemanden in beiden Armen, der erstens verdächtig nach einer bewusstlosen Ausgabe des Captains aussah und zweitens aufgrund der Bewusstlosigkeit „wie ein Schluck Wasser in der Kurve“ in den Armen hing.
Das Ding – Telsia hatte keinen Namen für so ein Wesen – flog aus dem Fenster und schien auf dem Raumschiff zu landen.
„Na klasse.“, murmelte sie, als sie sah, wie das Shuttle plötzlich abhob.
Munroe sah sie an: „War das…?“
„Der Captain“, nickte sie und rollte mit den Augen, „Ich nehme an, er ist entführt worden. Durch Ausserirdische.“

McGee hörte noch immer das Brüllen der Kreatur, die sich durch die Wand brechen wollte und auf die er sich hatte werfen wollen. Der harte Schlag hatte sein Kinn getroffen, ihn gegen die nächstliegende Wand katapultiert und dabei das Bewusstsein aus seinem Kopf beinahe völlig vertrieben. Wie durch Watte nahm er die Bemühungen der Chefärztin Gina Intrupper wahr, ihn zu untersuchen. Das Piepsen des Tricorders, eigentlich ziemlich leise, klang nun unglaublich laut und misstönend an seine Ohren und er war sich nicht sicher, welche Option gerade am Attraktivsten erschien – sich der Ohnmacht hinzugeben, oder Gina den Scanner aus der Hand zu schlagen. Sein Kinn schmerzte und er war sich sicher, dass das Wesen es durch diesen einen Schlag, den es gegen ihn ausgeführt hatte, gebrochen hatte.

Die Dunkelheit, die ihn immer mehr für sich beanspruchte, war schließlich so übermächtig, dass er keine andere Wahl hatte, als sich ihr hinzugeben. Er merkte, wie er den Halt verlor und versank.

„Tony, das würde ich nicht tun.“

Mit diesen Worten hatte die komplette Situation angefangen. Er erinnerte sich daran, wie er an jenem Septembermorgen den Bullpen betreten hatte, von Director Vance gebrieft worden war und gerade noch rechtzeitig ankam, um Tony daran zu hindern, eine größere Dummheit zu begehen.
„Offenbar haben wir einen Hackerangriff hinter uns – sämtliche Daten sind verschlüsselt worden, als wir es bemerkt haben. Jedes Passwort, jedes Kilobyte an Daten kann gerade von irgendwoher abfangen werden.“
„Ein Hackerangriff, McGoogle?“, echote Tony und schaute den Agenten an, „Warum hat uns unsere Firewall nicht davor geschützt?“
„Nun, offenbar hat der Angreifer eine fortschrittliche, sich mehrfach-kodierende Software verwendet, die es einfach macht, in jedes System einzudringen.“, gab der jüngere der beiden Agenten zurück und begann, auf die Tastatur seines Computers einzuhacken.
Das verwirrte Tony.
„Was tust du da, Bambino?“, fragte er, „Ich meine, wenn all unsere Informationen gerade abgezogen werden, ist es unsinnig, dem Hacker weitere Informationen zu geben.“
„Das schon, aber ich kann versuchen, mich quasi auf dem Rücken des Signales in die entsprechende Software einzuklinken. Vielleicht finde ich was.“
Dies erklären und weiterhacken war für McGee eines.
Und gerade als Tony eine erneute Frage stellen wollte, betrat Leroy Jethro Gibbs den Raum.
„Tony, Ziva, packt eure Sachen. Ein toter Marine im Anacostia-Park, Sektion C.“, sagte er mit der typischen Routine des erfahrenen Chefermittlers, „Ducky und Palmer sind schon vor Ort. Elfenkönig, du kümmerst dich um den Hackerangriff.“
„Verstanden, Boss.“, erwiderte McGee und tippte erneut auf die Tastatur ein, ein Musterbeispiel an Konzentration.


Mit dem Fund von Captain Thaddeus Alexander Stone hatte alles angefangen und niemand damals auch nur einen Gedanken daran verschwendet, zu was dieser Fall in Bälde mutiert war. Zugegeben, die Mordmethode war bestialisch, aber das Team um Leroy Jethro Gibbs war mit solchen Fällen auf Du und du. Wie damals, als Ducky ein ums andere Mal Tonnen mit Haut zugespielt wurden, oder wie damals, als ein Massenmörder Bikern Füße abgetrennt hatte. Auch der Fund eines Kopfes war ihnen schon einmal untergekommen oder – einer seiner speziellen Lieblinge – das Bein einer jungen Frau, an dem man Tony DiNozzos Zahnabdrücke gefunden hatte. Sie alle hatten schon einmal ihre speziellen Fälle und manchmal waren sie von brutaler, nahezu unheimlicher Natur. Der Port-to-Port-Killer kam ihm da gerade in den Sinn. Und warum sollte dieser Fall, so brutal und menschenverachtend er auch sein mochte, sich von anderen Situationen dieser Preisklasse unterscheiden?
Die ersten Anzeichen dafür, dass dieser Fall wirklich anders war, konnte daran festgestellt werden, dass, während Gibbs, Ziva und Tony am Tatort waren, merkwürdiger Besuch auftauchte.


Er hob den Kopf und sah in zwei unglaublich schöne, grasgrüne Augen, die zu einer Frau mit feuerroten Haaren und einer Figur gehörten, die eindeutig Modelmaße hatte.
Beinahe wäre ihm die Kinnlade heruntergeklappt, aber – er war Gentleman, das schickte sich nicht. Allerdings würde er ihr eine Rolle in seinem neuen Roman, so er denn irgendwann mal einen schreiben würde, zukommen lassen.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er mit neugieriger Stimme.
Die Frau lächelte: „Ja, ich bin Silvia Esperanza und ich suche jemanden. Vielleicht kennen sie ihn? Er ist ungefähr zwei Meter groß, hat kurzes blondes Haar – einen Igelschnitt – und blaue Augen. Haben sie ihn gesehen?“
„Nein, habe ich nicht.“, erwiderte McGee und Silvia schaute ihn ein wenig enttäuscht an: „Schade, Agent McGee. Ich dachte, man hätte sich vielleicht ein wenig unterhalten können.“
Nun runzelte Tim die Stirn: „Sekunde, woher kennen Sie meinen Namen?“
„Sie hat gute Augen“, garagentorquietschte die Stimme eines jungen Mannes, der wie aus dem Boden gewachsen neben ihr auftauchte und mit einer Art Taschenrechner herumzufuchteln schien.
„Und Peter?“, fragte Silvia und der Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Die Wurzel aus 49 ist und bleibt 7.“
Erneut schien Silvia enttäuscht, winkte zu McGee herüber und machte sich dann auf den Weg zum Aufzug. Der junge Mann verneigte sich, folgte ihr und schaute sie an: „Wer is’n das?“
„Das, Schatz, ist Timothy McGee.“
„Was?“, fragte Peter und drehte sich um: „Kann… kann ich ein Auto… AU!“
Der letzte Laut war darauf zurückzuführen, dass Silvia ihn am Arm griff und mit sich in den Aufzug zog.
Verdattert schaute McGee auf seinen Monitor, tippte, mehr oder weniger verdrossen auf die Entertaste seines ergonomisch-geformten Keyboards und staunte nicht schlecht, als der Computer plötzlich – ohne elektronisches Murren und datentechnisches Knurren – hochfuhr und seinen Dienst wieder aufnahm.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte er sich.


Und diese kurze Unterhaltung, von der McGee jetzt wusste, dass er sie mit Agatha und Cal geführt hatte, zwei Starfleetoffizieren, war der Auftakt der ganzen, mehr als nur verrückten Sache. Bald waren sie in Sternenflotteninterna verwickelt, ihr Chef stellte sich als Agent eben jener Organisation heraus und alles in allem galt es, einen Verbrecher dingfest zu machen, der, von dem der Captain ihnen allzu bald erzählte.

: „Der Mann heißt Buzz Intrupper. Er ist Wissenschaftler gewesen… Cleveres Kerlchen. Entwickelte so was wie Intelligente Masken.“
Er schaute in die Runde: „Stellt euch eine Karnevalsmaske vor, die mit eurem Kopf verbunden ist. Ihr denkt an ein Gesicht und automatisch verwandelt sich die Maske in das Gesicht, das ihr euch vorgestellt habt. Ihr wollt aussehen wie Michael Wheatherly in ‚Dark Angel’? Kein Problem. Ihr wollt die Lippen von Angelina Jolie haben? Auch kein Thema. Der Geheimdienst hatte ihn … unter Vertrag.“


Jetzt, wo er sich damit beschäftigte, fiel ihm auf, dass dieser Geheimdienst vermutlich die berühmt-berüchtigte „Section 31“ war, eine Unterabteilung der Starfleet Security, die so etwas wie eine amok-laufende IMF-Einheit war.
Vermutlich war diese Gruppierung sogar wirklich so organisiert, wie die legendäre IMF, die Impossible Mission Force der berühmten Serie „Mission:Impossible“? Das müsste er mal genauer in Erfahrung bringen – wozu gab es die einschlägig bekannten Wikis?

Ein abrupter Stimmungswechsel überkam ihn, als er an die Captain Stone assistierende Laura McConnaugh dachte.

Die hübsche Frau schaute McGee an: „Haben Sie eine Ahnung, wie merkwürdig sich das anfühlte? Den Boss zu hören, wie er sich so komplett out of character benahm, wie wir Fanfiction-Autoren sagen?“
Tim schaute sie überrascht an.
„Sie schreiben auch?“, entfuhr es ihm und in diesem Moment biss er sich schon wieder auf die Lippen. Es war ja letztendlich die Sache McConnaughs, ob sie schrieb, oder nicht – aber die Vorstellung, dass diese hübsche Frau ebenfalls eine literarische Ader hatte, ließ sie noch interessanter wirken. Dabei tat sie das ohnehin schon. Sie war hübsch. Er würde natürlich niemals so unbesonnen sein, sie einfach so um ein Date zu bitten – dafür war er zu gut erzogen und sie hatte sehr wahrscheinlich anderes zu tun, als sich mit Agenten des NCIS zu verabreden, aber… es war auf jeden Fall eine interessante Sache.
Und als sie ihn anblickte, lächelte und fragte: „Ach, Sie auch?“ war er kurz davor, ihr zu offenbaren, das er – Timothy McGee der Autor Thom E. Gemcity war.
Aber vielleicht mochte sie diese Art der Literatur ja auch nicht.
„Ja.“, sagte er knapp und merkte, wie sein Herz schneller schlug, als ihr Lächeln eine Spur breiter wurde: „Wirklich? Dann könnten wir uns ja mal treffen und Geschichten austauschen? Ich schreibe auf storiesforfree.org – wenn Sie nach „AntoinetteDubois“ suchen, finden sie mich.“
„Moment mal.“, fragte er, merkte, wie er sich elektrisiert fühlte: „Sie sind aber nicht die AntoinetteDubois, die Doctor 11 und Rose Tyler zusammenpairt, oder?“
McConnaugh nickte, ihr Lächeln wurde eine Spur unsicherer und schüchterner, als McGee zu Boden blickte: „Ich… habe auch ein paar Geschichten dort veröffentlicht – und sogar einige von Ihnen kommentiert.“
„Jetzt sagen Sie nicht, dass sie „DracoMalfoymustdie“ sind.“, sagte sie, leise, sanft, rauchig und als McGee den Kopf schüttelte lachte sie leise.
„Wir reden später darüber, wer ich auch storiesforfree.org bin. Zuerst einmal müssen wir uns um Ihre Aussage kümmern.“, erklärte McGee plötzlich und der Gesichtsausdruck von McConnaugh änderte sich.
Sie seufzte und schaute ihn an: „Wie schon gesagt, er benahm sich ein wenig merkwürdig – aber ich hätte nie gedacht, dass ich ihn dann als Leiche wieder sehe.“
Tim nickte ernst, nahm die Aussage zu Protokoll und schaute ihr in die Augen.
„Alain.“, sagte er dann und sie runzelte verwirrt die Stirn: „Bitte?“
„Ich… ich bin Alain. Auf storiesforfree.“


Tatsächlich hätte aus ihnen etwas werden können, wenn nicht Ari dazwischengekommen wäre. Allein schon der Fakt, dass Ari wieder lebendig gewesen war…
Aber dass er jetzt auch noch ihm etwas nehmen musste, was eventuell… McGee konnte sich nicht helfen, er konnte noch nicht einmal die Sätze zuende denken.
Immer wieder sah er vor sich die leblosen Augen der Frau, mit der er eventuell hätte zusammenkommen können.

„Ich bringe Sie zur Tür, Miss McConnaugh.“, sagte der Mann und Laura lächelte sanft: „Ich heiße Laura.“
Er antwortete, in dem er ebenfalls freundlich, sanft und offen lächelte: „Tim.“
McGee war sich, aus irgendeinem Grund, sicher, dass die Theorie, die man gerne „Cherchez la Femme“, also „sucht die Frau“ nannte, in diesem Fall nicht zutraf. Darauf wiesen verschiedene Zeichen hin – wenn man zum Beispiel beachtete, dass in ihren Augen ehrliches Bedauern über den Tod von Captain Stone zu lesen war, konnte er sich einfach nicht vorstellen, dass sie den stabilen Bastardhänder genommen und ihn Stone in den Rücken gerammt hätte. Nein – sie konnte diese Tat nicht begangen haben.
Als sie den Verhörraum verließen und durch den engen, orange-farbenen Korridor gingen, schaute er zu ihr und lächelte sie an: „Also – Sie schreiben diese verrückten Doktor-Who-Fanfictions, in denen Nummer 11 mit Rose anbandelt?“
„Ich finde, die beiden passen perfekt zu einander. Sie hatte sich ja schon in 10 verliebt.“
„Ja“, setzte McGee das Fachsimpeln an, als sie gerade den Bullpen betraten, „Aber Rose hat doch den Meta-Crisis-Doktor bekommen.“
„Aber das ist doch kein richtiger Timelord.“, widersprach McConnaugh und merkte, wie sie sich in McGees Nähe entspannte, als dieser plötzlich stehen blieb und mit einem verdutzten Gesichtsausdruck in ihre Richtung starrte.
„Was ist?“, fragte sie – doch als sie die Frage gestellt hatte, spürte sie, dass er nicht sie anstarrte, sondern an ihr vorbei.
Sie drehte sich um und ihr Blick fand ein angeschaltetes Computer-Terminal.
„Ich hatte ihn ausgeschaltet.“, erklärte der Bundesbeamte und ging auf den Bildschirm zu, nur um verwundert die Augenbrauen zu heben.
Als Laura neben ihn trat und ihm die Hand auf die Schulter legte, drehte er sich um, starrte sie kurz unverwandt an, taumelte einen Schritt nach hinten und schaute sie dann erneut an: „Ich… Du musst mich kurz entschuldigen. Ich… ich muss zu Gibbs.“
Damit rannte er in Richtung der Verhörräume.


Und wenn er sie dort nicht alleine gelassen hätte, wäre die Sache anders gelaufen.

Als Gibbs und McGee den Bullpen betraten, staunte der jüngere Ermittler nicht schlecht.
Laura war verschwunden.
Verblüfft blickte er sich um, sein Mund stand für einige Sekunden offen, ehe er ihn schloss, tief Luft holte und dann zu seinem Chef blickte.
„Ähm, Boss, sie … sie war bis gerade eben noch hier.“
„Und sie ist es immer noch.“, sagte Gibbs, was ihm einen verblüfften Seitenblick von McGee eintrug.
Mit geschultem Blick deutete die Ermittlerlegende auf den Boden vor dem Computer.
Die Flüssigkeit, die er dort sah, die dort den Teppich tränkte, erkannte er im Schlaf.
Blut.
McGee hatte, dass sah der leitende Chefermittler, die Blutspur ebenfalls gesehen, sein Blick folgte der Spur bis zu dem Raumteiler, hinter den er nicht blicken konnte.
Vorsichtig schritt der junge Agent näher, als das Licht ausfiel.
„Verdammt.“, fluchte McGee, trat näher an den Computer heran, las die Zeilen, die auf dem Monitor erschienen waren, erneut. Wie aus weiter Ferne nahm er den Rest war – da war dieser rote Punkt, der an seinem Körper hochwanderte, bis er auf Höhe seines Herzens war. In dem Moment, in dem er verstanden hatte, was los war, hörte er ein raues „Vorsicht“ und spürte einen heftigen Schlag, der ihn zu Boden gehen ließ.
Sein Kopf kollidierte mit der Abtrennung zwischen dem Bullpen, an dem er gestanden hatte, und seinem eigenen und während er fiel, sah er in die leeren, toten Augen McConnaughs.
‚Verdammt’, schoss es ihm durch den Kopf und vor seinem inneren Auge blitze die Nachricht auf, die auf dem Monitor gestanden hatte.


Die Aktion Gibbs hatte ihm das Leben gerettet, dessen war er sich bewusst. Leider hatte er es ihm damals in einer eher unfreundlichen Art und Weise gedankt:

Die Luft in der Leichenhalle war einfach nicht schön. Da half nichts. Tim hatte sich überlegt, ob es nicht sinnvoll wäre, mal ein paar Raumerfrischer dort zu platzieren, allerdings hatte er den Gedanken schnell wieder verworfen. Der Geruch von – was auch immer hier vor sich hin verweste – gemischt mit dem Aroma von Erdbeeren oder Frühlingswiese ließ den Gedanken daran, hier Lufterfrischer aufzustellen „less than thrilled“ erscheinen.
McGee konnte sich nicht helfen, sich innerlich die Frage zu stellen, wie es Ducky und Jimmy aushalten konnten, in dieser Atmosphäre auch noch zu speisen.
Innerlich zuckte er mit den Schultern. Vermutlich waren sie abgehärtet. Aus dem Grund hatte Jimmy auch eine Leichenwäscherin als Freundin. Wenn man mit jemandem, der seinen Job liebt, zusammenlebt, sollte man auch damit klarkommen, wenn dieser Jemand plötzlich von seinem Beruf erzählte. Und wenn man dann jemand war, der die epischen Schilderungen einer Autopsie mit Doctor Mallard magentechnisch nicht vertrug – naja, es wäre alles andere als schön, dessen war sich Tim sicher.

Aus dem Grund bevorzugte er jemanden, der seine Hobbies teilte, weswegen Laura…
Dem Special Agent verrutschte das Gesicht. Laura… seine Laura… umgebracht von Ari.
Ein schwerer Seufzer entfuhr seiner Kehle und erweckte somit die Aufmerksamkeit Duckys, der ihn anblickte.
„Timothy“, lies er seine Stimme erklingen, „Was ist los?“
Der Special Agent schüttelte den Kopf: „Nichts, es ist… es ist nichts. Ich… ich wollte hier nur…“
Ducky nickte: „Natürlich – nimm Dir soviel Zeit, wie Du brauchst.“
Woher wusste der Schotte das jetzt wieder?
Offenbar war sein Gesichtsausdruck so eindeutig fragend, denn sein Gesprächspartner blickte ihn an und lächelte schief: „Abby. Sie hat mir gesagt, was los ist.“
Damit legte er ihm großväterlich eine Hand auf die Schulter: „Nimm Dir soviel Zeit, wie du brauchst.“
„McGee“, erklang plötzlich die raue Stimme Gibbs’ aus der Schiebetür, die die Leichenhalle vom Korridor und dem Aufzug trennte, „Du kannst Dich nachher verabschieden. Jetzt haben wir einen Fall zu lösen!“
Kurz spielte der Romancier mit dem Gedanken, so zu tun, als habe er Gibbs überhört und schaute, mit starrem Blick, auf die zugedeckte Leiche Lauras. Er spürte, wie seine Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen.
„Elfenkönig.“, rief Gibbs erneut und McGee merkte, wie er sich gegen seinen Willen umdrehte und seinen Chef anschaute. Mit einer leisen, beinahe unhörbaren Stimme, sagte er dieses eine Wort, das die ganze Situation definieren sollte: „Nein.“
Der Senior Special Agent schaute ihn an, hob in einer Mischung aus Überraschung und „Na, warte mal ab“ die Augenbrauen und in seinen Augen blitzte derselbe Emotionsmix auf: „Nein?“
„Boss“, sagte McGee, mit einer nun ihre Festigkeit wiederfindenden Stimme, „Nein. Ich kann es nicht tun. Ich kann so tun, als sei nichts passiert.“
Gibbs löste sich von der Tür und trat langsam auf ihn zu. In seinen Augen blitzte es erneut, dieses Mal mit einer Kombination aus Sorge und Wut. „McGee, Du wirst da oben gebraucht. Das ist keine Bitte.“
„Ich“, setzte der jüngere Agent an und man merkte, wie er mit jedem Wort wütender wurde, bis er die Letzten schrie: „Ich kann es NICHT, VERDAMMT!“
„Jethro, vielleicht solltest du…“, setzte Ducky an, doch selbst er verstummte, als Gibbs ihn anblickte: „Duck, vertrau mir.“
„Vertrauen.“, spie McGee aus, schaute ihn an und in seinem Blick funkelte eine unmenschliche Wut: „Vertrauen? Wir vertrauen darauf, dass wir hier sicher sind… und was passiert? Sagen Dir die Worte ‚America is under attack’ irgendwas? Wir vertrauen darauf, dass wir wenigstens im Hauptquartier des NCIS sicher sind. Was passiert?“
Damit deutete er anklagend auf den Körper Lauras: „Verdammt, ein Verrückter, der aus seiner Zeit in unsere katapultiert wurde, hat sie erschossen. Und niemand, nicht einmal die mächtige Sternenflotte, kann etwas dagegen tun.“
Gibbs schaute ihn nur an. Dies schien McGees Zorn weiter zu entfachen: „Du selbstgerechter Bastard. Du stehst hier und denkst, dass Du mich einschüchtern könntest, weil du mir, wenn ich nicht spure, eine Kopfnuss gibst, ja?“
„Special Agent McGee, Sie übertreten gerade ihre Kompetenzen.“, sagte der Grauhaarige scharf und blieb stehen, wich nicht einmal aus, als sich McGee mit einem „ICH SCHEISS AUF DIE KOMPETENZEN!“ gegen ihn warf.
McGees Wut hatte ihren Siedepunkt erreicht. In den letzten Stunden hatte er eine konstante Kurve der Katastophen erlebt und dies brachte ihn zum Überschnappen. Als dieser selbstgerechte Bastard ihm mit „Kompetenzen“ kam, sah er einfach nur noch rot und warf sich gegen ihn. Ab da lief sein Körper auf Automatik. Die Fäuste fanden ihr Ziel und gerade, als er in den dunkelroten Schleiern der Wut zu versinken drohte, hörte er ein sehr lautes Wort.
„STOP!“
McGee hielt inne, schaute zu Gibbs, der sich gerade Blut von der Lippe wischte und fand wieder zu sich.
„Meine Güte, Boss, das… das tut mir…“
Obwohl es ziemlich schmerzhaft zu sein schien, zuckte ein kurzes Lächeln über Gibbs Lippen: „Niemals entschuldigen, McGee. Das ist ein Zeichen von Schwäche. Und nach dem, was Du gerade gezeigt hast, bist du alles, nur nicht schwach.“
Damit klopfte er ihm kameradschaftlich auf die Schulter: „Geht es Dir jetzt besser?“
Und damit war für ihn klar, was los war. Der Romancier warf einen Blick zu Ducky, der nickte: „Ja, ein Kampf ist ein sehr starkes Ventil für Emotionen.“
Plötzlich fühlte sich der Mann, als sei all seine unterdrückte Wut von ihm abgefallen und er schaute erneut zu Gibbs: „Aber… du hattest Doch gesagt…“
„Ich weiß.“
Erneut räusperte sich Ducky: „Aber du hättest die Wut in die Arbeit kanalisieren sollen, Timothy. So hast Du sie nur unterdrückt.“
Der Angesprochene nickte. Dann wandte sich Gibbs an ihn: „Und jetzt hoch, dein Typ wird verlangt.“
„Geht klar, Boss.“
 
Offenbar schien sein Unterbewusstsein dies für den bestmöglichen Zeitpunkt zu halten, sich wieder zu melden. Kurzzeitig verlor er den Kampf gegen die Ohnmacht, das bemerkte er daran, dass die Geräuschkulisse sich ziemlich sprunghaft veränderte. Der Romancier hatte insgesamtgesehen keine großartige Ahnung, wie lange er bewusstlos gewesen war, aber als er die bleischweren Augenlider aufstemmte und die blauen Augen der Ärztin sah, die ihn erleichtert anfunkelten, wusste er, dass es vermutlich seine Zeit gedauert hatte. Dann fiel ihm der Umgebungswandel auf.
Verblüfft stemmte er sich hoch, schaute zu Ziva und Agatha. Kratzer, Risse, Hautabschürfungen, tiefe Wunden verunzierten ihr Äußeres, aber die aufrechte Haltung, die sie angenommen hatten, zeigten, dass beide Frauen zwar gekämpft, aber nicht verloren hatten. McGee war sich sicher, dass in seinen Augen Bewunderung zu sehen war, denn Ziva lächelte ihn an, trat auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Dich auf dieses Wesen zu stürzen, ohne zu wissen, was die Konsequenzen sein mochten, war unglaublich dämlich… aber mutig.“
Der Special Agent lächelte sie an, nahm ihre Hand in seine und nickte: „Was tut man nicht alles für gute Freunde?“
Sie erwiderte sein Nicken, dann schaute sie an ihm vorbei und er konnte sehen, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Vorher konnte man noch Freude, Freundschaft, Wärme in ihnen sehen, jetzt war da nur noch Sorge. Und plötzlich rannte sie an ihm vorbei, er taumelte ein paar Schritte zur Seite, schaute ihr verblüfft hinterher und merkte, wie sein Atem schneller ging.
Nein, das konnte nicht passieren. Nicht hier, nicht er.
Aus dem Hauptgebäude kamen zwei Personen. Die Eine schien wohlauf zu sein, die andere wies einen großen Blutfleck an der rechten Seite auf. McGee merkte, wie er sich selbst bin Bewegung setzte, auf die Beiden zueilte und hörte, wie sein Herz lauter pochte.
Verdammt, nicht schon wieder. Nicht schon wieder jemand, den er hätte retten können.
Und dann sah er wie, zeitlupengleich, auch die Mitglieder des Hazard-Teams, sowie Agatha und Gina auf Tony und Gibbs zugerannt kamen. Der Chefermittler schien erst jetzt zu realisieren, was passiert war, sackte in die Knie und dann, von Ziva gehalten, kollabierte er auf den Boden.

McGee konnte nicht hören, was die Israeli schrie, aber – das war auch nicht notwendig. Allein der entsetzte Gesichtsausdruck machte mehr als deutlich, was da gerade gerufen wurde und die neben ihm auftauchende Gina Intrupper bestätigte die Vermutung.
Die Ärztin hieb auf ihren Kommunikator, bellte einen Befehl hinein und Millisekunden später erschien ein medizinischer Koffer neben ihr. Sie öffnete den Behälter, griff mit der anderen Hand einen medizinischen Tricorder und begann mit der Untersuchung.

Er spürte, wie jemand eine Hand auf seine Schulter legte, wandte sich um und schaute in die Augen Agatha Silverbirds. Immer noch fand er sich, durch die Prügel, die er durch den Hulk bezogen hatte, benommen und dieses Gefühl verdoppelte sich nun, als er das Hemd Gibbs sah, das an der Flanke blutdurchtränkt war. Ohne zu wissen, was er tat, griff er Agatha und bettete seine Augen an ihrer Halsbeuge.
Es war nicht nötig, zu hören, was die hübsche XO sagte, die beruhigenden, sanften Berührungen, die sie seinem Rücken zukommen ließ, waren ein deutliches Zeichen.
Dann machte er sich los, warf einen Blick auf das Bild, das er eigentlich nicht sehen wollte.
Gibbs – er war derjenige, der ihn ins Team geholt und ihn geleitet hatte. Er war ihr aller Ausbilder gewesen – ein väterlicher Freund – für Ziva und Abby vielleicht sogar tatsächlich eine Art Ersatzvater, ebenso wie für ihn. Für ihn, dessen Vater ihm nie wirklich gezeigt hatte, wenn er stolz auf ihn war. Dieser Mann zeigte es auch nicht, aber das war auch nicht notwendig.

Kurz setzte sein Bewusstsein wieder aus und als er wieder zu sich kam, spürte er den athletischen Körper Zivas, der ihn umarmt hielt und sah ihre braunen Augen, die ebenso verletzt funkelten, wie – da war er sich sicher – es die seinen taten.
Zwar setzte sein Hörvermögen wieder ein und er nahm die samtweiche Stimme Zivas wahr, allerdings sprach sie in hebräisch, was er nicht verstand. Dennoch wusste er instinktiv, das es nicht notwendig war, den genauen Wortlaut zu kennen, er verstand den Sinn , die Geste , die sich hinter ihren Handlungen und Worten verbarg, nicht mit dem Kopf, aber mit dem Herzen.

Agatha Silverbird war sich sicher, dass gerade in diesem Moment ihr Herz aussetzte. Die komplette Mission war ein Irrsinn gewesen, sie hätten das Team Gibbs gar nicht erst hinzuziehen dürfen, aber – Cal hatte es so gewollt. Und nun? Was war das Ende vom Lied?
Der Captain war von Traceless entführt worden und Gibbs?
Sie trat auf die Ärztin zu, ging neben ihr in die Hocke und schaute sie an: „Dein Bericht, Doktor?“
Gina kniete neben dem reglos da liegenden Gibbs und schaute sie mit einem allzu deutlichen Blick an.
 
Kapitel 23

Cal riss entsetzt die Augen auf.

In der Krankenstation der U.S.S. DRAGONFLY NCC 0815-A war die Situation gerade ziemlich angespannt. Doktor Gina Intrupper kämpfte mit allen ihr möglichen Mitteln um das Leben ihres Patienten, musste dann aber allzubald einsehen, dass es keine andere Möglichkeit gab, als diesen Schritt zu machen. Leroy Jehtro Gibbs war bei Bewusstsein, die meisten Splitter des Geschosses, das ihn erwischt hatte, waren entfernt worden – und dennoch war diese eine Sache etwas, an der auch die modernste Technik nichts ändern konnte. Sie schaute Gibbs an, schüttelte den Kopf und er – realisierend, dass es keinen anderen Ausweg gab, nickte ihr zu.
Sie griff nach dem Hypospray.
„Es tut mir leid.“
„Ich verstehe sie.“, murmelte der Chefermittler.
Erneut schaute sie ihn an, sah, wie er ihr ermunternd zulächelte: „Keine Sorge, Sie werden nichts spüren.“
Damit presste sie ihm das Hypospray in den Nacken, Gibbs schloss die Augen und erschlaffte.

Vor der Tür der Krankenstation hatten sich Ziva, Tony, Abby und Agatha positioniert und warteten auf Neuigkeiten. Als die Tür sich öffnete, und Gina den Ort des Geschehens verließ, schaute sie Agatha an und schüttelte den Kopf.
„Ich konnte ihn nicht retten.“, sagte sie und schaute zu Tony herüber: „Ich weiß nicht – vielleicht wollen Sie …“
Der Halbitaliener nickte, ging gefassten Schrittes in die Krankenstation und trat vor das Bett von Gibbs.

Es sah aus, als ob er nur schliefe.
„Vielleicht werde ich eines Tages auch so aussehen. , schoss es dem Halbitaliener durch den Kopf, als der Chefermittler plötzlich die Augen aufschlug und knurrte zischend: „Wenn Du auch nur einen Ton sagst…“
„Nun stellen Sie sich nicht so an, Special Agent Gibbs“, ertönte die Stimme Agathas aus dem Türrahmen. Damit trat sie auf ihn zu, lächelte sanft und sagte: „Zeigen Sie doch mal. Mut zur Lücke!“
Wütend zeigte ihr der Angesprochene die Zähne – inklusive der schönen Lücke, die deutlich zu sehen war.
Gina tauchte neben der hübschen XO auf und seufzte: „Ich wünschte, es hätte eine Möglichkeit gegeben, alle Zähne zu erhalten, aber dieser kleine Teufel hat wohl einen so starken Schlag mitbekommen, dass er nicht mehr zu retten war. Aber – die Hauptsache ist, dass Sie im Großen und Ganzen über den Berg sind, Gibbs.“
„Ich finde, es steht ihm ganz ausgezeichnet.“, lächelte Agatha und verstummte, als der Chefermittler ihr einen wirklich wütenden Blick zuwarf. Tony schluckte: „Und es tut seiner Autorität keinen Abbruch.“
Nun schenkte die Ermittlerlegende seinem Stellvertreter einen nicht minder bösen Blick, rappelte sich dann auf und wollte gerade von der Krankenliege hüpfen – auch wenn Gibbs nicht hüpfte – doch Gina legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Wollen Sie wirklich so raus? Ich meine – ich könnte ihnen einen künstlichen Zahn einsetzen, ohne das man merken würde, dass er künstlich wäre.“
„Wäre das nicht ein Verstoß gegen ihre Regeln?“, fragte der Special Agent mit einer leicht zischelnden Stimme, die auf die Zahnlücke zurückzuführen war.

Gina blickte kurz zu Boden.
Sicher – formal, dogmatisch und logisch betrachtet und bedacht, war dieser Eingriff nicht nur chirurgischer Natur, sondern auch Temporaler. Schließlich war sie sich sicher, in den Akten von Leroy Jethro Gibbs nichts über irgendwelche Zahnimplantate gelesen zu haben – andererseits musste man sagen, dass diese Zeitlinie inzwischen so durcheinander war, dass der Tod von Captain Stone beinahe schon der Zerstörung der Kelvin im Film „Star Trek (2009)“ gleichkam, in dem ein romulanisches Schiff aus der Zukunft in die Vergangenheit reiste und damit die Zeitlinie nachhaltig veränderte. Sie hatte sich schlau gemacht und war aus dem Lachen nicht mehr herausgekommen, als sie sie Inhaltsangabe gelesen hatte. Aber – man musste den Autoren eines lassen: Kreativ waren sie.
Ob man dies auch über den potentiellen Autor dieser Zeitlinie sagen würde, müssten Leser bestimmen – wenngleich ihr der Gedanke ein wenig unheimlich war, dass sie eigentlich keinen freien Willen hatte, sondern von jemandem ausgedacht wurde, der am 11. März im Jahr 2012 um 3:26 am Computer sitzen würde um diese Zeilen niederzuschreiben.
Die Ärztin schüttelte den Kopf.
So ein Blödsinn.
Sie sollte sich lieber auf Gibbs konzentrieren und die Frage beantworten.
Also zuckte sie mit den Schultern und sagte: „Nun ja – rein theoretisch haben sie recht, aber, in ihren Unterlagen ist nie die Rede davon, dass sie eine Zahnlücke haben.“
„Wird denn etwas von Zahnimplantaten in den Akten stehen?“
„Eigentlich nicht.“, schüttelte die Ärztin den Kopf, „Aber …“
In diesem Moment ging das Schiff auf Alarmstufe Gelb.
„Wir reden später darüber.“, zischelte Gibbs, war auf den Beinen und bedachte die Ärztin mit seinem speziell-patentierten „Lass mich in Ruhe, oder trag die Konsequenzen“-Blick, ehe er zu Agatha nickte: „Auf die Brücke, Commander.“

Die Brücke der DRAGONFLY war momentan in reger Betriebsamkeit. Die taktische Offizierin rief dem Navigator einige Fakten zu, der wiederrum antwortete und kurz einen Blick zu seiner Schwester an der Wissenschaftskonsole warf.
„Bericht!“, erscholl die Stimme Agatha Silverbirds, nachdem sich die Turbolifttür hinter ihr, Gibbs und Ziva geschlossen hatte.
Als Erste wandte sich Alexandra Strange an die hübsche XO: „Wir haben das Xindi-Schiff gefunden und sind auf Verfolgungskurs.“
„Ja“, meldete in diesem Moment Jill – Zeugnis eines perfekten Zusammenspiels – „Leider haben sie uns bemerkt und sind auf direktem Kollisionskurs.“
„Zustand der Schilde?“, wollte die rothaarige XO wissen und Jill warf einen Blick auf die Anzeigen: „Schilde sind aktiviert, Waffen ebenfalls. Sie haben uns im Visier.“

Agatha musste nicht lange überlegen.
Im Zweifelsfall galt es, die Sicherheit des Schiffes und der Zeitlinie über das Wohl des eigenen Freundes zu stellen.
„Schilde hochfahren“, befahl sie, „Phaser und Photonentorpedos bereit machen. Wenn Sie uns angreifen, Verteidigungsmuster Alpha Bravo.“
„Alpha Bravo“, nickte Jill, „Verstanden.“
Damit gab sie einige Befehle ein und warf wieder einen Blick auf ihre Konsole: „Das Schiff ist auf 5000 Kilometer herangekommen und hat uns immer noch angepeilt.“
Agatha schluckte.
Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, ihren Freund töten zu müssen und Ziva schien das zu spüren. Plötzlich war sie neben ihr, legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter und nickte ihr zu.
„Manchmal“, sprach sie in einer sehr sanften Stimme, „scheinen die Aufgaben, die uns auferlegt wurden, viel zu mächtig, um für eine einzige Person gedacht zu sein. Aber“, sie schaute der XO in die Augen und schüttelte sachte den Kopf, „sie sind es nicht. Du wirst deinen Weg gehen, Agatha.“
Die hübsche Rothaarige nickte und in diesem Moment bebte das Schiff.
„Xindi feuern!“, schrie Jill und Agatha wirbelte herum. Sie hauchte nur zwei Worte: „Feuer erwidern.“
Jills Finger schwebte kurz über der Konsole, dann betätigte er einen Knopf.

Die U.S.S. DRAGONFLY und das Xindi-Schiff flogen aufeinander zu und der Austausch von „Höflichkeiten“ war kurz, aber für das Xindi-Schiff heftig. Das Föderationsraumschiff schlingerte zwar getroffen, schaffte es aber, sich nach ein paar Sekunden zu stabilisieren. Das konnte man von dem Raumschiff der Aliens nicht behaupten. Kurz wand es sich noch im Todeskampf, dann explodierte es lautlos und verging in einem Sternenmeer.

Auf die Brücke der DRAGONFLY legte sich Stille, wie ein Leichentuch.
Der erste Offizier, Agatha, starrte kurz, wie benommen, auf das Schauspiel, welches der Bildschirm anzeigte, schluckte dann hart und wandte sich an Jill.
„Scann nach Überlebenden.“, sagte sie.
Die taktische Offizierin kam der Aufgabe nach, schüttelte nach ein paar Sekunden den Kopf und sagte: „Tut mir leid. Keine Rettungskapseln, keine Lebenszeichen.“
„Transporterraum an Commander Silverbird?“, erklang in dem Moment die Stimme des Transporterchefs. Die XO schluckte kurz, betätigte dann ihren Kommunikator: „Ja, Silverbird hier?“
„Ich habe jemanden auf der Transporterplattform, der Dir gerne ‚Hallo’ sagen würde.“

Ziva betrat den Transporterraum als Letzte und konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verwehren. Agatha stand auf der Plattform, den Kopf des Captains in den Schoß gebettet und lächelte ihn an: „Du, Liebster, siehst ziemlich durch den Wolf gedreht aus.“
Das stimmte.
Der Captain erinnerte sie gerade an sie selbst, als sie sich das erste Mal, nach der Sache in Somalia, im Spiegel betrachtet hatte. Blutergüsse auf den Wangen, zwei blaue Augen, verkrustetes Blut auf der Lippe – kurzum, es war ein Bild einer Person, die gerade einen ziemlichen Kampf hinter sich hatte.
Und dennoch lächelte der Captain.
„Ich… ich weiß auch nicht, was ich sagen soll.“, lächelte er, „Ich… hatte offenbar Glück.“
„Offenbar“, erwiderte Gibbs und schaute den Offizier fragend an: „Wo wir gerade von ‚Glück haben’ reden – wo ist Traceless?“
In diesem Moment hörte Ziva das pneumatische Zischen einer Tür und sah, wie die Ärztin den Raum betrat. Offenbar musste Agatha sie gerufen haben, als sie den Zustand des Captain gesehen hatte.
Cal sah sie und seine Gesichtszüge verrutschten. Er wurde plötzlich sehr, sehr ernst, wuchtete sich in die Stehende und trat auf Gina zu.
Dann sah er ihr in die Augen und streichelte sanft über ihre Wange: „Es… es tut mir leid. Ich habe ihn nicht retten können.“
Agatha räusperte sich und trat auf ihn zu: „Willst Du damit sagen, dass…“
„Ja“, nickte Cal, „Traceless ist tot.“

Wenn es Sätze gibt, bei denen man sich nicht einhundert Prozentig sicher ist, ob sie zutreffen, dann sind es Sätze, wie „Traceless ist tot“. Das schien auch Gina zu wissen, denn ihre erste Amtshandlung war, den Captain leicht mißtrauisch zu beäugen.
„Du willst mir sagen, dass mein Bruder tot ist?“
Cal nickte.
„Und er ist durch deine Hand gefallen?“, bohrte die Ärztin nach und der Captain wiegte abwägend den Kopf hin und her: „Nun - so ganz kann man das nicht sagen. Ich habe es nur nicht geschafft, ihn zu retten, bevor es schlimm werden konnte.“
„Soso“, legte sich ein mißtrauisch-verschmitztes Lächeln auf die Lippen der schönen, blonden Ärztin, „Und das soll ich dir glauben? Ich soll dir glauben, dass mein Bruder, der es bis jetzt immer geschafft hat, sich aus der Affäre zu ziehen, durch die Hände meines Ex-Freundes stirbt?“
„Rein vom geschichtlichen Standpunkt her gibt es doch kaum etwas Besseres, oder?“, fragte der Captain und schaute sie an: „Ich meine, wir beide, in einem epischen Kampf auf Leben und Tod, auf einem Raumschiff, dass der Vernichtung geweiht ist? Das ist der Stoff, aus dem Action-Szenen geschnitzt sind.“
„Geschnitzt waren , Cal.“, korrigierte Agatha ihn, „Die Mädels aus dieser Zeitebene würden sagen: ‚Das ist so 90er Jahre.’.“
Der Captain warf ihr einen nicht-unbedingt-amüsierten Blick zu, ließ sich dann auf der Transporterplattform nieder und begann, zu erzählen.



Also, das müsst ihr euch so vorstellen. Nachdem mich Traceless ausgeknocked hatte, wusste ich einige Zeit lang nicht, wo ich war, wann ich war oder wieso ich überhaupt war. Aber so langsam, aber sicher kam ich zu mir. Über mir flackerten helle Lichter und ich fragte mich, ob das ein innenarchitektonischer Scherz war oder ob man mich wirklich an die Asgard vertickt hatte. Dann beugte sich das Wesen in mein Blickfeld. Ich sag euch – Traceless hat sich noch nicht mal die Mühe gemacht, eine andere Gestalt anzunehmen. Er sah immer noch aus wie „der unglaubliche Hulk“, und damit meine ich nicht die CGI-Muskelmasse, sondern den schlecht-geschminkten Bodybuilder mit dem fürchterlichen Toupet. Er knurrte, riss die Arme hoch, nur um sie im nächsten Moment, selbst ein wenig in die Hocke gehend, nach unten zu bringen und das Knurren in ein lautes Brüllen zu steigern.
Doch da war ich schon weg, sodass Tracys Brüllen eher so klang: „Roaaaaaaaaaaaaaarrrrrrrrrrrrrrrrschloch! Der ist einfach abgehauen, ja wo gibt es denn sowas?“
Ich kann euch sagen, wo es das gibt. In Calvin Cats kleiner privaten Welt gibt es das. Ich bin gerannt, gerannt, gelaufen, gejoggt – aber entweder ist dieses kleine Xindi-Schiff, was die Komprimierung von Räumen angeht, besser, als jede TARDIS, oder aber ich bin auf einem Laufband gejoggt, denn – ich hatte das Gefühl, auf der Stelle zu laufen.

Ich bin also gelaufen und – ich sage euch – ich musste einen verdammt guten Tag gehabt haben, denn meine Kondition ließ mich mal ausnahmsweise nicht im Stich. Und dann stand plötzlich wieder Hulk-Tracy hinter mir, machte wieder seine „Ich brüll gleich“-Pose und ich schaute ihn an: „Ja, ich weiß Roooorschach.“
Das hat ihn wieder ein wenig durcheinandergebracht, also konnte ich angreifen. Ich hab ihm Kinnhaken gegeben und Schläge und hab getreten, gekratzt, gebissen, gespuckt – im Zweifelsfall ist alles, was mich von meinem Gegner trennen kann, als Waffe geeignet.
Ich begab mich also in die Verteidigungshaltung und tänzelte um Traceless herum – da nimmt der Typ eine Eisenstange und rammt sie mir in die Seite. Zu dem Moment war mir glasklar, dass dies keine besonders kluge Entscheidung war. Aber gottlob bin ich neben meinem Schwert zu liegen gekommen, nehm das Ding also und verwickle Tracy-Boy in einen Nahkampf. Ich wirbele herum, kann ihn ein paar mal Treffen – und dann beginnt das Schiff zu Beben. Nun hab ich keine Ahnung, wieso, aber Tracy taumelt nach hinten und kracht gegen einen Generatorenkasten, der ihn aufs schönste kurzschließt. Und so konnte ich entkommen.


Gibbs betrachtete den Captain mit einem mehr als mißtrauischen Blick, ehe er sich räusperte, kurz zu Ziva blickte, in deren Augen Unglauben und pures Amüsement miteinander wetteiferfunkelten.
„Unglaublich.“, machte sie dann, was Cal dazu brachte, sich noch mehr aufzuplustern, eine nahezu heldenhafte Pose einzunehmen, oder das was er dafür hielt und versucht-bemüht-charmant zu lächeln: „Man tut was man kann.“
„Ich glaube“, lächelte Agatha, „Ziva wollte eher sagen, dass sie dir kein Wort glaubt. So geht es übrigens auch mir. Komm, sei ehrlich. Traceless hat dich auf dem Xindischiff durch die Mangel gedreht, dich dann auf die DRAGONFLY gebeamt, um – keine Ahnung, vielleicht um deine Schmach zu erhöhen – und hat sich dann selbst weggebeamt, bevor das Ding in die Luft geflogen ist.“
„Klingt auf jeden Fall glaubwürdiger.“, nickte Gibbs und zog dann seine Pistole, um auf Cal anzulegen. „Es gibt allerdings noch“, damit hob er die Waffe und zielte auf des Captains Kopf, „eine weitere Möglichkeit.“
Er spannte den Hahn und funkelte den Kommandanten über den Lauf seiner Waffe an: „Nehmen Sie die Hände hoch, Traceless.“
Der Captain - oder wer auch immer es war – schaute Gibbs verdattert an, deutete auf sich und hob fragend eine Augenbraue: „Erm – come again? Ich soll Traceless sein?“

Eigentlich war die Überlegung Gibbs eine vollkommen logische, vollkommen zu verstehende Sache gewesen. Nach dem, was er über Buzz ‚Traceless’ Intrupper gelesen hatte, war dieser Mann zu allem fähig – auch dazu, die Rolle des Captains einzunehmen, während der echte Captain in der Explosion vergangen war. Aber irgendwie tat sich Agatha schwer, dies wirklich glauben zu können. Warum eigentlich? War es, weil sie den Captain liebte und sich nicht vorstellen wollte, dass man ihn umgebracht und durch Traceless ersetzt hatte?
War es, weil sie wusste, was dies alles für weitreichende Konsequenzen hätte?
Innerlich fühlte sie, wie sie begann, zu verzweifeln. Es hatte schon einen Grund, warum Captains eher selten auf Aussenmissionen gingen – und auf einen dieser Gründe legte Gibbs gerade an.

Und was, wenn Gibbs recht hatte? Was bedeutete dies?
Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass die Sache dann sehr, sehr traurig werden würde. Schließlich kannte sie den Captain gefühlt ihr ganzes Leben lang, erinnerte sich mit Grausen an diesen einen, schrecklich langen Tag, an dessen Ende sie gezwungen war, den Captain anscheinend zu töten, um ihre Loyalität diesen Ausserirdischen gegenüber zu beweisen. Das Gute war, dass sie und er Vorkehrungen getroffen hatten, um diese Exikution real aussehen zu lassen, ohne, dass sie wirklich real war. Sie und Cal hatten so häufig dem Tod ins Antlitz geblickt, ihn so häufig an sich vorbeihuschen sehen, dass sie jetzt, ob der Situation nicht anders konnte, als sich zu fragen, was da wirklich passiert war.

Was wären die Konsequenzen?
Sie schüttelte den Kopf.
Darüber konnte man sich später noch Gedanken machen, jetzt galt es, herauszufinden, ob Cal wirklich Cal war, oder Traceless.
Sie beugte sich vor, legte ihm die Hand auf die Schulter und wollte gerade das Codewort flüstern, als ihr einfiel, dass es auch Traceless bekannt war. Das würde bedeuten, dass der Verbrecher in der Maskerade des Captain, nichts desto trotz, gespielt bewusstlos zu Boden sinken würde und damit wäre nichts gewo…

„SG-1“, sagte in diesem Moment Ziva und schaute den „Captain“ an und Agatha fragte sich, was sie damit tatsächlich ausdrücken wollte. Verblüfft blickte sie die hübsche Israeli an und hob fragend eine Augenbraue.
Ziva erwiderte ihren Blick – sah die Rothaarige tatsächlich sowas wie die Bitte um Vergebung in den Augen der Special Agentin?
Wofür?
Und gerade, als ihr einfiel, wofür sich die Frau entschuldigen wollen würde, hatte Ziva den Captain am Kragen gepackt und sah ihm tief in die Augen: „SG 1 wird sterben, wenn wir nichts tun. Was sagst Du dazu?“

Natürlich war dieser Schritt ein kalkuliertes Risiko und das wusste Ziva.
Aber sie war sich sicher, dass jeder, der in einem Kampf sein Leben gelassen hatte, ihr auf ewig zürnen würde, wenn sie nicht wenigstens versuchte , diese vier Leben zu retten. Und je nach dem, wie Cal auf diese Mitteilung reagierte, konnte sie erahnen, ob er diese Reaktion schauspielerte oder ernst meinte. Was wiederrum bedeutete, dass man Traceless überführt hätte. Wohlgemerkt, wenn es funktionierte.
Kurz zeigte sich Verwirrung im Blick des „Captains“.
Fragte er sich nun, wie er am Besten darauf reagieren sollte?
Fragte er sich nun, was die Anderen von ihm erwarteten?
Gibbs Räuspern riss sie aus ihren Gedanken und sie wandte sich an ihren Chef: „SG-1, die Leute von Homeworld Security… sie sind auf dem Weg nach Dakara und werden, zumindest sagen es die Föderationsakten, sterben.“
„Und genau daran können wir nichts ändern.“, sagte Agatha, was ihr eine hochgezogene Augenbraue von Ziva eintrug.
Die Israeli trat auf die XO zu: „Ich darf Dich daran erinnern, dass sie deine Freunde sind? Und wenn sie schon nicht deine sind, dann sind sie wenigstens die, deines Freundes, oder?“
Kurz warf sie einen überprüfenden Blick in das Gesicht des Captains, wandte sich um und trat auf ihn zu, bis sie nur noch Milimeter trennten.
Sie reckte ihren Kopf, um an sein Ohr kommen zu können, und wisperte ihm ins Ohr: „Sam wird sterben. Das hat sie nicht verdient.“
‚Uff’, atmete Ziva tief durch, „Was bin ich froh, dass ich zwischendurch eine richtig schön-kalte Hündin sein kann.“
Und obwohl sie das Gefühl hatte, wieder ein Idiom verwechselt, oder das Wort einfach zu wörtlich genommen zu haben – „Bitch“ heißt schließlich auch „Hündin“ – lächelte sie, so eiskalt, wie es ihr möglich war, und trat wieder an den Captain heran, von dem sie in diesem Moment merkte, dass er schon sehr mit sich zu kämpfen hatte.
„Das hat sie nicht verdient.“, hauchte sie wieder, „Sie hat Dir etliche Male das Leben gerettet, ihr seid gute Freunde und dennoch lässt Du sie elendig verrecken?“
Vielleicht war es zu sehr der „Star Trek (2009)“-Ansatz, Gefühle zu erwecken, aber, es schien zu klappen. Ein Zittern durchlief den Körper des Captain und sie sah, wie der die Kiefer aufeinanderbiss.
„Vermutlich trifft sie gerade in diesem Moment eine Kugel und sie fällt zu Boden.“, zischte sie, trat einige Schritte zurück und schaute den Captain an, als wäre er ein Stück Dreck, „Sie schreit den Namen des Mannes, der sie retten könnte – deinen Namen – und du tust nichts. Hauptsache, die heilige erste Temporale Direktive bleibt unbeschädigt.“
„Sei still.“, wisperte Cal, in dessen Augen sie sehen konnte, dass die Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen. Also legte sie noch einmal ein Brickett nach: „Und in Wirklichkeit bist du bigott. Du hast dich hier eingemischt – bei uns. Du könntest auch Sam retten. Aber du musst ja auf deine Freundin hören, da sie dich sonst ausknippst, nicht wahr? Du bist kein Captain, du bist kein Mann. Du bist ein Waschlappen.“
„HÖR AUF!“; brüllte Cal, trat auf sie zu, mit zum Schlag erhobener Faust und stockte, als er erkannte, was er da zu tun im Begriff war.
Er ließ zuerst die Hand, dann den Kopf sinken, schluckte und sagte, mit bebender Stimme: „Agatha? Wir … wir werden jetzt nach Dakara fliegen, verstanden?“
„Aber, Cal…“, setzte die XO an, worauf hin der Captain ihr einen Blick zuwarf. Ziva sah nicht so ganz, was in diesem Blick geschrieben stand, sie sah nur, dass Tränen die Wangen des Captain herunterrannen und dass die XO wie vor den Kopf geschlagen da stand.
Cal trat auf Agatha zu, strich ihr sanft über die Wange und hauchte: „Bitte, mach es so.“
Damit wandte er sich um und stürmte aus dem Transporterraum.
Ziva blickte ihm nach, wandte sich dann an Agatha und atmete aus.
„Es… es tut mir leid. Ich musste versuchen, ihn zu kriegen.“
Kurz schaute die XO sie an, als würde sie sie am liebsten in die Brigg werfen, dann konnte Ziva sehen, wie es hinter ihrer Stirn zu arbeiten begann, ehe sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen der Rothaarigen legte. Sie trat auf Ziva zu und nahm sie in die Arme: „Danke, Ziva. Großartige Idee.“
Auch sie wandte sich um, klopfte der Israeli noch einmal auf die Schulter und eilte dann davon.

Sie spürte die verwirrten Blicke der Anderen in ihrem Rücken und drehte sich dann zu Gibbs um. Einzig McGee stand dort, die Arme vor der Brust verschränkt und lächelte sie an.
„Clever.“, sagte er. Tony schaute sie an, warf dann einen Blick zu McGee und nickte: „Klar, logisch. Wenn man verstanden hat, was sie getan hat…“
„Eigentlich ist es ganz einfach.“, erwiderte Gibbs mit einem Schmunzeln und eigentlich war es ihr klar, dass er nach McGee, der auf dem Sci-Fi-Gebiet einfach zu Hause war, den psychologischen Aspekt ihrer Tat verstand. Tony blickte ihn an, Verständnislosigkeit im Blick: „Echt?“
„Klar“, nickte der Chefermittler, „Sie hat versucht eine so starke emotionale Reaktion hervorzurufen, die nur der Captain zeigen konnte. Traceless beispielsweise, könnte diese emotionale Bandbreite zwar ebenfalls bedienen, aber diesen beinahe-Gewaltausbruch Cals hätte Traceless nicht immitieren können.“
„Schließlich besteht immer die Gefahr, in solch emotionalen Sachen seine eigene Person durchscheinen zu lassen, oder aber komplett OOC zu gehen.“, klarifizierte McGee, was bei Tony eine Augenbraue hob: „OOC?“
„Out of character, Tony.“, lächelte Ziva, „Wenn jemand zum Beispiel schreiben würde, dass Deanna Troi nicht nur eine Romanze mit dem knapp 10 Jahre jüngeren Wesley Crusher hätte, sondern ihm im Moment höchster Extase Sachen um die Uhren schlüge, die einen gestandenen Piloten vor Scham erröten lassen würden, wäre das OOC.“
„Erstens schlägt man jemandem Sachen um die Ohren und zweitens ließe es einen gestandenen Seemann vor Scham erröten.“, korrigierte diesesmal nicht Tony, sondern Gibbs und lächelte sie dabei frech und mit der Zahnlücke an.
Gina grinste ebenfalls: „Und Sie, Special Agent Zahnlücke kommen jetzt mit, ich werde ihnen ein Implantat einsetzen. Keine Sorge, sie werden nichts spüren.“

Gina Intrupper seufzte.
„Mister Gibbs, wenn sie sich dieser OP nicht unterziehen wollen, ist das kein Problem, aber schieben Sie keine dringenden Besprechungen vor.“
Der grauhaarige Special Agent, der sich gerade auf der Krankenliege aufgesetzt hatte, als Ziva hereinkam, zuckte mit den Schultern: „Ich kann auch nichts dafür.“
Damit wandte er sich an die Israeli: „Was ist los, Special Agent David?“
Kurz schaute sie ihn an, beugte sich dann vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Der Special Agent nickte, wandte sich an Gina und fragte: „Wie lange wird das dauern?“
„Ich bin schnell. Einsetzen, festdrücken – sagen wir mal 10 Minuten.“
Ziva schüttelte den Kopf: „Das dauert zu lange. Timing ist besonders wichtig.“
„Wenn Sie darauf achten, nicht zu viel und nicht zu lange zu sprechen, Special Agent Zahnlücke, dann kann ich das in fünf Minuten machen.“, überlegte die Ärztin und Gibbs nickte: „Machen Sie es so.“
Gina schaute ihn verblüfft an: „Der Satz gehört zum Standardrepatoire aller Chefs, oder?“
„Wieso?“, fragte der Agent und Gina schüttelte den Kopf: „Vergessen Sies.“
 
Agatha Silverbird war gerade ziemlich zwigespalten. Die Pflicht und die Loyalität zu ihren Freunden und besonders zu ihrem Freund fochten gerade einen ziemlichen Kampf. Konnte sie diesen Bruch der obersten, der allerheiligsten temporalen Direktive unterstützen?
Gut – man musste zugeben, dass es Momente gab, in denen die erste Direktive mit „ziemlich für die Tonne“ noch am Besten beschrieben war. Wie konnte man sich, guten Gewissens, zurücklehnen und sagen „ist nicht mein Problem, darf ich nicht eingreifen“, wenn aufgrund von politischen Schwierigkeiten oder ähnlichem Lebewesen litten? Ihr fielen zwei Kapitäne ein, beide hatten das Kommando über zwei Schiffe mit dem Namen „ENTERPRISE“ und beiden war sie inzwischen schon einige Male begegnet.
Jim Kirk nannte die „erste Direktive“ eine Richtlinie, implizierte damit, dass es kein Konzept war, an das man sich sklavisch zu halten hatte.
Jean Luc Picard formulierte gegenüber des verstorbenen Admiral Doherty die Frage: „Wer sind wir, das wir die nächste Evolutionsstufe dieser Menschen bestimmen dürfen?“.
Natürlich gab es Situationen, in denen die erste Direktive – oder „Generalbefehl 7“ nützlich war, verhinderte es doch, das man sich in Problematiken einmischte, deren Kultur und Daseinsgrund man nicht verstand.
Und dennoch war auch hier durch die Kirk’sche Sichtweise, das die Direktive lediglich eine Richtlinie war und kein eisernes Gesetz, durchaus gegeben.
Verhielt es sich bei der ersten Direktive anders?
Mussten Ereignisse so stattfinden, wie die Geschichtsbücher sie kannten?
Durfte man sich nicht einmischen – unter gar keinen Umständen -, weil man die Konsequenzen nicht absehen konnte?
Dazu existierten immer wieder unterschiedliche Theorien und jede hatte ihre validen Momente.
Kirk selbst hatte einen Zeitsprung gemacht, um die Erde vor ihrer Vernichtung zu bewahren.
War die Erde in ihrer Gesamtheit wichtiger, als eine Person?
Offenbar, denn Kirk hatte McCoy seinerzeit davon abgehalten, Edith Keeler vor einem heranrasenden LKW zu beschützen.

Und was war mit ihr persönlich?
Sie kannte die sechs Personen, deren Leben auf dem Spiel standen. Sie war sich bewusst, wer es war und war sich bewusst, dass der Tag, dessen Ende sie am Liebsten aufhalten würde, den Tod des gesamten SG-1 Teams sehen würde.
Und sie mochte das Team, das verkomplizierte die Situation.
In Agatha Silverbird fochten Gefühle einen Widerstreit. Dies spürte sie sogar körperlich, denn je näher sie mit dem Turbolift der Brücke kam, desto schneller ging ihr Atem.
Sie konnte, mit einem einzigen Befehl, die Auslöschung des Teams verhindern, konnte sicherstellen, dass SG-1 überlebte.
Und dann?

Durfte sie es überhaupt?
Waren Geburts- und Todesdaten in Stein gemeißelt?
Was konnte, was durfte sie tun?
Die Tür des Turbolifts glitt auf, sie betrat, äußerlich ruhig und mit gemessenen Schritten die Brücke und schaute sich um. Gesichter, Personen, erwarteten ihre Befehle.
Sie hob die Stimme an.
Jetzt, hier, konnte sie ihre Freunde und Helden retten.
Verdammt – sie hätte sich nie so sehr an diese Menschen binden sollen.
Damals, als sie das Team und die Zusammenarbeit mit Cal erlebt hatte – selbst dieses einfache Ansinnen durchzuboxen, war ein Akt für sich gewesen – hatte sie festgestellt, dass die Leute ihr tatsächlich sympathisch waren. Zwar waren sie nicht die überlebensgroßen Helden, zu denen die Geschichte sie stilisierte, aber – sie waren Helden.
Und dann, als sie Luft holte, ansetzte um zu sprechen, bemerkte sie, dass sie nur verlieren konnte.

Entweder sie bewahrte die Zeitlinie vor möglichen Änderungen, was bedeutete, dass sie ihre Freunde verlor, oder aber sie rettete diese, was nun wirklich zu unvorhersehbaren Komplikationen führen konnte.
Eine schlechte Wahl.
Sie seufzte, holte erneut tief Luft und gab endgültig den Befehl.
Dann hörte sie, wie sich hinter ihr die Tür öffnete und Leroy Jethro Gibbs den Raum, in Begleitung von Ziva David, betrat.
„Ist der Captain drin?“, fragte er und deutete auf die Tür zum Büro.
Jill schaute von ihrer Konsole auf, nickte und schaute dann zu Agatha.
Die XO wusste, das dies wirklich die Feuertaufe, der Charaktertest war. Hier gab es keine einfachen Entscheidungen, hier galt es zu der gerade getroffenen Entscheidung zu stehen.
„Ihr habt eure Befehle.“, sagte sie und nickte Gibbs zu, „Ich bin sicher, sie können eintreten.“

Die Tür glitt hinter Gibbs und Ziva zu und die hübsche Israeli sah sich erst einmal um, ehe sie sich auf den Mann konzentrierte, der, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen vor dem großen Panoramafenster stand und nachdenklich nach draußen blickte.
„Cal?“, fragte sie und trat näher: „Es… es tut mir leid, dass ich dich so drängen musste.“
Zuerst reagierte der Kommandant des Föderationsraumschiffes nicht, starrte immer noch nach draußen, ehe er den Kopf senkte und die Hände vors Gesicht brachte.
Ziva wandte sich um, schaute fragend zu Gibbs, der würdevoll nickte, dann legte sie dem Captain eine Hand auf die Schulter. Der Offizier zuckte zusammen, wirbelte herum und schaute sie an. In diesem Moment konnte sie sehen, wie die Tränen sein Gesicht herabliefen.
„Was ist richtig?“, fragte er mit bebender, brechender Stimme, „Was ist ethisch korrekt?“
Damit schaute er ihr in die Augen und wenn der Captain genau hinschauen würde, er würde erkennen, dass sie für den Bruchteil einer Millisekunde geschockt war.
„Cat!“, bellte der Chef ihres Teams und sie sah, wie der Angesprochene erst zusammenzuckte und sich dann ihm zuwandte.
„Sie verstehen das nicht.“, sagte der Kommandant leise, „Ich … Das Wohl von vielen…“
Kurz schluckte er und trat dann auf Gibbs zu: „Habe ich das Recht, nur weil die Vier meine Freunde sind und ich von Zweien gehört habe, ihr Leben über das von Milliarden zu stellen? Was sind sechs Leben im Vergleich zur kosmischen Ordnung?“

Gibbs nickte.
Er konnte die Zweifel des Kommandanten verstehen.
Wahrlich – was waren sechs Leben im Vergleich zur kosmischen Ordnung? Nichts.
Andererseits, gerade weil sie nichts waren, hatten sie vielleicht keinen allzugroßen „impact“ auf die Fortsetzung der Zeitlinie? Und hatte die Crew die Zeitlinie nicht sowieso schon genug durcheinandergebracht? Was machten da schon sechs weitere Eingriffe aus?
Der Supervising Special Agent räusperte sich.
„Deine Entscheidung, Cal. Dein Fall, deine Führung. Aber… vielleicht nimmst Du einen guten Rat an?“
Der Kopf des Captains ruckte zu ihm herum.
„Ja.“, sagte Cal dann, „Ja, bitte!“
Er flehte förmlich und Gibbs hob eine Augenbraue, während Ziva am Captain vorbei zu ihm, zu Gibbs, trat und ihn nickend ansah.
„Semper Fi, nicht wahr?“, fragte sie und Gibbs nickte. „Semper fi. Ewig treu.“
Damit schaute er zum Captain: „Sie sind deine Freunde, nicht wahr? Und sie sind beim Militär?“
Der Offizier schaute ihn kurz, wie abwesend, an, ehe er nickte: „Ja, Gibbs. Sie sind Militär. Air Force.“
„Dachte ich mir“, lächelte der Agent eines seiner sehr seltenen Lächeln, ehe er auf Cal zutrat und ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter gab: „Es gibt noch einen Spruch, eine Leitlinie. Never leave a man behind – lasse niemals jemanden zurück.“
Der Captain schien kurz nachzugrübeln, dann schloss er die Augen, holte tief Luft und ließ sich auf dem Boden nieder. Ein Zucken durchfuhr seinen Körper.

„Cal?“, fragte die Israeli und merkte, wie sich Besorgnis in ihr breitmachte.
Hatten sie sich geirrt? Metamorphierte vor ihren Augen jetzt Traceless in eine neue Form?
Der Captain hob seinen Kopf und sie konnte erkennen, dass er lächelte.
Dann zwinkerte er ihr zu, sprang, wie von einer Sprungfeder abgeschossen, auf die Beine und lachte: „Ha! Das ist die Idee!“
Er trat auf Gibbs zu, klopfte ihm gut gelaunt auf die Schulter und sagte: „Danke!“
Die Verwirrung, die auf Gibbs Gesicht nur allzu sichtbar war, dauerte nur Millisekunden an, dann lächelte er: „Semper Fi, Captain?“
„Semper Fi, Gibbs.“

Die Türen des Bereitschaftsraumes glitten auseinander und der Captain betrat die Brücke. Agatha schaute ihn an, erwartete einen gebrochenen Mann vorzufinden, doch stattdessen sah sie ein Grinsen, das sie schon Jahre lang nicht mehr gesehen hatte. Sie konnte sich ein ebenso wildes wie frohes Lächeln nicht verkneifen, ging auf den Captain zu und schaute ihn an.
„Steuermann“, sagte der Offizier in diesem Moment, „Kurs auf Dakara. Ich will keine Widerreden hören – heute treten wir der Raum-Zeit-Kontinuität mal so richtig in den Arsch.“
Er wandte sich an Jill: „Wenn wir im Orbit sind, Waffen bereit machen, die Schilde so spät wie möglich heben, ich will vorher noch unsere Leute hochbeamen können. Und ja, Jill, ich sagte „Unsere Leute“. Sie sind meine Freunde, meine Familie und ich werde den Teufel tun und verdammt sein, wenn ich tatsächlich…“
Er stockte, schaute zu der sich grinsend räuspernden Agatha und rollte mit den Augen: „Sag mir nicht, dass Du das alles schon befohlen hast.“
Sie beugte sich vor, stahl ihm einen Kuss, ehe sie nickte: „Schon. Aber diese inspirierende Rede tut ziemlich gut.“
„Kurs berechnet“, meldete in diesem Moment Alexander Strange von seiner Station aus und Cal holte tief Luft: „Warp 9, Energie.“
Damit sprang die DRAGONFLY in den Warptransit und strebte dem Planeten Dakara entgegen – allen Regeln und Bestimmungen zum Trotz. Der Captain hatte dem Schiff eine neue Bestimmung gegeben – die Bestimmung seine Freunde, Teile seiner großen Familie, zu retten.

Wenig später

Die Atmosphäre auf der Brücke glich der Vorbereitung auf die Jagd. Gibbs kannte das Gefühl nur zu gut, hatte er im Corps doch oft genug genau diese Ruhe vor dem Sturm gespürt. Jeder auf der Brücke kam seiner Arbeit nach, die Zahnräder griffen ineinander wie in einer gut geöltem Maschinerie. Der Special Agent atmete tief durch, blickte sich um und fand schließlich den fragenden Blick Agathas.
„Commander“, sagte er in einer Förmlichkeit, die er über die Jahre hinweg zwar kultiviert und perfektioniert, jedoch selten wirklich genutzt hatte, „kann ich irgendwie helfen?“
Die grünen Augen der XO weiteten sich, sie schien kurz zu überlegen, welche Aufgabe sie ihm anvertrauen könne, ehe sie nickte. „Ja. Es wäre uns eine Ehre, wenn Sie uns den letzten Schliff geben würden.“

Matthies war eigentlich sofort gefallen, als sie durch aus dem Jumper gestiegen waren. Kurz hatten sie noch Gelegenheit die Katzenhelme der Jaffa zu sehen, ehe die Soldaten das Feuer eröffneten. Dabei hatte ein Schuss auch Matthies getroffen und ihn leblos zu Boden gehen lassen.
Dann waren sie auseinandergestoben – unter dem Feuer der Jaffa – und hatten sich in den unterschiedlichen Ruinen versteckt, um einen taktischen Vorteil zu erlangen.
Die Situation ließ Daniel schwer schlucken. Dakara – der Heimatplanet der Jaffa – stand unter schwerem Feuer. Hier, wo vor vier Jahren noch der Beginn der Jaffa-Republik gefeiert wurde, wo sich der hohe Rat konstituiert hatte, wo der Glauben der Jaffa gefestigt wurde – hier waren eben jene Jaffa wieder dabei, mit ihren Taten alles zu vernichten, wofür ihre Vorgänger einst gekämpft hatten.
Daniel hätte es verstehen können, wenn dies Jahrzehnte später passiert wäre, oder Jahrhunderte, aber…
Näherkommende, stampfende Schritte verkündetem dem Archäologen, dass seine Angreifer in der Nähe waren. Das orangene Feuer ihrer Stabwaffen drang durch die Wände ein, riss Löcher in die Bausubstanz und sagte – zischte – Daniel nur eines zu.
„Wir sind bald da – wir werden dich erledigen.“
Der Archäologe klammerte sich an sein Gewehr, merkte, wie er schwitzte und fühlte sich gleichzeitig so voller Adrenalin und voller Angst wie seit Jahren nicht mehr.
Sollten die Jaffa doch kommen, er würde ihnen einen sehr unangenehmen Empfang bereiten.
Damit schwang er den Lauf seiner Waffe herum und richtete ihn auf die Tür aus.
Wer immer da gleich durchkam, würde sein blaues Wunder erleben.

Ziva David spürte die Nervösität, die auf der Brücke singend vibrierte, merkte, wie sie in den energetischen Fluss hineingezogen wurde und hatte das Gefühl, sie würde ersticken.
„Kommandant an Navigation.“, erklang die Stimme Cals und er schien sehr unentspannt zu sein. Irgendwie konnte die Israeli es dem Briten nicht verdenken, als er weitersprach: „Wie lange dauert es noch, bis wir ins Dakara-System eindringen werden?“
Alexander Strange warf einen Blick auf seine Konsole, drehte sich dann zum Captain um und sagte: „Knappe 2 Stunden.“
Cal ließ sich in den Sessel fallen, atmete tief durch und Ziva hatte das Gefühl, dass Enttäuschung, Wut, Sorge und Panik aus ihm herausbrechen wollten. Als ihre Konzentration wieder auf den Navigator lenkte, sah sie, wie er seinen Kommandanten bedauernd anlächelte: „Tut mir leid, Sir. Wir fliegen schon mit allem, was drin ist.“
Vermutlich wussten sie alle, was hier los war und weswegen der Captain sich so beeilen wollte – und, man musste es der Crew zugute halten, dass sie offenbar keine Meuterei versuchten, um die Zeitlinie zu bewahren. Oder – müsste man sie eigentlich darauf hinweisen, das es ihre Pflicht wäre?
Die hübsche Israeli hatte keine Ahnung. Weder hatte sie sich bisher damit befassen müssen, noch hätte sie es je. Aber - Die Situation war da und sie musste überlegen.
Der Grundsatz des Vulkaniers Spock war seit Jeher: „Das Wohl von vielen wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen oder des Einzelnen.“
Nichtsdestotrotz war sie gewillt, just hier nicht näher…
Eine Reaktion des Captains ließ sie den Kopf heben. Cal rollte mit den Augen und hieb auf seinen Kommunikator: „Cat an Middlegate. Wir brauche mehr Power.“
„Ich kann Dir nicht mehr geben, Cal.“, erklang die Stimme des Chefingenieurs Sebastian ‚Scotty’ Middlegate, und sie glaubte ihm, „Wir sind schon auf Maximum-Warp und es dauert eben, bis wir da sind.“
Die Antwort auf diese sehr realistische Situationseinschätzung war ein gebrülltes „Zwei Stunden sind genau zwei Stunden zu viel !“ seitens des Captains.
Eigentlich hatte der Kommandant des Föderationsschiffes recht. In diesen Zwei Stunden, die sie nach Dakara benötigten, könnten all die, die der Captain zu retten suchte, ihr Leben verlieren. Sie erinnerte sich an ihre Zeit beim Mossad, damals, vor einer gefühlten Ewigkeit, als sie und ihr Team bei einem Auftrag Nahe Kabul in einen Hinterhalt der Taliban geraten war und sie sich verteidigen mussten.
Anfangs ging es noch gut, aber dann, je leerer ihre Munitionsvorräte wurden, desto mehr Gegner stürmten auf sie ein. Sie hatte an diesem Tag beinahe ihr komplettes Team verloren, auch ihr eigenes Leben. Beinahe nebulös erinnerte sie sich daran, von einem Kolben getroffen worden und gefangen genommen worden zu sein. Damals hatte sie sich befreien können, war entkommen und durch die Wüste geflohen. Was aber, wenn die Mitglieder des Stargate Kommandos nicht soviel Glück hatten?
Sie mussten, so schnell es ging, nach Dakara.
Dennoch würde ein nervliches Wrack als Captain niemandem helfen.
Sie trat also auf den Kommandanten und seine XO zu und betrachtete die angespannten und komplett übermüdeten Gesichtszüge beider.
„Wie lange habt ihr nicht geschlafen?“, fragte sie und Cals Kopf ruckte hoch: „Gute Frage. Wenn du die Ohnmacht durch Gewalteinwirkung nicht mitzählst, komm ich auf 3 Tage?“
„Mach vier draus.“, murmelte Agatha und schaute zuerst den Captain und dann Ziva an: „Zumindest bei mir.“
„Dann solltet Ihr ins Bett gehen und schlafen.“, schlug die Israeli vor.
Der Captain wuchtete sich in die Stehende und jetzt sah sie, dass er tatsächlich Ringe unter den Augen hatte. Wieso hatte sie es früher nicht gesehen?
„Schlafen kann ich“, murmelte der Captain, „wenn wir SG 1 gerettet haben.“
Ziva nickte: „Kann ich verstehen, Cal. Die Crew kann von einer unausgeschlafenen und übernächtigten Führungsspitze allerdings nicht profitieren.“
Damit legte sie eine Hand auf seine Brust und schaute ihm tief in die Augen: „Und das weißt du auch, oder?“
Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Kommandanten. Es war ein grund-ehrliches, nicht arrogantes und überhebliches Lächlen, das er ihr schenkte: „Danke.“
Dann klopfte er ihr auf die Schulter: „Gratulation, du hast gerade eben den XO ehrenhalber bekommen.“
Er schaute zu Agatha, zwinkerte ihr zu und nickte: „Komm Schatz, wir gehen schlafen.“
„Und wer kommandiert das Schiff?“, fragte selbige, was Cal zu einem leichten Lächeln veranlasste: „Wer schon. Ziva und Gibbs. Und jetzt komm, bevor wir hier im Stuhl einschlafen.“

Die Tür des Captainsquartieres glitt auf und auf sehr unsicheren Beinen taumelten XO und Kommandant hinein. Ohne Zeit auf Abschminken (Agatha) oder andere Sachen zu verwenden, sanken die Beiden in ihr Bett. Cal schaute sie an und Agatha hatte das Gefühl, dass er in ihren Augen versinken würde.
„Cal“, murmelte sie und lächelte: „Du weißt, dass Ziva gerade das richtige getan hat, oder?“
Die Frage blieb für ein paar Sekunden unbeantwortet, denn der Captain schien über sie nachzudenken, ehe er langsam, bedächtig, dann immer schneller nickte: „Ja – sie ist… sie… ist gut.“
Ein leises Lächeln legte sich über die Züge der Rothaarigen: „Du bist sowas von groggy.“
„Du auch“, grinste er, streckte seine Hand nach ihrer Wange aus und fuhr sanft über ihr Gesicht: „Wir sollten wirklich schlafen. Ich bin soo müde.“
Sie nickte: „Ja, wir haben zwei Stunden, die wir wirklich nutzen können.“
Und kaum, dass sie dies gesagt hatte, merkte sie, dass es ein Fehler gewesen war, denn Cals Gesichtszüge verrutschten förmlich. Nicht, wie bei einem Gründer, es war nur, dass sie das Gefühl hatte, als seien ihm gerade wieder seine Kameraden auf Dakara eingefallen. Und sie sah, dass sich Tränen in diesen braunen Augen bildeten.
„Ich hab sie im Stich gelassen.“, schluckte er und schaute sie an: „Oder?“
Kurz holte sie Luft, streckte ihre Hand nach seiner Wange aus und strich sanft über die Tränen, fühlte ihre Nässe, ehe sie lächelte und den Kopf schüttelte: „Wenn Du sie im Stich gelassen hättest, wären wir jetzt nicht auf dem Weg zu ihnen.“
„Wir wissen nicht, ob wir noch rechtzeitig kommen.“
Die XO spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte. Natürlich hatte der Captain recht und die Frage, die es immer noch zu beantworten galt, war: „Durfte man die Zeitlinie überhaupt verändern?“
Cal hatte diese Frage für sich beantwortet und die Crew schien damit ebenfalls ihren Frieden gemacht zu haben: Ja, man durfte.
Sanft zog sie ihn zu sich, schaute ihm in die braunen Augen und küsste ihn, ehe sie ihre Augen schloss, als sie merkte, wie die Tränen sie trafen.
„Schatz“, sagte sie: „Wir tun das Richtige. Wir tun das, was möglich ist.“
Sie wollte die Augen wieder öffnen, merkte aber nur, wie sie so schwer waren, dass sie sich gar nicht mehr öffnen ließen. Der Kopf des Captains auf ihrer Schulter schien sich ebenfalls nicht mehr zu bewegen. Sie hörte, wie er atmete und ein „Wir hätten uns gar nicht einmischen dürfen, Agatha“, hauchte.
„Ja“, atmete sie, „Aber… nun haben wir die Verantwortung, also müssen wir was tun.“
Angestrengt lauschte sie, ob der Captain noch etwas sagen wollte, aber… sie hörte nur das leise, gleichmäßige Atmen ihres Freundes, ehe sie sich ebenfalls dem Schlaf und der Müdigkeit ergab.

Ziva hatte nicht das Gefühl, dass sie tatsächlich schneller flogen, aber aus dem Maschinenraum war vor knapp 5 Minuten die Meldung gekommen, dass man den Warpkern für 10 Minuten überlasten könne, was bedeutete, dass die DRAGONFLY noch einen kleinen Extraschub bekommen würde. Weiterhin bedeutete dies, dass das Schiff schon in einer knappen Stunde im Dakara-Sektor – oder sagte man System? Vermutlich beides. – eintreffen würde.Gibbs hatte gar nicht lange überlegen müssen, gab den Befehl und nach zwei Minuten meldete der Chefingenieur, dass sie bereit wären. Erneut erteilte Gibbs einen Befehl und die DRAGONFLY sprang mehrere Sätze nach vorne.

Nach einer knappen Stunde hatten sie den Dakara-Raum erreicht. Das Schiff fiel unter Warp und Gibbs sprang auf die Beine.
„Jill, scann den Sektor nach – wonach ihr auch immer scannt. Alex, halte die DRAGONFLY ruhig und versuche, uns so nah wie möglich an unser Ziel heranzubringen. Dann deaktiviere den Antrieb. Ich will die DRAGONFLY knapp ausserhalb der Gefahrenzone wissen.“
„Aye“, meldete der Navigator und traf die notwendigen Vorbereitungen, während Jill ihre Finger über die taktische Konsole gleiten ließ.
 
Um sie herum brannte die Welt.
Sam Carter fühlte sich, als wäre sie die letzte Frau auf Erden. Nie war dieser Satz ein solches Klischee, nie war er so unwahr und nie war er so korrekt, wie just in diesem Augenblick.
Sie war natürlich nicht die einzige Frau auf Erden, aber – so wie es schien, die einzige Frau auf dem Planeten. Wann und ob Vala gestorben war, hatte sie nicht mitbekommen, es waren so viele, die ihr Leben in dieser sinnlosen Geschichte ausgehaucht hatten.
Die Jaffa, die ihr entgegenkamen, schleuderten grellorange Energiekugeln auf sie, denen sie durch einen geschickten Hechtsprung entgehen konnte. Dann riss sie ihre P-90 hoch, nahm Ziel und ließ die Waffe tödliche Projektile spucken. Es gelang ihr, ihre Gegner zurückzuhalten, aber sie vermutete, dass sie bald nicht mehr genügend Munition übrig hätte, um sich wirkungsvoll verteidigen zu können.

Und wenn das geschah, konnte sie nur noch zum großen Computer laufen und versuchen, die auf Dakara stationierte Waffe zu aktivieren, die alles Leben auf dem Planeten auszulöschen in der Lage war. Den widererstarkten Goa’uld durfte dieses Gerät einfach nicht in die Hände fallen und auch, wenn sie Mitleid für eventuell Verschüttete, schwer Verletzte oder Leute empfand, die sich aus einem anderen Grund nicht mehr am Kampf beteiligen konnten, so musste sie diesen Schritt wagen und ihn gehen.

Erneut riss sie ihre Waffe hoch, feuerte noch einige Salven auf die anrückende Jaffa-Streitmacht, bis sie merkte, dass ihr Gewehr nur noch klackte. In dem Moment, in dem sie das Geräusch realisierte, war sie sich auf elementarer Ebene darüber im Klaren, dass sie hier ihr leben lassen würde. Das Gewehr wurde nicht mehr mit Munition versorgt, war also nutzlos. Sie ließ es sinken, griff nach der im Tiefziehholster verborgenen Browning und feuerte noch einige Schüsse auf die Jaffa ab, ehe auch diese Waffe ohne Munition war. Fluchend wandte Sam sich um und rannte los, wie von Furien und Teufeln gehetzt. Grellorange Rotationselipsoide aus purer, aus vernichtender Energie zischten links und rechts an ihr vorbei, schlugen in Ruinen ein und badeten sie in Hitze und Staub.
Sie erkannte, dass ihr keine andere Wahl blieb. Sie konnte nicht anhalten, sich umdrehen und mit den Jaffa reden – dazu waren sie viel zu sehr unter Bastets Einfluss.

Bastet – eigentlich hätte es Sam klar sein müssen, als sie die „Katzengöttin“ vor ein paar Wochen zum ersten Mal seit langem wieder gesehen hatte und eigentlich war ihr seit diesem Zeitpunkt klar, dass der Weg der Machtergreifung der Goa’uld nur über Dakara ging.
So schnell es ihr muskulös-athletisch-zierlicher Körper erlaubte, huschte sie zum Torbogen, hinter dem sich der große Computer verborgen hatte.
Sie stoppte, gab die Kombination ein, die sie benötigte, um zur Maschine zu gelangen und fluchte in Gedanken. Es wäre sicherlich viel einfacher gewesen, wenn Daniel ebenfalls zugegen gewesen wäre – aber, sie wusste nicht, ob der Anthropologe überhaupt noch am Leben war. Bei diesen Gemetzeln um sie herum wagte sie, es zu bezweifeln.
Und Jack? Was war mit dem General? Hatte er es geschafft? Wieso waren sie überhaupt alle zusammen auf den Planeten gegangen, obwohl sie eigentlich hätten wissen mussen, was…

Eine Hand legte sich auf ihren Mund, eine andere um ihre Hüfte und der Besitzer beider Hände zog sie hinter eine Steinsäule. Zumindest schickte er sich an, denn Carter reagierte schnell und präzise. Sie biss zu, trat nach hinten aus und setzte all ihre Kraft ein, um sich aus der Umklammerung zu lösen, was ihr auch gelang. Der Inhaber beider Hände taumelte nach hinten, stöhnte laut und schmerzhaft auf und schaute Sam aus braunen Augen an.
„Verdammt, Carter!“, raunte O’Neill und schüttelte seine linke Hand, die, in die Sam ihn gebissen hatte.
Sie lächelte, leicht verlegen und legte den Kopf schief: „Entschuldigung, Sir. Ich dachte, Sie wären…“
„Kein Grund, um sich zu entschuldigen, Carter.“, sagte der General in seiner ihm eigenen rauhen Stimme, „Sie haben richtig gehandelt.“
„Ich weiß.“, lächelte sie und huschte dann zu ihm, in Deckung.
Der General setzte seine militär-grüne Basecap ab, wedelte damit einmal in der Luft herum und suchte dann wieder Blickkontakt zu ihr.
Braune Augen trafen Wasserblaue.
„Daniel, T, Vala, Mitchell?“, fragte er.
Die hübsche Colonel zuckte mit den Schultern.
„Ich hab sie nicht mehr gesehen, seit wir uns getrennt haben.“
Sie konnte sehen, wie dieser ihr wohlbekannte Ernst sich in seinem Blick manifestierte. Wann immer sie sonst mit ihm unterwegs war, wann immer man sich traf, immer funkelte ein gewisses Grundamüsement in den Augen ihres Colonels, ihres Generals, ihres Jacks. Diesen anderen O’Neill kannte sie auch – aber diesen tödlichen Ernst, die Realisierung, dass es bald alles vorbei sein könnte, hatte sie bisher nur drei Mal in seinem Blick gesehen.
Einmal, als sie noch ein junger Captain gewesen war, und sie die beiden, die Erde angreifenden Goa’uld-Pyramidenschiffe hatten stoppen wollen, war Daniel in einem Feuergefecht getroffen und anscheinend schwer verwundet worden. Sie hatte nur die schmerzvoll verzerrte Stimme des Anthropologen gehört, wie er in einer Mischung aus Schmerz, Angst und Opferbereitschaft den Colonel aufforderte, sich aus dem Schiff zurückzuziehen und als Jack dann in den Kommandosaal getreten war und gesagt hatte „Daniel kommt nicht mit“ - da hatte sie diesen Blick zum ersten Mal gesehen.
Das zweite Mal hatte sie ihn gesehen, als sie beide in der Pyramide von Apophis gefangen waren, in die sie durch Superkräfte angetrieben, eingedrungen waren – und ihnen Mitten in der Aktion die Energie ausging. Jack und Sam waren damals von einem Kraftfeld getrennt gewesen und sie hatte ihn aufgefordert, sie zu verlassen, sich selbst zu retten.
Und auch damals hatte er sie angesehen und sie wusste, dass er lieber sterben würde, als sie hier zurückzulassen.
Das dritte Mal war es der Moment gewesen, in dem man ihn, Jack, eingefrohren hatte, damit sein Hirn von der Übermacht der Antiker-Informationen nicht schaden nahm.

Und nun sah er sie wieder so an und sie wusste, dass der General vorhatte, den ultimativen Preis zu zahlen.
„Carter“, setzte er an und sie wusste schon, bevor er auch nur weitersprechen musste, was er vorhatte.
„Nein Sir.“, sagte sie, mit einer Entscheidung in der Stimme, die ihn überrascht den Blick heben ließ. Er echote: „Nein Sir?“ und in seiner Stimme schwang Verblüfftheit und Amüsement mit, als er fragte: „Steht auf meiner Uniform nicht irgendwo ‚General’?“
Gegen ihren Willen tauchte ein Lächeln auf ihren Lippen auf – eines jener schönen Carter-Lächeln, die ihr Gesicht auf 1000 Watt zu erhellen schien: „Nein Sir, auf Ihrer Uniform steht gar nichts.“
Nun zuckten auch seine Mundwinkel, ehe er seinen Blick in den Ihren bohrte: „Carter, ich will keine Diskussionen. Sie müssen mir sagen, wie ich den Computer einstellen kann, damit die Jaffa den Planeten nicht übernehmen können.“
„Sir, auf gar keinen Fall.“, sagte sie und schaute ihn an, die Augen zusammengekniffen und nicht bereit, auch nur einen Millimeter von ihrer Position abzuweichen.
Jack erwiderte ihren Blick, funkelte sie an und sagte: „Carter, Sie müssen nicht auch noch sterben.“
In diesem Moment fühlte Carter, wie ihr Mund trocken wurde. Der Mann wollte sich tatsächlich opfern.
Aber nicht, wenn Sie es verhindern konnte. Sie hatte schon genug Freunde für einen Tag verloren und auch, wenn Sie sich nicht sicher war, dass dies tatsächlich den Tatsachen entsprach, so befürchtete sie es doch. Ein Teil von ihr wollte auch sie nicht aufgeben – aber sie war Soldat. Sie war darauf gedrillt, im Zweifelsfall…
„Carter, ich gehe jetzt.“, sagte der General und in dem Moment, in dem er dies tat, schlug sie zu. Die Faust traf die empfindliche Stelle am Kinn, Jack fiel zu Boden, wie ein nasser Sack.
Während sie seinen bewusstlosen Körper an die Säule lehnte, drückte sie ihm einen Kuss auf die Stirn und murmelte ein „Entschuldigung, Sir, aber ich muss das tun.“.
Dann eilte sie zum großen Computer.

Als sie das große Bedienelement, das aus unterschiedlichen Steinen bestand, die in der Höhe reguliert werden konnten und in einem größeren, altarähnlichen Stein fixiert waren, erreicht hatte, fiel ihr auf, dass Ruhe in der Luft über Dakara lag.. Keine hundertprozentig Stille, aber der Kampfeslärm ließ nach, verebbte, bis er schließlich komplett aufhörte. Die letzte Stabwaffenentladung verklang in der Ferne – und es ward Ruhe.
Das war kein gutes Zeichen, denn entweder bedeutete dies, das alle Tau’ri und Teal’c, mit Ausnahme Sam selbst und Jack, gefallen waren – und dies wäre leider nur der zweitschlimmste Fall, oder aber – und dies war der schlimmste anzunehmende Fall – dass die Jaffa sich zuerst auf ihr Schiff zurückzogen und anschließend Angriffe auf den Tempel fliegen würden, „um die letzten Tau’ri aus ihren Löchern zu treiben“, wie Sam vermutete, dass Bastet gerade auf der Brücke ihres Ha’taks befehlen würde.
Einen im letzten Moment ausgerufenen Waffenstillstand hielt sie für unwahrscheinlich.

Und auch dass die Jaffa sich zurückzogen war eher undenkbar, denn sie hörte in der Ferne die erst leisen, dann sukzessive immer lauter werdenden, stampfenden Schritte ihrer, in Metallrüstungen gekleideten Gegner.
Vielleicht konnte sie mit einer Art Zeitschaltung arbeiten und dem Computer sagen, dass er die Waffe erst aktivieren sollte, wenn sie an Bord der HAMMOND waren und einen Sprung aus dem System gemacht hatten?
Und gerade, als sie sich in Gedanken dafür entschieden hatte, brach die Hölle erneut los.
Stabwaffen fauchten, Jaffa-Hörner gaben Signale von sich – aber auf wen wurde da geschossen?
Sie spitzte die Ohren und lächelte. Maschinengewehrfeuer. Irgendjemand hatte noch ausgehalten und deckte die Jaffa nun mit Salven aus der P-90 ein, aber – wer auch immer das sein mochte, er würde wenig Chance gegen eine Übermacht haben. Und doch… durch das eher wuchtige Zischen der Stabwaffen und dem vergleichsweise hohen Sirren der Waffe aus belgischer Fabrikation, hörte sie eine Art hohes Singen – noch höher als das, welches die P-90 von sich gab - und sie erinnerte sich daran, wo sie dieses Geräusch schon einmal gehört hatte.
Sie lächelte.
Sich „Phaser“ denkend, wirbelte sie herum, als sie Schritte wahrnahm.
„Hey, hey!“, rief ein, beide Hände zum Himmel gereckter Cal, den Phaser in nicht-Agressiver-Weise in der Hand haltend, „Nicht schießen, ich bins!“
Die Colonel hob das Gewehr, zielte und schoss.


Agatha Silverbird hatte zwar nur ein-einhalb Stunden Schlafen können, ehe das Schiff auf roten Alarm gegangen war, aber diese ein-einhalb Stunden hatten vollkommen ausgereicht, um ihre Reserven zu füllen. Im Gegensatz zum immer noch wie gerädert aussehenden Captain war sie momentan zwar keine Schönheit – das würde sie von sich in keiner Situation behaupten – aber wenigstens versuchte sie, nicht den Wunsch „Ich will weiterpennen“ auszustrahlen. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt stand sie hinter Gibbs und Ziva, die immer noch die Position von Captain, beziehungsweise XO eingenommen hatten.
„Was gibt es?“, fragte sie und rollte kurz mit den Augen, als Cal ein lautes Gähnen von sich gab: „Ich bin müde, zählt das?“
„Cal, wolltest Du Sam nun retten, oder nicht?“, fragte sie, was den Captain dazu veranlasste, zusammenzuzucken, als habe der Blitz in ihn eingeschlagen. Er wandte sich an Jill: „Du hast die Lady gehört – Bericht.“
Die taktische Offizierin warf einen kurzen, verwirrten Blick zu ihrem eigentlichen Kommandanten, ehe sie auf ihre Anzeigen blickte.
„Goa’Uld-Ha’tak ist auf der anderen Seite des Planeten, um die Tempelruinen von Dakara tobt ein erbitterter Kampf. Ich empfange menschliche Lebenszeichen und habe damit begonnen einige Mitglieder an Bord zu holen.“
Damit schaute die den Kommandanten an und in ihren Augen schien sowas wie Schock zu stehen: „Cal – gerade ist ein Lebenszeichen auf dem Weg zum großen Computer um die Waffe zu aktivieren. Ich glaube, es ist Sam.“
Der Captain nickte, betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Hazard Team? Wir finden uns im Transporterraum Gamma ein. Keine Zeit für lange Planungssessions, dieses mal. Schnappt euch eure Phasergewehre und haltet mir die Goa’s vom Leib, während ich Sam und wen wir noch so rausholen können, raushole.“
Er wollte losgehen, doch Agatha hatte noch etwas zu tun. Es war ihr so etwas wie ein Herzensbedürfnis, wenngleich sie nicht so ganz verstand, weswegen. Aber sie trat hinter den Captain, legte ihm, so sanft, wie es ihr möglich war, die Hand auf den Rücken und sah, wie der Effekt sofort eintrat. Der Captain wirkte wie elektrisiert, atmete tief ein und wandte sich zu ihr um. Ihre hypnotisch-grünen Augen waren nur Milimeter von seinen entfernt, gleiches galt für die sinnlichen Lippen.
„Agatha, wenn Du vorhast, mich davon abzuhalten, ist das nur ver…hmpf!“
Der Protest des Captain verklang, als die XO ihn griff und ihm einen langen, leidenschaftlichen Kuss auf den Mund drückte.
Als sie ihn losließ, blinzelte er sie einmal wie betäubt an, trat dann rückwärts auf den Turbolift zu und deutete hinter sich. „ich… ich bin dann… sowas von verliebt, Agatha.“
Damit krachte er gegen Jills Konsole, blinzelte und fand sich ins hier und jetzt zurück.
Ein freches Grinsen lief über Agathas Gesicht und sie hauchte ein „For luck“.
Der Captain nickte noch einmal, wandte sich um und wollte zum Turbolift gehen, als er Ziva und Gibbs dort stehen sah, die ihn beide ungeduldig anblickten.
„Ich nehme an, ihr wollt mitkommen?“, fragte er, ehe er mit den Schultern zuckte und sich an Agatha wandte: „Du hast die Brücke… Liebling.“
Die XO sah dem Captain hinterher, lächelte über seinen letzten Satz und fragte sich, wieviele Star-Trek-Fanfiction-Autoren einen solchen Satz wohl in ihre Storys geschrieben haben. Dann straffte sie ihre Gestalt, wandte sich an Jill und nickte ihr zu.

Es war für Ziva nicht notwendig, ihren Boss auf die Vorteile, McGee und Tony bei sich auf dieser Mission zu haben, hinzuweisen. Ehe der Turbolift sich auf den Weg zu Transporterraum Gamma machte, oder beziehungsweise zu dem Deck, auf dem sich Transporterraum Gamma befand, hatte der grauhaarige Agentenfuchs schon auf den Kommunikator gedrückt und die beiden Agenten zum entsprechenden Raum befehligt.
Als sie ankamen, nahm Ziva sofort Blickkontakt zum Halbitaliener auf, trat zu ihm und lächelte ihm ermutigend zu. „Pass da unten auf dich auf, mein kleiner Pelzarsch.“, hauchte sie, was er mit einem „Ich werde Deinen im Auge behalten, Zivaaa“ konterte.
„Soso?“, fragte sie und in die Aufregung vor dem Gefecht mischte sich eine Art sexuelle Verspieltheit, die sie einerseits ziemlich „out of place“ fand, andererseits allerdings feststellte, dass sie sich auf einmal besser konzentrierten konnte.
Vielleicht war es tatsächlich so, dass diese Spannungen gelöst werden mussten?
„Wir sind bereit.“, meldete die Transporterchief, eine Brünette, die Ziva noch nie gesehen hatte. Wie auch, schließlich waren sie ja auch NCIS-Agenten, kein Stammpersonal.
Und in diesem Moment konnte sie nicht anders, als Grinsen.
„Hab ich gerade echt einen ‚Ich bin X, kein Y’-Gedanken gehabt?“, schoss es ihr durch den Kopf, „Ich bin definitiv zu lange auf dem Schiff.“
Der „Ich bin X, kein Y“-Gedanke war hierbei natürlich eine Anspielung auf den legendären Satz des noch legendäreren Doctor Leonard Horatio ‚Pille’ (oder ‚Bones’) McCoy, der neben „Er ist tot, Jim“ den Satz „Ich bin Arzt, kein Historiker“ im Franchise zementierte. Auch andere Charaktere hatten sich diesen Satz zunutze gemacht. Und nun also auch sie. Faszinierend…
Sie schloss die Augen. Noch ein Star-Trek-Satz. Was kam als nächstes?
Kurz, bevor sie sich noch damit beschäftigen konnte, welches Klischee sie noch bedienen wollte, ohne es wirklich zu wollen, war sie dran, sich auf die Transporterplattform zu stellen. Sie trat, mit schussbereit gemachtem Phaser, flankiert von Tony , McGee und Gibbs da und kam sich vor, wie bei ‚Charlies Angels’, ehe sie sagte „Energie“.
Und kurz bevor sie dematerialisierte, dachte sie: „Energie? Verdammt, der nächste Sa…“

Als McGee die Welt wieder wahrnahm, fand er sich einem großen, tempelähnlichen Gebäude gegenüber, vor dessen Eingang gerade eine hitzige Diskussion zwischen Sam Carter und General O’Neill stattzufinden schien. Und ehe sie etwas machen konnten, hatte die Colonel bewiesen, dass sie die schlagenderen Argumente hatte – nämlich eine harte Gerade gegen das Kinn ihres Chefs. McGee konnte sich ein leises Grinsen nicht verkneifen, was offenbar Gibbs gesehen haben musste, denn er blickte ihn an und sagte, nicht ohne einen gewissen Anflug von Humor in der Stimme: „Komm nicht auf die Idee, mich auch einmal so überzeugen zu wollen.“
„Wo rohe Kräfte sinnvoll walten“, murmelte in diesem Moment Cal neben ihm und rannte los.
„Cap…“, setzte der IT-Fachmann an, als plötzlich neben ihm Erde hochspritzte und Jagdhörner erklangen. Die Reaktion seiner Mitstreiter war wie einstudiert, denn sie warfen sich auf den Boden und zogen ihre Waffen, eine Aktion, die er keine zwei Sekunden später wiederholte.
Das Zielvisier des Phasergewehres ausgeklappt, konnte der Computerfachmann nun erkennen, dass dort eine Horde Jaffa auf sie zukamen, mit Feuerbereit gemachten Waffen, die Energiesalven von sich gaben.
„Das sieht mir nicht nach einem Picknick aus.“, gab Gibbs von sich und begann, das Feuer auf die Feinde zu eröffnen.

In der Pyramide rief ein, beide Hände zum Himmel gereckter Cal, den Phaser in nicht-Agressiver-Weise in der Hand haltend, „Nicht schießen, ich bins!“
Colonel Samantha Carter hob das Gewehr, zielte und schoss.
Direkt hinter dem Captain fiel ein Jaffa zu Boden, den der Offizier entweder übersehen oder überhört hatte. Erschrocken wirbelte er herum, betrachtete die Person hinter sich und sprang einen Respektsmeter nach hinten, also auf sie zu. Erschrocken blickte er sie an: „Wo … wo kam der denn her?“
Sam sicherte ihre P-90, hob kurz den Kopf, zuckte mit den Schultern und vertiefte sich wieder in die Bedienung des Gerätes, ehe sie merkte, wie Wut in ihr empor stieg: „Verdammt, warum seid Ihr hier?“
„Wir versuchen, deinen hübschen Arsch zu retten.“, erwiderte der Captain und erneut ruckte ihr Kopf hoch. Die Augenbrauen gehoben betrachtete sie ihn und echote „Deinen hübschen Arsch? Cal, seit wann sagst Du sowas?“
Der Angesprochene zuckte die Schultern: „Vermutlich, seit ich sehr viel Zeit bei euch verbracht habe.“
Und plötzlich schrillten in Sams Kopf alle Alarmsirenen, die zu schrillen in der Lage waren. Hier durfte sie kein Risiko eingehen, also entsicherte sie ihre Waffe erneut und legte auf den Captain an: „Tut mir leid, aber …“
Der Offizier nickte, hob erneut beide Hände, trat dann zum erschossenen Jaffa und ging neben ihm in die Knie.
„Vorsicht, Cal“, sagte Sam. Obwohl sie nicht wusste, ob der Captain wirklich ihr Freund war, wollte sie ihn nicht in Gefahr bringen. Dies schien der Offizier zu spüren, denn er blickte kurz zu ihr, nickte ihr, zwinkernd, zu und griff dann den Dolch des Jaffa.
Er stand auf, trat von dem Toten zurück und brachte die Stichwaffe in ihre Sichthöhe, ehe er sich in den Finger stach.
Und – Sam konnte nicht anders, als Lächeln – so war Cal, denn der stieß nicht nur die Waffe gegen seinen Finger, sondern auch einen Laut des Unmuts aus, ehe er leise fluchte und zu ihr blickte. „Reicht das?“, fragte er, den geschnittenen Finger hochhaltend. Die Colonel hob ihre P-90, zielte auf die Hand und schaltete die Taschenlampe, die am Gewehr montiert war, ein. Aus der Wunde, die der Captain zeigte, floss Blut.
„Japp“, nickte sie, sicherte die Waffe, ehe sie sie sinken ließ.
Als Cal neben sie trat, spürte sie die Wärme seines Körpers und schaute ihn über ihre Schulter hinweg an.
„Als deine gute Freundin Sam gebe ich dir einen gut gemeinten Rat. Verschwinde. Ich werde gleich die Waffe aktivieren und dann möchte ich niemanden hier in der Nähe wissen.“
Der Captain legte neugierig den Kopf schief und schaute ihr in die Augen: „Und was ist mit Jack, der draußen liegt und pennt? Meinst Du nicht, dass er eine Chance haben sollte?“
„Schon, aber…“
„Nichts ‚aber’“, machte der Captain, griff ihre Hand und zog sie mit sich: „Wir gehen jetzt.“
Sie stemmte sich gegen den Offizier, riss sich los und schaute ihn an: „Cal, bist du…“
„JA!“, fuhr der Angesprochene herum, kam auf sie zu und blieb Millimeter vor ihr stehen, „JA! Komplett bekloppt. Ich will euch retten. Euch, meine Freunde. Ich pfeiffe auf die temporale erste Direktive, die sagt, dass Ihr heute sterben sollt und rette euch.“

Die Colonel taumelte, wie von einem Leberhaken getroffen, zurück, starrte ihren Freund wie hypnotisiert an, ehe sie die Waffe hob. „Cal, tut mir leid. Das kann ich nicht zulassen.“
„Bist du bescheuert?“
Die Frage des Offiziers der Sternenflotte schien eine Spur lauter gestellt, als es unbedingt nötig gewesen wäre, doch sie beeindruckte die Colonel nicht im Geringsten. Kopfschüttelnd schaute sie ihn an: „Nein – ganz im Gegenteil. Du weißt nicht, was passieren könnte, wenn wir das Raum-Zeit-Kontinuum zu sehr beschädigen.“
Sie trat auf ihn zu, ließ die Waffe sinken und streckte die Hand nach seinem Gesicht aus. Sanft fuhr sie über seine Wange und lächelte: „Cal – du bist… ein guter Kumpel. Ich würde mich freuen, weiter mit Dir reden zu können, aber… wir dürfen das Raum-Zeit-Kontinuum nicht verletzen. Und eigentlich müsstest Du es wissen. Das waren deine Worte, damals, als Daniel gestorben ist. Du hast …“
Der Captain trat einen Schritt zurück und schaute sie unverwandt an: „Damals war es etwas anderes. Ich wusste, dass er nicht stirbt. Ich wusste, wie die Zukunft aussieht.“
Sich niederlassend, schaute er sie an: „Und ich weiß es auch jetzt. Ihr werdet sterben. Es ist kein gnädiger Tod, ihr … sterbt in einer sinnlosen Schlacht.“ Erneut erhob er sich und trat auf die Colonel zu: „Bitte, lass mich dir helfen.“
„Da hättest Du eher kommen müssen. Matthies und King sind schon tot. Vala und Mitchell könnten es ebenfalls sein.“
„Die Vier kenne ich nicht. Aber ich kenne euch. Ich kenne Dich, Jack, Daniel und Teal’C. Ihr wart sowas wie meine Freunde, meine Familie.“
Leidenschaft ergriff ihn und er packte Sam: „Und ich lasse meine Familie nicht im Stich. Also komm mit, oder ich schlag dich k.o.“
Ein trauriges Lächeln erschien auf Sams Lippen: „Weißt Du eigentlich, dass Agatha mir einen Tipp gegeben hat, wie ich dich kontrollieren kann, wenn Du mir zu sehr auf die Pelle rücken solltest?“
Verständnislos hob der Captain den Kopf, schüttelte ihn und blinzelte.
„Erm… warum sollte sie…“, setzte er an und grausame Erkenntnis spiegelte sich Sekundenbruchteile später in seinem Gesicht wieder.
„Nein, das wirst du nicht tun.“
Sie trat auf ihn zu, nahm ihn in die Arme und küsste ihn auf die Wange, ehe sie wisperte: „Erdbeerparfait, mein Bruder.“
Und schon sank der Captain in ihren Armen zusammen.
 
Als Jack O’Neill wieder zu sich kam, tat ihm das Kinn weh. Um ihn herum war wieder die Hölle losgebrochen und der General war auf den Beinen, um sich zu verteidigen, bis er merkte, dass er ohne Munition dastand. Doch als er einige Meter von ihm entfernt Gibbs, Ziva, Tony und McGee sah, die anscheinend von ihrer Position gute Möglichkeiten hatten, sich gegen die Jaffa zu verteidigen, lächelte er. Sich umdrehend rannte er zum großen Computer. Er kam rechtzeitig um zu sehen, wie Cal in Sams Armen zusammenbrach und sie ihn auf den Boden legte.
„Carter?“, fragte er. Sie hob ihren Blick und Jack war, als krampfe sich sein Magen zusammen.
Er hatte noch bei ihr noch nie „Hoffnungslosigkeit“ im Blick gesehen, noch nie nackte Panik. Wut, Angst, Sorge, ja – aber nackte Panik, Hoffnungslosigkeit und Trauer? Keine Trauer um jemanden , sondern Traurigkeit, weil sie etwas wusste, das so aufwühlend war, dass es sie umtrieb?
„Wir werden sterben, Jack.“, sagte sie und er konnte hören, wie sie versuchte, militärisch-cool-professionell zu wirken – und wie sie dabei scheiterte.
Er trat auf sie zu, versuchte unbekümmert dreinzublicken: „Bitte?“
Dann traf ihn die Erkenntnis. Kurz warf er einen Blick auf den am Boden liegenden Captain, sah Sams wilden, verzweifelten Blick und das sie erkannte, was er gerade dachte – und ihr Nicken.
„Wir sind so gut wie tot.“, erklärte sie, „Offenbar ist dies die Schlacht, bei der wir fallen werden.“
„Du meinst, dass es das ist? Der große Knall? Die große Nummer?“
Wenn diese Informationen zutrafen, dann sah er keinen großartigen Grund mehr, sich mit Formalien zu beschäftigen. Warum sollte er sie dann noch professionell Siezen?
Sams eigentlich klaren, wasserblauen Augen, waren nun stumpf und dunkel, als sie nickte.
„Dann sollten wir das tun, was wir am Besten können. Ich halt die Goa’Uld auf und Du machst – was immer Du machen musst.“
Wie betäubt nickte sie, als der General sich zum Captain umdrehte und auf den Kommunikator drückte.

Gibbs fühlte sich wieder wie zu Militärzeiten und wusste, dass dies alles andere als wirklich gut war. Das letzte Mal, als eine Sache so einfach gewesen war, hatte in den vereinigten Staaten ein mexikanischer Drogenbaron Kelly und Shannon erschossen und Gibbs wollte verdammt sein, wenn sich etwas…

Veränderte.
Natürlich veränderte sich etwas.
Die komplette Umgebung nämlich, denn irgend einer genial-kranken Kampftaktik zufolge hatte jemand die geniale Idee gehabt, sie wieder auf die DRAGONFLY zu beamen.
Gibbs ließ das Gewehr sinken und blickte die Transporterchef an: „Warum werden wir zu etwas hinzugezogen, wenn wir nicht eingesetzt werden?“
„Das könnte ich auch fragen“, erklang neben ihm die Stimme des Mannes, den er als Alexander Munroe kennengelernt hatte. Auch er schien im Einsatz gewesen und plötzlich weggebeamt worden zu sein.
Gleiches galt für sein Team, weswegen es gerade ein bischen eng im Transporterraum wurde.
Und erneut veränderte sich die Umgebung, als das Schiff plötzlich auf Alarmstufe Rot sprang.

So schnell die Beine ihn tragen konnten, war der Special Agent auf dem Weg zur Brücke der DRAGONFLY gewesen, als das Schiff in eine Art Schlingern geriet, aus dem es sich aber anscheinend schnell wieder befreien konnte. Verblüfft darüber schüttelte er den Kopf und ließ sich von der Turboliftkabine zur Brücke tragen. Als sich die Tür öffnete, verlor er keine Zeit, schaute in die Runde und fragte: „Welches militärische Genie hat den Rückzug von Dakara befohlen?“
Dann stockte er, denn er nahm die Umgebung nun richtig wahr.
Die Stimmung, die mit „gedrückt“ noch am Besten umschrieben wäre, Agatha, die neben einem reg- und leblos daliegenden Cal kniete und Jill, die wie betäubt geradeaus starrte.
Er hob den Blick zum Bildschirm und sah, dass sie auf Warp gesprungen waren.
„Wo ist…“, setzte der Special Agent an, zu fragen, doch er schluckte hart, als er die Implikationen der Situation begriff.

Auf der Krankenstation der DRAGONFLY ließen sich einige Mitglieder der beiden Einsatzteams diverse Schrammen richten, Murphy hielt Munroes Hand, als Gina ihr Schultergelenk wieder einrenkte und wie eine Soldatin trug die Frau es mit stoischer Gelassenheit, in der kurzzeitig Schmerz grellrot aufflammte und schnell wieder erlosch.
Die Tür öffnete sich und ein matt wirkender Cal betrat den Raum, gefolgt von Agatha.
Er blickte sich um, nickte den Mitgliedern der Teams dankbar zu und wandte sich dann an Gina.
„Doc? Wo sind die Mitglieder von SG 1?“
Die Ärztin holte tief Luft, ehe sie nickte.
„Natürlich – ich bring dich zu ihnen.“

Gina zerriss es innerlich. Wie konnte sie ihrem Freund begreiflich machen, was passiert war, wenn sie es selbst nicht wusste? Zwar konnte man die Mitglieder des Teams an Bord beamen, aber…
Als sie das entsetzte Aufkeuchen des Captains hörte, wusste sie, dass es keiner weiteren Erklärung bedurfte.
Sie beide betraten die Leichenhalle.
Cal riss entsetzt die Augen auf.
 
Kapitel 24


Agatha deckte sich lächelnd zu und kuschelte sich an ihren Captain.

„Ich bin nicht wütend auf dich, Cal.“
Mit diesem Satz eröffnete der Anthropologe, der in der Leichenhalle auf einem Stuhl neben Sams Körper saß und, obwohl er mit Cal sprach, selbigen nicht anschaute. Stattdessen hatte er sanft eine Hand auf die Schulter seiner Frau gelegt und versuchte, die Tränen wegzublinzeln. Ein Versuch, der kläglich scheiterte.
Aber es stimmte.
Daniel Jackson war nicht sauer auf den Captain – so merkwürdig dies auch klang. Er war sich sicher, der Offizier hatte alles mögliche getan, um den Tod seiner Frau zu verhindern. Und er war sich ebenfalls sicher, wie das wohl gelaufen sein mochte.
Cal hatte Sam auf die Nase binden müssen, dass es ihr Schicksal war, hier zu sterben und sie hatte dieses Schicksal mit einem leidenschaftlichen Vortrag darüber, dass Schicksale unabänderbar wären und was passieren würde, wenn man tatsächlich die Zeitlinie änderte, angenommen.
Das war so typisch für Sam. Sie konnte selbst über die hahnebüchensten Dinge eine Leidenschaft an den Tag legen, die ihn immer wieder faszinierte.
Und nun war sie tot. Seine Frau. Seine Sam – in deren lebhaften, eisblauen Augen er sich immer wieder verlieren konnte, die Frau, die verblüffenderweise den Drei-Beine-Spagat zwischen Wissenschaftlerin, cooler Frau und Soldatin mit einer Lässigkeit hinnahm, das es nur so eine Freude war.
Und Daniel wusste, wie schwer es sein konnte, diese beiden anscheinend widersprüchlichen Punkte „Wissenschaftler“ und „normaler Mensch“ zu kombinieren.
„Ich hätte sie retten können“, erklang das bebende, brechende Stimmchen Cals und nun wandte er seinen Kopf dem Offizier zu.
„Wir wissen beide, das hättest Du nicht. Sam ist…“
Er stockte, schluckte und korrigierte sich: „Sie war Wissenschaftlerin. Sie kannte die Implikationen dessen, was vermutlich passieren würde, wenn Du sie gerettet hättest.
Neben dem Captain räusperte sich die Bordärztin der DRAGONFLY, Gina Intrupper, und sagte: „Ich lass euch Beiden dann mal alleine.“
Damit wandte sie sich ab und verließ den Raum.
Kaum, dass die Tür geschlossen war, schauten Cal und Daniel sich an, nickten einander zu und setzten sich auf den Fußboden.

Die DRAGONFLY jagte mit maximaler Warpgeschwindigkeit in den Erdsektor zurück und man musste kein Empath sein, um die gedrückte Stimmung wahrnehmen zu können. Da Juliet Jurot aber eine Empathin war, fand sie in dieser Nacht nicht in den Schlaf, da sie unter permanentem emotionalen Beschuss stand. Dies unterschied sich in sofern zu jeder anderen Nacht, als dass die Trauer, die sie empfing und empfand die anderen Gefühle überwog. Jurot seufzte. Sie lag im Bett, trug ein Nachthemd, das ihren Körper umspielte und wand sich hin und her. Aus jeder Ecke des Schiffes drang Trauer und sie wurde durch die sehr lauten Selbstvorwürfe der Offiziere Cat, Silverbird, Menacer und Doktor Jackson noch verstärkt.

Es klingelte an der Tür.
Jurot hob den Kopf, entstieg dem Bett, zog sich um -so lange würde die Person, die dort an der Tür klingelte, noch Geduld haben müssen - und trat schließlich, in ihre Sternenflottenuniform gekleidet, zur Tür.
„Herein?“
Zischend glitt die Tür zur Seite und sie merkte, wie ihr Herz schneller schlug. Zwar hatte sie den aufrichtigen Wunsch, sie trösten zu können, schon gespürt, bevor der Mann den Raum betrat, doch als sie ihn sah, war es, wie eine Offenbarung.
„Hey Juliet“, lächelte Alexander Strange und schaute sie an: „Störe ich gerade?“
Sie legte den Kopf schief, ihr Lächeln dimmte sich ein wenig hinunter: „Ich nehme an, deine Schwester fliegt das Schiff gerade?“
Er nickte.
Sie konnte seine Ungeduld spüren, die Frage, ob sie ihn bitten würde, sich zu setzen oder sie in Ruhe zu lassen und sie war froh, dass sie ihre eigenen Gefühle gut verbergen konnte.

Alexander Strange war ihr schon vorher aufgefallen und natürlich auch der Fakt, dass er sie sehr wohl bemerkt hatte. Auf einem Föderationsschiff war es ein Ding der Unmöglichkeit, einander aus dem Weg zu gehen - nicht dass sie das je gewollt hätte – also traf man sich häufiger. Beim Essen, im Turbolift, auf dem Weg zum Holodeck… und irgendwann hatten sich die Beiden sogar zu einem Termin auf dem Holodeck verabredet. Das Strandprogramm, dass sich die Beiden ausgesucht hatten, war wirklich himmlich gewesen, sie waren geschwommen, hatten Beach-Volleyball gespielt und sie hatte so manche Gelegenheit genutzt, um zu sehen, wie Alex Six-Pack arbeitete. Und sie wusste, dass er nicht nur ihre Augen wunderschön fand.

„Setz dich doch.“, lächelte die Halbbetazoidin und ließ sich auf ihrer Couch nieder, schlug die Beine übereinander und blickte ihn auffordernd an. Der Navigator kam dem Wunsch nach, setzte sich – ebenfalls auf die Couch -, blickte sie an und… wartete. Und da sie wusste, worauf, kam sie diesem nach. Mit in seine Seele blickenden Augen stand sie auf, streckte sich und schaute ihn – mit tief in seine Seele blickenden Augen- an. Sie kostete seine Erregung, spürte, wie sowohl seine, als auch ihre Kehle trocken wurde und tat das, was dazu geeignet war, dieser Situation Abhilfe zu schaffen. Sie öffnete den Mund und fragte, mit sanfter Stimme: „Möchtest Du etwas trinken?“
Agatha saß im Büro des Captains, warf einen Blick auf die dort aufgestellten Fotos und seufzte. Auf einem der Bilder konnte man eine Gruppenaufnahme sehen, die sie selbst mit der holografischen Kamera geschossen hatte – als Andenken an die Mission im 21. Jahrhundert.
Cal kniete, neben Sam und Ihr, hinter ihnen standen – wie die Orgelpfeiffen aufgereiht, Jack, Daniel und Teal’C.
Das Glücksgefühl, das aus dem Bild auf sie einströmte, als sie sich an diese Mission erinnerte, überwältigte sie. Ihre vollen Lippen schnappten nach Luft, ihre Augen wurden weit aufgerissen und sie wandte den Blick von dem Bild ab.
Verdammt. Was haben wir getan? “, schoss es ihr durch den Kopf und sie schüttelte ihn Sekundenbruchteile später. Sie hätten mehr tun können, mehr tun sollen – am Besten wären sie sofort hinter der GEORGE HAMMOND hergeflogen, wussten sie doch um den Zielort des Schiffes.

Aber nein – sie hatten lieber die Zeit damit verschwendet, sich mit Xindi auf der Erde zu prügeln. Warum? Warum waren sie nicht hinter der HAMMOND hergeflogen?
Vielleicht weil sie tief im Inneren wussten, dass sie zu spät kommen würden? Vielleicht weil sie wussten, dass man nichts ändern konnte? Aber wenn man die Zeit nicht ändern konnte, warum gab es dann diese Nichteinmischungsregeln? Schließlich hätte eine Einmischung, wenn alles vorherbestimmt ist, entweder keinen Effekt oder wäre sogar von dem Schicksal, einer höheren Macht, Gott, oder sonstwem oder was, mit einkalkuliert worden.

Und eigentlich hätte sie es wissen müssen – sie hätte wissen müssen, was passiert, wenn man sich mit der Zeitlinie anlegt. Sie hatte es oft genug erlebt, war sie doch diverse Male schon zu unterschiedlichen Zeitpunkten gereist und hatte sie beobachtet. Es war wie in der Folge The waters of Mars in der Serie Doctor Who, in der alles auf diesen einen Fixpunkt in der Zeit hinausläuft und der nicht geändert werden konnte.

Aber – war es tatsächlich so?
War der Tod des SG-1-Teams ein riesiges „Fuck-You“ der Zeit an sie? Wie einfach das wäre… wie angenehm… denn dies würde bedeuten, dass man in der Zeit nichts großartiges ändern könnte und man auch nicht darauf achten musste, wem man zu viel über die eigene Zukunft verriet. Aber nein – sie hatte oft genug erlebt, wie die Zeit nachhaltig verändert wurde. Dies konnte nur bedeuten, dass sie versagt hatten. SG-1 war tot – jedenfalls der Großteil – und es war ihre Schuld.

Sie hätten einfach eher versuchen sollen, das Team zu retten – dann wäre alles anders gekommen.
„Wir hätten euch retten können“, sagte Agatha und wandte sich wieder dem kleinen Bild zu. Sie merkte erst jetzt, durch die Feuchtigkeit in ihrem Gesicht, dass sie tatsächlich weinte, streckte ihre Hand aus und berührte sanft das Holoabbild von Sams Gesicht: „Wir hätten euch alle retten können.“
„Ich wollte es nicht.“, erklang eine Stimme und Agathas Kopf ruckte hoch.
Ihr gegenüber saß, gekleidet in etwas, das den Schnitt einer SG-Uniform hatte, allerdings leuchtend weiß war, Sam Carter und schaute sie an.
„Bist Du…“, fragte die Rothaarige und Sam grinste. „Ein Engel? Nein, das nicht. Aber – Oma Desala hat mich und uns alle gerettet. Ich wollte Dir nur sagen, dass ich es euch nicht übel nehme. Ich kannte die Risiken und… der Job musste gemacht werden.“
„Aber… Aber Sam, wir…“
Das Grinsen auf Sams schönen, ebenmäßigen Zügen, wich einem amüsierten Lächeln, wobei Agatha in ihren Augen durchaus eine gewisse Ernsthaftigkeit zu erkennen vermochte:
„Du hast mir geholfen, das alles umzusetzen. Dafür danke ich dir. Ich möchte nicht das Raum-Zeit-Kontinuum auf mein Gewissen gelastet wissen.“
„Ich verstehe.“, nickte die hübsche Rothaarige und schaute Sam an: „Se… sehen wir uns mal wieder?“
Sam rollte überlegend mit den Augen, grinste dann verschmitzt und sagte: „Irgendwann sicherlich. Time will tell.“
Agatha merkte, wie ihr Herz schneller schlug. Das musste sie unbedingt Cal erzählen und…
„Carter!“, hörte sie die Stimme Jack O’Neills und schaute die hübsche Colonel an. Diese zuckte, ihr zuzwinkernd, die Schultern, winkte ihr noch mal zu und war dann verschwunden.
Die XO blickte ihr kurz nach, wollte sich schon umwenden, um aufzustehen und dem Captain bescheid zu sagen, als sie aus den Augenwinkeln etwas wahrnahm. Sie drehte sich um und blickte in ein ihr sehr bekanntes Gesicht.
Der Doctor lächelte sie an.
Nicht der Mann mit den Gesichtszügen Lewis Zimmermans, sondern der Doctor . Der Timelord.
„W… wie…“, brachte sie hervor und der Timelord lächelte sie an. Er brachte den Zeigefinger auf seine Lippen und machte den bekannten „Shhht“-Laut.
„Time will tell“, sagte er und…

Von einer Sekunde zur Anderen ruckte Agathas Kopf hoch. Sie warf einen Blick auf den Bordchronometer, blickte sich um… sie war im Büro und musste offenbar eingenickt sein, denn nach dem Blick auf den Chronometer stellte sie fest, dass sie knappe 10 Minuten geschlafen hatte. Kurz warf sie einen Blick auf das Bild von ihr, Cal und SG-1 und schüttelte lächelnd den Kopf.
Das Sam von Oma Desala gerettet worden war, das mochte ja noch angehen. Aber dass der Timelord, der sich selbst „Doctor“ nannte, hier auftauchte, das war zu viel des Guten. Schließlich war der Mann eine fiktive Figur.
Sie trat zum Replikator und bestellte sich einen Kaffee.

Tony DiNozzo saß in dem Quartier, das er zusammen mit Ziva bewohnte und starrte nachdenklich nach Draußen. Neben sich eine Bewegung spürend, drehte er sich um und sah in die umwerfend-nussbraunen Augen seiner Partnerin. Ihr ebenmäßiges Gesicht, von wilden Locken eingerahmt, war nur Millimeter von ihm entfernt und als sie ihren Mund öffnete, um mit ihm zu sprechen, merkte er, wie sein Herz schneller schlug.
Sie und er waren nun definitiv zusammen.
„Tony“, setzte sie an und er konzentrierte sich, „Woran denkst Du gerade?“
Der Halbitaliener legte den Kopf schief: „Ich bin immer noch daran, zu überlegen, wer Stone gekillt hat. Und ich glaube, ich hab da so eine Vermutung.“
„Verrat sie mir.“, forderte sie ihn auf und er sah ihre vor Aufregung funkelnden Augen. Ihr zuzwinkernd schüttelte er den Kopf: „Noch nicht. Das muss ich Gibbs und Tim auch erzählen.“
Ziva lehnte sich zurück, streckte sich und schaute ihn an, über die Schulter, mit einem verspielten Funkeln in den Augen: „Echt? Bist Du dir so sicher?“
Er nickte, beugte sich vor und küsste sie: „Ja, mein Liebling. Komm, wir gehen.“

Wenig später

Gibbs betrat das Holodeck Nummer vier, ganz wie Tony und Ziva ihn angewiesen hatten und fand sich im Anacostia Park, Sektion C wieder. Direkt vor ihm stand das Hologramm Captain Stones und blickte starr an ihm vorbei. Den Captain flankierend standen Ziva und Tony, ihn abwartend anschauend.
„Wo steckt McGee?“, fragte der Halbitaliener und lächelte, als die Tür aufglitt und Gibbs die Schritte McGees hörte.
Der Romancier kam neben Gibbs zum Stehen und schaute Tony und Ziva fragend an.

Tony merkte, wie sein Herz ihm bis zum Hals schlug. Was war, wenn seine Logik fehlerbehaftet war, seine Beweise falsch oder er die falschen Schlüsse zog? Nun hatte er zwar alles soweit vorbereitet und war sich eigentlich auch sicher, aber – er hatte einfach ein mulmiges Gefühl.
Neben ihm stand Ziva, stieß ihn sanft an und schaute ihm in die Augen. „Los doch“, lächelte sie ein umwerfend schönes Lächeln, „Zeig es ihnen. Ich weiß, dass Du es kannst.“
Ja – klar, was sollte schon groß passieren?
Der Special Agent räusperte sich, trat einen Schritt auf Stone zu und schaute dann Gibbs an, in dessen Augen er Ungeduld erkannte. Das war ja nichts neues. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und trat um das Bild von Stone herum.
„Also, was wissen wir?“, fragte er und schaute abwartend in die Runde, „Wir wissen, dass Thaddeus Alexander Stone an einem Septembermittag gegen 12 Uhr ermordet wurde. Wir wissen, dass die Waffe ein sogenannter Bastardhänder war und dass der Mörder Stones aller Wahrscheinlichkeit nach Ari sein dürfte. Dafür sprechen die üblichen Indizien, der Fakt, dass die Waffe am Tatort zurückgelassen wurde und der Schweinehund drei Andere dafür in den Knast gehen lassen wollte.“
Hatte sich Tony anfangs noch einer eher Poirot’schen Ausdrucksweise bedient, kehrte sein Duktus nun zu seinem bevorzugten Sprachmuster zurück.
Er schaute erneut in die Runde.
„Stellt sich natürlich die Frage, wer den Typen damit beauftrag – und natürlich, wer ihn in die Gegenwart geholt hat. Ich vermut einfach mal, dass es diese Monsterinsekten gewesen sein werden. Stone wusste irgendwas über sie, dass sie hier nicht sein dürften, und das war sein Untergang.“
Ziva schaute ihn verblüfft an: „Du meinst, dass die Xindi ihn aus dem Weg haben wollten? Wieso? Weil er ein Sternenflottenkontrolloffizier war?“
„Genau“, nickte Tony, „Wenn einer wusste, wie die Zeitlinie richtig zu laufen hatte, dann war es Stone. Und es wäre alles gut gelaufen, wenn diese Naseweisen Gören nicht gewsen wären. Und ihr Hund Scooby-Doo.“
Damit grinste er in die Runde, doch genau so schnell, wie der alte Tony aufgeflackert war, verschwand er wieder und machte einem gesetzteren Mann platz.
„Entschuldigt, ich… das musste raus.“
Die hübsche Israeli trat auf ihn zu und nahm ihn in den Arm: „SG-1?“
Er nickte.
„Ja – ich… ich kann es nicht fassen, dass sie tot sind.“
McGee schaute ihn an: „Das ist völlig in Ordnung, Tony.“
Und dann, mit einem melancholischen Lächeln: „Mir hat mal jemand gesagt, dass Personen, die eine Krise – wie ein schweres Trauma – bei einer Person einen Charakterwandel hervorrufen kann.“
„Von denen hatten wir wahrlich genug.“, nickte Gibbs und schaute McGee an, ihm auf die Schulter klopfend: „Gut erklärt, Tim.“
„Danke, Boss.“
Dann wandte sich der Agent zu seinen anderen beiden Kollegen um: „Also hat Ari auf Befehl der Xindi gehandelt?“
„Davon gehe ich aus.“, nickte der Halbitaliener bestätigend und runzelte nachdenklich die Stirn: „Was allerdings nicht erklärt, warum dein Bruder sagte, dass sie ihn bei uns rausholen würden. Ich meine, Killerinsekten fallen auf.“
„Das ist richtig.“, sagte McGee, „Aber es gibt unterschiedliche Xindi. Es gibt welche, die wie Menschen aussehen, dann welche, die reptilienähnlich sind…“
„Einen Hulk“, grinste Ziva und McGee nickte: „Sogar einen Hulk. Ich nehme an, das war eine Mischung aus Insekten- und Reptilien-Xindi.“
„Und was ist mit Mad Cow?“, fragte Tony, „Schauen wir uns das Gebäude nochmal an?“
Gibbs nickte. „Ich werde mich mit Vance in Verbindung setzen – aber erst einmal werden wir die Stones zur letzten Ruhe betten. Und SG-1.“
„Und Laura“, gab McGee zu bedenken, was Gibbs ein Nicken entlockte. Dann wandte sich der Chef zu Tony und trat auf ihn zu, um auch ihm anerkennend auf die Schulter zu klopfen:
„Gut gemacht, DiNozzo.“
Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Agenten, als Gibbs weiter sprach:
„Wirklich, sehr gut. Es wäre zwar schön, wenn Du für deine Theorien auch Beweise hättest, aber – da anscheinend Traceless tot und Ari verschollen ist können wir sie nicht vor Gericht stellen. Also – schöne These, Tony.“
Der Halbitaliener lächelte: „Man tut, was man kann, Boss.“
Damit wandte er sich zu Ziva, zwinkerte ihr zu und sagte: „Ich glaube…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment ertönte eine Stimme aus den verborgenen Kommunikationsterminals.
„Hier spricht Alexandra Strange. Wir erreichen die Erde.“

Hank Landry hatte einen Tag, den man durchaus als „interessant“ beschreiben konnte. In vergangenen vier Jahren, in denen er der Kommandant des Stargate Centers gewesen war, hatte er eine Menge erlebt. Klone, Kopfgeldjäger und Killerkäfer hatten ihm genau so zu schaffen gemacht, wie die Lucianer-Allianz und die Ori.

Das Konzept, dass Reisen in den Weltraum mit einem Gerät, das man „Stargate“ nannte, ohne einen nennenswerten Zeitverlust, möglich waren, war im ersten Moment so bescheuert, dass er das tat, was vermutlich jeder Basiskommandant dieser Einrichtung an seinem ersten Tag getan hatte – lauthals gelacht und gedacht, dass ihn jemand auf den Arm nehmen wollte.
Aber nein. Landry wurde mit den entsprechenden Feinheiten vertraut gemacht, erhielt die Akten, las sie durch und fand sich nach jeder Lektüre aufs Neue fasziniert. Was es da draußen nicht alles gab.
Jaffa, also Lebewesen, die – wie Beuteltiere – eine Tasche im Bauch hatten, in denen die sogenannten „Goa’Uld-Symbionten“ reifen konnten, waren da noch das Harmloseste. Und er fragte sich, ob der Name etwas mit dem Stadtteil Tel’Avivs zu tun hatte – oder mit den Orangen?
Aber es gab im bunten Gemüsegarten der Schurkengalerie noch genügend andere Unheilsbringer. Die „Götter“ der Jaffa – die Goa’uld, waren da ein wunderbarer Kandidat. Eigentlich kleine, harmlose Würmchen, hatten sie es geschafft, anderes Leben parasitär zu übernehmen und hatten nun einen Götterkomplex. Und mit diesen Aliens hatten sich Jack O’Neill und Daniel Jackson schon beim ersten Schritt durch das Tor angelegt, in dem sie – von dem Systemlord Ra angegriffen, selbigen besiegt und eliminiert hatten.
Apophis, ein anderer Systemlord, fand das gar nicht witzig und hatte…

Das Wort „Re’etu’ blitzte in Landrys Kopf auf und er erinnerte sich daran, von diesen getarnten Monsterkäfern mit einem Herzen aus Gold und Waffen aus Plasma, gelesen zu haben, ebenso wie von den Asgard.

Oh, die Asgard.
Sie sahen tatsächlich aus wie jene Aliens, die immer wieder halbnackte, vollschläfrige Frauen aus den Betten entführten und sie untersuchten – oder was man ihnen sonst so nachsagte.
Und angeblich hatten sie sich selbst getötet, aber in den letzten Wochen wurden immer wieder Meldungen laut, dass sich ein Asgardschiff irgendwo im Erdsektor rumtreiben sollte.

Ein Klopfen im Türrahmen ließ Landrys Kopf hochrucken. Drei Personen standen im Raum, die er kannte. Zwar hatte er zwei von ihnen nie gesehen, aber er hatte von ihnen gelesen. Die beiden Sternenflottenoffiziere, von denen der Mann, der geklopft hatte, einige Jahre im SGC gedient hatte, waren aufgetaucht. Sie hatten Daniel Jackson mitgebracht, und alle drei wirkten, als haben sie geweint.


Kurz vorher

Agatha Silverbird starrte, wie hypnotisiert, auf den blau-grünen Rotationsellipsoid, der die Erde war. Sie atmete tief durch, wusste sie doch, dass es nun gelten würde. Nun müsste sie runter ins SGC gehen und die traurige Nachricht überbringen, dass einige der wohl verdientesten Mitarbeiter dieser Installation und Institution nicht mehr am Leben waren. Kurz schluckte sie, doch – es half nichts. Sie konnte versuchen, dieser traurigen, alles erdrückenden Pflicht auszuweichen, in dem sie die Aufgabe an den Captain delegierte, aber – sie wusste, dass Cal in diesem Zusammenhang noch näher am Wasser gebaut hatte, als sie.
Die XO wandte sich zu Jill Menacer um.

„Okay, ich möchte, dass Du Gibbs und seinen Mitgliedern gestattest, sich zum NCIS zu begeben, wenn sie möchten. Sie haben vollen Zugang, während ich weg bin. Wenn sich nämlich eines gezeigt hat, dann, dass wir ihnen trauen können.“, sagte sie und sie wuste nicht, wieso sie es sagte, oder wieso sie sich überhaupt erklärte. Jill blickte sie an, nickte nur kurz und sagte knapp: „Wird gemacht.“

Kaum, dass die hübsche XO diesen Befehl erteilt hatte, glitt die Turbolifttür auf und Gibbs, Ziva, Tony und McGee betraten die Brücke. Agatha drehte sich verblüfft zu ihnen um.
„Kann ich euch helfen?“
Die XO warf einen nachdenklichen Blick in die eisblauen Augen Gibbs und hob dann fragend eine Augenbraue. Die Ermittlerlegende bedachte sie mit einem freundlichen Lächeln und nickte dann: „Wir wollen euch tatsächlich helfen. Wenn möglich, würde ich gerne mit Dir, Cal und Jackson zur Homeworld Security gehen, um zu erklären, was geschehen ist.“
Agatha konnte nicht umhin, festzustellen, dass es wohl einer der längsten Sätze gewesen war, den Gibbs in ihrer Gegenwart ausgesprochen hatte. Diesen Fakt quittierte sie mit einem sanften Lächeln und schüttelte dann den Kopf: „Danke, Gibbs, aber – das ist nicht notwendig.“
Der Special Agent schaute sie an und Commander Agatha Silverbird konnte sehen, dass er sie bemitleidete – oder besser gesagt: Dass sie ihm leid tat.
Sie konnte nicht dagegen angehen, sie blickte ihm in die Augen, nickte dankbar und fasste aus der Anwesenheit des grauhaarigen Special Agenten und seines Teams neue Kraft.
Tief luftholend straffte sie ihre Gestalt, zog die Uniform über dem flachen Bauch glatt und betätigte den Kommunikator: „Silverbird an Cat?“
Stille.
Erneut betätigte sie den Kommunikator.
„Cal, hörst du mich?“
Stille.
Ihr Herz begann, sich daran zu machen, schneller zu schlagen, während Ihr Kopf meldete: „Hey, keine Panik, das is Cal, der wird entweder verpennt haben oder sich festgequatscht.“
Doch vor ihrem inneren Auge nahm ein anderes Szenario Gestalt an. Sie sah Cal in ihrem Schlafzimmer sitzen, mit einem tränennassen Gesicht, den Blick starr auf ein weiteres Bild, das sie beide zusammen mit dem SG-1 Team zeigte, mit dem Daumen sanft über Sams Gesicht streichend. Dann griff er einen Phaser, ließ das Bild sinken, starrte geradeaus, murmelte ein „Vergib mir, Agatha, aber ich kann nicht“, hob den Phaser gegen die Schläfe und drückte ab.
Sie wusste, dass unter normalen Umständen diese emotionale Reaktion nicht stattgefunden hätte, aber sie wusste auch, dass Cal mit dem Team gearbeitet hatte, sie seine Freunde waren und er für sie eine Liebe empfand, wie man es nur für gute Freunde empfinden konnte. Nicht einmal die Liebe, die er für sie, für Agatha empfand, wäre, wenn es wirklich ernst wäre, in der Lage, da durchzukommen.
Sie merkte, wie ihr Herz noch schneller schlug.
„Computer, zeige mir den Aufenthaltsort von Captain Calvin Cat.“
„Captain Calvin Cat ist im Holodeck 1.“
Was hatte er da vor?

Sie sah ihn schon, sich auf einem simulierten Dakara gegen etliche Jaffa-Batallione erwehrend und anstatt dass er von Sam ausgeschaltet wurde, würde er sie einfach mit einem Phaser betäuben. Das wäre noch das harmloseste. Wenn es nämlich wirklich ganz blöd kam und im Hirn des Captains komplett einige Schrauben losgelöst waren, konnte es nämlich sein, dass er sich den Jaffa-Batallionen ohne aktivierte Sicherheitsprotokolle stellte – und eventuell dort starb.
 
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