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Spiegelungen - a Star Trek / Battlestar Galactica Crossover

CaptainCalvinCat

Commander
Red Shirt
Title Spiegelungen
Genre Hurt/Comfort, Humour, Crossover
Author CaptainCalvinCat
What you should know Interested people should read this before reading this story.
Language German, I’m sorry.


Prolog Ein Glas Cola und eine angenehme Begleitung.

2379 – Ort: Utopia Planitia

Es war eigentlich ein sehr interessantes Gefühl, die DRAGONFLY von Aussen zu sehen, während man eine Cola trank. Die Aussichtsplattform der Utopia Planitia-Flottenwerft befähigte Captain Calvin Nathan Cat genau hierzu. Dem Glas Cola leistete dampfend eine Tasse Kaffee Gesellschaft, die zu der hübschen Rothaarigen gehörte, die neben ihm saß und die Reparaturen an der DRAGONFLY betrachtete.
„Das ist jetzt unser vierter Aufenthalt hier.“, grinste die XO wie eine Raubkatze, „Aber ich glaube nicht, dass wir schon mal soviel hatten reparieren müssen.“
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Wir sind auch noch nie so häufig gegen die Goa’uld vorgegangen.“
„Wobei du das Schiff einmal gesprengt hast.“, schoss die XO zurück und Cal nickte: „Stimmt ja gar nicht. Das war Sachmet.“
Dann trank er einen Schluck und schaute nachdenklich auf das Schiff: „Meinst du – wir treffen sie wieder?“
„Sachmet?“, fragte die XO zurück und Cal schüttelte den Kopf: „Quatsch. SG-1 oder das NCIS-Team.“
Commander Agatha Silverbird zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Das Universum ist ja groß und unser Abenteuer hat doch gerade erst begonnen. Es würde mich nicht wundern, wenn wir eines Tages mal wieder mit ihnen zu tun bekommen würden.“
Damit beugte sie sich vor und küsste ihn: „Aber vorher sollten wir erstmal unsere neue Mission in Angriff nehmen. Du weißt doch – der Kontakt in den Jagdhunden.“
„Ich persönlich“, seufzte Cal, „wäre ja mal froh, wenn es eine ruhige, entspannende Mission wäre.“
Agatha grinste: „In welcher Welt lebst Du denn, Cal? Das wird sicherlich genau so eine haarsträubende Sache, wie die letzte.“
„Wir werden sehen“, zuckte der Captain mit den Schultern, „Wir werden sehen.“
Damit griff er zur Cola und trank erneut einen Schluck.
Was würde sie wohl da draußen erwarten? Wer wusste das schon?
Aber eines war klar – sie würden kühn dort hingehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist.




Kapitel 1 Das Leben ist kein langer, ruhiger Fluss.

Zwei Monate später

Wieso hatte er sich darauf eingelassen? Die gesamte Situation war ein völliger Flop und er könnte sich in den Allerwertesten dafür beißen, das er sich überhaupt auf diese Mission eingelassen hatte. Es hatte dabei alles relativ simpel geklungen.
Man hatte ihn gebeten, eines der neuen Experimentalshuttles zu bergen – die Hornisse . Dieses war im Laufe eines Testfluges, den clevere Piloten besonders intelligenterweise über Remus hatten stattfinden lassen, von einigen, über dieses Eindringen in ihren Lauftraum nicht unbedingt erfreuten Romulanern und Remanern abgeschossen worden und hatte sich in die Kuppel das remanische Schwimmbad „Tertiär Park“ gebohrt. Zwar war der Captain verwundert gewesen, dass es auf Remus Schwimmbäder gab, aber wenn es Momente gab, in denen man besser den Sinn der Sache nicht allzu stark hinterfragte, waren es Momente wie diese.

Sie waren nach Remus geflogen, er hatte sein Team ausgewählt – zwei Sicherheitsoffiziere, ein Ingenieur und natürlich seine Bordärztin Gina Intrupper – und waren dann an die zuvor berechneten Koordinaten gebeamt. Soweit so gut.

Chefingenieur Sebastian ‚Scotty’ Middlegate, der knapp zwei Meter große, gutmütige Riese mit dem militärisch-kurzen Blondschopf hatte sich dem Wrack zugewandt und begonnen, die ersten Untersuchungen vorzunehmen, während Cal ihn kurz dabei beobachtete und sich grinsend an die Zeit auf der Academy erinnerte. Sie waren alle ein Jahrgang – das Sicherheitsteam mal ausgenommen – und waren logischerweise alle zeitgleich auf der Academy angekommen. Er und Sebastian hatten damals, in der Uniformausgabe, die Bud-Spencer-Terrence-Hill-Nummer durchgezogen. Als der Chef der Kleidungsausgabe Sebastian gefragt hatte, welche Kleidergröße er habe, hatte er kurz gebrummt und dann gesagt: „Die Elefantennummer. Groß, größer, am größten, man will es ja bequem haben.“. Und natürlich hatte Cal, einfach nur der Vollständigkeit halber, als der Kleidungsausgabenchef die Frage nach der Schuhgröße gestellt hatte, ein „Marke Plattfuß“ in den Raum geworfen. Die beiden Kadetten hatten sich einen Blick zugeworfen und waren in schallendes Gelächter ausgebrochen, das irgendwie von den anderen Kadetten, die sich gerade einkleiden wollten, nicht unbedingt erwidert wurde.

Das war jetzt knappe 18 Jahre her, damals waren sie noch Kadetten und nun – Cal wagte es nicht, diesen Gedanken wirklich laut zu fassen – hatten sie ihr eigenes Kommando. Also, Cal hatte seines und er hatte die Meisten seiner Freunde als Crewmitglieder an Bord. Dies war dem Projekt „Teen Squadron“ zu verdanken gewesen. Hierbei handelte es sich um folgende Überlegung.

Wenn es irgendwann einen großen und blutigen Konflikt geben würde, den die Föderation gewänne oder zumindest sonst für sich entscheiden konnte, müsste man die Flotte wieder aufbauen und man würde sicherlich dem Credo der Sternenflotte folgen und kühn dorthin gehen, wo nie ein Mensch zuvor gewesen war. Allein dazu wurden zwei Rohstoffe benötigt: Schiffe und Crew.
Die Schiffe nach dem Ende des Konflitkes zu restaurieren, oder komplett neu aufzubauen, würde sich vermutlich als herausfordernd, aber effektiv gesehen nicht allzu kompliziert herausstellen. Diese Schiffe mit Crews zu bemannen – das war etwas, das dem Chef des Departments of human resources der Sternenflotte, vermutlich noch ein paar graue Haare bescheren würde. Also würden vermutlich die nächsten 10 Jahre lang Schiffe mit verhältnismäßig jungem Personal besetzt werden, also mit Teenagern und Twens. Natürlich benötigte es dazu einen Testlauf. War diese Idee überhaupt möglich?

Dies war der Auftritt der Gebrüder Cat. Calvin Nathan, der das Schiff auch heute noch kommandierte, wurde von seinem erfolgreicheren Bruder darauf angesprochen, das man dringend eine solche Idee bei Starfleet Command anstoßen müsste. Dieser erfolgreichere Bruder hieß Richard Nathaniel Cat II, was nicht unbedingt kreativ war, wenn man bedachte dass der Bruder schon „Nathan“ als Zweitnamen führte und der Vater Cals und Ricks ebenfalls Richard Nathaniel Cat hieß. Die ganze Sache wurde komplett ad absurdum geführt, wenn man überlegte, dass Cals und Ricks Eltern keine Sternenflottenangehörigen waren.
Im Gegenteil. Die Mutter der Beiden arbeitete als Autorin, schrieb Comedy- und Kriminalromane, beide unter jeweiligen Pseudonymen und Richard Nathaniel Cat I hatte den „nome de plume“ Peter Andrew Cat, damit er seine Comedy- und Kabarettprogramme als „Der PAC-Man“ geben konnte.

Der ausformulierte Brief, den die Gebrüder Cat an die Sternenflotte schrieben, war ein Joint-Venture der Familie und deren Freunde. Ein paar Jahre später trat das ein, was Planer bei Starfleet, aber auch die Familie Cat gefürchtet hatten.
Nach dem Ende des Krieges stand die Föderation tatsächlich an genau der Stelle, die die Planer und einige andere kritische Stimmen seit knapp 4 Jahren vorgezeichnet hatten – und man holte die Pläne aus den Schubladen. So trat man an die Cat-Brüder heran und besetzte, nach der Erlaubnis der Sternenflotte, mit den Freunden des damaligen Lieutenants und nun Captains und seines Bruders - und die Ränge nach Fähigkeit und Sympathie.
So hatte Cal zwar die leicht-despotische Ader durchblitzen lassen, und sich selbst zum Captain ernannt, aber die qualifizierteste Person, die darüber hinaus auch seine Freundin war, wurde zum ersten Offizier ernannt, ein Posten, der eigentlich, Richard gehört hätte, wenn er diesen gewollt hätte.

Die ersten Einsätze der DRAGONFLY waren extrem fordernd, aber im Laufe der Zeit kam man mit der Situation klar und man arrangierte sich mit dem Leben als Teenager, bzw. Twen, und dem damit verbundenen Gefühlschaos, und den Pflichten als seriöser Sternenflottenoffizier. Im zweiten Jahr ihrer Mission waren zwei Dinge passiert, die unabhängig voneinander stattgefunden hatten, allerdings kombiniert eine Relevanz für die weitere Zukunft der DRAGONFLY -Crew beinhalten sollten. Einerseits kehrte die USS Voyager aus dem entlegenen Delta-Quadranten zurück und brachte, neben unzähligen Terraquad an Daten auch eine attraktive Ex-Borg namens Seven of Nine mit zurück, andererseits verirrte sich eine Funkbotschaft durch das neurale Relais der Borg in den Kopf eben jener Drohne. Entsetzt meldete sie dem Captain ihre Erkenntnis. Die Borg griffen an – und zwar taten sie es in der Vergangenheit, wobei sie sich mit einer antiken Rasse namens Goa’Uld verbündeten.
Auf Geheiß der Sternenflotte machten sowohl die Voyager , als auch die DRAGONFLY einen Sprung an die temporalen Koordinaten und boten der damals schutzlosen Erde ihre Hilfe an – genauer gesagt, dem sogenannten Stargate-Command. Zusammen mit dem Elite-Team SG-1 besiegte man die Drohnen und die Goa’uld – und Calvin Cat beschloss, in der Vergangenheit zu bleiben.
Nachdem er vier Jahre in der Vergangenheit verbrachte, kehrte er in seine Gegenwart zurück und nahm den Posten als Kommandant der DRAGONFLY wieder an. Nachdem er nun einige Jahre in seiner Gegenwart verbracht hatte und dabei seine Missionen so gut es ging erfüllte, wurde er im Jahr 2379, zusammen mit seiner Crew, in die Vergangenheit beordert.

Der Kontrollposten 2011 des „Wächter-der-Ewigkeit“-Projektes verstummte und Cal und seine Crew sollten ergründen, was damals passiert war. Der Captain hätte sich nie gedacht, in eine solch verfahrene Situation zu gelangen, in der ein Terrorist aus der Vergangenheit von insektenhaften Aliens aus der Zukunft angeheuert worden war, um den Kontrolloffizier des Postens 2011 – Thaddeus Alexander Stone – zu eliminieren, aber, genau so war es passiert.
Und so waren sie, zusammen mit dem ebenfalls ermittelnden „Naval criminal investigative service“, dem NCIS, mit der Auflösung des Falls beschäftigt gewesen, der sie nicht nur auf der Erde forderte, sondern auch in den unendlichen Weiten des Weltalls.

Cal konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als er daran dachte, wie er mit Ziva, Tony und Agatha durch sein Schiff gekrochen war. Ziva – was wohl mit ihr passierte war? Eigentlich wollte er es wissen, aber, nachdem er schon den unausweichlichen Tod Sam Carters hatte verhindern wollen und von der Zeitlinie ein gigantischs „Fuck you“ gezeigt bekommen hatte, wollte er sich in die Belange der Vergangenheit nicht mehr einmischen.

„Captain?“, riss die Stimme Scottys ihn aus seinen Gedanken und er schüttelte den Kopf: „Sorry, was war?“
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des riesigen Chefingenieurs. Kurz blickte er nach links, dann nach rechts, ehe er verschwörerisch flüsterte: „Hast Du Gina auf den Hintern geguckt?“
„Nein!“, entfuhr es dem Captain eine Spur lauter, als es eigentlich notwendig gewesen wäre, „Wie kommst Du darauf?“
„Ich kenn dich, mon capitan.“, zwinkerte sein alter Freund ihm zu, „Wenn Du so geistesabwesend bist, überlegst Du entweder, wie du mit Gina oder Agatha hier im Schwimmbad rumplantschen kannst und beide nur das Nötigste tragen, oder aber du erinnerst dich an deine bisherigen Abenteuer.“
„Letzteres.“, murmelte der Captain und seine Stimme nahm eine dunkle, melancholische Färbung an, „Ich… ich kann mir nicht helfen, ich bin immer noch nicht…“
Der Chefingenieur schaute ihn verständnisvoll an: „Sam?“
„Ja.“, nickte der Kommandant, „Ich bin immer noch der Meinung, ich hätte sie retten können.“
„Sie wollte nicht gerettet werden.“
Ein Seufzen entrann der Kehle Scottys und er klopfte dem Kommandanten auf die Schulter: „Kumpel – sprich mit Andrea Gaid über deine Sorgen. Du brütest schon zwei Monate über der Sache und solltest langsam, aber sicher zum Abschluss kommen.“
Der Captain lachte freundlos auf: „Ja, das is ja auch so einfach.“

Die Läufe ihrer Phasergewehre waren auf den Eingang des Schwimmbades gerichtet und zitterten nicht. Warum sollten sie auch? Schließlich gehörten die Hände, welche die Phasergewehre in der Hand hielten, einem trainierten Personal: Dem Hazard Team.
Sie waren nachdem die Voyager im Alpha-Quadranten angekommen war und den entsprechenden Feiern, auf die DRAGONFLY versetzt worden und hatten sich als sehr schlagkräftiges und sehr gutes Team erwiesen. Dies war dem leitenden Offizier des Hazard-Teams, Lieutenant Alexander Murphy, allerdings schon im Delta-Quadranten klar gewesen, als sie sich mit unzähligen Gefahren an Bord der Voyager hatten befassen müssen.
Und sie hatten sich vor ein paar Monaten auf der DRAGONFLY eingelebt, und sogar versucht, zusammen mit Captain Cat die Offiziere des legendären SG-1-Teams zu retten, eine Mission, bei der sie gescheitert waren.

Kurz ließ er seinen Blick schweifen – dieses Areal war definitiv ungewöhnlich. Wer konnte schon von sich behaupten, einen potentiellen Kampf auf Leben und Tod in einem sogenannten „Spaßbad“ austragen zu wollen? Einerseits konnte und wollte er sich nicht vorstellen, diesen Ort, der eigentlich der Entspannung dienen sollte, in eine grausame Kulisse des Todes zu verwandeln, andererseits war er sich sicher, dass die Romulaner nicht unbedingt wenig angesäuert darüber wären, dass man einen Testflug mit einem schwerbewaffneten Experimentalshuttle genau in ihrem Territorium ausgetragen hatte. Aber, während er sich so umblickte, konnte er sich nicht helfen, festzustellen, das die Umgebung eine gewisse, beruhigende Atmosphäre hatte.

In der Hauptsache war sie sehr grün. Farne, egal ob künstlich oder nicht, waren an augenfälligen Stellen platziert worden, hohe Bäume taten das Ihrige, um der Umgebung einen Dschungel-ähnlichen Anstrich zu verleihen, der sogar einen Flusslauf beinhaltete. Dieser war natürlich ebenfalls nicht echt, es war ein Kanal, der Badewasser transportierte und der sich in einem weitverzweigten Wasserfall in mehrere kleine Badeseen, also Schwimmbecken für Schwimmer und Nichtschwimmer, ergoss. Direkt neben ihnen rauschte der mächtige Strom hinunter ins Tal und Munroe konnte nicht umhin, festzustellen, dass der Landschaftsarchitekt, der dieses Schwimmbad konzpiert hatte, sehr gute Arbeit geleistet hatte. Beinahe wäre man gewillt, das eigentliche Aussehen Remus zu vergessen.

Eine sanfte Frauenstimme machte eine Ansage und riss Munroe aus seinen Gedanken:
„Hallo. Willkommen im Schwimmbad Tertiär Park. Hier wird ihnen die Welt unseres Heimatplaneten Remus so gezeigt, wie sie im Zeitalter des Tertiär ausgeprägt war, bevor ein Meteor von einem Kilometer Durchmesser aufschlug und alles verwüstete.“
Der Leiter des Hazard-Teams überlegte kurz. Das letzte Mal, als sie diese Ansage gehört hatten, waren sie es gewesen, die das Schwimmbad betreten hatten. Dies konnte für Munroe nur bedeuten, dass es gleich lustig werden konnte.
Schnell betätigte er seinen Kommunikator: „Munroe an Cat?“

Der Captain seufzte ein wenig gelangweilt, betrachtete das bruchgelandete Stück Technologie und kam nicht umher, dem Shuttle eine gewissen Schönheit und Eleganz zu attestieren.
„Und das von einem Hornissophobiker.“, schoss es dem Kommandanten der DRAGONFLY durch den Kopf, ehe er zu Sebastian blickte: „Und, was ist deine professionelle Meinung?“
Der Chefingenieur kroch weiter in die Innereien des Shuttles, ehe er antwortete: „Hm – wenn Du mich so fragst, ist das Ding ziemlich fritze.“
„Fritze?“, echote Cal und grinste dann: „Ist das ein Fachausdruck?“
Ja, das war definitiv ein genervtes Seufzen, das der Captain da hören konnte, was dazu führte, dass sich sein freches Grinsen noch verbreiterte. In diesem Moment jedoch blipste der Kommunikator und die Stimme Alexander Munroes erklang aus dem Gerät: „Munroe an Cat?“
Des Captains Gesichtszüge entgleisten und er tippte auf den broschenähnlichen Gegenstand, der am Brustteil seiner Uniform befestigt war. „Ja, Cat hier?“
„Wir haben anscheinend Eindringlinge.“, erscholl der geschäftsmäßige Duktus des Leiters des Hazard-Teams: „Bewegung hinter der eingänglichen Baumlinie.“
‚Soviel zur normalen Aufklärungsmission’
Cal konnte sich diesen Gedanken nicht verkneifen, obwohl er sich für ihn verwünschte. Er musste sich hier als wirklicher Captain erweisen, vollkonzentriert bei der Sache sein und versuchen, obwohl sie eindeutig in eine Situation geraten waren, aus der aus kaum ein Entkommen gab, dieses Entkommen zu sichern. Wobei er sich sicher war, dass er genau dieses Missionsziel nicht erreichen würde.
Erneut seufzend klopfte er gegen das Shuttle, beugte sich vor und lugte unter die Flugmöglichkeit, Sebastian zuzwinkernd: „Ich hab ne gute und ne schlechte Nachricht für dich. Welche möchtest Du zuerst hören?“
Irgendwelche technischen Sachen, die Cal nicht verstand, am Shuttle erledigend, schaute der Chefingenieur seinen Captain an, legte nachdenklich den Kopf schief und lächelte dann: „Die Gute?“
„Nun, die Gute“, sagte der Kommandant der DRAGONFLY und dehnte das Wort „Gute“ so stark, dass man das Gefühl verliehen bekommen konnte, dass der Captain noch über der Formulierung der guten Nachricht grübelte, „ist folgende: Du brauchst dich mit dem Shuttle nicht mehr zu befassen.“
Der Chefingenieur zog die Hände vom Shuttle so schnell zurück, als habe er sich verbrannt, klappte den Tricorder zu und schaute zum Kommandanten: „Und wieso nicht?“
„Nun, das hängt mit der schlechten Nachricht zusammen“, versuchte Cal den kommenden Worten eine gewisse Lockerheit zu verleihen, „Die Romulaner kommen. Jag das Ding in die Luft.“

to be continued
 
Kapitel 2 Tod auf Remus

Sie musste nur einen Blick hinter sich werfen, auf die Mitglieder, die sie begleiten sollten und schon war R’Peng McCulkin in keiner guten Stimmung. Sie war morgens aus dem Bett geklingelt worden und hatte dann ihren Auftrag erhalten. Und während sie ihr typisches Team zusammenstellte, mit dem sie immer versuchte, zusammenzuarbeiten wo es ging, fragte sie sich, wieso Föderationsoffiziere ein geheimes Testshuttle ausgerechnet über remanischem Raum austesten mussten? Nach der Sache mit Shinzon war eine beinahe schon schizoid-paranoid zu nennende Grundstimmung im romulanischen Imperium aufgetreten. Einige Romulaner erachteten die Geschehnisse der vergangenen Wochen als Zeichen, sich von alten Werten und Normen zu trennen und den Isolationismus, dem man seit Jahren nachhing, komplett über Bord zu werfen. Andere waren aus genau den selben Gründen dafür, die Grenzen noch mehr zu schließen und wieder andere waren moderat eingestellt. So fand sich für jede These die entsprechende Splittergruppe. Um einige dieser Splittergruppen zu beruhigen und hinsichtlich des vielzitierten „Großen Ganzen“ war die momentane Regierung streckenweise dazu geneigt, mit den Säbeln zu rasseln und hatte sich somit entschieden R’Peng damit zu beauftragen, das Shuttle zu sichern.
„Sichern Sie diesen Beweis, dass die Föderation uns auf der Nase herumtanzt.“, hatte ihr Chef gesagt. Nach dem Missionsbriefing hatte sie ihr Team zusammengestellt und sich auf den Weg nach Remus gemacht. Sie strich sich ihre dunkelbraunen Haare hinter ihr rechtes Ohr, warf einen Blick über ihre Schulter und nickte ihrem Stellvertreter zu.

Dann rannte sie los, entsicherte ihren Disruptor und ließ sich zu Boden fallen. Jede ihrer Bewegungen war präzise und wirkte nahezu choreographiert, ohne es tatsächlich zu seien. Allerdings hatte man ihr beim Militär die notwendigen Schritte, ein unbekanntes – oder in diesem Fall, mit feindlichen Truppen besetztes – Terrain zu betreten immer wieder eingebläut, bis sie diese Techniken im Schlaf beherrschte. Sich dicht an den Boden gepresst robbte sie vor, immer die Umgebung im Auge behaltend, weiter auf den Punkt zu, den sie sich ausgeguckt hatte. Sie wusste natürlich eine Sache: Wenn die Föderation tatsächlich schon anwesend war, würden sie einen entsprechenden Sicherheitsperimeter errichtet haben, den es zu knacken galt. Und sie hatte genau die richtigen Leute dabei, die ihr helfen konnten, diese Mission erfolgreich abzuschließen. Sie hatte sie handverlesen und wusste um die Stärken und Schwächen der jeweiligen Teammitglieder.

So hatte sie beispielsweise mit Julius Lepp einen Menschen im Team. Lepp war seinerzeit Lieutenant auf der U.S.S. Crazy-Horse gewesen und hatte nach einem Gefecht mit einem Jem’Hadar-Schiff seinen Posten aufgegeben und seinen eigenen Tod inszeniert. Aus den Akten wusste sie, dass er für irgendeinen Test im Hauptquartier von Starfleet Medical auserkoren war und diesen Test partout nicht ablegen wollte. Weswegen er eine solche Antipathie gegen diesen Test hatte, wusste R’Peng nicht, aber sie würde ihn auch nicht fragen. Um seine Vergangenheit hatte der Mann, der sich selbst „Lieutenant Nobody“ nannte, immer ein großes Geheimnis gemacht und auch ihr hatte er die Sache mit dem Test nur sehr widerwillig und erst nach 2 Flaschen romulanischen Ales erzählt. Nichtsdestotrotz hatte er sich bei den Einsätzen, die sie mit ihm durchgestanden hatte, als tapferer und sehr zuverlässiger Offizier erwiesen, der sogar nicht davor zurückschreckte, einige Menschen zu foltern, wenn es der Sache galt. Diese Einstellung und die Loyalität zum Imperium hatte ihn definitiv zu ihrer Nummer eins gemacht.

Sie hatte den Punkt erreicht, legte sich auf den Rücken und setzte sich kurz auf, damit sie ihren Teamkameraden signalisieren konnte, dass die Luft rein war. Anschließend ließ sie sich wieder sinken, hielt die Luft an und lauschte der Umgebung. Nach wenigen Minuten hatten Lepp, Kara Topp und Commander Talew ihre Position ebenfalls erreicht.
„Okay“, sagte R’peng, im Flüsterton, „Kara, du nimmst den Feind von Osten unter Beschuss. Julius, Du greifst die Föderalen von Westen an. Mister Talew, sie nehmen den nördlichen Weg, ich attackiere die Typen von Süden. Los.“

„Sag mal, Scotty, ich will ja nich hetzen, aber was meinst Du, mal so geschätzt, wie lange wird das wohl dauern, bis Du das Ding in die Luft gejagt hast?“, fragte in diesem Moment der Föderationscaptain und der Chefingenieur der DRAGONFLY zog sich unter dem bruchgelandeten Insektenshuttle heraus in die Freiheit. Er seufzte: „Auch wenn Du noch drei Mal fragst, Cal – ich tu mein Bestes. Und sowas dauert seine Zeit, du willst ja nicht einfach nur einen Knall und die Einzelteile der Hornisse über dieses Areal verteilen.“
„Nicht?“
Sebastian schloss die Augen, schüttelte den Kopf und schaute den Captain dann wieder an: „Nein, Cal – wir müssen die Hornisse so effektiv wie möglich zerstören – das heißt vor allem, dass die Trümmer, die übrigbleiben werden nicht wieder zu einem Shuttle zusammengesetzt werden können.“
„Hä?“
Der Chefingenieur seufzte, legte dem Captain beide Hände auf die Schulter und schaute ihn an: „Hast Du schon mal versucht, aus zwei halben Bierdeckeln wieder einen ganzen zu machen?“
„Klar, das is ja auch nich so schwer.“
„Richtig“, nickte Sebastian, „Und aus einem in vier Viertel aufgeteilten Apfel kann man auch noch einen ganzen Apfel zusammenschrauben, oder?“
Der Captain antwortete, ohne groß nachzudenken, mit einem enthusiastischen: „Klar, logisch.“
„Siehst Du“, schaute ihn der Chefingenieur an, deutete auf das Shuttle und fuhr fort: „aber schon mal versucht aus Parniermehl wieder ein Brötchen zusammen zu setzen?“
Mit dem Kopf zu schütteln und ein „Aber das geht doch gar nicht“ von sich gebend war für den Kommandanten der DRAGONFLY eines und ein erneutes „Siehst Du?“ die Reaktion seines besten Kumpels.
„Kapiert“, grinste Cal, warf einen Blick zum Shuttle, dann zu Sebastian, „Und – wie lange dauert es, das Shuttle zu Parniermehl zu verarbeiten?“
In diesem Moment erklangen einige Meter hinter ihnen Schüsse. Chefingenieur und Kommandant warfen sich einen besorgten Blick zu, dann griff sich der Captain seinen Phaser und rannte ins Unterholz, in Richtung der Kampfgeräusche.
Sebastian schaute dem Captain noch kurz hinterher, wollte ihn darauf aufmerksam machen, dass diese Handlungsweise ihm eventuell nicht gut bekommen würde, aber, er beschloss dies nicht zu tun. Schließlich musste der Kommandant selbst wissen, was er tun wollte und was nicht – und er konnte und wollte ihm da nicht reinreden.

So schnell die Beine ihn zu tragen in der Lage waren, eilte Captain Calvin Cat zum Ort der Geräusche und kam schliddernd zum stehen, als er sah, dass das Hazard-Team und eine Gruppe Romulaner in einen Kampf verwickelt war.
„Heilige…“, setzte er an und stockte, als eine der beiden Romulanerinnen ihn anblickte, auf ihn zielte und abdrückte. Mit einem Hechtsprung und einem gekeuchten „Ja is die denn bekloppt geworden?“ warf sich der Offizier aus der Schussbahn und zuckte zusammen als hinter ihm ein Baum anfing, getroffen Funken zu sprühen.
Der Gedanke, dass seine Angreifer nicht unbedingt unter die Kategorie „geistig gesund“ fielen, bestärkte sich, als er hörte, wie das Feuer der Disruptoren immer hektischer und durchgängiger wurde. Ja, gut, sie waren auf feindlichem Gebiet, aber erstens müssten die Romulaner der Föderation nicht ein wenig dankbar sein, nachdem sie ihnen Shinzon quasi gratis vom Leib gehalten hatten? Und zweitens – warum wollte man auf ihn schießen? Was konnte er dafür? Er machte doch nur seinen Job?
Seinen Job? Natürlich.
Der Captain hieb so heftig auf den Kommunikator, dass sich dort sicherlich ein blauer Fleck bilden würde und bellte hinein: „Cat an Middlegate? Es ist mir schietegal, ob aus dem Shuttle nun Parniermehl wird oder doch nur Appelmus, ich will das Ding gesprengt haben und dann nach Hause. Wir kriegen hier gerade richtig den Arsch versohlt!“
„Aye, Sir.“, erklang die Stimme des Chefingenieurs, „Ich brauch nur noch ein paar Sekunden, um mich in Sicherheit zu begeben.“
„Verstanden.“, sagte Cal und betätigte den Kommunikator erneut: „Cat an Silverbird?“
Stille und Statik.
Egal – vermutlich hatte die DRAGONFLY und ihre momentane Kommandantin, seine Freundin und genau so geniale wie schöne erste Offizierin Agatha Silverbird, komplett andere Sachen zu tun, als ihn mit Meldungen zu unterhalten. Er wäre sogar bereit, lächerlich exorbitante Summen darauf zu verwetten, dass die DRAGONFLY gerade in diesem Moment von einem romulanischen Schiff attackiert wurde. Und wenn sie Glück hatten, war es lediglich ein Aufklärer, aber wenn ihnen Fortuna heute nicht hold war, dann war es entweder eine Shrike-Klasse oder gar ein Warbird.
Keine der beiden Alternativen sagte dem Kommandanten sonderlich zu, da sie beträchtliche Schäden an der DRAGONFLY hinterlassen könnten. Wenn also Agatha gerade kampfesbedingt ausfiel, mussten andere die berühmten Kastanien aus dem Feuer holen. Erneut betätigte er seinen Kommunikator: „Cat an Munroe?“
Für den erschreckenden Bruchteil einer Sekunde geschah nichts, dann meldete sich eine weibliche Stimme aus seinem Kommunikator: „Hier Telsia, Sir. Alex ist … gefallen. Ich wiederhole, Alex ist gefallen.“
Der Kommandant der DRAGONFLY brauchte eine weitere, kostbare Milisekunde um diese Information zu verarbeiten. Es war nicht so, dass er nun besonders dick mit Alex Munroe befreundet gewesen wäre – andererseits hatten sie dem Captain geholfen, auf der Erde des 21. Jahrhunderts gegen die Xindi zu kämpfen. Vermutlich war dies der Grund, das Cal das Gefühl beschlich, dass die Zeit sich verlangsamt hätte.
Er brauchte eine weitere, kostbare Milisekunde, um sich zu fangen und verfluchte sich für seine Schwäche. Jede Milisekunde, die er mehr verstreichen ließ, war eine Milisekunde mehr, die die Romulaner hatten, um sich durch die Föderationsoffiziere zu mähen.
Die zwei Sätze, die er als nächstes sagte, hätte er nie für möglich gehalten, sie zu sagen.
Er holte tief Luft, streckte beide Hände empor und sagte erst ein leises „Verstanden“, nur um dann ein lautes „WIR ERGEBEN UNS!“ zu rufen.
Die Verblüffung seiner Teamkollegen sah er noch vor seinen Augen, als er aus seiner Deckung kam, seinen Phaser zog und ihn vor die Füße der Romulaner warf.
Schnell warf er Telsia einen Blick zu, die nickte und ihr Phasergewehr auf den Boden legte.

R’Peng war ein wenig überrascht, als der Captain der DRAGONFLY aus seiner Deckung trat.
Ein kleines Lächeln konnte sie sich daher nicht verkneifen, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete ihren hochrangigen Gefangenen von oben bis unten.
„Captain Calvin Cat“, lächelte sie, „Kommandant des Föderationsraumschiffes U.S.S. DRAGONFLY. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie persönlich diesen Einsatz leiten würden.”
Der Kommandant legte den Kopf schief: „Warum nicht, Sub-Commander R’Peng vom Team Alpha?“
„Oh, Sie haben von uns gehört?“
Nun legte sich auf die Lippen des Captains ein kleines Lächeln: „Wer hat das nicht? Sie sind schließlich DAS Team. Sie werden immer gerufen, wenn es richtig ernst wird.“
Damit senkte er die Hände, die er bis gerade eben noch gehoben hatte, und schaute sie an: „Ehrlich gesagt – das schmeichelt mir. Die Romulaner halten uns also für so gefährlich, dass sie gleich das Alpha-Team rufen?“
„Fühlen Sie sich nur nicht allzu geschmeichelt, Captain. Wir wussten nicht, wer diesen Einsatz übernehmen würde. Dass Sie das sein würden, war ein reiner Glücksfall.“
Der Kommandant der DRAGONFLY trat auf die Frau zu, sie hob ihren Disruptor: „Ich denke, das ist nahe genug, Captain.“
„Nicht für das, was ich vorhabe.“, lächelte er, trat noch einen Schritt auf sie zu, nahm sie in den Arm und küsste sie.
Keine zwei Sekunden später wusste er auch, warum man vulkanoiden Spezies nachsagte, dass sie vier Mal so stark wie Menschen wären – sie waren es einfach. Mühelos gab sie ihm einen Schubs, der ihn zu Boden gehen ließ, zog ihren Disruptor und richtete ihn auf seinen Kopf.
„Irgendwelche letzten Wünsche?“, fragte sie und er zuckte mit den Schultern: „Zählt ‚Tun Sie es nicht?“
Sie schoss.

tbc
 
Kapitel 3 In kritischem Zustand


Weiß.
Um ihn herum hatte alles genau diese Farbe – naja, fast alles.
Seine Uniform war immer noch bunt, wobei man da nicht wirklich von „bunt“ sprechen konnte. Wer auch immer dieses Stück Stoff designet hatte, mochte von Sachen wie „Praktikabilität“ und „Logik“ sehr viel Ahnung haben, aber nicht einen Hauch von Gespür für Ästhetik. Die graue Schulterpartie der Uniformen, die seit knapp 7 Jahren in Gebrauch waren, war einfach nur grauenhaft. Er erinnerte sich an das Design und die damals wirklich noch – zumindest teilweise – vorhandene Ästhetik der Uniformen der Jahre in denen Captain Picard unterwegs gewesen war. Und auch, wenn man sich in eine dunkle Uniform gewandet besser an die Dunkelheit anpassen kann, so hatte ihm die sehr klassische Aufteilung der Uniform zur Sieben-Jahres-Mission der ENTERPRISE-D besser gefallen. Damals wiesen die Uniformen einen schwarzen Schulterteil auf, aber einen bunten Torso – je nach dem zu welcher Offizierskategorie man gehörte. Diese Aufteilung hatte es schon zur ersten Fünf-Jahres-Mission des großen James Tiberius Kirk gegeben, wobei man im Laufe der Jahre dazu übergegangen war, die Kommandooffiziere nicht mehr in Gelb, beziehungsweise Gold, sondern in rot zu kleiden. Dafür trugen die ausführenden Offiziere nun gelb. An diesem Farbcode hatte sich nichts geändert, allerdings nahmen die Farbanteile ab. Zur Sieben-Jahres-Mission von Picard war der Großteil des Uniformshirts farbig unterlegt, während lediglich die Schultern schwarz blieben. Nach dem Ende der Mission, kurz bevor die ENTERPRISE-D auf Veridian III notlandete und in einer parallelen Zeitlinie ihr Ende fand, hatte es sich eingebürgert, den Torso schwarz und die Schulterpartie farbig werden zu lassen. Damit die Ranginsignien – oder auch Rangpins genannt – einen Hintergrund hatten, von dem sie sich abheben konnten, trugen die Offiziere ein violettes Rollkragenunterhemd – und seit nunmehr 7 Jahren trug man eine schwarz-torso-iges, grau-schulteriges, einfach nur unansehnliches uniformähnliches Uniformoberteil, unter dem man nun ein dem Farbcode der Föderation folgendes Uniformunterhemd trug.

Sein Uniformunterhemd war rot, wies vier Ranginsignien auf und ihn somit als Captain aus. Als Captain, der seine Crew gerade entweder gerettet oder getötet hatte. Momentan war das Areal, in dem er sich befand, weiß, nahm dann, langsam aber sicher, andere Konturen an. Er blinzelte kurz und stellte sich dann auf das neue Layout der Umgebung ein – schwarze Fliesen, die von gelblinigen Fugen unterbrochen wurden. Ein Holodeck.

Captain Calvin Cat streckte sich, schaute zu seinen Offizieren herüber, die ihn immer noch ein wenig verdattert anblickten und richtete sich dann auf.
Er trat auf Alexander Munroe zu, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Sie können aufhören, toter Mann zu spielen.“
Mit einem „Irgendwie schade, Sir.“ schlug der Lieutenant des Hazard-Teams die Augen auf und schaute zu Telsia Murphy: „Übrigens, kein schlechter Schuss, den Du da gemacht hast.“
Die hübsche Frau schaute ihn an, zuckte mit den Schultern, machte eine wegwerfende Handbewegung, als wäre das alles nichts, und sagte dann: „Gelernt ist gelernt.“
Dann schaute sie zu Cal herüber, legte den Kopf schief und schüttelte ihn anschließend: „Ich muss sagen, ich hab den Hornisse -Test schon mehrere Male begleitet, aber dass man die Kommandantin des angreifenden Trupps küsst, ist bisher noch nie vorgekommen.“
Ein Lächeln legte sich über die Gesichtszüge des Captains, besonders über seine Lippen: „Naja – erstens ist sie süß und zweitens…“
„Und zweitens solltest Du mit was Anderem denken, als mit deinem kleinen Kommandanten.“, grinste Gina und trat auf ihn zu. Der Kommandant schaute sie an, hob abwehrend beide Hände und wurde vielleicht eine Spur lauter, als es unbedingt nötig gewesen wäre: „Hey, hab ich die Romulaner aufgehalten, oder nicht?“
Die Ärztin schüttelte den Kopf: „Ja, aber um welchen Preis. Das Loch im Kopf war sicherlich von Dir nicht geplant, oder?“ Leicht geknickt ließ der Captain seinen Kopf sinken, schaute Gina dabei aus seinen Augenwinkeln an und schüttelte den Kopf: „Nein – so ganz war das nicht geplant. Aber was bin ich froh, dass dies nur eine Holodecksimulation war.“

Als er das Geräusch eines sich öffnenden Schottes hörte, fuhr er herum und blickte die hübsche Frau an, die ihm gerade entgegen trat. Dieses grazile Wesen mit den sinnlich geschwungenen Lippen, dem durchtrainierten, dennoch sehr weiblichen Körper und den spitzen Ohren, war ein Mitglied seiner Crew.
„Crewman R’Peng. Sie sind richtig gut geworden.“, lobte Cal.
R’Peng nickte: „Ich weiß, Danke Sir.“
Damit klopfte sie ihm kameradschaftlich auf die Schulter.
„Au!“, machte der Kommandant, schaute zu ihr und nickte in Richtung ihrer Haare: „Nimm diese Dinger ab. Ich find dich in Rot hübscher.“
Augenrollend zog sich die Frau, die mit den spitzen Ohren und den brünetten Haaren als „R’Peng McCulkin“ begannt war, die Perücke ab und von einem moment zum anderen hörte die Person auf zu existieren. Agatha Silverbird entfernte sich die Spitzen von den Ohren und grinste ihren kommandierenden Offizier an, wie die Katze die den Kanarienvogel gefressen hat. Dann trat sie auf ihn zu, lächelte und sagte: „Ich mochte deine Art, mich abzulenken.“

Cal schaute sie an, sah, wie sie die aufgeladene Atmosphäre abkühlte und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, ehe er sich erlaubte, in ihren grasgrünen Augen zu versinken.
„Du… bist…“, stammelte er und konnte sehen, wie sie noch schöner, noch wilder, noch breiter lächelte, als plötzlich eine männliche Stimme die aufkommende Unterhaltung zwischen Captain und XO unterbrach.
„Das war nicht schlecht, aber es ist verbesserungsfähig.“
Der Inhaber der Stimme hatte einen britischen Akzent und Cal blickte am kurvenreichen Körper seiner Freundin vorbei, um baff starr zu stehen.
Zwar war die Person, die da auf sie zu kam, mit einem Meter 78 knappe 3 Zentimeter weniger hoch als Cal, doch die Autorität, die von Captain Jean Luc Picard ausging machte diese 3 Zentimeter mehr als nur wett.
Schließlich war dies der Mann, der eigenhändig gegen eine Veränderung seiner Person durch die Borg angekämpft hatte, der ihnen mehr als nur einmal in den kybernetischen Hintern getreten hatte und der sich trotz französischer Herkunft einen britischen Akzent leistete. Und in Cals Augen war das schon mal eine Sache, an der er selbst sich auch das eine oder andere Beispiel genommen hatte.
Das war das Problem mit der Kommunikation mit Cal. Denn, obwohl er eigentlich aus Großbritannien kam, hatte er sich damals, zur Zeit der Teenagerrebellion, dazu entschlossen, sich akzenttechnisch im deutschen Sprachraum zu bedienen.
Und nicht nur Hochdeutsch, also so, wie man es aus schlechten amerikanischen Filmen des späten 20. Jahrhunderts kannte, in denen die „Deutschen“ entweder bayrisch sprachen oder zumindest so aussahen und deren einziger Hinweis darauf, das sie Deutsch waren, durch ein eingestreutes „Ja!“ oder „Jawoll!“ war – je nach dem, welche Filme man schaute. Nein, nein, Cal griff ganz tief in die Dialektkiste.
Er verwandte die Syntax des Ruhrdeutschen und trieb mit seinen entsprechenden Übungen seine Eltern in den Wahnsinn.
‚What is the matter with you, boy?’, hatte ihn eine seiner Lehrerinnen mal gefragt und Cal hatte grinsend geantwortet: “Ach weißte – wennze mich so fragst, is mich so schnarchich, dat kannste maa gar nich glauben, da besteht extremen Bekakelungsbedaaf.“
Natürlich hatte die Lehrerin kein Wort von dem verstanden, was der junge Cal ihr da sagen wollte, also übersetzte er es nochmal ins feinste Oxfordenglisch – was der Lehrerin natürlich auch nicht passte. Ebensowenig übrigens, wie es den Eltern genehm war.
Natürlich hatte man ihm den Dialekt wieder, so gut es ging, ausgetrieben, doch konnte es sein, das hier und da der Dialekt wieder hervorbrach. So auch jetzt.

„Hey, Captain, wat gibbet?!“, fragte Cal und brach damit in einen, sich mühsam antrainierten Dialekt aus, der seine Wiege in die Nähe der Gegend setzen sollte, in der man seinerzeit nicht arbeiten ging, sondern „auffe Maloche“, die seinerzeit ein Jahr lang Kulturhauptstadt gewesen war und die mit seiner wahren Herkunft, der Stadt London in England nichts gemein hatte. Aber Cal gab sich gerne als Ruhrpottkind, auch wenn er aus dieser Gegend nur vier Sachen kannte – die Kohle, Dortmund, Gelsenkirchen und Bochum.
Warum er die Kohle kannte, war klar – schließlich hatte sich die Region, aus der er so gerne vorgab zu kommen, mit dem Abbau dieses Materials seinerzeit einen Namen gemacht. Die Städte, die Cal kannte, kannte er deswegen, weil diese die seinerzeit bekanntesten Fußballvereine der sogenannten Bundesliga beinhalteten – und das ziemlich geballt.
Mit Fußball konnte man ihn zwar jagen, aber es war schon sehr praktisch, wenn man sich wenigstens ein wenig mit dem befasste, was man gerne sein würde, auch wenn ein echtes Ruhrpottkind vermutlich nicht wirklich diese Affinität zu Kohle zeigte – schließlich gab es schon in den 70er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, als die ganzen Zechen geschlossen wurden, das große Umdenken, den großen Strukturwandel. Abraumhalden wurden begrünt, Gegenden, die ein deutliches Zeichen dafür waren, dass der Strukturwandel auch Arbeitsplätze forderte (auch wenn dafür andere geschaffen wurden), wurden zur „Industriekultur“ aufgewertet und knappe 100 Jahre nachdem die letzte Zeche geschlossen war, erinnerten allerhöchstens noch ein paar mit Pflanzen überwucherte Abraumhalden daran, das hier mal Kohle gefördert wurde.

Der britischsprachige, französische Sternenflottenoffizier räusperte sich, schaute den Kommandanten der DRAGONFLY an und sagte: „Ich kann Ihnen sagen, ‚was es gibt’, Captain. Die Bewertung Ihrer Mission, die ‚gibt es’.“
Und plötzlich wurde es ganz still, so, als ob alle anderen Mitglieder der Mission wissen wollten, was da nun los wäre.
Picard warf einen Blick auf sein PADD: „Nun, wenn man die Missionsprotokolle in Betracht zieht, kann man feststellen, dass die Mission in höchstem Maße unorthodox Beendet wurde.“
„Aber sie wurde Beendet.“, sagte Cal und schluckte, als er diese braunen Augen sah, die sich genau in seine Seele brannten. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es nun weitaus besser wäre, die Klappe zu halten.
Picard holte erneut Luft, tippte auf sein PADD ein und ließ den folgenden Satz mehr oder weniger wie ein Todesurteil klingen.
„Es tut mir sehr leid, Captain.“, sprachs und warf einen Blick auf seine Unterlagen, „Ich hätte es Ihnen gerne erspart.“
Der Kommandant der DRAGONFLY war sich sicher, dass man ihn in diesem Moment erbleichen sehen würde, ehe er sich räusperte und den ihm vorgesetzten Captain der ENTERPRISE ansah.

Verdammt – wenn Captain Picard, Kommandant der ENTERPRISE, meinte, dass seine Leistungen nicht ausreichten, dann reichten sie nicht aus. Dies war so sicher, wie der Gebetsabschluss im Gotteshaus.

„Ich verstehe“, nickte der Mann, der sich bald vermutlich „Ex-Kommandant der DRAGONFLY “ nennen durfte, und beschloss, Agatha zu bitten, ihn wenigstens als Zivilist mitzunehmen. Gerade, als er sich an seine (vermutlich ebenfalls bald ehemalige) XO wenden wollte, räusperte sich Picard und schaute ihn an: „Es tut mir leid, Captain Cat, aber ich muss definitiv sagen, dass Sie trotz ihres sehr jungen Alters keine andere Wahl haben, als weiterhin diesen Posten auszuüben.“

Cal erstarrte.
Meinte Picard das ernst?
Natürlich – immerhin war er Jean Luc Picard, Kommandant der USS ENTERPRISE, und wenn der meinte, dass seine Leistungen ausreichten, würden sie ja wohl ausreichen. Er blinzelte den Captain an, merkte, wie sämtliche Anspannung von ihm wich und er konnte sich selbst nur fragen hören: „Und was meinten Sie gerade mit ‚Sie hätten es mir gerne erspart?’“
Der dienstältere Captain schaute seinen jüngeren Kollegen ernst an, legte ihm eine Hand auf die Schulter und holte tief Luft: „Sie sind jung, Cat. Ich hätte es beruhigender gefunden, wenn Sie ihre Jugend noch genießen könnten – rausgehen und Fehler machen. Das ist nur allzu menschlich. Ich bin sicher, irgendwann hätten sie einen guten Captain abgegeben, aber bevor Sie Captain werden, müssten Sie erst einmal Mensch werden.“
„Aber, Sir“, setzte Cal an und schaute dann zu seinen Freunden herüber: „Ich bin Mensch – ich habe Freunde, ich bin…“
„Mensch sein und Mensch bleiben, das sind zwei unterschiedliche Dinge, Cat. Merken Sie sich eines: Wenn Sie den Posten des Captains inne haben, wird jeder Fehler, den Sie machen, genau überprüft, wird jede Entscheidung, die Sie treffen, genau hinterfragt und wird – ich sage wird – es dazu kommen, dass Sie ihre Menschlichkeit mehr als nur einmal hinterfragen müssen. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.“
Der Captain der DRAGONFLY holte Luft, schaute zu Picard und legte den Kopf schief: „Aber ich habe den Test bestanden, oder?“
„Ja – sie dürfen sich jetzt ganz offiziell „Captain“ nennen. Wie schon gesagt, die Lösung war sehr unorthodox, aber – interessant.“
Damit wandte sich Picard ab, verließ das Holodeck und wenige Stunden später, nach einem Festbankett, die DRAGONFLY .
Noch ahnte niemand, dass sich das Leben der DRAGONFLY -Crew in Bälde verändern würden.


„Computerlogbuch der USS DRAGONFLY , Sternzeit 56963.2.
Logbucheintrag erfolgt durch den amtierenden Kommandanten, Captain Calvin Nathan Cat.
Nachdem meine Crew und ich die Ränge, auf die wir vereidigt wurden, nicht mehr ehrenhalber, sondern ‚richtig’ bekleiden, wurde unsere Mission, eine merkwürdige Energiesignatur im Sternenbild der Jagdhunde zu lokalisieren, fortgesetzt. Die Mission hatten wir schon vor zwei Monaten angetreten, wurden dann aber zum Starfleet Headquarter zurückbeordert – anscheinend sollten wir unsere Prüfungen zum ‚richtigen’ Rang ablegen.
Wir befinden uns nun schon 5 Tage vor Ort, bisher hat sich nichts getan.“


Er öffnete die Augen.
„Wenn die, während ich k.o. war, nicht das Bad umdekoriert haben, glaube ich nicht, dass ich noch in Kansas bin.“, dachte er sich und schaute sich um.
Eine Höhle…
Er war in einer Höhle gelandet.
Einer Höhle mit sehr interessanten Zeichnungen.

Der Captain trat näher an die Höhlenwand heran, betrachtete eine Höhlenzeichnung, eines Mannes, der offenbar aus den Augen Laserstrahlen oder sowas abfeuerte – vollkommen absurd, aber – das Absurde gehörte ja zu seinem täglichen Brot.
„Nett hier – nur auf welchem Planeten ist das? Und warum bin ich hier?“
Er kam immer noch nicht über diese Höhlenmalereien hinweg.
„Na, da wird das archäologische Museum sich aber freuen. Daniel würde hier einen Freudenjauchzer ausstoßen und Jack das große Augenrollen anfangen.“, dachte sich Cal, als er sich umsah.

„Nem?“, rief er grinsend ins Dunkel der Höhle, „Nem, bist du hier?“
Der Ausserirdische hatte Daniel Jackson seinerzeit mal entführt und verlangt, das er das Schicksal der Liebsten des Alien enthüllte. Diese war bei einem Kampf gegen den babylonischen König Belus getötet worden.
„Nem, das ist nicht witzig.“, sagte Cal, „Bring mich wieder zurück. Ich kann dir nicht ‚enthüllen Schicksal Omorocca. Du weißt es schon.“

Und plötzlich stand SIE im Raum.
Cal merkte, wie sein Mund trocken wurde – er hatte ja mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht mit dieser Frau.
Sie mochte so um die eins achtundsechzig groß sein – somit ein wenig kleiner als er – hatte lange, dunkle Haare und große, braune Augen. Die leichte Mandelförmigkeit selbiger verriet ihre asiatische Herkunft.
Die junge Frau war – schön. Eindeutig schön.

Der Captain hob seine linke Hand an, spreizte Mittel- und Ringfinger voneinander ab und rezitierte das Motto, das er bei Treffen mit Einheimischen immer von sich gab.
„Leben Sie lange und in Frieden.“

Gut – das mochte jetzt bei einem gewaltbereiten Wilden vom Typ Cromaggnon, der gerade mit dem Speer auf einen zielt, nicht gerade der Probateste aller Sätze sein und er hatte Cal des Öfteren schon in Schwierigkeiten gebracht, aber – der Mann ließ sich nicht ändern.

Die schöne Frau betrachtete ihn kurz, lächelte dann ein schönes und wildes Lächeln und antwortete, in dem sie ihre rechte Hand zur Faust ballte und nach vorne streckte.
Ein grelloranger Blitz schoss aus der Faust auf seinen Kopf zu – riss ihn nach hinten und schleuderte ihn gegen die Wand, die gerade so schöne, kostbare Höhlenverzierungen hatte.
„AU.“, schoss es ihm durch den Kopf, „Mein Rücken – das wird sicher schmerzhaft.“

Er rutschte an der Wand herunter, noch bei Bewusstsein und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
„Immer noch nicht genug?“, fragte sie ihn – die Schöne konnte sprechen und hatte eine sehr angenehme Stimme.
Cal lächelte ein wenig schmerzverzerrt: „Glaub mir, ich wäre lieber liegen geblieben. Aber irgendwas sagt mir, dass ich mich mit dir noch was länger beschäftigen werde.“
„Viel Spaß.“, meinte sie lakonisch, wirbelte um die eigene Achse und verpasste Cal einen Tritt gegen den Brustkorb.

Wieder taumelte der Captain zu Boden, keuchte und hielt sich den Oberkörper.
„Hat Dir deine Mama nicht beigebracht, dass man Fremde Leute nicht einfach so treten soll?“, fragte er und rappelte sich wieder hoch.
„Conard!“, antwortete sie und Cal legte den Kopf schief: „Ah, parlez-vous francais?“
Die Frau lächelte: „Ich BIN Französin!“
„Na dann – das erklärt natürlich alles.“, grinste Cal und schaute sie an, „Nämlich nix. Also, die Eine-Millionen-Euro-Quizfrage. Wo bin ich hier, wie bin ich hierhergekommen, und was mache ich hier? Und als Zusatzfrage: Warum werde ich das Gefühl nicht los, das Sie mir helfen können?“

So schnell, wie sie bei ihm war, hätte er nicht gedacht, das sie sein könnte.
Und das bereute er nun. Sie war flink, sie war wendig, sie war tödlich.
Ob sie ihre Tage hatte?

„Tu es bête, americain!“, sagte sie und schlug nach ihm, traf seinen Magen und verursachte so, ein Geräusch, das nach dem Namen „Ulf“ klang.
Er schaute sie an: „Je suis allemand!“
„C’est kif-kif.“, lächelte sie und trat nach seinem Kinn.
Der Kopf des Captains wurde nach hinten gerissen, er taumelte zu Boden, sah kurz sterne und schüttelte dann den Kopf:
„Mädel, ich schlag keine Frauen, aber Du wärest die Erste, bei der ich meine Vorsätze über den Haufen werfe.“
Erneut lächelte sie ein wildes Lächeln, ehe sie etwas rief – er vermutete, es war Latein – und die Hand nach ihm ausstreckte.
Er merkte, wie er in die Luft gehoben wurde und wie er gleichzeitig Probleme hatte, des Menschen liebster, wenn auch quasi unbesungenster Tätigkeit, dem Aeroben, dem Atmen, nachzukommen.
„Was... was tust du da?“, fragte er und sah, wie viele bunte Punkte sein Sichtfeld verpixelten.
„Dich töten.“, lächelte sie, „Mon amour, ich wünsche dir eine schöne Reise ins Jenseits.“
Damit fielen des Captains Augen zu und es wurde endgültig dunkel um ihn.


Das enervierend laute Klaxon ließ ihn erwachen.
Schnell blickte er sich um, versuchte, sich daran zu erinnern, wo und wann er war und fuhr sich dann über den Hals. Ja – er erinnerte sich an diese Situation und sie war ihm nicht unbedingt angenehm in Erinnerung. Damals war er noch mit dem SG-Team unterwegs gewesen und durch einen Zauber von drei Hexen in Smallville gelandet, wo er sein Gedächtnis verloren hatte. Kurz stockte er, dachte darüber noch einmal nach und stellte fest, dass dies, wenn man es komplett wertefrei und nüchtern rekapitulierte, nach einem sehr verrückten Fiebertraum klang.
Erneut atmete er durch, stand auf, zog sich an und eilte auf die Brücke.

„Bericht.“
„Ein unbekanntes Raumschiff ist soeben in den Normalraum übergegangen.“, berichtete sein erster Offizier, Commander Agatha Silverbird.
Cal sah sie an: „Wie, einfach so?“
„Japp, plötzlich war es da.“
Der Captain drehte sich zu seinem taktischen Offizier, Commander Jill Menacer um: „Und, was sagt unsere Freund-Feind-Kennung?“
„Sie sagt Unbekanntes Schiff.“
„Toll, Alarmstufe Gelb.“
„Sie rufen uns.“
„Bin gespannt“, sagte Cal, „Auf den Schirm.“

Jill tat wie ihr geheißen und auf dem Bildschirm erschien eine humanoid-wirkende Frau. Da diese Frau auch recht attraktiv war, verursachte sie zwei Reaktionen. Die Männer sahen sie kollektiv wie hypnotisiert an, die Frauen verfielen in ein synchrones Augenrollen.
„Ich bin Natasi Godefrey!“, erklang eine angenehm modulierte Frauenstimme aus dem Äther und Cal brauchte ein, bis zwei Sekunden, um sich richtig zu fangen.
„Captain Calvin Cat, Föderationsraumschiff DRAGONFLY .“, stellte er sich vor und schaute die Frau an, „Uns was möchten Sie in diesem Sektor, Miss Godefrey?“
„Es gab ein kleines Problem mit unserem Antrieb. Könnten Sie uns helfen?“, fragte Natasi und Cal zuckte mit den Schultern.
„Jeden Tag eine gute Tat.“, rezitierte er das Pfadfindermotto und schaute zu Scotty Middlegate, dem Chefingenieur, der nickte.
„Das müsste zu machen sein, Captain.“, evaluierte er die Situation noch und Cal nickte zustimmend: „Dann mach mal.“
 
Der Captain ging zum brückeneigenen Replikator und bestellte sich eine Cola, eiskalt, ehe er sich auf seinen Kommandosessel niedersinken ließ, die Cola trank und PADDs durchlas.
Er hatte die hübsche Frau auf dem Bildschirm beinahe vergessen - beinahe.
Irgendwann blickte er hinter dem PADD hervor und sah, dass sie genau ihn anstarrte.
„Miss Godefrey, habe ich etwas im Gesicht?“, fragte Cal unsicher und schaute zu Agatha, „Gathy, da ist doch nichts, oder?“
Agatha schüttelte den Kopf und neigte sich zu Cal.
„Ich glaube“, flüsterte sie, schelmisch grinsend, „dass Du eine Anziehungskraft auf diese etwas ältere Frau ausübst.“
Cal runzelte die Stirn und flüsterte zurück: „Mir würde es reichen, wenn ich auf Dich Anziehungskraft ausübte. Nichts gegen Natasi, ich meine, sie ist hübsch, attraktiv, man kann sogar sagen, verdammt sexy - aber, meine liebe Agatha, ich hab mich nunmal in dich verguckt.“

Die Liebelei zwischen dem Captain und dem ersten Offizier - oder besser gesagt, die immer wieder angestrebte Liebelei zwischen Captain und erstem Offizier - war schiffsweiter Klatsch, und obwohl Cal es in den ersten Wochen versucht hatte, zu unterbinden, hatte er in den folgenden Wochen die Segel gestrichen und für sich beschlossen, zu akzeptieren, dass sein Schiff mit Klatschonkeln und Klatschtanten besetzt war.
Wobei eine gewisse Portion Klatsch ja auch ihn interessierte - solange sie nicht ihn persönlich betraf.

„Captain, ich erbitte genaue Positionsangabe.“, riss ihn Natasis Stimme in die Gegenwart zurück und Cals Kopf ruckte hoch und sein Blick fokussierte sich auf das hübsche Gesicht der Blonden auf dem Bildschirm.
„Positionsangabe?“, fragte er etwas unintelligent wirkend zurück, und Agatha schüttelte nur den Kopf.
So war Cal einfach, da konnte man nichts dran tun.
Und wenn sie ehrlich war - wollte sie auch nichts dran ändern.
Natasi kicherte, ein Ton, der sich über die gesamte Brücke fortzupflanzen schien und von den Wänden widerzuhallen.

Wenn Cal nicht so in Gedanken versunken wäre, Scotty und Alexander nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wären, mit den Augen der hübschen Blonden an den Lippen und anderen, noch gut sichtbaren, aber züchtig bedeckten Körperteilen zu kleben, und wenn die Frauen nicht zu sehr damit beschäftigt gewesen wären, den Männern des Stabes immer wieder in die Seite zu piksen, damit sie sich nicht komplett zum Vollprimaten machten, wäre ihnen die Konsole OPS aufgefallen.
Nicht, dass diese Konsole etwas Besonderes gewesen wäre, sie stand schon seit Bau des Brückenmodules genau an der Stelle, aber, es wäre ihnen aufgefallen, dass sie blinkte und flackerte.
Und plötzlich zuckte ein Blitz von der Konsole in die Deckenbeleuchtung.

Cal fuhr herum, war auf den Beinen und im Nu bei der Konsole, genauso wie Scotty, der sie mit gezogenem Tricorder fachmännisch untersuchte - also die Konsole.
„Und, Scotty? Bericht?“
„Naja, eine Spannungsspitze hat einen Lichtbogen erzeugt, der in die Lampe eingeschlagen ist.“, erklärte Scotty und Cal runzelte die Stirn: „Das passiert doch nicht einfach so. Hier ist doch irgendwas oberfaul!“
Er schnippte mit dem Finger, deutete auf Jill und nickte dann der Konsole der taktischen Offizierin zu.
Diese verstand den Befehl und begann, nachzuprüfen, ob vielleicht irgendwelche Viren durch die Kommunikation mit Natasi Godefrey auf die DRAGONFLY gespielt wurden.
Doch Jill sollte nicht dazu kommen, ihren Fund mitzuteilen.
Plötzlich zuckten Blitze aus der Konsole der jungen Frau in ihre Hände, wodurch die taktische Offizierin in ein konvulsives Zucken verfiel.
Scotty war schnell bei ihr und riss sie von der Konsole fort.
„JILL!“, schrie er, doch die Augen des Mädchens rollten nach oben und sie erschlaffte.
„JILL!“, schrie nun auch Cal, doch Scotty tastete schnell nach ihrem Puls und winkte beruhigend ab: „Sie lebt noch. Allerdings ist sie bewusstlos. Ich bringe sie auf die Krankenstation.“
Der Captain nickte den Vorschlag ab, Scotty hob die bewusstlose Frau auf seine Arme und verließ dann mit ihr die Brücke.

Cal ging zu seinem Platz und warf einen Blick zu Agatha, dann zu Alex.
„Lieutenant, einen Kurs, der uns von hier wegbringt.“, befahl er, doch Alex reagierte nicht.
Das heißt, Alex reagierte schon - das Steuer tat es jedoch nicht.
„Wir sitzen fest.“, stellte der Navigator fest und in seiner Stimme schwang Panik mit.
Cal wandte sich an Agatha: „Okay, was nun?“
„Nun, wir könnten…“, setzte Agatha an - doch weiter kam sie nicht.

In diesem Moment passierten drei dinge.
Erstens verschwand Natasi Godefrey vom Bildschirm, zweitens erschien sie auf der Brücke der DRAGONFLY und drittens registrierte Cal den Eindringling und zog seinen Phaser.
Dann löste sich ein Schuss.
Natasis Waffe, die sie in ihrer Hand hatte, spie einen grünen Lichtstrahl vom Emitter zu Cals Brust, wo er einschlug und sich dort wellenartig über den gesamten Körper des Captains ausbreitete.
Das ganze Schauspiel dauerte maximal 3 Sekunden, Zeit genug für Agatha ein entsetztes „Cal!“ zu schreien, Zeit genug für Cal einen überraschten Laut von sich zu geben, der zwischen Keuchen und Stöhnen anzusiedeln ist - und drei Sekunden waren ausreichend Zeit für Natasi Godefrey wieder von der Brücke zu verschwinden.

Die Beine des Captains knickten ein, der Phaser fiel zu Boden und Agatha fing ihren Freund auf, bevor er zu Boden stürzen, und sich noch mehr verletzen konnte.
„Cal!“, schrie Agatha noch mal und tastete nach seinem Puls.
Dieser war zwar noch da, aber er raste wie ein ICE, wenn gerade freie Strecke vor selbigem liegt, und die GDL nicht streikt.
Cals vor Schreck aufgerissene Augen schlossen sich langsam, während er versuchte, seinen Blick zu fokussieren.
Doch, er schloss die Augen und sein Puls wurde wieder normaler.
In diesem Moment piepste die taktische Konsole - was genau sie sagen wollte, erfuhr man erst eine Zeitlang später - und das fremde Schiff sandte einen grünen Strahl auf die DRAGONFLY der die Schilde durchbrach und das gesamte Schiff lahmlegte. Die Computer, die Lebenserhaltung - und die Besatzung.
Das Letzte, das Cal fühlte, war, wie Agatha - es musste einfach Agatha sein, dieses Apfelshampoo benutzte sonst niemand - neben ihm zu Boden sank und mit dem Kopf auf seinem Bauch landete.
Dann war da nur noch Dunkelheit.



Anmerkungen:
„Conard!“ is not a mis-spelled version of the name "Conrad", it just means "idiot" - although there might be some Conrads out there, who are real conards, think e.g. about Conrad Grayson from the TV-Series "Revenge".
„Ah, parlez-vous francais?“ means "Ah, do you speak French?"
„Tu es bête, americain!“, means: "You're stupid, American"
Je suis allemand!“ means "I'm German"
„C’est kif-kif.“ means "I don't care"
 
Kapitel 4 – Traumatische Erlebnisse

Wenn man träumt, dass man träumt, dann ist man kurz vorm Erwachen. Diesen Satz hatte er irgendwann einmal gelesen und er konnte sich nicht helfen – er musste ihm zustimmen. Gerade in diesem Moment war er sich auf rudimentäre Weise dem Fakt bewusst, dass er schlief und träumte - aber das Erwachen würde wohl noch etwas dauern. Er fiel – zumindest fühlte es sich so an – durch Myriaden von Erinnerungsfragmenten und erlebte sie alle nocheinmal.

Er erinnerte sich daran, wie er den Satz zuerst gehört hatte, und wie er sich dabei gefühlt hatte.
Oh, big, big mistake. Really huge. Didn't anyone ever tell you? There's one thing you never put in a trap. If you're smart, if you value your continued existence, if you have any plans about seeing tomorrow, there is one thing you never, ever put in a trap.
Für einen Sekundenbruchteil spürte er die Energie, die schiere Kraft, die diesen Worten innewohnte, wenngleich er sich auch ums Verrecken nicht erinnern konnte, wo er sie schon einmal gehört hatte. Aber so schnell, wie sie in seinem Geist aufgetaucht waren, waren sie auch schon wieder verschwunden. Er fiel weiter – hatte plötzlich einen Song in seinem inneren Ohr.
Darling I’m Killed, I’m in a puddle on the floor, waiting for you to return.
Und hierbei wusste er auch, woher er dieses Lied kannte – er hatte den Film seinerzeit gesehen und das Holoprogramm seinerzeit gespielt, wenngleich er zugeben musste, dass er damals ein schlechter britischer Geheimagent gewesen war. Aber der Morgen starb ja bekanntlich nie. Und so wie die nackte Springerin von einem Diamanten, der gerade eben noch als Kollier am Hals einer anderen nackten Frau gehangen hatte und sich keine Sekunde später zusammen mit anderen Diamanten in einen satellitengleichen Orbit um die Frau, die nun zur Erde transformierte, in einem perfekten Kopfsprung in die Tiefe hetzte, wobei sie auf eine Art Flachbildschirm zuhielt, fiel auch er. Vorbei an einem sogenannten „Freeze-Frame“ von Ziva David, die ihn gerade am Kragen gepackt hatte, vorbei an einem Freeze-Frame, wie er sich mit Leroy Jethro Gibbs – beziehungsweise Traceless – aus einem Fenster warf, vorbei an einem Bild von Agatha Silverird, seiner XO, die, einer rothaarigen Göttin gleich immer wieder in seinen Erinnerungen auftauchte – immer tiefer, immer schneller, bis seine Erinnerungen ihn schließlich dorthin führte, wohin er offenbar geführt werden sollte.



2375 – Utopia Planitia Flottenwerft – Mars

Seit knappen 7 Monaten arbeiteten sie schon an ihrem Projekt, hier in der Flottenwerft Utopia Planitia, im Orbit um den Mars. Man musste zugeben, dass die Verpflegung momentan ein wenig zu wünschen übrig ließ, allerdings musste man ebenfalls feststellen, dass die Situation das Ganze mehr als nur entschuldigte. Schließlich befanden sie sich im Krieg.
Lieutenant Calvin Nathan Cat war sowieso schon froh, dass er sein Projekt durchziehen konnte und man ihm die notwendigen Ressourcen überließ. Dies mochte damit zu tun haben, dass sein Vater der PAC-Man war und man sich in den letzten Monaten einfach keine negative Publicity leisten wollte, aber der Fakt war, dass man ihm mehr als nur freie Hand ließ. Eigentlich war es den Gebrüdern Cat egal, als sie sich gegenübersaßen und ihre Gabeln in den Kartoffelsalat senkten, aber als Cal den ersten Bissen probierte, verzog er angewiedert das Gesicht.

Richard Nathaniel ließ die Gabel sinken, schaute seinen jüngeren Bruder an und lächelte: „Ich hab das Gefühl, dass Dir der Kartoffelsalat nicht schmeckt.“
‚Nein, tut es nicht!’, schoss es Cal durch den Kopf, aber da die Frage in perfektem Oxford-Englisch gestellt war, verdiente sie es, in einem eben so klaren, wie verständlichen Duktus beantwortet zu werden. Der Mann, der später die Geschicke der DRAGONFLY lenken würde, bohrte seinen Blick in den seines Bruders und sagte: „No shit, Sherlock? Dat Zeuch schmeckt wie eingeschlafene Mauken.“
Und es erfreute den späteren Captain, zu sehen, wie sein Bruder die Augenbrauen verblüfft hob und ihn anblickte, als habe er ihn aufgefordert, mit dem Grabstein Kirks zu korpulieren.
„Mauken?“
„Füße.“, erklärte Cal und blickte seinen Bruder an, „Das Zeug schmeckt widerlich. Ich meine, man kann damit sicherlich die DRAGONFLY lackieren oder sie wasserfest machen, aber geschmacklich ist der Salat nun nicht unbedingt der Renner. Schmeckt wie etwas, das Du gekocht hast.“
Der Ältere der Cat-Gebrüder nahm eine weitere Gabelvoll Kartoffelsalates und aß sie demonstrativ.
„Mir schmeckts.“, stellte er fest.
‚Natürlich schmeckt es dir, dir schmeckt ja immer alles, du findest ja alles toll.’
Cal war eigentlich ganz froh, dass er genau diese Sätze nicht gesagt hatte, weil er ziemlich genau wusste, dass sein Bruder, der schon Lieutenant Commander war, sicherlich mit einem Fingerschnippen Marke Q diese ganze Sache Beenden könnte.
Also beschränkte er sich auf ein leicht-genervtes Augenrollen und blickte seinen Bruder an: „Na dann, hau rein.“
„Bitte?“
„Ich meine – guten Appetit.“, seufzte Cal, was Richard Nathaniel dazu brachte, ihn über den Rand einer imaginären Brille hinweg anzusehen: „Deine Sprache ist verbesserungswürdig.“
„Dat weiß ich auch.“, schoss der jüngere Bruder zurück und biss sich für diese Reaktion auf die Lippe, besonders, als er merkte, wie sein Bruder ihn anblickte.
„Rick“, setzte er an, doch er wurde unterbrochen: „Richard Nathaniel, bitteschön. Ich nenne dich ja auch nicht einfach Cal.“
Der spätere Captain seufzte erneut, klang dieses Mal ein wenig genervter und wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, als ein Alarm losging.
Kurz blickten sich die Gebrüder Cat an, als wollten sie überlegen, was zu tun wäre, als eine Stimme aus den Lautsprechern schallte.
„Richard Nathaniel Cat und Calvin Nathan Cat bitte sofort in die Kommandosektion!“
Cal schaute seinen Bruder an: „Ich glaube, das gilt uns.“
„No shit, Sherlock.“, grinste Richard Nathaniel und erhob sich.

Während sie rannten, beschlich den Kommandanten der DRAGONFLY das Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben und er war sich sicher, weswegen sie gerufen worden waren.
Drei plattgetretene Käfer wirkten in der Regel wenig bedrohlich. Eklig – zugegeben – aber wenig bedrohlich. Es sei denn, sie würden auf dem Friedhof der Kuscheltiere vergraben werden, oder es wären Zombiekäfer. Aber eigentlich wirkten plattgetretene Käfer nicht bedrohlich. Diese jedoch schon.

Das lag daran, dass es keine eigentlichen Käfer waren, sondern Raumschiffe, die nicht nur die gefährlichsten, sondern auch rücksichtslosesten und kampferprobtesten Soldaten beförderten, die man sich vorstellen konnte. Jem’Hadar.Genetisch für den Kampf gezüchtet, mit bedingungslosem Gehorsam gegenüber ihren „Göttern“, den Gründern des Dominion, einer Art „Anti-Föderation“ aus dem fernen Gamma-Quadranten, der mit dem bajoranischen System durch ein sogenanntes Wurmloch verbunden war.

Seit 2 Jahren tobte ein Krieg zwischen im Alpha-Quadranten arrivierten Dominion-Streitkräften, die sich im Cardassianischen System breit gemacht hatten und dabei eben jene Ausserirdischen schützten, und den restlichen Großmächten dieser Region – der Föderation, den Klingonen und den Romulanern. Und nun waren Jem’Hadar-Schiffe in das Erdsystem eingedrungen.

Als sie die Kommandozentrale erreichten, kam Cal schlitternd zum stehen und warf einen Blick auf den Monitor.
„Bin ich bescheuert“, fragte er, „oder sind das tatsächlich Jem’Hadar-Angriffsraider, die da auf uns zukommen?“
Die Antwort ahnte er schon, bevor er sie hörte, ebenso die Innhaberin der Stimme.
Ein „Stimmt beides“ sagend, trat die kurvenreiche Gestalt seiner Freundin, Agatha Silverbird, aus dem Schatten und verschränkte die Arme vor der Brust. Irgendwie hatte Cal das Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben, aber er konnte…
Er seufzte. Zwar liebte er die deutsche Sprache, aber es gab Momente, in denen die Englische doch praktischer war. So gab es im Englischen zum Beispiel die Phrase „I can’t put my finger on it“, eine Phrase die in dieser speziellen Situation hervorragend passte. Die deutsche Sprache kannte hier wohl den Ausdruck „Ich kann es nicht genau beschreiben“ oder „Ich weiß nicht so ganz genau“, aber „Ich kann nicht meinen Finger drauflegen“ war ihm zumindest nicht bekannt. Was schade war, schließlich war dies genau der Satz, den er für diese Situation gebrauchen konnte.
Er blickte seine Freundin an: „Haben die tatsächlich vor, Utopia Planitia platt zu machen?“
„Offenkundig, Cal.“, sagte die baldige XO ernst und deutete auf den Monitor: „Besonderes Interesse scheinen sie allerdings an unserer Werft gefunden zu haben, präziser gesagt, an deren Inhalt.“
Der Captain, der noch nicht wusste, dass er bald Captain werden würde, schaute seine Freundin an, erlaubte sich einen Bruchteil einer Milisekunde, um in ihren grünen Augen zu versinken, ehe er sich wieder der Situation widmete: „Verdammt.“


Kurz blinzelte er, merkte, wie sein Bewusstsein an die Oberfläche blubbern wollte, öffnete langsam die Augen und spürte, wie immer noch eine bleierne Müdigkeit auf ihm lag.
Was auch immer ihn sich so träge fühlen ließ, er war einfach nur gewillt, die ganze Sache ruhen zu lassen. Vor allem sich selbst. Sein Kopf sank träge nach vorne – vorne? Wieso vorne? Seine letzte Erinnerung hatte Agatha betroffen, wie ihr Kopf auf seinem Bauch gelandet war. Dann schoss ein gleißend-heller Lichtstrahl durch die Nebelbank seines Bewusstseins. Nur ein Wort – ein Gedanke.
Agatha.

Dieses Wort genügte, um die Benommenheit ein wenig zu vertreiben, er fand sich mehr ins Hier und Jetzt zurück. Verdammt, wo war er? Wo war Agatha?
Direkt neben sich nahm er eine Bewegung wahr – seine Augen registrierten wohl die Formen, aber sein Gehirn schien ausserstande, sich einen Reim auf diese Informationen zu machen. Vielleicht streikte es ja auch und wollte bessere Bezahlung?
Ein paar Mal blinzelte er, versuchte, sich nicht mit dämlichen Überlegungen abzulenken und versuchte, sich zu konzentrieren. Die Bewegungsquelle vor ihm wurde deutlicher. Es war auf jeden Fall ein humanoides Wesen, mit zwei Armen, zwei Beinen, einem Kopf.
„Wenn Du dich jetzt als Asgard herausstellst, schrei ich dich zusammen.“, murmelte Cal und blinzelte erneut. Dieses Mal schien sein Gehirn geneigt, sich genauere Konturen dieses Lebewesens vor ihm einzuprägen und so erkannte er schon einmal dass die Person, die ihm gegenüberstand, kein Asgard war. Dafür war sie viel zu groß, mochte so zwischen 1,78 und 1, 81 Metern Körpergröße rangieren und weiß neben einem unglaublich schönen Gesicht und einem sehr schönen, von einem Doktorkittel verdeckten Körper, flachsblonde, wellige Haare auf.
Er lächelte, als er sie erkannte.
„Miss Godefrey – dürfte ich fragen, was Sie mit uns vorhaben und warum wir gefangen genommen wurden?“
Sie lächelte und das machte sie noch schöner: „Warten Sie es ab, Captain Cat.“
Damit griff sie nach einer Gerätschaft, die er nicht großartig sehen musste, um sie genau zuordnen zu können. Es war ein Injektor.
„Träumen Sie schön, Captain.“, sprach sie, beugte sich vor und kurzer Schmerz eruptierte in seinem Hals. Cals Hände schossen vor, legten sich allerdings eher kraftlos auf ihre Schulter, als er sie anblickte: „Wo… woist … wo… ist…“
Das Lächeln, dass sich auf ihre engelhaften Züge legte, wurde so gütig, dass Cal sich am liebsten übergeben hätte, doch dann streckte sie ihre warme Hand nach ihm aus, setzte eine angemessene Menge an Kraft ein, um seinen Kopf nach links zu drehen und kurz bevor es dunkel um ihn wurde, sah er Agatha Silverbird die, wie vermutlich er ebenfalls, in einer Art Gestell eingeklemmt war und …


2375 – Utopia Planitia Flottenwerft – Mars

Die Explosionen rissen ihn ins Hier und Jetzt zurück, als die erste Angriffswelle der Jem’Hadar Angriffsjäger über sie hinwegraste. Er schüttelte zuerst seinen Kopf und danach – oder besser: währenddessen – eine nahezu unheimliche Benommenheit ab, die seinen Geist zu lähmen versuchte.
Er spürte die Wärme eines Körpers in seiner Nähe, schaute die Person vor sich an, die seine Hand gegriffen hatte und merkte, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog, als er Agatha Silverbird wahrnahm. Schnell nahm er sie in den Arm, gab ihr einen Kuss, was sie zu einem verblüfften „EH?!“ hinriss.
„Einfach nur so“, lächelte er, wenngleich er tief in seinem Inneren spürte, dass mit der Antwort etwas nicht ganz stimmte. Sie schaute ihn verblüfft an, zuckte mit den Schultern und erwiderte den Kuss, als hinter ihnen eine Explosion das gesamte All grell zu erleuchten schien.
Cal und Agatha fuhren auseinander, als habe der Blitz zwischen ihnen eingeschlagen, dann eilten sie los, auf die Luftschleuse zu, hinter der sich der Eingang zur DRAGONFLY , der Experimental-Version, befand und versuchten, sie zu öffnen.
Wobei „Versuchen“ hier genau das richtige Wort der Wahl ist, denn ausser mehreren sehr schrägen, quietschigen Tönen, war aus der Luftschleusentür nicht viel Kooperation zu erwarten.
Agatha klappte ihren Tricorder auf und scannte das Schott.
„Hm“, machte sie und kratzte sich nachdenklich am Kopf, „Das Ding is komplett verzogen.“
Der Captain in spe konnte ihr ansehen, dass sie nicht wirklich begeistert war. Wunderte es ihn? Nicht wirklich, schließlich müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Jem’Hadar ausgerechnet ihr Experimental-Schiff in Ruhe ließen. Ob man ihnen nochmal die Möglichkeit bieten würde, den Vogel in die Luft steigen zu lassen, wagte er zu bezweifeln.
Tief seufzend schaute Cal seine XO an: „Ich nehme nicht an, dass wir die Tür mal eben mit einem Fingerschnippsen öffnen können?“
Und kaum, dass er die Frage zuende gestellt hatte, war ihm klar, dass die Antwort ein klares „Nein“ sein würde.
Verdammt.
Er merkte, wie er begann, sich hilfos und ohnmächtig zu fühlen und – wenn er ehrlich war – hasste er dieses Gefühl.
Und dann begann, die Sache noch unangenehmer zu werden. Er spürte, wie die Einschläge der Waffen immer näher kamen und war sich sicher, dass es das für sie sein würde. Gar nicht großartig darüber nachdenkend, was er tat, griff er seine XO, zog sie in seine Arme und drückte ihr erneut einen Kuss auf den Mund – und er fühlte, wie Energien seinen Körper zu durchpulsen begannen.
„HA!“, machte er und ließ sie los, „Das wäre doch gelacht, wenn wir die Tür nicht aufbekämen…“
Sprachs, und wollte gerade mit bloßen Händen die Tür aufschieben, als er einen lauten Krach hörte und er wusste, dass die DRAGONFLY unter dem Feuer der Jem’Hadar zerplatzt war.
Hier gab es keine Rettung und wenn er Pech hatte, würden die Jem’Hadar zurückkehren und sie ebenfalls aus dem Weltall pusten.
Er hörte neben sich ein Geräusch, sah, eine Materialisation und führte, ohne Nachzudenken seine Hand mit voller Wucht gegen den Angreifer. Schmerz durchpulste ihn, er taumelte zurück, und


Das Gesicht, dass er sah, wirkte sehr befremdlich. Nicht unheimlich, nicht gruselig, einfach nur – charakteristisch. Er wusste, in dem Moment, in dem sich dieser Jemand – wer auch immer er war – über ihn beugte, dass er aus seinem Traum gefahren sein musste.
„Wo…“, brachte er hervor und unterbrach sich, rappelte sich hoch und wurde im letzten Moment von diesem Mann mit diesem sehr charakteristischen Gesicht aufgehalten, dessen linke Wange eine deutliche Zeichnung trug. Irgendwie erinnerte es den Captain an Narbengewebe aber – er war sich nicht sicher.
Der Mann schaute ihn an und als er sprach, hörte er eine Stimme, die klang, als würde er mit Murmeln gurgeln – so wie Batman in Christopher Nolans „Batman begins“ oder „The dark Knight“ sprach, nur nicht gebrüllt, sondern sehr leise.
„Ruhig.“
Es war nur dieses eine Wort, aber es hatte eine ungeheure Macht. Cal hob den Blick, versuchte, sich zu konzentrieren. Dies war nicht die DRAGONFLY – das war ihm auf rudimentäre Weise klar und dennoch fühlte er sich - aus irgendeinem vermutlich sehr unterschwellig-präsenten Grund– sicher.
Der Mann mit der Narbe in der Wange wandte sich an eine Person ausserhalb seines Sichtfeldes und raunte: „Sagt Doc Cottle Bescheid, dass einer erwacht ist.“
Cal konnte nicht mehr, er sprang von seiner Liegestätte auf – einer Art Kapsel, wie er in diesem Moment merkte – taumelte, als seine Beine ihm den Dienst versagten und schaffte es, sich an einer weiteren Kapsel festzuhalten.
Was er dort sah, ließ sein Herz kurz aussetzen.
Er blickte in Commander Agatha Silverbirds attraktives, ebenmäßiges Gesicht, das momentan wirkte, als wäre es eine Totenmaske.
Narbengesicht meldete sich erneut, sprach in einer Art und Weise, die natürliche Authorität ausstrahlte.
„Bleiben Sie ruhig.“
Als der Captain ihn anblickte, stellte er fest, dass dieser Mann hier komplett fehl am Platze wirkte. Er war es zwar gewöhnt, Befehle zu geben, aber es würde Cal wundern, wenn er tatsächlich hier, in einem offensichtlichen Krankenrevier, Befehlsgeber wäre. Vermutlich wäre er hier, genauso wie alle anderen, eher Empfänger und das machte ihn zu…
Einem Captain.

Cals Augen beruhigten sich und er schaute sein Gegenüber genau an. Captain Narbengesicht trug eine Uniform, die ihm nicht bekannt vorkam, wirkte wie ein Mensch und schaute ihn an, als wäre er einerseits neugierig, wer er – Cal – wäre und andererseits besorgt, dass er wach sei.
„Captain…“, brachte Cal hervor, ehe er merkte, wie ein Hustenkrampf seinen Körper ergriff und schüttelte. Und sofort war eine hübsche Krankenschwester bei ihm, die ihn auffing, als sein Körper sank und ihn zu seiner Kapsel zurückgeleitete. Es war weder Gina, noch Natasi Godefrey. Erneut hob Cal seinen Blick, schaute zu Captain Narbengesicht und stellte seine erste Frage: „Wo ist Natasi Godefrey?“
Sein Ansprechpartner ließ sich eine etwaige Verblüffung nicht anmerken und Cal konnte nicht anders, als festzustellen, dass dieser Kerl vermutlich durch die „Leroy-Jethro-Gibbs-Schule für Knallharte Bastarde und eiskalte Hunde“ gegangen war und diese vermutlich sogar mit Auszeichnung und einem Diplom in „I don’t give a crap“ abgeschlossen hatte.
Aber er legte kurz den Kopf schief: „Ich kenne keine Natasi Godefrey.“
‚Merkwürdig’, schoss es Cal durch den Kopf, als er die nächste Frage stellte, die erfahrungsgemäß in dieser Situation immer passte: „Ich weiß, der Satz ist ein Klischee, aber – wer sind Sie und wo bin ich hier?“
„Dieser Satz ist wirklich ein Klischee.“, sagte sein Gegenüber und der Captain konnte sehen, wie ein gewisses amüsiertes Funkeln in Narbengesichts Augen zu bemerken war: „Sie sind auf dem Kampfstern GALACTICA . Mein Name ist Admiral William Adama.“

tbc
 
Kapitel 5 - Durch den Spiegel -

Man musste eigentlich kein großes Genie sein, um die Wahrscheinlichkeiten gegeneinander laufen zu lassen und zu vermuten, dass man hier vergackeiert wurde. Der Kommandant der DRAGONFLY starrte sein Gegenüber an, hob beide Augenbrauen und legte dann den Kopf schief.
„Kampfstern GALACTICA ?“, widerholte er die Worte, die Captain Narbengesicht – ‚Admiral William Adama’, korrigierte sich Cal im Kopf – gerade eben ausgesprochen hatte. Nun, zugegeben, es hatte schon merkwürdigere Situationen gegeben. Zwar fielen ihm ad hoc keine ein, aber, er war sich sicher dass es so war.
Sein Gegenüber schaute ihn kurz mit vollkommen regloser Mimik an, schien die Luft anzuhalten und sagte dann was, ohne großartig Luft holen zu müssen. Auch das erinnerte den Captain der DRAGONFLY wieder an den Gibbs’schen Weg der effizienten Atemtechnik, denn auch der leitende Chefermittler des NCIS-Teams benötigte offenbar wenig Luft.
„Allein die Höflichkeit gebietet, dass Sie sich vorstellen.“, murmel-gurgelte Adama und des Captains Kopf ruckte hoch: „Was? Oh – ja, klar, sorry.“
Damit nahm er Haltung an, wenngleich er sich ein wenig komisch dabei vorkam. Mit einem zackigen Salut stellte er sich vor - „Gestatten, mein Name ist Captain Calvin Nathan Cat.“ – und wandte sich dann um, die Kapsel betrachtend, in der Agatha zu schlafen schien. Er ging vor ihr in die Knie, kniff beide Augen zusammen und fuhr sanft, beinahe erführchtig über das Material, ehe er das charakteristische Geräusch von sich entsichernden Maschinengewehren hörte. Mit einem verblüfften „Hö?“ auf den Lippen wandte er sich in der Hocke um und sah sich zehn Maschinengewehrläufen gegenüber, hinter denen jeweils ein Soldat stand. Der Blick, den die Soldaten dem Captain zuwarfen machte es mehr als deutlich, dass sie ihn umbringen würden, sollte er sich bewegen, was jede Person, die mehr als zwei Hirnzellen ihr eigen nennen konnte, dazu brachte, perfekt still zu stehen. Dies war eine ungeschriebene Regel, die Cal aber anscheinend nicht kannte. Er blickte verblüfft zu Adama: „Darf ich Fragen, was das werden soll?“
Der Blick des Alten Mannes blieb auf ihn gerichtet und er erlaubte sich keine emotionale Reaktion, als er sagte: „Das würde ich auch gern wissen.“
Damit wandte er sich um, zu einer Person, die ausserhalb Cals Sichtweise war, sagte ein Wort – „ Author ?“ – und schenkte dann wieder dem Kommandanten der DRAGONFLY seine Aufmerksamkeit. Dieser hatte kurz überlegend die Stirn gerunzelt, fragte sich, was diese ganze Charade zu bedeuten hatte, als er Schritte hörte, die von schweren Armeestiefeln verursacht wurden.
‚Toll’, schoss es Cal durch den Kopf, ‚noch mehr Soldaten.’
Als er dann den Kopf hob und sich sein Blick auf die Bewegungen in der Entfernung einstellte, musste er schlucken.
„Das… das… kann nicht sein.“, schoss es ihm durch den Kopf, als er den Mann sah, der auf ihn zukam, vor ihm in die Hocke ging und ihn grinsend betrachtete.
„Bist Du endlich wach, ja?“, fragte er und Cal spürte, wie er sich verkrampfte.

Für Admiral William Husker Adama hatte der Tag sowieso schon etliche verwunderliche Wendungen genommen, sodass ihn die nächste Aktion des gerade Aufgetauten gar nicht überraschte. Wie von einer Sprungfeder abgeschossen, warf sich der kniende, junge Mann auf Author , sein Crewmitglied und ging mit ihm zu Boden. Und obwohl er innerlich daran dachte, zu agieren, sah er wie die Sicherheitsoffiziere ihm diese Handlung abnahmen – vielleicht ein bischen zu brutal, aber man war im Krieg.
Mit einem schnellen, effizienten Schlag hatte die blonde Starbuck , die ein Gewehr auf den Mann, der sich selbst Calvin Cat nannte, gerichtet hatte, selbiges genommen und es ihm auf den Kopf geschlagen. Der „Kommandant der DRAGONFLY “ sank neben Author auf den Boden und keuchte: „Traceless, ich erwische dich noch.“
„Wer ist Traceless?“, fragte Author , was den „Captain“ dazu nötigte, ihm ins Gesicht zu spucken: „Frag noch so doof. Ich kenn dich! Du bist Traceless!“
Der Mann hob verwundert die Augenbrauen: „Wer soll ich sein? Nein – ich bin Author . Meine Freunde nennen mich so. Allerdings heiße ich Calvin Nathan Cat.“

Ein paar Stunden zuvor
Kadett Calvin Nathan Cat, Callsign ‘ Author ’, jagte hinter einem Zylonenfighter her.
„Komm her, du Mistkerl, ich kriege dich doch!“, schrie er und lies seine Viper mehrere Salven spucken.
Der Fighter explodierte und Cal konnte sich nicht zurückhalten. Er schrie jubilierend auf, ließ die Viper eine Siegesrolle durchführen und hämmerte mit der Linken lachend gegen seinen Oberschenkel.
„Calvin! Benehmen Sie sich“, erklang Kara ‘ Starbuck ’ Thraces Stimme aus dem Interkom, „Werden Sie nicht übermütig!“
„Ma’am, Sie kennen mich doch. Ein gewisses Maß an Freude und Leidenschaft kommt auch bei mir unterkühltem Fisch manchmal durch!“, grinste er und steuerte seine Viper, zusammen mit den anderen, zurück in den Hangar.

„Was haben Sie sich dabei eigentlich gedacht?“, fragte Starbuck in einem nicht unbedingt angesäuerten, aber doch um Erklärung bittenden Tonfall.
„Naja, er war dabei zu entkommen - das wollte ich verhindern.“, sagte Cal und schaute die hübsche Frau an, „War das falsch?“
„Sie haben ihren Sektor verlassen - normalerweise wäre er in Kats Sektor gewesen!“, sagte Starbuck und lächelte, bevor sie flüsterte: „Wobei eine kalte Dusche diesem Stimjunkie auch nicht schadet.“
Cal grinste ebenfalls, bevor er zur auf ihn zustapfenden - ja, was war sie eigentlich? Das Wort Latina blitzte in seinem Kopf auf, aber vielleicht war sie gerade das nicht. Egal.
Er schaute also die auf ihn zustapfende Latina an, die vor ihm stehen blieb und die Hände in die Hüften stemmte: „Klasse gemacht, CalVIN . Das war mein Abschuss!“

Louanne " Kat " Katraine, eine ungefähr 26 Jahre alte Viperpilotin, war so ziemlich alles andere, sie war nur nicht nett.
Starbuck hatte selbst einige Probleme mit ihr.
Wenn Kat etwas nicht ausstehen konnte, war das, wenn man ihr vor der Nase rumflog und ihre Felle davonschwommen.
Über letzteres brauchte sie sich bei Cal keine großen Sorgen zu machen, aber ersteres hatte der Kadett schon des öfteren getan.
Calvin Nathan Author Cat war genau das - eigentlich ein Autor, der sich zum Viperdienst gemeldet hatte, nachdem er ursprünglich auf die Akademie gegangen war und dort bis zum dritten Lehrjahr kam.
Dann gab es einen Unfall, der nicht ihn, sondern seine damalige Freundin betraf - welche in ihrer Viper bei lebendigem Leibe verbrannte.
Verständlicherweise schob dies einige Jahre lang einen Riegel vor die Fortsetzung der Viperpilotenausbildung und so hatte er sich entschlossen, sein Glück als Journalist und Autor zu machen, womit er auch Erfolg hatte.
Nur, wie man so schön sagt, währt nichts ewig.

Nachdem die Zylonen die zwölf Kolonien angegriffen hatten, und Commander Adama den Kriegszustand erklärte, fiel Cal, der gerade eine Reportage über die Ausserdienststellung der GALACTICA machen sollte, schockbedingt in Ohnmacht, um genau zu sein, in ein mehrere Wochen anhaltendes Koma.
Aus selbigem erwacht und sich wieder in Form gebracht, erfuhr er, das Viperpiloten gesucht werden, und Cal entsann sich auf seine alten Fähigkeiten.
Er meldete sich, und wurde tatsächlich genommen.

Der inzwischen 43 Jahre alte Cal lächelte Kat nachsichtig zu, bevor er aufstand und ihr zunickte: „Stimmt, es war dein Abschuss, Kat. Tut mir leid.“
Bevor Kat auch noch irgendwas sagen konnte, sprang die GALACTICA auf Alarmstufe Rot.
 
„Was haben wir?“, fragte Commander William ‘Bill’ Adama, damaliges Callsign ‘ Husker ’, seinen ersten Offizier Colonel Saul Tigh, der über die interstellare Karte gebeugt stand, und versuchte, genaue Koordinaten auszumachen.
„Nicht-identifizierter Ruf, Bill. Er kommt vom dritten Planeten in diesem Sonnensystem.“, sagte Tigh und Bill griff nach dem Mikrophon: „An alle Viperpiloten! Wir empfangen ein nicht-identifiziertes Signal aus dem Gammasektor des Sonnensystems. Erhöhte Alarmbereitschaft, ich wiederhole, erhöhte Alarmbereitschaft. Eine Patrouille soll sich die Sache ansehen.“

„Okay, Ladies, los, los, los!“, trieb Kara Thrace ihre Leute an, schaute zu Cal und zu Sharon ‘ Athena ’ Agathon, und deutete an, das diese mit ihr diese Patrouille, beziehungsweise den Aufklärungsflug zum Gammasektor unternehmen würden.
Cal salutierte, setzte sich seinen Helm auf und schwang sich in die Viper, während Sharon ihre Raptor bestieg.
„Was meinst Du, was wir da finden werden, Sharon?“, fragte Cal und er konnte durch das Fenster der Raptor sehen, wie die hübsche Asiatin mit den Schultern zuckte.
Der Kadett besah sie sich für eine Millisekunde und stellte fest, dass die Zylonen bei dieser Frau gute Arbeit geleistet haben.

Sharon Valerie war eine Zylonin.
Um genau zu sein, war sie das Modell Nummer 8 von insgesamt 12. Insgesamt 12 Zylonen, die Menschlich wirkten, obwohl sie es eigentlich gar nicht waren. Sie waren eher sehr fortschrittliche Androiden.
Es hatte an Bord des Kampfsternes GALACTICA schon vorher eine Sharon Valerie gegeben, deren Rufname „ Boomer “ war und die ein Verhältnis mit Chief Galen Tyrol gehabt hatte. Diese „ Boomer “ war ein Schläfer gewesen und hatte in ihren unterschiedlichen Phasen, in denen ihr Zylonenprogramm aktiv war, einiges an Chaos an Bord der GALACTICA veranstaltet - vom Zerstören der Wassertanks bis zum Anschlag auf ‘den alten Mann’ William Adama.
Es war damals ganz schön knapp gewesen, beinahe hätte der Commander nicht überlebt.
Doch, nachdem er es geschafft hatte, allen Widrigkeiten zum Trotz, und nachdem man sie, Sharon, gefangen genommen hatte - wurde Boomer von einem Mitglied von Tyrols Deckgang erschossen.

Und so dachte man, dass man Sharon Valeri verloren habe - wie man sich irrte, sah man einige Wochen später, als Karl Helo Agathon eine weitere Sharon von Caprica mitbrachte.
Natürlich war man zuerst überrascht, dann verängstigt und sperrte Sharon in eine Zelle, wo sie erstmal die nächsten Wochen blieb, um strategische Informationen über die Zylonen zu geben.
Irgendwann hatte Sharon ihren „ Helo “ geheiratet, es hatte ja schon damals auf Caprica zwischen den beiden gefunkt, und die beiden hatten sogar ein Kind bekommen.
Nachdem man sie in die Gesellschaft reintegriert hatte, erlaubte man ihr sogar, Raptors zu fliegen und man gab ihr ein neues Rufzeichen: „ Athena .“

Cal lächelte der hübschen Zylonin zu, hob kurz die Faust, reckte den Daumen in die Höhe und wandte sich dann an Kara, die inzwischen ebenfalls in ihre Viper eingestiegen war: „Spielplan, Starbuck ?“
„Die übliche Methode. Die Viper flankieren den Raptor bei der Annäherung und dann schauen wir weiter.“
„Yesma’am.“

Man flog zum Gammasektor des Sonnensystems eine gute Viertel Stunde, währenddessen wurde das Signal, das man auffing, immer stärker.
„Ein ziemlich auffallendes Signal.“, lächelte Sharon in ihrem Raptor.
„Aber wir haben keine Ahnung, wo genau es herkommt.“, sagte Starbuck .
Dann hatte man auch schon den Planeten erreicht, und man konnte Cal unbehaglich schlucken hören.
„Ich glaube, die Quelle des Signals ist das da.“, sagte er und deutete vorraus.
„Also, was auch immer es ist - ein Basisstern ist es nicht.“, sagte Sharon, „und die Bauweise kommt mir auch nicht bekannt vor.“
Das Objekt, das im Orbit um den Planeten schwebte, war ungefähr so groß wie die GALACTICA , der Grauton der Hülle war heller, als der Grauton der GALACTICA - und die Form war mehr als ungewöhnlich.
„‘Schnittig’ wäre eine treffende Bezeichnung.“, schoss es Kara durch den Kopf, als sie sich das Schiff ansah, „Und dabei von anmutiger Schönheit. Wie eine... Libelle.“
Starbuck , hast Du eine Ahnung, was das sein könnte?“, erklang Sharons Stimme im Interkom.
Die Viperpilotin schüttelte den Kopf: „Nein, aber ich glaube, Du solltest mal schauen, ob jemand zu hause ist. Das Standardgrußprogramm, okay?“
„Okay.“

Sharon betätigte mit flinken Fingern die Tasten der dafür vorgesehenen Konsole und nickte, als sie die Reflexionen des Lichtimpulses, den ein großer Scheinwerfer in Richtung des anderen Schiffes sandte, wahrnahm.Was sie allerdings ein wenig störte, war der Fakt, dass keine Reaktion auf diese Sendung von Standardgrüßen erfolgte.
„Kommt schon, sagt einfach, dass es euch gut geht, und wir lassen euch in Ruhe.“

Wie häufig sie diesen Satz gesagt hatte, wusste sie nicht, sie wusste nur, dass sie nach mindestens 3 vollständigen Umrundungen des Schiffes mit ihrer Raptor, die Nase voll hatte und beschloss, etwas Anderes auszuprobieren. Sie ließ einen Signaldurchlauf starten und nach ein paar Minuten hatte sich das Radio der Raptor auf das Signal, das sie in erster Linie hergelotst hatte, eingependelt.
„Es kommt vom Planeten.“, erklärte sie und schaute auf ihre Instrumente: „Soweit ich das sehen kann, ist der Planet lebensfreundlich, aber er hat eine geringe Gravitation. Ich würde daher davon abraten, Flugübungen ohne Viper zu machen.“

Cal war der Erste, der aus seiner Viper hüpfte, und das Fliegen erlernte.
Einzig der herankommende Raptor, an dessen Scheibe er sich festhielt, bewahrte ihn vor einem Ausflug in die Unendlichkeit.
Nachdem Sharon gelandet war, stieg sie aus und schaute ihn amüsiert-mißbilligend an: „Was tust Du da?“
„Rumhängen?“, war die nicht sehr intelligente, nicht sehr schlagfertige, Gegenfrage des Kadetten.
Er ließ sich zu Boden gleiten und schaute sich um.
Sandstürme waren was Feines - die Sicht war auf Minimalkomfort zurückgewichen und einzig und allein der Scanner konnte die drei Abenteurer und Piloten zur Struktur führen.

Die Tür öffnete sich und Kara hatte ihre Waffe in der Hand.
Der Blick Cals glitt über die Waffe und er sah sie fragend an.
„Nehmen Sie ebenfalls ihre Waffe, Kadett.“, sagte Kara etwas schärfer, sodass Cal direkt gehorchte.
Mit schussbereit gemachten Pistolen drangen sie ins Innere vor.

Das Innere der Struktur war alles andere als heimelig.
Zunächst mal war es Dunkel, bis auf einige diffuse Lichter und Lampen, die auch nicht gerade wirklich wirksam, versuchten Licht ins Dunkel zu bringen. Aber auch hier war eher der Wunsch der Vater des Gedanken.
Darüber hinaus schien die Kulisse dazu geeignet, einen Horrorfilm zu drehen, soviel Sand und Staub hatte sich schon über das Interieur gelegt und Kara erkannte in den Schatten immer wieder zylonesque Formen. Sie war aber nicht die Einzige.
Auch Sharon und Cal sahen sich von diesen Hirngespinsten betroffen - insofern es Hirngespinste waren.
Man schritt in nahezu-absoluter Dunkelheit und absoluter Geräuschlosigkeit (bis auf die eigenen Schritte und das Hören des eigenen Atmens war wirklich absolut kein akustisches Ereignis wahrnehmbar) einen langen, dunklen Gang entlang.
„Somewheeeere over the rainbow…“, vergewaltigte Cal einen Klassiker von - wem auch immer - um die Stille zu brechen.
Dies tat er ohne Vorwarnung und absolut effektiv.
Zu effektiv.
Kara fuhr herum, packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich, sodass sich die Helme berührten: „Wenn Sie das noch einmal machen, Author , nehme ich Ihnen den Helm ab!“
Cal schluckte, taumelte, nachdem sie ihn losgelassen hatte, ein paar Schritte nach hinten und stieß gegen eine Art Konsole.
Sofort sprangen, mit einem mörderischen Krach, die elektrischen Komponenten an - Licht flackerte auf und - ein Sharonhologramm erschien: „Willkommen in Forschungsstation Data Drei. Wie kann ich Ihnen helfen?“
Beende das Programm.“, sagte Sharon und ihre holografische Doppelgängerin verschwand im digitalen Datennirvana.

Kara deutete voraus.
Direkt voraus weitete sich der Korridor zu einem großen Raum, ungefähr 1500 Quadratmeter groß, der vollgepackt mit irgendwelchen Kapseln schien.
Die Viperpilotin trat an die erste heran, rieb die Raureifschicht von der Kapsel und spähte hinein.
Eine junge Frau, Anfang zwanzig, mit einem durchtrainierten Körper und kupferroten Haaren, lag in dieser Kapsel.
„Leute, ich hab was.“, sagte sie und ging zur nächsten Kapsel, in der wieder eine Frau, diesmal mit flachsblonden Haaren, lag, „Scheint mir eine Art Zylonenexperiment zu sein.“
Sharon trat an eine Kapsel heran und wischte den Rauhreif von dieser fort.
Ein junger Mann, ebenfalls Anfang Zwanzig, mindestens 2 Meter groß, muskulös, mit kurzen, blonden Haaren.
Sie schritt zur nächsten Kapsel, rieb den Rauhreif ab und keuchte entsetzt auf.
„Sharon!“, schrie Cal und rannte auf sie zu - doch im Nu hatte Sharon ihre Waffe entsichert und auf Cal angelegt, „Ich weiß nicht, wer oder was du bist - aber komm nicht näher!“
Kara trat auf Sharon zu und runzelte die Stirn: „Was ist denn?“
Sharon deutete auf die Kapsel: „Sag Du es mir.“
Nun griff auch Kara nach ihrer Waffe und legte auf Cal an, der immer noch da stand, die Arme erhoben und das Gesicht ein einziger Ausdruck des Unglaubens: „Was ist denn mit euch beiden? Raumkrank? Bekloppt? Besoffen?“
Sharon deutete auf die Kapsel: „Erkläre mir mal bitte, wie dieser Junge hierherkommt.“
Cal trat näher - und glaubte, dass ihm übel wurde.
In der Kapsel lag - er selbst, im Alter von zwanzig Jahren.

Cal kämpfte mit der Übelkeit, aber er überrumpelte seinen eigenen Körper, und rang das Gefühl, sich übergeben zu müssen, nieder.
Gut - in dieser Stasiskapsel lag eine Person, die genau wie er aussah, als er zwanzig Jahre alt gewesen war.
Sicher, es war mehr als unwahrscheinlich, dass dieser Junge in dieser Kapsel ihm einfach nur aus Zufall ähnelte.
Dennoch fühlte er sich von der durch die auf ihn gerichteten Waffen und die damit einhergehende, doch unausgesprochene Anschuldigung, ein Klon zu sein - oder, was noch schlimmer war, ein Zylonenschläfer zu sein, extrem ungerecht.
Athena , ruf mehrere Raptoren hierher - wer auch immer diese Personen sind, ich will sie von diesem Planeten entfernt wissen.“, befahl Starbuck und hatte die Waffe immer noch auf Cal gerichtet, während Sharon sich auf zur Raptor machte.

„Kara“, versuchte Cal die Sache ein wenig zu entschärfen und trat mit erhobenen Händen auf sie zu, „glaub mir, ich fühl mich wie ein Mensch!“
Die Entladung der Waffe war in ihrer Lautstärke kaum zu ertragen, das Projektil verfehlte den Kopf des Piloten nur um Milimeter und steckte nun ihm Beton des Gebäudes fest.
Cals Kinnlade klappte herunter.
„Bleib da stehen, verfrakkter Zylone.“, sagte Kara im besten Soldatenton, den sie zu stande brachte, „Wenn du dich rührst, knall ich dich ab!“
Damit bewegte sie sich auf ein Gerät zu, dass man durchaus als Steuerungseinheit identifizieren konnte - aber wer wusste bei einem Zylonengerät schon, wofür die unterschiedlichen Schalter da waren?
Die Pilotin behielt ihren Auszubildenden im Auge, während Sharon von der Raptor zurückkehrte.
„Ich habe die GALACTICA erreicht und mindestens ein Dutzend Raptoren angefordert.“, sagte sie und Kara schaute zu ihr: „Sag mal, kennst Du dich mit diesen Geräten aus?“
Sharon nickte: „Es ist eine Standardstasiskapsel vom Typ Mag 3.“
„Meinst Du, du kannst sie deaktivieren?“
„Natürlich kann ich das. Nur, wäre es nicht ratsam. Es ist nicht klar, ob dieser junge Mann in der Stasiskapsel nicht vielleicht auch ein Zylon ist.“, sagte Sharon und warf einen zweifelnden Blick zu Cal und dem Mann in der Kapsel, „Obwohl ich dieses Modell nicht kenne, muss es nicht heißen, dass es dieses nicht gibt.“
„Dann warten wir lieber auf kompetentes Entscheidungspersonal.“, gab Cal zu bedenken, was wieder dazu führte, dass Kara knapp an seinem Kopf vorbeischoss und Sharon ihn mißtrauisch anschaute.
„RUHE, verfrakkter Toaster, sagte ich!“, kam es von Starbuck .
„Danke, denkst du über jeden Zylonen so?“, fragte Sharon, worauf hin Starbuck nickte: „Jeden Zylonen, bis auf dich. Du hast deine Position uns gegenüber eindeutig bewiesen.“
Der Kadett seufzte und trat ein paar Schritte nach hinten, bis er an der Wand angelangt war.
„Darf ich mich setzen?“, fragte er und ließ sich nach einem Erlaubenden Nicken von Starbuck nieder.

Er konnte zwar fühlen, ein Mensch zu sein, aber so hatte auch Boomer empfunden - so hatte man ihm zumindest erzählt. Erst im Laufe der Zeit war sie hinter ihre eigene Doppelidentität gekommen und hatte versucht, sie zu bekämpfen, was nicht gerade von Erfolg gekrönt worden war.
Aber - er hatte noch keine Sabotageaktion versucht, noch nicht versucht irgendwen umzubringen... er fühlte sich einfach im Recht. Er war kein Zylone.
Was bedeutete, dass er das Original war.
Im Umkehrschluss hieß dies weiterhin, dass dieses Wesen in der Stasiskammer ein Zylone war.
Woher bezogen die Toaster eigentlich den genetischen Bauplan des Menschen? Sogar die leicht ergrauten Strähnen, die er mit Zwanzig schon hatte, und die Lachfalten hatten sie hinbekommen.
Ob Sharon mit ihnen unter einer Decke steckte? Ob sie in Wirklichkeit mit den Zylonen paktierte?

Vor seinem Inneren Auge sah er die Szenerie deutliche Horrorqualitäten annehmen.
Sharon hätte die GALACTICA nicht gerufen. Stattdessen hätte sie Kontakt zum nächsten Basisstern aufgenommen und während sie überlegt hätten, was zu tun wäre, wären draußen einige Raider, sowie eines der Schiffe, mit denen Starbuck und Athena auf Caprica geflogen waren, gelandet.
Und während sie ahnungslos gewesen wären, hätten die Zylonenzenturionen, begleitet von einer Sharoneinheit, einer Gina-Shelia-Godefrey-Einheit und einer Leobeneinheit, die Forschungseinrichtung beträten und dann zugegriffen.
Er hätte die Hitze gespürt, als der Blaster der Sharoneinheit sich in seine Beine entladen hätte, dann die Wärme als die Hände der Asiatin nach seinem Hals gegriffen und die Panik, als sie ihm effektiv die Luftzufuhr unterbrochen hätten. Dann wäre er in eine barmherzige Ohnmacht gefallen.
Doch während er darüber nachgrübelte, fiel ihm die Manöverkritik ein, die Starbuck geschrieben hatte, als es um ihren zweiten Kriegsaufenthalt auf Caprica ging.
Derartige Kontingentenstärken verwendeten Zylonen nicht für drei Viperpiloten.
Stattdessen würde sich ein betäubendes Gas im Komplex freisetzen, was sowohl Kara, als auch ihn, schnell zu Boden schicken würde. Und um Sharon würde sich das System, insofern Sharon nicht in den Plan involviert war, ebenfalls kümmern, und sie mit einem EMP lahmlegen.

‘Was tut dieser verfrakkte Toaster dort?’, dachte sich Starbuck , als sie zu Cal herüberblickte, der sich an die Wand lehnend hingesetzt hatte, und nachdenklich in die Luft zu starren schien.
Wenn er denn wirklich starrte und nicht interne Kalkulationen startete, Simulationen, in denen er sich eine Siegchance errechnete, die er in einem offenen Zweikampf gegen sie und Sharon haben würde. Vielleicht überlegte er auch, Sharon auf seine Seite zu ziehen?
Schließlich war sie eine Zylonin und vielleicht überlegte er, auf Mitleid zu spielen.
In wie weit konnte sie Sharon vertrauen?
Diese Frage stellte sich im Grunde nicht, schließlich hatte Sharon inzwischen oft genug bewiesen, auf welcher Seite sie stand.
Dennoch war Kara ein klein wenig mißtrauisch.
Nicht gerade ein guter Charakterzug, seinen Crewmitgliedern zu mißtrauen, aber, die aktuelle Situation machte es nunmal erforderlich. Sie wäre eine Närrin gewesen, würde sich ihr Mißtrauen nicht in Momenten wie diesen melden.
Kara schaute zu Sharon hinüber und bemerkte, wie sie angespannt die Konsole studierte.
Was überlegte sie da gerade?
Athena ?“, fragte sie, entsicherte ihre Waffe und legte auf Sharon an, „Was zum Frak tust Du da?“, fragte sie.
„Ich überlege, ob es vertretbar ist, diesen Jungen aus der Stasis zu wecken.“
„Du hast selbst gesagt, dass du es für keine gute Idee hältst.“, sagte Starbuck und Sharon nickte: „Du hast recht - aber falls Admiral Adama befielt, dass wir ihn wecken, möchte ich auch ungerne den falschen Knopf drücken.“

Sharon war gar nicht wohl bei der Situation.
Sie konnte sich beim besten Willen an kein Modell erinnern, dessen Spezifika auf Cal zutrafen - was nicht bedeutete, dass sie diesen Gedanken von vornherein abschreiben sollte.
Welche anderen Möglichkeiten ließen einen doppelten Cal zu?
Es könnte sein Zwilling sein, dann wäre der Cal in der Kapsel aber genau so alt, wie der Cal ausserhalb der Kapsel.
Und danach wurden die Theorien, die ihr elektronisches Gehirn binnen Nanosekunden aufstellte, immer unglaubwürdiger.
Die Chance, dass es per Zufall einen Menschen gab, der genau so aussah, wie Cal vor 20 Jahren ausgesehen hatte, war verschwindend gering, und auch ein prädestinationales Paradoxon, meinend, das Cal eigentlich vor zwanzig Jahren geboren wurde und dann wieder um dieselbe Zeit in die Vergangenheit versetzt worden war, nur um sich selbst hier zu finden, und sich selbst zurückzusenden, war zwar ein Stoff, den Cal als Autor gut verwenden konnte, der aber als Erklärung für die aktuelle Situation extrem weit hergeholt war.
Nein, es gab für die aktuelle Situation nur eine logische Erklärung - eine logische, und eine eher unwahrscheinliche.
Die logische Erklärung war, das Cal ein Zylon war und dieser Körper einer seiner Klone.
Die unwahrscheinliche Theorie stützte sich auf die These des Multiversums, also eines Parallelen Alls und auf die Idee von Zeitreisen und intermultiversalem Verkehr.
Und wenn sie so darüber nachdachte, würde sie Cal zwar die unwahrscheinlichere Theorie wünschen, aber es blieb bei der logischen Erklärung.
Cal war ein Zylone.
 
Auch Cal hatte sich seine Gedanken gemacht.
Der Komplex besaß eine holografische Sharon, warum sollte nicht auch ein holografischer Cal-als-Teenager existieren?
Was ihn wieder zu der Theorie führte, das Sharon sie alle hinters Licht führte und vorhatte, sie ihrem Volk zu überstellen um - weiß der Geier was mit ihnen zu tun.
Im für ihn Schmeichelhaftesten Fall würde man ihn als Kreuzungspartner einsetzen, im zweitschmeichelhaftesten Fall würde man ihn und Kara betäuben, in eine Art Matrix einklinken und von ihnen sowohl Geheimnisse über die Flotte, als auch Kampfkenntnisse aller Art extrahieren.
Der realistischere Fall sähe jedoch ganz nüchtern dergestalt aus, dass man sie, ihn und Kara, töten würde, wie auch immer.
Doch, ein Teil in ihm weigerte sich, Sharon, die liebe, nette Sharon, als Verräterin zu sehen und hoffte, dass es noch andere Erklärungen gäbe.
Die Logischste jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
Er wäre ein Zylone, er würde, wie Boomer , irgendwann durchdrehen, auf jemanden schießen, und selbst erschossen werden. Und niemand würde ihm hinterhertrauern.
Die Leute, mit denen er sich umgab, seine Freunde - sie alle würden vorgeben, das er nie existiert habe - was er ja in gewisser Weise auch nie hatte.
Diesen Gedanken wollte er schnell aus seinem Kopf verbannen - er existierte, was bedeutete, dass dieser Cal in der Stasiskammer eine wie auch immer geartete Fälschung war.
Und als er mit diesen Gedanken abgeschlossen hatte, spürte er, wie Sharon eine Hand an seine Wange legte und ihm tief in die Augen schaute.

„Sharon, was hast du vor?“, fragten sowohl Cal, als auch Starbuck .
„Für Klarheit sorgen.“, antwortete die junge Asiatin und schaute noch angestrengter in die Augen des Mannes.
Nach ein paar Minuten wurde es ihm zu dumm: „Wenn Du vorhast, mich zu hypnotisieren, musst Du mindestens jetzt sowas sagen wie ‘Du wirst gaaanz müde.’“
„Halt die Klappe, Cat, ich versuche hier deine Unschuld zu beweisen!“, sagte Sharon.
In Cals Blick zeichnete sich Unverständnis ab.
„Okay.“, lächelte Sharon und ließ ihn wieder los.
Sie wandte sich an Starbuck : „Wenn Du die Meinung eines Zylonen hören willst - er ist keiner.“
„Wie mich das freut.“, sagte Cal leise.
Starbuck war nicht sonderlich überzeugt, was man ihr deutlich ansah: „Und wie hast Du das herausbekommen?“
„Seine Augen - sie sind lebhaft, im Gegenteil zu denen eines Zylonen. Unsere Augen neigen dazu, zwischenzeitlich ein wenig ausdruckslos zu werden.“, lächelte Sharon.
Cal stand auf und ging zu Sharon: „Stimmt das?“
Man konnte eindeutig hören, das Erleichterung in seiner Stimme mitschwang.
Sharon nickte ihm zu, doch sie schien alles andere als Aufrichtig bei der Aussage gewesen zu sein.
Für Starbuck reichte es jedoch.

„Gut, nachdem sie vorläufig rehabilitiert sind, Mister Cat, können Sie uns vielleicht wirklich sagen, wer dieser Junge ist.“, fragte Kara und deutete auf die Kapsel.
Cal trat näher und besah sich das Gesicht, das eigentlich ihm gehörte - er schüttelte den Kopf.
„Nun, als Sci-Fi-Autor gefragt, würde ich sagen, dass ich das bin. Die Idee dahinter wäre, dass ich, durch irgendeinen Zufall, in einer Stasiskapsel lande. Irgendein Faktor zwingt mich in dieses Kryohibernationsgerät und sendet mich um zwanzig Jahre zurück, wo ich meine…“
„Die Idee hatte ich auch schon.“, lächelte Sharon, „ich empfand sie aber als unhaltbar. Was mir sonst noch einfiele, wäre, dass es wirklich eine Art Klon deiner Person ist, Cal.“
„Was mich zur Frage bringt, wer sowas tun sollte? Ich meine, das Universum hält EINEN Calvin Cat schon kaum aus, was passiert dann erst, wenn Zwei von der Sorte auftauchen?“, grinste Cal, während Starbuck erschrocken die Luft einsog: „Das passt doch ins Bild!“
Cal und Sharon schauten die Kampfpilotin erschrocken an: „Was passt ins Bild?“
„Naja, erst der Untergang der Kolonien, dann diese Odyssee - und nun wird das große Geheimnis offenbart, der Grund für die Zerstörung des normalen Gefüges ist“, Starbuck machte eine dramatische Kunstpause, ehe sie grinsend weitersprach: „Die Reanimation eines zweiten Calvin Cat. Das verkraftet das Universum auch nicht.“
Cal und Sharon schauten überrascht zu Starbuck , ehe sie anfingen, lauthals loszuprusten.
Das Gelächter hallte eine Weile durch die leeren Räume.

Nachdem man sich beruhigt hatte, ging man dazu über, sich buchhalterisch zu betätigen, und eine Inventur vorzunehmen.
Mit Taschenlampe und Schreibblock, sowie Stift bewaffnet, ging man Reihe für Reihe durch und zählte die Eingefrohrenen. Des weiteren führte man Buch, wes Geschlechtes die Eingefrohrenen waren, sowie andere äußerliche Merkmale.
An der Kühleinheit, in der die junge, rothaarige Frau lag, verharrte Cal und konnte nicht umher, von der Schönheit der Frau wie hypnotisiert zu sein.
Dann riss er sich zusammen und wartete, zusammen mit Sharon und Kara auf Verstärkung.

Die raue Stimme Bill Adamas war deutlich zu hören.
Cal, Sharon und Starbuck saßen in Bill Adamas Büro, zusammen mit Laura Roslin und Präsident Doktor Gaius Baltar, und gaben einen Bericht ab.
„Und Sie sind sich sicher, dass diese Insassen der Kapseln absolut ungefährlich sind?“, fragte Adama erneut nach und Cal schaute zu Sharon.
Die Zylonin nickte: „Ich habe bei keinem der Personen eine Zylonenaura festgestellt.“
„Auch mein Zylonendetektor hat nichts gefunden.“, sagte Baltar.
Er spürte, wie sich sein Körper ein wenig versteifte, und seine Traumfrau, Natasi, die Frau, mit der alles angefangen hatte und die sich als Zylonin entpuppte, zärtlich seinen Nacken kraulte.
„Du glaubst ihr doch wohl nicht, oder, Liebster?“, hauchte sie ihm ins Ohr und er wusste, dass sie in zu manipulieren versuchte und die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge bei ihr zu verschwimmen neigten. Das war das erste Problem, am ‘Zusammenleben’ mit ihr. Das Zweite war, dass sie eigentlich sofort Antwort auf den von ihr gegebenen Input erwartete, und dies manchmal an ziemlich ungünstigen Stellen und einem grandiosen Fehltiming.
Das heißt, eigentlich war das Timing gar nicht schlecht - wenn man darauf aus wahr, ihn, Baltar, lächerlich zu machen.
“Und ich glaube Ihnen, Miss Agathon.“, sagte Baltar und beantwortete somit indirekt Natasis Frage. Die hübsche Blonde schüttelte den Kopf: „Du bist manchmal extrem leichtgläubig, Gaius.“

Man brachte die Kapseln und deren Innsassen auf die GALACTICA , wo Doktor Cottle sich um die Reanimation der Personen kümmerte.
Nach ein paar Stunden war Cal ebenfalls auf der Krankenstation, zusammen mit Starbuck und Sharon, und betrachtete die Rothaarige erneut.
Author , wo starren Sie da wieder hin?“, fragte Starbuck .
„Er schaut wieder zur Rothaarigen.“, grinste Sharon, „Sie gefällt ihm wohl.“
„Kann man nachvollziehen.“, raunte ein, in diesem Moment die Krankenstation betretender Admiral Adama und blickte den Piloten an, ehe er sich an die hübsche Zylonin wandte: „Und Sie halten es für sicher, diese Dinger an Bord zu bringen, Athena?“
Die Angesprochene nickte: „Ich bin mir hundertprozentig sicher, Sir..
„Darf ich mal darauf hinweisen, dass der Typ da aussieht, wie ich, nur vor knapp 20 Jahren?“, ließ Author seiner Neugierde freien Lauf und blickte die hübsche Asiatin an, „Erscheint das niemandem hier ein wenig verdächtig?“
„Vielleicht ist er ein Zylone, aber möchtest Du nicht wissen, wie die Toaster an deine DNS kommen?“
Die Frage, von einer samtweichen Stimme gestellt, ließ den Piloten herumfahren. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen sah er zu der Frau, die gerade die Krankenstation betreten hatte und die ihre Fliegeruniform wie ein Cocktailkleid trug.
Gerade in Momenten wie diesen war er froh, über einen umfangreichen Wortschatz zu verfügen und gerade in Momenten wie diesen verfluchte er sich dafür, diesen Wortschatz nicht anwenden zu können.
Mit hübschen Frauen zu sprechen war eben auf Papier einfacher, wenn die Antworten ebenfalls aus der Feder des Schriftstellers kamen.
„Ha… hallo Bu… Bullseye.“, stammelte er und schaute sie an, vollkommen im Moment gefangen und vollkommen unempfänglich zu dem, was ihm ihn herum geschah.

Erst, als Adama ihn aufforderte, sich den Zylonen anzusehen, erst, als die beiden Cats aufeinander trafen und erst, als Cal seinem jüngeren Ebenbild – Doppelgänger – Zylonenklon -was auch immer – erklärt hatte, wer er war und er ihn deutlich erkennen konnte, war die Situation deutlich. Cal und Cal – also Author und der Andere hatten nur zwei Worte zu sagen, die die Situation beschreiben sollten. Laut Cottle, Starbuck und Sharon taten sie es hervorragend. Die Worte lauteten: „Oh Scheiße.“

To be continued
 
Kapitel 6 - Spiegelungen -


Der Junge war relativ schnell auf den Beinen, wenngleich nicht gerade mit sonderlich sicherem Stand und sah sich gezwungen, das Defizit durch Festhalten an einer Liege zu kompensieren - wodurch er sicherlich nicht gerade sonderlich vertrauenerweckend wirkte.
„Wo bin ich hier?“, fragte der junge Cal und sein älteres Ebenbild sah ihn abwertend an, bevor es sich an Sharon wandte: „Nun, unser Gast ist sehr gut darauf getrimmt, sich neuen Gegebenheiten anzupassen - und dies mit einem Maximum an Unschuld. Siehst Du, wie er versucht, Mitleid zu erwecken?“
Der Jüngere schaute sein älteres Spiegelbild nicht minder abwertend an: „Nun, was auch immer hier vorgeht, eine alte Version von mir bekommt man wunderbar hin. Aber, jetzt will ich wissen, wo meine Crew ist.“
„Deine Crew?“, höhnte der Ältere, „Du hast keine Crew, du bist schließlich nicht echt!“
ICH bin nicht echt?“, echote die Jungfassung des Piloten, „Ich glaube, ich habe gerade einen Hörfehler? Wenn einer nicht echt ist, dann bist Du das - Traceless!“
Die Jungfassung drehte sich zu Sharon und Kara um: „Darf ich mich vorstellen? Ich bin Captain Calvin Cat vom Föderationsraumschiff USS DRAGONFLY . Dürfte ich erfahren, weswegen Sie uns überfallen und hier eingesperrt haben?“
„Wir haben Sie nicht überfallen.“, sagte Sharon und zuckte mit den Schultern: „Wir haben Sie nur gefunden!“
„Gefunden? Wie - gefunden? Wie meinen Sie das?“
„Na, so wie man sich das vorstellt.“, setzte der andere Cal an, verstummte aber, wegen eines nun etwas finsteren Seitenblickes von Kara.
„Es wurde ein Signal ausgesendet, das unsere Sensoren geortet haben.“, sagte Starbuck anschließend, „Und dann fanden wir Sie und ihre ‘Crew’ in diesen Stasiskapseln. Können Sie uns vielleicht sagen, an was Sie sich erinnern?“
„Nun, an eine atemberaubend gutaussehende Frau, die gerade die Brücke betreten und auf mich geschossen hatte.“, sagte Cal, dann tastete er an seiner Brust enlang und sagte: „Kein Einschuss. Offenbar eine Partikelwaffe.“
Der andere Cal schüttelte den Kopf: „Sehr nettes Geschichtchen. Ich nehme an, dafür gibt es auch haltbare Beweise?“
„Ich nehme an, Traceless hat eine haltbare Begründung für seine unhaltbare These?“, sagte der junge Cal und schaute sein älteres „Ebenbild“ ein wenig mißtrauisch an.

„Was heißt hier ‘Kopie?’“, ereiferte sich der andere, „Du bist hier der Klon und nicht ich! DU bist schließlich jünger als ich - erklär das mal!“
„Schon mal an Zeitreisen gedacht?“, fragte der andere Cal zurück.
Sharon lächelte: „Auf die Idee bin ich auch schon gekommen - ich halte sie jedoch für ein wenig… unwahrscheinlich.“
„Naja, das würde ja nur bedeuten, dass der da“, damit deutete der Jüngere auf den Älteren, „eine miese, billige Kopie ist. Ich weiß auch, wie er heißt. Sein Name ist Buzz Intrupper – oder besser gesagt – das Verbrechergenie namens Traceless.“
„Na warte!“, stieß der Viperpilot hervor und stürmte auf sein jüngeres Ebenbild zu - dieser zog jedoch schnell eine seltsam-anmutende Waffe, zielte auf den Älteren und schoss.
Dies bewirkte zweierlei.
Einerseits prallte der Ältere, wie von einem Fausthieb in den Magen getroffen, zurück und stürzte schwer zu Boden, zum anderen hatten Starbuck und Sharon ihre Waffen gezogen, entsichert und auf den Jüngeren angelegt.
„Ganz ruhig.“, sagte der Jüngere und hob beide Hände, „Ich habe ihn lediglich betäubt. Ich mag es nicht, attackiert zu werden.“
Damit trat er auf den Gefallenen zu, ehe er stockte.
„Das…“, brachte der Jüngere hervor, „Das kann gar nicht sein.“
Er trat noch näher auf den Mann zu, den er angeschossen hatte, und ging neben ihm in die Hocke, streckte die Hand nach der Hand seines Gegenübers aus und betrachtete es.
„Er… blutet.“, stellte der Captain fest und schaute zu den beiden Frauen: „Ich… ich verstehe es nicht. Wenn er Traceless wäre, würde er nicht bluten.“

Es war eigentlich eine Schwachsinnsidee gewesen. Wirklich und wahrhaftig Blödsinn.
Wie hatte er sich darauf einlassen können, er, der nun die Geschicke seines Volkes in der Hand hatte? Damals, als er erfahren hatte, dass die Frau, der er komplett verfallen gewesen war, es vorgezogen hatte, sich in die Luft zu jagen, anstatt mit ihm auf dem Planeten zu siedeln, dem man den klangvollen Namen New Caprica gegeben hatte, hatte er Admiral William Adama deutlich und klar gemacht, dass es besser wäre, wenn sie sofort zu siedeln begännen.

Und ein Teil seines Volkes hatte sich hier tatsächlich niedergelassen, auch wenn er am Morgen nach seiner Wahl vom Vizepräsidenten zum tatsächlichen Präsidenten im Radio die Frage gehört hatte: „Gaius Baltar als Präsident – wollen wir das wirklich?“. Nach all dem, was er im Laufe seines relativ jungen Lebens so alles angestellt hatte, wunderte ihn die kontroverse Diskussion seiner Person eigentlich gar nicht. Einer der Gründe, weswegen vor allem das Militär ihm misstraute, war die vor einem knappen Jahr geschehene Causa Godefrey . Damals war eine Frau aufgetaucht, hatte ihn beschuldigt ein Verräter an der Menschheit zu sein und war, nachdem man ihn von allen Anklagepunkten freigesprochen hatte, verschwunden.
Es konnte ja keiner ahnen, dass es sich bei dieser unglaublich gutaussehenden blonden Frau um eine sogenannte „Zylonin“ handelte, die sich sein Vertrauen erschlichen und ihn, sowie die gesamte Menschheit verraten und an einem groß-angelegten Genozid mitgewirkt hatte.
Was noch weniger Menschen wussten, war der Fakt, dass er daran nicht unschuldig war.

Sie hatte ihm dabei geholfen, einen Fehler im Verteidigungsprogramm von Caprica zu beheben, er hatte ihr geholfen, einen Einblick in die geheiligten Hallen des Rechenzentrums auf Caprica zu erhaschen. Gut – der Fairness halber muss man nun wirklich zugeben, dass Gaius Baltar zwar extrem clever war, sich aber nicht vorstellen konnte, dass eine Rasse von fühlenden Robotern 12 Modelle entwickeln würde, die wie Menschen aussahen und dann ein Exemplar von ihnen entsandte, auf dass sie ihn verführte. Mal ehrlich , würden Sie das glauben?
Natürlich war Gaius, als sie es ihm erzählte – bevor die Bomben auf Caprica fielen – nicht unbedingt geneigt, genau dies zu tun, ihr diese Geschichte abzukaufen, allerdings hatte Natasi – oder „Nummer 6“, wie sie sich nannte – einen guten Punkt gehabt: „Du glaubst mir allein, weil es dir schmeichelt, dass ich mir ausgerechnet dich ausgesucht habe, um mir zu helfen.“
Und dann, als die ersten Bomben einschlugen, stellte sie in einem gleichzeitig unheimlichen, seelenlosen, erotischen und amüsierten Duktus fest: „Die Kinder der Menschheit kehren nach Hause zurück.“

Und damit hatte Nummer 6 recht.
Die Zylonen waren – mehr oder weniger – die Kinder der Menschheit. Von den Menschen konstruiert, damit sie ihnen schwere und gefährliche Arbeit abnahmen, taten sie irgendwann das, was jede unterdrückte Spezies tut – sie probten den Aufstand. Sie probten ihn nicht nur, sie hatten damit sogar Erfolg. Es war ein blutiger Aufstand, dem ein langer Krieg folgte – dessen Ursachen die meisten Menschen bis heute nicht wirklich begriffen hatten.
Nach einigen Jahren entschloss man sich, einen Friedensvertrag zu schließen – die Zylonen suchten sich einen Planeten, auf dem sie residieren konnten… und alles wäre wunderbar gelaufen.
Man hatte sogar eine Begegnungsstätte für Menschen und Zylonen errichtet.

Doch es kam anders.
Diese Geschichte handelt nicht davon, dass die Sklaven zu ihren damaligen Herren zurückkehrten und feststellten, dass es daheim doch viel schöner war.
Sie handelt auch nicht davon, dass die Menschen zu ihren früheren Zylonensklaven flogen und ihnen sichere Jobs anboten oder ihnen erneut Knechtschaft androhten.
Nein – es kam der Tag, an dem die Sklaven zu ihren ehemaligen Herren zurückkehrten – um sie ein für alle mal auszulöschen.

Diese Geschichte tangiert einen groß angelegten Genozid, eine Geschichte hinter der Geschichte – eine Geschichte voller Liebe, Leidenschaft, Sex, Hingabe, aber auch Verlust, Verrat, Tod und Tragödie. Nicht nur auf Caprica, einer der zwölf Planeten eines Sonnensystems, die von Menschen als „zwölf Kolonien“ bezeichnet wurden, fielen die Bomben. Auch Leonis, Geminon, Saggitarius und andere Planeten wurden mit atomaren Raketen beschossen und von ihnen grundlegend verwüstet. Der Menschheit blieb nichts anderes übrig, als zu fliehen – mit einer gewaltigen Flotte von Zivil- und Frachtschiffen, bis man schließlich auf dieGALACTICA traf, die zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich in die Jahre gekommen war, aber immer noch zu kämpfen in der Lage.

Der Kampfstern und die Flotte schlossen sich zusammen und unter der militärischen Leitung des damaligen Commanders William Adama und der zivilen Leitung der damaligen Präsidentin Laura Roslyn, schaffte es die Flotte, sich durch etliche Gefahren zu manövrieren und größtenteils siegreich hervorzugehen.

Auf der Flucht vor der Zylonentyrannei begab sich nun also das letzte, intakte Raumschiff, der mächtige Kampfstern „ GALACTICA “ mit einer großen Flotte auf, ein neues Ziel zu finden, eine weitere, eine dreizehnte Kolonie, von der in den alten Schriften der Pythia – einer Wahrsagerin – die Rede war. Diese Kolonie hörte auf den Namen „Erde“.

Nach knappen 2 Jahren der Flucht vor den Zylonen beschlossen diese allerdings, sich zurückzuziehen und die Menschen in Ruhe zu lassen. Davon bestärkt beschlossen die Menschen, von denen etliche Doktor Gaius Baltar als ihren Vertreter gewählt hatten, sich auf dem Planeten „New Caprica“ niederzulassen.

Allerdings kam es anders, denn nach ein paar Wochen stellten einige Bewohner des Planeten fest, dass das Leben hier doch nicht wirklich das war, was man sich vorgestellt hatte und durch eine Urabstimmung, was nun zu geschehen hatte, beschloss der selbe Großteil, der die Präsidentschaft von Baltar ermöglicht hatte, sich doch mit ihren Schiffen in Bewegung zu setzen und nach einem anderen Ausweg zu suchen.

Dennoch blieb Baltar Präsident, was sich in erster Linie darin zeigte, dass er jetzt auf der Colonial One , einer Passagiermaschine, residierte, statt in seinem Labor auf der GALACTICA . Nachdem er einen Blick auf die aktuellen Geschehnisse geworfen hatte – ein paar junge Leute waren in einem Zylonenexperiment gefunden worden und einer sah einem Piloten der Flotte ähnlich - war Baltar geneigt, beim Rat der Zwölf eine formale Beschwerde einzureichen und darauf zu drängen, endlich wieder nach New Caprica zurückzukehren. Allerdings war er kaum bis zur Tür seines Büros gelangt, als diese aufglitt und den Blick auf zwei Colonial-Soldaten freigab, die einen jungen Mann hereinführten.

Dies zu sehen und kurz zusammenzuzucken, da er eine Berührung im Nacken spürte, war für Baltar eines. Er fuhr herum, sah nah – unglaublich nah – das schöne, engelhafte Gesicht von Nummer Sechs vor sich und zuckte zusammen, als sie grinste und sich einen wohlmanikührten Finger auf ihre sinnlichen Lippen legte: „Shhht, Gaius. Du wirst gerade gebraucht.“
Und wenn Gaius über den Lauf der Jahre eines gelernt hatte, war dies, sich nicht mit Natasi anzulegen.

„Was genau denken Sie, dass Sie da tun?“, fragte Cal den jungen Mann, der gerade einen Computermonitor beobachtete.
„Liebster, das ist Zeitverschwendung. Glaubst Du ehrlich, dass wir uns so leicht ausfindig machen lassen würden?“, hauchte Natasi dem Präsidenten ins Ohr, der flüsterte: „Ich hoffe, dass Du mir hilfst.“
„Mit wem reden Sie da?“, fragte der Captain stirnrunzelnd.
„Mit niemandem.“
„So, ich bin also niemand?“, fragte Natasi, gespielt beleidigt, bevor sie sich vom Tisch, an den sie sich erotisch-herausfordernd angelehnt hatte, abstieß und mit schwingenden Hüften zu Cal herüberschritt.
Für eine eingebildete Frau, die ihm darüber hinaus auch gute Tipps gab, verstand Natasi es wunderbar, ihn, Baltar, durch sexuelle Manipulationen aus der Fassung zu bringen. Für sie war das alles wie ein Spiel.
Natasi betrachtete Cal genauer, schaute ihm in die Augen, betrachtete seine Liippen, die Hände, verzog ihren Mund zu einem Lächeln und wandte sich dann zu Gaius.
„Das könnte dir gefallen.“

„Ich bin kein ‘Zylon’, wie sie diese Rasse nennen?“, fragte der junge Cal, der sich durch die Schiffsbibliothek, sowie informative Gespräche zwischen Starbuck , Sharon, Cottle und Lee Adama, auf den neuesten Stand gebracht hatte, und es klang mehr als nur erleichtert.
„Nein.“, lächelte Baltar, „Sie sind genau so ein Mensch, wie ich es bin.“
„Dann werden Sie ja wohl nichts dagegen haben, wenn ich meine Crew ebenfalls aufweckte, oder?“
„Das sollten Sie vielleicht mit Admiral Adama besprechen - aber von meiner Seite gibt es da keine Einwände.“, sagte Gaius, ganz der Politiker, der er war.
Natasi beugte sich zu ihm, küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund und murmelte gegen seine Lippen: „Du bist ein perfekter Lügner.“
Baltar lächelte.

„Nein.“
„Nein?“
Ein Wort, vier Buchstaben - das Schicksal seiner Crew. Das schrie nach Klärung, also wandte sich der Kommandant der U.S.S. DRAGONFLY an den Mann, der diese Worte deutlich ausgesprochen hatte: „Was genau meinen Sie mit ‘Nein’, Admiral Adama?“
„Ich meinte, dass ich sie nicht auf ihr Schiff zurückkehren lassen kann. Zumindest jetzt noch nicht. Doktor Cottle hat arge Bedenken, was langfristig Ihre Gesundheit angeht. Ich würde vorschlagen, Sie verbleiben für ein paar Monate auf der GALACTICA .“
Cal nickte: „Dat is n schlechter Scherz, oder? Admiral Adama, ich kann nicht auf der GALACTICA bleiben, ich muss …“
„Doktor Cottle hält sie noch nicht für Einsatzbereit.“, reibeiste Adama Senior und blickte zu seinem Sohn, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte, herüber. Dieser nickte kurz und warf dann einen Blick zu dem jungen Captain.
„Wenn Sie sich lieber mit modernerem Equipment umgeben wollen, können Sie auch auf die PEGASUS kommen – aber Fakt ist, dass Sie auf einem dieser beiden Schiffe bleiben werden.“
Der Satz mit dem „moderneren Equipment“ brachte Admiral Adama dazu, seinen Sohn ein wenig verblüfft anzublicken, was dieser mit einem leichten Lächeln beantwortete.
„Dürfte ich erfahren, was hier so lustig ist?“, fragte Cal und war sich dadurch wieder der Aufmerksamkeit beider Adama-Männer gewiss.
Lee Adama – Kampfname Apollo räusperte sich grinsend: „Das Biest ist besser ausgerüstet.“
„Biest?“, echote Cal und runzelte verwirrt die Stirn.
Die Antwort kam im bekannten Reibeisen-Murmel-Gurgeln, das Lees Vater ohne Zweifel drauf hatte: „Die Offiziere beider Kampfsterne gaben dem jeweils anderen Schiff einen Spitznamen. Wir – die GALACTICA – sind der Eimer, oder „the bucket“, während die PEGASUS das Biest – oder „the beast“ – ist.“
Cal nickte verstehend, beschloss dann jedoch, wieder zur Thematik zurückzukehren.
„Aber, was ist mit der DRAGONFLY ? Sie haben ja gesagt, dass sie sich im Orbit um den Planeten befindet, auf dem wir gefunden wurden.“, fragte er und Lee Adama schaute ihn an:
„Nun, wir könnten unseren Chefingenieur darauf ansetzen, dass er die DRAGONFLY FTL-tauglich macht.“,
„Und Sie meinen, dass Ihre Bauteile mit den unsrigen kompatibel sind?“, fragte Cal.
Lee nickte: „Ja, das dürfte das Geringste der Probleme sein. Ich bin sicher, wir können die DRAGONFLY , zumindest für einen gewissen Zeitraum, in unseren Verband eingliedern.“
„Das könnten wir wohl tun.“

Der ältere Cal erwachte und fühlte sich alles Andere als gut.
Er erhob sich von seiner Ruhestätte, einem Bett auf der Krankenstation, und schlenderte dann, eher Lustlos, zu seinem Quartier, wo er es aber auch nicht all zu lange aushielt.
Nach ein paar Minuten, die er dazu nutzte, sich nocheinmal die Situation Boomer s zu vergegenwärtigen, und die einen noch nicht ganz aus der Welt geschafften Zweifel reaktivierten, erhob sich Cal und ging, etwas zögerlicher dieses mal, zum Quartier von Sharon Agathon.

Karl C. „ Helo “ Agathon staunte nicht schlecht, als der etwas ältere Mann vor der Tür stand, aber, er erkannte ihn sofort. Das Buch ‘Der Wespenkönig’ stand in Sharons Buchwand, das Buch ‘Projekt DRAGONFLY ’ hatte er in seiner Buchwand stehen.
„Cat, was gibt es?“, fragte er und Cal räusperte sich mehr als umständlich: „V... Verstehen Sie es nicht falsch, aber - kann ich mal mit Ihrer Frau sprechen? Es hat was mit… der aktuellen Situation zu tun.“
Helo runzelte die Stirn und nickte: „Bitte, kommen Sie rein.“
Er war nicht gerade verwundert, aber, amüsiert, von Cals Auftreten und rief „Schatz? Besuch für Dich!“
„Kann ruhig reinkommen!“, erscholl es aus dem Nebenraum.

Cal betrat den Raum und sah sich einer Sharon Agathon gegenüber, die eine Variante des Tai’Chi ausübte.
„Sport am Abend, ist erfrischend und labend?“, fragte er und Sharon nickte.
Dann erkannte sie den Eindringling: „Was willst Du hier?“
„Ich habe eine Frage.“, murmelte Cal, „Hat mit der Situation zu tun.“
„Ja, was gibt es denn? Und Beeil dich bitte, wir wollten noch zu Abend essen.“
„Naja.“, sagte Cal, schaute auf den Boden und schien etwas schüchtern zu werden, „Sie… sie sagten, dass Zylonenaugen etwas zu Leblosigkeit neigten und ich daher nicht in… Frage käme, ein Zy… Zylon zu sein. J… jetzt würde mich interessieren, o… ob das … ge… lo… also, ob Du die Wahrheit, ein wenig be… schö… du weißt schon.“
„Du willst wissen, ob ich gelogen habe, oder ob ich Dir gegenüber die Wahrheit gesagt habe?“, fragte Sharon. Eigentlich wusste sie, was der Mann mit seinem Gestammel sagen wollte, aber sie wollte es nocheinmal von ihm hören.
Als Cal nickte, wiegte sie abwägend den Kopf.
„Ja … und nein. Ich habe die Wahrheit gesagt, als ich sagte, dass ich es bei Dir für nicht wahrscheinlich halte, dass Du ein Zylon bist. Aber, was die ‘Leblosigkeit’ unserer Augen angeht, da muss ich dich enttäuschen.“
Helo lächelte: „Ich hab mich gerade, wegen dieses anziehenden Funkelns in Sharons Augen in sie verliebt.“
Cal schluckte: „A… also kann… kann es sein, dass ich… ihr wisst schon…?“
Sharon nickte.
„Es kann sein, ich halte es, wie schon gesagt, für extrem unwahrscheinlich.“, meinte sie, passierte Cal und Helo , um im Bad zu verschwinden.
„Woran kann ich denn erkennen, ob ich ein Zylone bin?“, fragte Cal und folgte ihr, blieb jedoch an der Tür zum Bad stehen und betrat den Raum nicht.
Dennoch erschien die Asiatin in der Tür, gekleidet in einen Kimono, und bürstete sich die Haare: „Das wirst Du dann schon herausfinden.“
„Ich nehme an, ihr wollt alleine sein?“, fragte Cal und machte sich auf, in Richtung Tür.
Kurz vorher drehte er sich nocheinmal um: „Woran erkenne ich, das ich Real bin?“
Sharon schaute ihn an, ernst und nachdenklich und dachte gründlich nach.
Dann sagte sie: „Du bist so real, wie Du dich fühlst.“
Cal nickte und verlies den Raum.
Helo schaute verblüfft Cal hinterher, und wandte sich dann an Sharon: „Sollten wir das nicht Admiral Adama mitteilen?“
Sharon ließ den Kimono zu Boden gleiten: „Ich bin sicher, dass wir das sollten - aber wir können auch erstmal die Zeit für uns nehmen.“
Helo sah sie verlangend an, ihren nackten Körper, schluckte, wollte etwas sagen, doch Sharon bückte sich und zog sich den Kimono erneut an: „Natürlich, du hast recht. Wir sollten dem Admiral jetzt Bericht erstatten, dass Cal sich für einen Zylonen hält.“

Author saß auf einem Stuhl, während Baltar den Zylonendetektor erneut einschaltete.
Vielleicht würden die Ergebnisse, die er bei dem jüngeren Cal gefunden hatte, ja von denen, die er jetzt bei dem Älteren finden würde, divergieren?
Er betätigte die Entertaste und wartete.
Nach ein paar Minuten stand das Ergebnis fest. Weder die Ergebnisse des alten, noch die des jungen Cals divergierten.
Das Ergebnis war somit eindeutig.

Der ältere Cal betrat den Hangar der GALACTICA und schaute zu Lieutenant Bruce Mendez, Callsign ‘ Jinx ’, der gerade seine Viper polierte.
Die Laune des Älteren hatte sich nach der Botschaft, die Baltar ihm brachte, signifikant gehoben.
"Hi, Bruce, wie geht’s?“, fragte er und Bruce nickte ihm zu.
Cal lächelte - er war wieder da, wo er hingehörte.

Kara fuhr aus dem Alptraum hoch.
Samuel Anders - der Mann, den sie liebte - starb.
So sah zumindest ihr Traum aus.
Samuel wurde von Zylonen gejagt und erschossen, so brutal hatte sich ihr Traum ausgemalt, sie hatte das Blut gerochen, das vergossen worden war, hatte gesehen, wie der Blick Anders von Überraschung in Schmerz wechselte und wie das Leben aus seinem Körper wich.
Sie selbst konnte nichts dagegen tun. Sie selbst war bei der Szene zur Untätigkeit verdammt, wollte helfen, war aber nicht in der Lage, sich zu bewegen.
Dabei hatte die Szene eigentlich schön angefangen.
Ein romantisches Picknick war die Ausgangssituation gewesen - auch eine Frau wie Starbuck hatte solche Klischeegedanken - und während sie auf der Wiese aßen und sich anschließend einander hingaben, verdunkelte sich der Himmel und ein lautes Stapfen war zu hören.
Man musste in der aktuellen Zeit kein Genie sein, um das Geräusch zuzuordnen.
Zylonen - die Zenturiovariante - mindestens 6 Stück, wenn nicht sogar mehr. Und sie stapften genau in ihre Richtung.
Sie wollten aufstehen, doch Karas Körper gehorchte ihr nicht mehr.
Und dann sah sie auch schon die glänzenden Metallleiber in der Ferne.
„Lauf.“, hatte sie Samuel zurufen wollen, der wie hypnotisiert vor ihr stand, „Lauf und rette dein Leben!“
Doch aus ihrer Kehle entrann kein einziger Laut.
Dann hatten sich die Zylonen auf Schussweite genähert - und ein lauter Schuss Beendete das Leben Samuel Anders. Zumindest in diesem Traum. Als Kara hochfuhr, glitt ihre Hand unwillkürlich zur Seite und sie stellte fest, dass ihr Freund immer noch neben ihr ruhte.

Das enervierend laute Klaxon und die rötliche Farbe, die sich in die Deckenbeleuchtung der GALACTICA gemischt hatte, ließen für Kara nur zwei Schlüsse zu. Entweder griffen gerade Zylonen an - oder aber sie hatte Probleme mit den Augen und Ohren.
Sie beschloss, der ersteren Möglichkeit den Vorzug zu geben, rappelte sich auf und rannte in den Hangar zu ihrer Viper. Soviel zum Thema „Wir lassen euch dann mal in Ruhe“.
Verfrakkte Zylonen.
 
Kapitel 7 - Kontakt -

„Was denken Sie, Admiral?“, riss die Stimme von Anstasia „Dee“ Dualla den alten Mann aus seinen Gedanken. Er blickte kurz in ihre hübschen Augen und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Eigentlich war sie momentan auf der PEGASUS eingesetzt, aber sie war mit ihrem Mann, Lee Apollo Adama auf die GALACTICA gekommen. Und Bill Adama war froh darüber, denn er kannte niemanden, der die Funkkanäle besser überwachen und gleichzeitig einen so konzentrierten Blick auf das DRADIS haben konnte, wie Dee .
Er sah, wie sie das Lächlen erwiderte und räusperte sich kurz, um seiner Stimme die charakteristische Rauhigkeit zunehmen. Es gelang ihm nur beim zweiten Anlauf.
„Ich bin … überrascht.“, erklärte der alte Mann und warf einen Blick zu Saul Tigh, der seine typische Miene aufgesetzt hatte: einen Teil Verachtung, drei Teile Stein.

Der XO – der erste Offizier – der GALACTICA war das, was man gemeinhin einen „harten Hund“ nannte und er kostete diese Rolle gerne aus. Als Adama ihn einmal darauf angesprochen hatte, war seine lakonische Antwort ein „Es lässt Dich besser aussehen“ gewesen. Und der alte Mann hatte gewusst, dass sein bester Freund und XO die Wahrheit sagte.
„Moment.“, hörte er in dieser Sekunde eben jenen XO sagen und sah, wie er sich vorbeugte, um das DRADIS besser sehen zu können. Adama stellte mal wieder fest, dass er mal wieder seine Brille hätte mitnehmen sollen, beugte sich ebenfalls vor und versuchte, irgendetwas zu erkennen.
„War da gerade was?“, fragte er und Tigh nickte: „Ja – aber es scheint wieder weg zu sein. Ich würde aber dennoch empfehlen, die Flotte schon einmal in Sprungbereitschaft zu versetzen, wir wissen nicht, ob…“
In diesem Moment gab es ein ganz charakteristisches Geräusch – eine Art Piepsen – und auf dem DRADIS erschien ein roter Kringel, über dem das Wort „unbekannt“ prangte. Der Anblick dieses Bildes hatte die Wirkung eines elektrischen Stromschlages auf die Brückencrew. Sofort nickte Adama Tigh zu, der die notwendigen Vorkehrungen traf – dann ging das Schiff auf Alarmstufe Rot.

„Alle Stationen sind auf Bereitschaftsstufe 1.“, meldete Felix Gaeta von seinem Posten aus.
Es war gerade erstmal eine halbe Minute her, seit auf dem DRADIS der erste „Bogey“ aufgetaucht war. Dazu muss man wissen dass der Begriff „DRADIS“ eine Abkürzung für die Begriffe „Direction, Range, Distance“ ist – also für „Richtung, Reichweite und Distanz“ eines möglichen feindlichen Schiffes. Unter „Bogey“ versteht der geneigte Militär dabei einen sogenannten „Blip“ auf dem Radar – oder in unserem Fall: Auf dem DRADIS.
Dabei kann ein solcher „Bogey“ (oder Bogie) alles sein.
Auf einem Planeten könnte ein solcher Bogey ein ankommender Helicopter, ein Raumschiff oder ein Flugzeug sein – oder eventuell nur eine Gänsefamilie auf Formationsflug.
Im Weltall könnte es sich bei einem Bogey zwar auch um einen Asteroiden handeln – aber die Chance, dass dieser DRADIS-Kontakt ein feindliches Zylonenschiff wäre, ist auch trotz einer möglichen Waffenruhe durchaus möglich.

„Verfrakkte Zylonen!“
Kara rannte zu ihrer Viper, ließ sich von einem Mitglied der Deckgang ihren Helm zuwerfen und setzte ihn auf.
„Okay, Ladies!“, schrie sie den momentan im Dienst befindlichen Offizieren zu, „dann zeigen wir den Zylonen mal, was eine Harke ist!“
Damit beförderte sie sich in ihre Viper und sah, wie auch noch andere Offiziere ihrem Beispiel folgten.
Jinx , Bullseye , sowie einige Andere und - Author .
„Meinen Sie, dass Sie fliegen können, Calvin?“, fragte Kara ihn und der Mann nickte nur, „Klar, aber – mal so ne doofe Frage: Hilft uns die PEGASUS?“
Kara blieb stehen, warf dem Kadetten einen Blick zu und schüttelte mit dem Kopf: „Nein, sie ist viel zu weit hinten, um uns Hilfestellung zu geben.“
„Das klingt nicht gut.“, meldete Bullseye , deren Viper man in genau diesem Moment in eine der Abschussröhren schob, damit von dort starten konnte.

Der Druck, der sich zunächst auf Klara ‘ Bullseye ’ McClure’s Brust ausübte, war extrem gewaltig, rührte aber von der Beschleunigung her - und sie wusste, dass dieser in wenigen Sekunden vergehen würde.
Das machte es zwar nicht besser, aber erträglich.
Und dann – kaum, dass sie diese Erkenntnis getroffen hatte - war sie draußen.
Der Druck verschwand von jetzt auf gleich und machte einem kurzen Gefühl der Schwerelosigkeit platz. Was nicht stimmte, denn die Gravitationseinheiten an den Vipern funktionierten innerhalb normaler Parameter.
Wie immer fühlte sie sich überwältigt, wenn sie dieses Bild der Flotte vor sich sah – es glich einem Gemälde eines Kolliers, mit den beiden Kampfsternen, der GALACTICA und der PEGASUS , welche die Flotte, wie zwei Verschlüsse einrahmten. Deutlich konnte sie in der Mitte die Colonial One erkennen, die eigentlich ein Passagierschiff war und nun als Schiff des Präsidenten diente – oder, noch vor ein paar Tagen, als „Schiff der Präsidentin“. Hier ging Gaius Baltar – oder vor ein paar Tagen, Laura Rosyln – seinen Amtsgeschäften nach, veranstaltete Pressekonferenzen und regierte die Geschicke der letzten Überlebenden der Menschheit.

Doch dann sah sie, direkt voraus, die Flugobjekte der Zylonen.
Raiders - etwa 20 Stück - und sie flogen auf die GALACTICA und den Konvoy zu.
Bullseye s Puls schlug heftiger und sie riss sich sehr zusammen, um nicht allzu auszuflippen. Dann waren die Zylonen auf Schussweite da - und Bullseye machte ihrem Namen alle Ehre. Der erste Raider stob auseinander, als Klaras Viper Maschinengewehrsalven speiend näher kam. Grelles Licht Beendete die Existenz des Lebewesens. Klara lies ihre Viper eine Siegesrolle durchführen, bevor sie sich ihr nächstes Ziel ausguckte, und Tod und Verderben über es brachte.

Bruce ‘ Jinx ’ Mendez wusste beim Aufstehen, dass dieser Tag nicht sonderlich gut werden würde. Zuerst stieß er sich den Kopf an der eigenen Koje, dann stolperte er über die langen Beine Bullseye s, die sich im Schlaf bewegt hatte und ihre Beine ausserhalb der Koje lagen. Das er dann noch mit der Nase in Bullseye s Unterwäsche landete, wunderte ihn nicht sonderlich. Er erhob sich und versuchte wenigstens seinem Abgang aus der Kabine etwas würdevolles zu verleihen, was ihm jedoch nicht so ganz gelang.

In der Kantine verkleckerte er sein Ambrosia quer über den Tisch, auf die frisch gewaschene Uniform Lieutenant Eden ‘Garden’ Meyers, die darüber weniger erfreut war und verpasste ihr, als er die Unform zur Wäscherei bringen wollte, versehentlich eine Kopfnuss.
Das waren seine Fehltritte bis zum Vormittag, doch die Pannenstatistik ließ sich an dem Tag noch weiter ausbauen.
Verständlicherweise war er froh, als er dann am Abend im Hangar stand, und ausgiebig seine Viper polierte. Er hasste nichts mehr, als ein verdrecktes Schiff und, auch wenn es eine Unnötigkeit war, polierte er sie jeden Abend auf Hochglanz.
Und dann, gerade als er dachte, das der Tag nicht noch schlimmer werden konnte - Volltreffer!
Zylonenangriff. Starbuck kam in den Hangar gerannt, er griff nach ihrem Helm, warf ihn ihr zu, sie fing ihn routiniert auf und ließ sich in ihre Viper sinken, nachdem sie alle Piloten zu sich beordert hatte und auf einen guten Kampf eingeschworen.
Jinx kletterte in seine Viper und ließ sich zur Röhre schieben, anschließend ins All schießen.
Der freie Weltraum vor ihm - und los ging es.
Sein Finger lag am Abzug und er ließ die ersten Zylonen von der Zerstörung und dem Tod kosten, den sie ursprünglich über die 12 Kolonien gebracht hatten. Klara, so sah er, flog gerade in eine glühende Wolke aus Zerstörung ein - „Ich wasch ihre Viper NICHT!“, schwor er sich, egal wie süß sie ihn anguckte, er würde es nicht tun - doch dann sah er gleißendes Licht und... hörte auf zu existieren.

JINX !“, schrie Cal, als er sah, wie eine Rakete das Ende des jungen Piloten bedeutete.
Er drehte seine Viper zu dem Zylonenfighter um und flog auf ihn zu, den Trigger durchgedrückt und maschinengewehrsalven speiend, als der Raider explodierte. Cal warf einen Blick über seine Schulter und lächelte.
Bullseye !“ , sagte er.
Er hörte ihr mädchenhaftes Kichern, „Und jetzt pass auf dich auf, Author .“
„Werde ich tun.“
Beide flogen nebeneinander her auf einen weiteren Raider zu, brachen die Formation dann ab, flogen um den Raider herum, Cal auf der linken, Bullseye auf der rechten Seite, rissen dann die Viper herum und feuerten.
Der Raider wusste gar nicht, wie ihm geschah.

Kara flog hinter einem Zylonenfighter her.
Dieser musste einfach das Anführerschiff sein - er hielt sich aus den gröbsten Gefechten heraus, jagte nicht, hatte ein eindeutiges Ziel - das Schiff der Fremden, die DRAGONFLY .
Starbuck lächelte: „Nicht mit mir, verfrakkter Toaster. Kennst Du Scar? Ich habe ihn zur Hölle geschickt!“
„Ich auch.“, erklang Kats Stimme über Komm.
„Ja, Kat, du auch.“, grinste Kara und schüttelte über die Respektlosigkeit der Anderen den Kopf. Eigentlich müsste sie sich aufregen - doch sie bevorzugte, das nicht zu tun.
„Komm zu Mommy!“, sagte sie und feuerte auf den Raider - der auswich und anschließend eine tollkühne Drehung um 180 Grad vollführte, um einige Raketen auf Kara abzufeuern.
„FRAK!“, schrie diese und tauchte unter den Raketen her, um dann ihre Nase auf den Raider auszurichten und zu feuern. Doch der Raider war fort.
„Wo ist er?“, fragte Kara und Kats Stimme zeugte von Ratlosigkeit: „Ich weiß es nicht.“

Im CIC war die Stimmung auch nicht gerade besser.
„Raider verschwunden. Ich vermute, er ist gesprungen.“, meldete Felix Gaeta von seinem Platz her und Adama konnte sich gerade noch ein lautes Seufzen verkneifen.
„Was soll das heißen, ‘sie vermuten?!’“
Adama mochte noch relativ ruhig und gelassen sein - Tigh war es jedoch nicht. Er explodierte.
„Bin ich denn nur von Idioten umgeben?“, schrie er und Adama sah ihn warnend an, ehe er ein „Beruhig dich, Saul.“ knurrte.
„Natürlich, Sir.“, sagte Tigh und schaute frustriert auf das DRADIS.

Das Gefecht war sehr kurz. Nachdem der anführende Raider vom Dradis verschwunden war, sprangen nach und nach die anderen Zylonenschiffe aus dem System.
Cal riss seine Viper herum. Direkt vor ihm war ein Flugkörper der Zylonen und Cal schüttelte den Kopf: „Du wirst dich nicht verpissen.“
Dann feuerte er die Afterburner ab, sodass er raketengleich auf den Raider zuraste.
Noch 10 Meter - 9 - 8...
Cals Hand glitt zum Auslöser des Schleudersitzes.
7 - 6 - 5
„Cat, was tust Du da? Abbrechen!“, erklang die besorgte Stimme Bullseyes aus seinem Funk und der Kadett lächelte.
Cal zog.
Und hatte den Griff in der Hand.
4 - 3 - 2
Verdammt, das war ein schlechter Scherz.
„Oh Scheiße.“, murmelte er.
1
Seine Hand glitt schnell zum Steuerknüppel…
0
und riss ihn Millisekunden vor dem Zusammenprall zu sich.
Die Viper kollidierte mit dem Raider, blieb jedoch intakt.
Cals Kopf kollidierte mit der Frontscheibe -
und er sah Sterne.

Kara schüttelte den Kopf: „Dieser Idiot.“

Der Raider zog die Nase nach oben, richtete sich auf die Viper mit ihrem bewusstlosen Piloten aus -

und explodierte.
„YUHUUU!“, schrie Kat und vollführte eine Siegesrolle durch die Trümmer des Raiders, bevor sie die Viper wendete und zu Cals Viper flog.
„Ich sehe ihn. Er scheint bewusstlos zu sei…“
In diesem Moment sprengte die Viper die Plexiglaskuppel ab und der Schleudersitz wurde nach draußen befördert.
Kat seufzte.
„Schickt eine Raptor.“

Six stöhnte auf und sie krümmte sich zusammen.
„Was wird das? Petting?“, fragte Baltar und die Frau, die er als Natasi kennengelernt hatte, sah ihn mißbilligend an, „Ich habe Schmerzen, Gaius.“
„Du hast Schmerzen? Interessant.“, sagte der Politiker.
Sie befanden sich in Baltars Haus am See, das vor ungefähr drei Jahren von einer Atombombenexplosion zerstört worden war und nun nur noch als Erinnerungsfragment in Baltars Kopf existierte. Im Grunde genau so wie Natasi, die ihn mit ihrem sinnlichen Körper vor der Explosion beschützt hatte.
„Glaubst Du nicht, dass wir Schmerzen haben können? Wir sind Gottes Kinder, genau wie ihr - und wir haben Schmerzen, genau wie ihr.“, sagte Six und schien sich gerade wieder zu fangen.
„Wie kommt es, das Du Schmerzen hast? Ich habe dich hier nicht verletzt und Du hast keinen realen Körper mehr.“
„Pragmatiker.“, lächelte Natasi und küsste ihn.
„Pragmatismus ist schon eine feine Angelegenheit.“, lächelte Gaius und lehnte sich zurück, „Ein Fluch und ein Segen zugleich.“
Natasis Lächeln wurde eine Spur raubtierhafter.
Baltar runzelte die Stirn: „Was ist?“
„Es geht los. Ich würde dir raten, dich festzuhalten.“
Und damit begann die Welt, zu erbeben.

Die GALACTICA taumelte.
Im CIC explodierte eine Konsole und Felix Gaeta fiel leblos zu Boden. Mit schnellen Schritten war Duala bei ihm und tastete nach seinem Puls.
„Er lebt noch.“, sagte die attraktive Dunkelhäutige, ehe sie zu ihrem Posten zurückging: „Doktor Cottle, sofort ins CIC. Ich wiederhole, Doktor Cottle, sofort ins CIC.“
„Was ist passiert?“, fragte Adama und schaute verwundert zum DRADIS.
„Viper melden einen starken Energiestrahl, der das Schiff getroffen hat.“, berichtete Dualla.
„Quelle?“
„Das Schiff der Fremden.“
„Wie ist das möglich?“, fragte Adama und Tigh lächelte wölfisch: „Offenbar sind unsere Besucher doch nicht so freundlich, wie sie vorgeben zu sein.“
Das Schiff erbebte erneut.



Cal sah auf das schwarz-glänzende Metall der Waffe, die auf seinen Kopf gerichtet war. Er schrie.
„HILFE!!!!“
„Danke, das reicht.“, sagte Sam 2, presste ihn wieder an sich, die eine Hand auf seinen Mund, sodass seine Sprachfähigkeit effektiv blockiert wurde und die andere Hand gegen seine Hüfte, um ihn an sich zu halten.
Agatha, die gerade das Plateau über dem Cheyenne Mountain erreicht hatte, schaute die hübsche Astrophysikerin an und gerade, als sie etwas sagen wollte, kam Jack auf das Plateau geschliddert, hob beide Hände und schaute den Klon Sams an, der den Captain als Geisel hielt. „He,Carter. Was soll der Blödsinn?“, fragte er ruhig, merkte aber in diesem Moment wie jemand hinter ihm auftauchte, ihm mit einer Schnelligkeit, die beinahe unmenschlich wirkte, die Waffe abnahm und sie entsicherte.
Und als er sich umdrehte, erkannte er, warum die Person so schnell gewesen war.
Agatha machte einen Schritt auf die Beiden zu, doch als die Frau, in diesem lächerlich-enganliegenden weinroten Einteiler die Waffe auf sie richtete, blieb sie stehen und hob die Hände in einer Geste, die in der englischsprachigen Gesellschaft als „surrendering gesture“ bekannt ist, die man hier jedoch nur mit einer „sich-ergebenden Geste“ übersetzen kann. Surrender heißt zwar auch „aufgeben“, aber „sich ergeben“ ist hier deutlicher. Agatha nimmt also die Hände hoch und deutet an, dass sie sich „ergibt“, während sie dennoch nach einem Weg sucht, Cal oder Jack zu retten. „Aufgeben“ würde bedeuten, dass sie die Situation als ausweglos anerkennt und demzufolge denkt „Macht ihr mal alleine.“
Und obwohl das jetzt eine der wohl schlimmsten Verstöße gegen das Autorengesetz Nummer eins „Show, don’t tell!“, also „Zeigt es uns, erklärt es uns nicht“, war, musste dies genauer erklärt werden.

In diesem Moment – und damit sind wir wieder bei der Hanlung – nahm Sam die Hand, die sie auf Cals Mund gepresst hatte, fort und zog mit selbiger ihrerseits eine Pistole. Die Hand, die den Captain an sie presste, blieb an Ort und Stelle.
„Wissen Sie, Sam, so sehr ich das auch genießen würde, wenn wir alleine wären und mit weniger Kleidung am Körper…“, setzte Cal an, doch er verstummte, als Sam ihm den Griff der Waffe gegen die Schläfe schlug. Sofort erschlaffte der Kommandant der DRAGONFLY in ihrem Griff und sie presste ihn fester an sich, ehe sie zu Seven of Nine schaute.
„Los, Seven – bring sie um.“, sagte die Frau, die der Astrophysikerin aus dem SG-1 Team so zum verwechseln ähnlich sah, was die Astrophysikerin der Voyager-Crew dazu brachte, die Waffe, die sie Jack abgenommen hatte, zu heben und auf den Kopf des Colonels zu richten.

„Seven, Stop! “, schrie in diesem Moment Agatha Silverbird und schluckte, als sowohl die Doppelgängerin Sam Carters, als auch die Ex-Borg die jeweiligen Pistolen auf sie richteten.
In Commander Agatha Silverbirds Kopf schwirrte es. Verdammt! Zwar hatte man sie auf der Academy auf Situationen wie diese vorbereitet. Sie waren auch schon knappe zwei Jahre dabei, dem Starfleet-Credo zu folgen und ‚kühn dorthin zu gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist’. Sicherlich hatten sie schon die eine oder andere Geiselnahme erlebt und ganz bestimmt war es mehr als nur einmal der Captain selbst gewesen, der mit einem Phaser, Disruptor oder D’k’tagh – einem Klingonendolch – gegen die Schläfe gepresst dastand, aber diese Situation war so einzigartig, dass sich Agatha ersteinmal daran gewöhnen musste. Da stand eine Borg-Drohne – eine ehemalige Borg-Drohne, wie sie sich korrigierte – mit einer geladenen, archaischen Baretta in der Hand, im späten 20. Jahrhundert, auf dem Gipfel eines Berges, unter dem sich eine geheime Militärbasis befand, und bedrohte mit eben jener Baretta den Kommandanten des Elite-Teams.

Auf der anderen Seite stand ein Klon der attraktiven Samantha Carter, eben jener Sam Carter, die in dieser geheimen Basis arbeitete und hatte den zwischen Ohnmacht und Benommenheit hin und her pendelnden, knappe 23 Jahre alten, Kommandanten eines Raumschiffes aus dem 24. Jahrhundert an ihren militärgestählten Körper gepresst, den sie als Geisel hielt, damit sie und die Borg einen gemein-gefährlichen Plan ausarbeiten konnten, den sie nicht verstand.
Wie sollte man dabei seine logischen Gedankenstrukturen bewahren, wenn sich die Situation selbst nicht einmal den Anschein eines Anfluges derselben Logik gab?

Die strahlend-blauen Augen und die tiefe Stimme der Ex-Borg riss sie aus den Gedanken:
„Ich muss das Kollektiv schützen.“
Die XO der DRAGONFLY konnte sich nicht helfen und hob eine Augenbraue. Klang Seven gerade ein wenig wütend ?
Neugierig den Kopf schiefgelegt, fragte die hübsche Rothaarige daher: „Welches Kollektiv?“
„Die Voyager ist mein Kollektiv. Und Sie und ihr Captain wollen es zerstören!“
Die zweite Augenbraue leistete der ersten in der oberen Stratosphäre Gesellschaft: „Entschuldigung, könnten Sie das wiederholen, Seven?“
Und als die Borg sie anblickte, merkte Agatha, dass die Bemerkungen der männlichen Offiziere der DRAGONFLY-Crew, dass die Borg zwar sexy, aber eigentlich eine Ausstrahlung einer Gummipuppe hatte, ziemlich fehlerhaft waren.
Die blauen Augen der Borg strahlten eine solche Wut aus, dass Agatha beinahe zurückgetaumelt wäre.
„Los, Seven, leg sie um.“, zischte in diesem Moment Sams Klon und Agatha blickte sie verdattert an. Weswegen sollte sie einen Nutzen aus…

„Was hat sie Ihnen erzählt?“, fragte in diesem Moment Jack O’Neill und Agathas Kopf ruckte zu ihm herum. Der Colonel stand in zwischen mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen da und blickte die hübsche Borg an. Irgendwas an dieser Haltung erinnerte Agatha an … jemanden. Sie wusste nicht an wen und eigentlich war es ihr egal, doch als Seven ihre Augen auf den Colonel richtete, bemerkte die hübsche XO im Hintergrund eine Bewegung. Jemand schlich sich an.
Zeit zum Improvisieren.

Sie fuhr herum, trat auf die zweite Sam zu und lächelte ihr zu. Den wahren Grund konnte der Astrophysikerinnenklon nicht sehen, aber hinter ihr richtete sich, langsam und vorsichtig, das Original auf.
Die XO streckte ihre Hände aus und schaute Sam 2 an: „Geben Sie mir den Captain. Ich sorge dafür, dass wir Ihnen nicht in die Quere kommen, denn ich kenne da den einen oder auch anderen Trick.“
„Nennen Sie mir einen Grund, warum ich das tun sollte?“, fragte der Klon und Agatha zuckte mit den Schultern: „Vielleicht, weil Sie tief in ihrem Herzen eine gute Person sind?“
Was Sam 2 wiederum nicht sehen konnte, war, dass das Original hinter ihr stand und Sam soufflierte, was sie nun zu tun hatte. Dann regte sich der Kommandant in Sams Armen und öffnete die Augen.
Er blickte zu Agatha, lächelte sie an und murmelte schläfrig: „Das ist doch eine schöne Art, aufzuwachen.“
Dann schien er zu bemerkten, wo er war und schaute die XO wieder an: „Hey, könntest Du mich hier rausholen?“
„Nein.“, durchschnitt die Stimme Colonel Jack O’Neills die Luft. Agatha wandte sich zu ihm um, und sah, dass er nicht mehr von Seven bedroht wurde. „ Drücken Sie ruhig ab, Carter.“, sagte Jack ruhig und schaute an Agatha vorbei, zu dem Captain..
„Ähhh, Colonel. Ich weiß nicht, ob sie da klar sehen, aber das ist kein Phaser, den sie da in der Hand hält, sondern eine verdammte PISTOLE!!!! Wenn sie damit abdrückt, bin ich wirklich hin und nicht nur betäubt.“, schrie Cal, Verzweiflung in seiner Stimme. Die XO schloss kurz die Augen, wandte sich zu Jack, schaute ihn an und musste ein Lächeln niederkämpfen. Sie griff nach ihrem Phaser, zog ihn und richtete ihn auf den Colonel. „Sie … Schwein!“, stieß sie hervor und schenkte ihm einen Blick, der jedem deutlich verriet, was sie von ihm hielt, „Wir reisen in die Vergangenheit, um Sie vor den Borg zu retten und was machen Sie? Sie paktieren mit dem Feind.“
Jack spuckte aus, betrachtete Agatha und wandte sich zu Seven um: „Erschieß sie.“

 

Der Knall war laut und deutlich zu hören und Agatha spürte den Schmerz, als die Kugel in ihren Körper eindrang. Ihre Knie gaben nach, sie sank auf den Boden, die Augen geschlossen und in die Stille hineinhörend.
Das Erste, was sie wahrnahm, war das beinahe geheulte „Agatha!“ , das Cal ausstieß, dann, wie jemand an ihrem gefallenen Körper vorbeischritt und zum Sprechen anhob.
„Ich kenne Sie besser als jeder andere, Sam. Und ich weiß, dass Sie nie jemanden töten würden, der sie nicht vorher angreift.“
Agatha erkannte, dass die Stimme des Colonels ruhig und gefasst klang, nicht anklagend oder abwertend und sie war sich sicher, dass der Mann es schaffen würde, Sams Klon davon zu überzeugen, den Captain nicht zu erschießen.
Wie er Seven dazu gebracht hatte, sie nur anzu- und nicht zu erschießen, würde er ihr noch einmal erklären müssen, aber in dem Moment, als sie die Wärme des Ex-Borg-Körpers in ihrem Rücken spürte, fühlte, wie eines der langen Beine der Borg an der Hüfte der Rothaarigen lag, weil sie sich gerade hinkniete, dann merkte, wie Seven ihre Finger auf Agathas Pulspunkte legte und schließlich hörte, wie sie in einem emotionslosen Tonfall verkündete, dass sie, Agatha Silverbird, gestorben sei, da wusste sie, dass die Frau eine geborene Schauspielerin war und bezweifelte, dass Seven überhaupt vorgehabt hatte, sie zu verraten.
Erneut kam ihr der Aufschrei Cals zu Ohren, der von Wut, Trauer und Ohnmacht zeugte und irgendwie tat es ihr sogar leid, ihn so im Dunkeln lassen zu müssen.

Erst als sie Sams Stimme hörte, die höflich „Entschuldigung“ sagte, ehe das Geräusch eines Schlages zu hören war, öffnete sie die Augen wieder.
Und sie konnte sich nun ein Grinsen nicht verkneifen, denn Sam stand, wie eine triumphierende Kriegerin über einer anderen Version ihrer Selbst, die gerade benommen den Kopf schüttelte und die auf ihrem Kommandanten lag.
Vermutlich hatte der Schlag Sams ihren Klon von den Beinen geholt und Cal war – typisch Cal – auch zu Boden gegangen, worauf hin Sam 2 auf ihm gelandet war.
Und bevor sie sagen konnte „Cal, wirf ihre Waffe weg!“ hatte der Kommandant es tatsächlich geschafft, sich die Pistole, die man ihm vorher gegen die Schläfe gepresst hatte, zu greifen und sie in die Dunkelheit zu werfen.
Agatha rollte mit den Augen: „Und wie sollen wir die Knarre nun finden, Schlaukopf?“
„Ich glaube, ich hab sie.“, hörte sie hinter sich die lädierte Stimme Daniel Jacksons, der gerade das Gestrüpp, hinter dem er in Deckung gegangen zu sein schien, verließ und die Waffe in der Hand hielt.

Cal strahlte die Commander an: „Noch Fragen?“ Dann wandte er sich um, schaute in die blauen Augen der Frau, die auf ihm niedergestreckt lag und gerade wieder das Bewusstsein erlangte: „Wieso können wir nicht Freunde sein?“
„Ich wette, das sagst Du zu allen Frauen die auf Dir liegen?“, fragte der Colonel, was Cal dazu veranlasste, zu erröten.
Dann schaute er wieder zu Sams Klon:
„Naja, ich meine an Bord der DRAGONFLY kann ich eine fähige Astrophysikerin brauchen.“, erklärte Cal.
„Nun, ich weiß nicht, ich meine, ich………“, stotterte Sam 2 verwundert und wechselte einen Blick mit Jack.
„SG 1 braucht mich vielleicht.“, sagte sie.
„Naja, aber eigentlich haben wir Dich ja schon.“, sagte Jack und deutete auf Carter.
„Okay, in dem Falle komme ich selbstverständlich mit.“, sagte Sam 2 zustimmend.
„Gut!“, sagte Cal einen Deut lauter, als es eigentlich notwendig gewesen wäre. Er wollte aufstehen, doch dies ging verständlicherweise nicht unbedingt gut.


Agatha Silverbirds Augenlider flatterten und sie merkte, wie ihr Bewusstsein dabei war, wieder die Oberhand zu gewinnen. Doch dann erinnerte sie sich an…


„Wir haben sie abgesetzt.“, erklang die Stimme des Transporterchiefs aus dem Kommunikator und Agatha straffte ihre Uniform: „Das sind gute Nachrichten. Jetzt halten sie sie im Transporterfokus, ich will keinen von ihnen verlieren.“
„Verstanden, Ma’am.“
Agatha Beendete die Kommunikation und warf einen Blick auf den Planeten, der auf dem Hauptschirm der DRAGONFLY zu sehen war.
Sie wandte sich ab, schaute zu Jill: „Commander Menacer, den wievielten haben wir?“
Ein Seufzen erklang von der taktischen Konsole und die Frau, die sie besetzte, warf einen Blick auf den Chronometer: „Ich hab gerade einen Blick auf die Daten geworfen. Der heutige Tag ist ihr Todestag, du kannst nichts dran ändern.“
Tatsächlich? Konnte sie nichts tun? Gab es keine Möglichkeit? Sie hoffte das Gegenteil und fürchtete die Bestätigung. Während sie durchatmete, schüttelte sie den Kopf, schaute erneut zu ihrer Cheftaktikerin und warf ihr einen hoffnungsvollen Blick zu: „Es gibt immer Möglichkeiten.“
„Klar“, sagte die Andere, „Die Vulkanier haben sich da ein ganzes Lebensmotto draus gebastelt, aber – die Chancen, dass sich alles ändert, sind…“
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment materialisierte Captain Calvin Cat auf der Brücke, schaute Agatha an und brach in sich zusammen.
Ein Alarm begann, loszuheulen und Agatha hörte Jills alarmerprobte Stimme: „Alle Offiziere an Bord, schwere Energieverzerrungswelle auf Dakara. Lebenszeichen nicht mehr vorhanden. Empfehle sofortigen Warpsprung.“
Und Agatha brauchte gar nicht nachzudenken, sie tat das alles, ohne sich bewusst zu sein, was sie tat. Sie klopfte dem Navigator – Alexander – auf die Schulter und nickte ihm zu, während sie auf dem Bildschirm sah, wie das System verschwand.

Keine zwei Sekunden später betrat Leroy Jethro Gibbs die Brücke, fragte, in seinem bekannten Duktus : „Welches militärische Genie hat den Rückzug von Dakara befohlen?“ ehe er stockte.

Agatha hatte gar nicht mitbekommen, dass sie neben Cal in die Knie gesunken, und seine Hand gegriffen hatte, aber jetzt, wo sie sich der Wärme des Körpers neben ihr bewusst wurde, holte sie ihr Bewusstsein ein und sie erkannte, dass sich die Geschichte erfüllt hatte und es keine Möglichkeit gab, sie umzuschreiben.
SG-1 war tot.


Und dann war sie wieder voll bei Bewusstsein.
Agatha Silverbird schlug die Augen auf und starrte in zwei helle Neonröhren, die ihr sofort Kopfschmerzen brachten.
Während sie die Augen abschirmte, überlegte sie, wie sie hierher gekommen war.
Und sie fand keine Erklärung.
Ihre letzte Erinnerung betraf eine grüne Energiewelle, die sie traf und die sie kraftlos und müde zurücklies.
Sie sackte erst gegen den Stuhl, dann gegen Cals leblosen Körper.
Cal! Eine blonde Frau war auf der Brücke erschienen und hatte auf ihren Captain - ihren Freund - geschossen.
Sie spürte einen Druck auf der Brust und, als sie ihren Kopf hob, sah sie das der Druck von Cals Kopf herrührte, der - was tat er eigentlich?
In diesem eigentümlichen Raum, in dem sie sich befand, lagen die anderen Crewmitglieder - Jill, Gina, Sebastian, Peter, Nim’wegen, Ethan, und noch ein paar andere - und schienen zu schlafen.
Und Cal ruhte mit seinem Kopf auf ihrer Brust.
Sie betrachtete die komplett entspannte Gestalt, und folgerte, das er eingeschlafen war. Dafür sprach die große Portion Erdbeeren mit Schlagsahne, die neben ihm auf einem kleinen Tischchen stand, und die er nicht anrührte, obwohl dies zu seinem Lieblingsessen gehörte.
Sie tippte ihn an, piekste ihm leicht mit dem Finger in die Hüften, sodass er wieder aufwachte.
Er blinzelte und schaute leicht verträumt in ihre Augen.
„Gathy.“, murmelte er schläfrig, „du bist wach. Wunderbar.“
Damit streckte er sich, erhob sich und - fand sich in den Lauf eines Gewehrs blickend wieder, an dessen anderen Ende ein Typ stand, der in eine tarngrüne Uniform gekleidet war.
„Ähm, Hi?“, machte Captain und deutete mit der linken Hand ein Winken an.

TBC
 
Kapitel 8 – Erwachen -

Er war sich sicher, dass er sich nicht ohne Grund ein wenig wütend fühlte. So war er gerade aus einem Traum erwacht, hatte gar nicht mitbekommen, dass er überhaupt eingeschlafen war und sah sich - kaum, dass er sich mit Agatha wiedervereint sah und die Welt geneigt schien, sie in Ruhe zu lassen – einem Maschinengewehr gegenüber.
Typisch – die Dinger sahen auch überall gleich aus, egal ob sie in der belgischen „Fabrique Nationale“ hergestellt wurden und den freundlichen Mitarbeitern des Stargate-Centers halfen, sich gegen angreifende Goa’uld oder Ori zu wehren oder ob sie auf Caprica hergestellt wurden.
Gut, zugegeben, Tötungsmechanismen müssen nicht ästhetisch aussehen, ihr einziger Daseinszweck ist es, zu das zu tun, was in ihrem Namen steckt – nämlich zu töten – aber irgendwie fand der Captain der DRAGONFLY , dass bei der Design-Frage, wie die Waffe wohl aussehen mochte, der Chef-Designer gerade nicht am Platz war. Und das in einer Zeit, in der so ziemlich alles designet und normiert wurde, wo selbst der Krümmungsgrad einer Gurke als Kaufkriterium galt oder das richtige „Knack“-Geräusch bei Chips über „Kaufen oder Laufen“ entschied.

Der Stoß beförderte Cal und Agatha sehr unsanft ins CIC.
Er war sich sicher, dass die Schritte, die er gerade machte, mehr oder weniger ungelenk wirkten und hoffte, dass er sich wieder fangen würde. Es gelang ihm – na das war ja schon einmal etwas.
Irgendwie war es ihm ein inneres Bedürfnis, Captain Narbengesicht – Admiral Adama – deutlich zu sagen, wie unerquicklich er seine Behandlung durch die koloniale Flotte fand, aber, als er etwas sagen konnte, kam nur ein „Sie haben… uns gerufen?“ heraus.
Neben sich nahm er eine Bewegung war und stellte fest, dass Agatha den Kopf schüttelte. War sie enttäuscht, dass ihm kein flippiges Bonmot eingefallen war, oder wollte sie ihn auf etwas hinweisen?
„Cal, ärgere sie nicht. Sie sind momentan zu allem fähig.“, hörte er die sanfte Stimme seiner Freundin und stellte fest, dass es offenbar tatsächlich Letzteres gewesen war.
Der Captain ließ seinen Blick durch das CIC schweifen und stellte fest, dass die Umgebung ihn irgendwie an eine Art Theater erinnerte.
„Ihre junge, hübsche Freundin hat recht.“, hörte er dann die Stimme eines Mannes und er überlegte, wer das sein konnte.
Kurz ging er noch einmal alle Brückencrewnamen durch und schaute ihn dann an. Das musste der XO der GALACTICA sein – Saul Tigh.
„Okay, ich entschuldige mich.“, sagte Cal und schaute Admiral Adama an: „Was gibt es denn?“

Agatha rollte im Hintergrund mit den Augen.
So war Cal einfach - er würde sich noch, extrem unfreiwillig zwar, aber nichts desto weniger, mit diesen Leuten ernsthaft anlegen.
Doch Bill Adamas Stimme durchschnitt den Raum: „Wir werden von ihrem Schiff angegriffen.“

Wenn es Momente gab, in denen die Phrase „Die Welt steht still“ absolut nicht als Phrase zu begreifen war, dann waren es Momente wie diese. Der Captain merkte, wie sein Puls schneller schlug und wie er schneller atmete. Er war kein Arzt, aber er vermutete, dass das eine aus dem anderen resultierte.
„Bitte was?“, fragte er und merkte, dass seine Stimme nicht mehr viel von dem Image des coolen Kommandanten hatte, das er eigentlich transportieren wollte.
Verdammt, wenn die DRAGONFLY die GALACTICA angriff, würde das Schiff der Kolonien keine andere Möglichkeit haben, als, zusammen mit der PEGASUS einen Angriff auf die DRAGONFLY zu fliegen. Dies könnte zu nicht einfach vorherzusehenden Folgen führen. Im Günstigsten der Fälle würden die kolonialen Schiffe die DRAGONFLY zerstören – aber wie kamen sie, also die Crew dieses Schiffes, dann wieder zurück?
Und damit taumelte die GALACTICA erneut.
„Sir, bitte - wir haben nichts damit zu tun. Vertrauen Sie uns!“, sagte Cal und schaute Adama an, der seinerseits ihn abschätzend musterte.
„Geben Sie mir eine Viper.“
„HA!“, machte Tigh, „Das wäre ja noch schöner!“
„Geben Sie mir eine Viper - ich geh da rüber und werde, wer auch immer die GALACTICA angreift, zu stoppen versuchen.“, insistierte Cal.
Adama überlegte ein paar Sekunden, dann nickte er.

„Captain, das kann nicht Ihr ernst sein!“, sagte Agatha und auch Jill, die gerade aufgewacht und von Agatha auf den neuesten Stand gebracht worden war, schüttelte den Kopf.
„Doch“, sagte Cal, „Ich schaff das schon.“
Er grinste Agatha zuversichtlich an, nahm sich einen Helm und gab Agatha einen Kuss auf die Lippen, bevor er ihr zuzwinkerte, und den Helm aufsetzte.
Er schwang sich in die Viper.
„Okay, ich bin bereit. Welchen Knopf muss ich drücken?“
„Sekunde, es kommt was rein!“, erklang eine Stimme aus seinem Kopfhörer.
Einige Viper wurden in den Hangar gerollt - eine ohne Piloten.
Und eine Raptor, durch das Sichtfenster konnte er Sharon sehen, die landete und die Tür öffnete.
Die Raptor verließen Sharon, ihr ECO und - sein Doppelgänger.
Cal schüttelte den Kopf und ließ sich hinaus in die Röhre schieben.

Sharon küsste Helo und streichelte gerade sanft über seinen Körper, als die GALACTICA auf roten Alarm sprang.
So schnell konnte sexuelle Spannung abkühlen.
Genervt standen beide auf, zogen sich so schnell wie möglich ihre Sachen an, teilten nocheinmal einen langen, sehr langen, sehr sinnlichen Kuss miteinander, der all die Erwartung, Vorfreude und Lust beinhaltete, zu denen sie noch nicht gekommen waren, auszutauschen oder zu lindern, und eilten dann auf ihre Positionen.
Beide bestiegen ihren Raptor und ließen sich hinaus ins Weltall schießen.
Dann waren sie mitten in der gerade verebbenden Schlacht.
Sie sahen, wie Cal hinter dem Zylonenjäger herflog und sich Cal auf einen Nahkampf mit einem Raider einließ.
„Was tut der Idiot da?“, fragte Helo und Sharon schluckte: „Er wird doch wohl nicht versuchen…“
Dann kolldierte der Raider mit der Viper.
„Er hat.“, murmelte Sharon düster.
Dann stürzte Kats Viper auf den Raider zu, Tod und Verderben spuckend und den Raider komplett zerstörend.
Das laute „YUHUUUUU!“ war auf allen Kanälen zu hören und Sharon konnte nicht anders, als leichte Abscheu für diese Freude am Töten ihres Volkes zu empfinden.
Dann ploppte die Plexiglaskuppel ab und Cals bewusstloser Körper wurde, auf dem Schleudersitz sitzend - eher in selbigem hängend - ins All katapultiert.
„Schickt eine Raptor.“, erklang Kats nüchterne Stimme über das Intercom.
„Schon auf dem Weg.“, antwortete Sharon und flog zu Cals Position.
Man lud ihn ein, schnallte ihn ab - schon kippte der Kadett vom Stuhl und blieb liegen.
Nachdem der Druck wieder hergestellt war, klappte Sharon Cals Visier hoch und horchte nach seinem Atem.
„Er atmet noch.“, stellte sie fest, „Ich glaube, es wird das beste sein, wenn wir ihn schlafen lassen. Kara wird ihm ziemlich die Hölle heiß machen, wenn er wieder zu sich kommt.“
Gerade, als sie die Raptor zurücksteuern wollte, füllte ein grelloranger Blitz das komplette Sichtfenster aus.
Sie wandte sich nach links und sah, wie die GALACTICA taumelte.
Ein erneuter Blitz, von rechts kommend, nach links auf die GALACTICA zurasend, zischte an ihrem Cockpit vorbei.
Die DRAGONFLY feuerte.
Und dann kam aus dem Funkgerät Karas Meldung: „Rückzug!“

Kara zuckte zusammen, als sich von der DRAGONFLY plötzlich ein grelloranger Lichtstrahl an den Vipern vorbei zur GALACTICA spannte.
‘Verdammt’, dachte sie sich, ‘Wieso feuern die auf uns? Und vor allem - wer sind DIE? Von der DRAGONFLY crew kann keiner an Bord sein.“
„Rückzug, verdammt!“, befahl sie, wendete ihre Viper und machte sich auf den Weg zur GALACTICA , mit den anderen Vipern und Sharons Raptor im Schlepptau.

Als Sharon den Raptor landete, glaubte sie, ihren Augen nicht zu trauen. Eine Viper, ein etwas älteres Modell, wurde zur Landeröhre geschoben und dieser junge Cat, den sie in der Stasiskapsel gefunden hatten, saß in diesem Schiff.
„Hat der überhaupt Startfreigabe?“, fragte sich die junge Asiatin und schaute zu Tyrol herüber, der ihr mit einem Nicken und nach oben gerecktem Daumen signalisierte, dass das wohl klar ging.

Kara schüttelte den Kopf, als sie die Viper sah, die an ihr vorbeigeschoben wurde.
Dieser andere Cat saß darin. Sie nahm sich ihren Helm ab und raste zum Kommandoposten.

„Sind Sie bereit zum Flug?“, erklang Karas Stimme aus dem Kopfhörer.
„Natürlich. Ich bin schon Jäger geflogen, Shuttles - Udajets, einen Tornado...“
„Udajets?“
Cal setzte zu einer Erklärung an, ehe er eine wegwerfende Handbewegung machte: „Wie sagt Kommissar Strobel so schön? Wusch!“
„Hauptkommissar Strobel!“, verbesserte Agatha aus dem Kopfhörer und Cal grinste, „Und sag nich immer Muddi zu mir!“
„In Ordnung, Muddi.“, hörte man Agatha erneut.
„Startfreigabe, Komiker!“
Das war nun wieder Starbuck .
„Okay.“, lächelte Cal, „Tower? Tschüss!“
„Hauptreaktor bei 100 %, Mister Parker - und Start!“, grinste Agatha aus dem Kopfhörer.
Cal lachte kehlig: „Danke, Olga.“
Dann beschleunigte er.

„Und, wie fühlt es sich an?“, fragte Agatha, deutlich verzerrt durch die Statik, aber dennoch erkennbar.
„Als würde eine Dampfwalze auf deiner Brust parken.“, presste Cal hervor, bevor er aus der Röhre raus war.
„WOW!“, machte er dann und griff nach dem Steuerknüppel und - machte als erstes einen unglaublich kunstvoll aussehenden, aber absolut nicht geplanten Salto.
„Cat, machen Sie keine Spirenzchen!“, erklang Starbuck s Stimme aus dem Kopfhörer.
Cal grinste: „Hey, ich versuche hier n Gefühl für die Kiste zu fliegen! Beruhigend, wie Ihr euch um mich sorgt!“
„Tu ich nicht, aber wenn Sie diese Viper schrotten, haben wir eine weniger!“
„Danke, für diesen Grundkurs in Mathe.“, lächelte Cal und riss die Viper in eine Seitwärtsrolle.
„Was machen Sie da?“
„Cal, was tust du da?“
Sowohl Starbuck , als auch Agatha, waren am Funkgerät.
„Keine Sorge, ich glaube, ich habe den Bogen raus!“
Damit hatte er die Viper wieder geradegezogen und setzte nun Kurs auf die DRAGONFLY .

„Er müsste inzwischen da sein.“, sagte Agatha.
Sie befand sich im CIC und warf einen besorgten Blick zum DRADIS, auf dem die DRAGONFLY deutlich zu erkennen war.
Man hatte aufgehört zu feuern.
Warum eigentlich?
Vielleicht hatte es eine Computerfehlfunktion gegeben, sodass sich das Waffenprogramm aktiviert und einen zufälligen Beschuss ausgelöst hatte?
Da konnte der Konvoy von Glück sagen, dass man auf die GALACTICA gefeuert hatte, die durch ihre Panzerung ein bischen mehr aushielt, als es beispielsweise die Cloud Nine oder die Colonial One getan hätte.
Der größte Teil der photonischen Energie hatte sich in den dicken Hüllenplatten verteilt und somit war kein allzu großer Schaden entstanden.
Wenngleich es natürlich einen gewissen Schaden gab - so vermeldete man einige Hüllenbrüche, jedoch in eher sekundär-wichtigen Bereichen.
Cal war vor 10 Minuten gestartet und vor 3 Minuten auf der DRAGONFLY gelandet. Soviel hatte man sagen können.
Der Captain hatte sich kurz gemeldet und danach Funkstille verordnet.
Und danach hatte man auch nichts mehr von ihm gehört.
Drei Minuten - in der Zeit konnte man, von dem Shuttlehangar, den Cal angeflogen hatte, sehr gut zur Brücke gelangen. Warum hatte sich Cal noch nicht gemeldet?
Dieser Zustand besorgte Agatha.

TBC .
 
Kapitel 9 – Vom Regen in die Traufe -

Er hätte es besser wissen sollen. Er hätte es verhindern können, sollen, müssen , es wäre seine verdammte Pflicht gewesen, diesen Jungspund nicht ohne Begleitung auf sein Schiff zurückkehren zu lassen. Aber nein – er, der Admiral – hatte natürlich vollkommen andere Sorgen.
Welche eigentlich? Nicht, dass ihm der Captain sonderlich wichtig gewesen wäre, allerdings war der Mann, der sich selbst ebenfalls „Calvin Cat“ nannte, ein potentieller Zylone und er hatte, in einem Anflug des Mangels von militärischer Weitsicht, zugestimmt, dass sich eben jener potentielle Zylone auf den Weg zu seinem eigenen Schiff macht.
Ein Fehler? Vermutlich.
Aber es war nicht der Einzige in seinem Leben.

Wenn er damals das Verstummen der „Waffenstillstandsstation“ ernst genommen hätte, wäre so einiges, was danach kam, vielleicht verhindert worden. Er hätte die Möglichkeit gehabt, dorthin zu springen und sich umzusehen, aber nein, er war viel zu sehr damit beschäftigt, seine Rede auswendig zu lernen, sich damit zu befassen, dass er bald arbeitslos sein würde – zumindest solange, bis man ihm ein neues Kommando zuteilen würde. Er hätte die Möglichkeit gehabt, diesen Krieg ein für alle mal zu beenden und sei es nur dadurch gewesen, dass er mit der GALACTICA zur Station gesprungen wäre, die Trümmer gesehen und die Warnung „Sie kommen!“ an die Flotte weitergegeben hätte. Dann wäre so einiges gar nicht erst passiert.

Aus irgendeinem Grund erinnerte sich Bill Adama in genau diesem Moment an einen Satz, den er während den ersten Wochen von Laura Roslyns Amtszeit oft genug, beinahe schon gebetsmühlenartig, wiederholt hatte. „Dies ist eine militärische Entscheidung.“
Verdammt – wo war eben diese beinharte Fähigkeit, militärische Entscheidungen treffen zu können, jetzt , wenn er sie benötigte?

Das Schweigen der hübschen Rothaarigen neben ihm war beinahe schon ein Eingeständnis des Verlierens. Der Captain hatte sich nicht gemeldet und dies konnte nur bedeuten, dass irgendwas an Bord der DRAGONFLY nicht stimmte.
Wenn der Computer ausgefallen war und das Lebenserhaltungssystem ebenfalls - gut, dann wäre Cals Tod zwar ein unangenehmes Opfer, aber prinzipiell hatte die GALACTICA nichts zu befürchten.
Wenn Zylonen den Captain getötet hatten, sah die Sachlage schon ganz anders aus.
Vielleicht hatte man ihn auch nur betäubt und verhörte ihn gerade?
Das würde die Feuerpause erklären.
Man war dabei Feineinstellungen an den Waffen und der Zielautomatik vorzunehmen und zerlegte die GALACTICA danach fein säuberlich in ihre Einzelteile. Danach war der Konvoy dran.
Er hätte diesen Einsatz nie genehmigen dürfen - doch letztenendes wusste er, wie man sich als Kommandant fühlte, der von einem Bildschirm die Entscheidungen über Wohl und Wehe des eigenen Schiffes fällen musste.
Er wusste, wie ohnmächtig man sich dabei fühlte.
Aus diesem Grunde hatte er die Mission genehmigt.
Und nun ?
Die logische Möglichkeit bestand darin, den FTL-Antrieb anzuheizen und so schnell wie möglich aus diesem System herauszufliegen, den Konvoy mitzunehmen - sowie die Crew der DRAGONFLY - und den Captain als Kriegsopfer abzuschreiben.
Doch - er kannte beide Seiten.
Einerseits, so hatte er von der Rothaarigen ein paar Sekunden vorher erfahren, war dieser Captain ein guter Freund der Besatzung und sie würden - verständlicher weise - mehr als nur ungehalten reagieren, wenn man ihn einfach so abschrieb.
Ausserdem konnte er sich denken, wie der Captain fühlte, wenn das Schiff mit seiner Crew einfach so auf nimmerwiedersehen verschwand.
Andererseits brachte man die GALACTICA und den Konvoy durch das Hierbleiben und Abwarten in große Gefahr.
Doch, Admiral Adama würde gar keine großartigen Überlegungen anstellen müssen, was zu tun sei. Er, sowie Commander Tigh würden sich bald einer sehr unangenehmen Situation gegenüber sehen.
Plötzlich gab der DRADIS ein Geräusch von sich und die DRAGONFLY bewegte sich.
Sie hielt genau auf die GALACTICA zu.
„Sprungbereit machen!“, rief Adama Dee zu, die diese Order sofort an die Flotte weitergab.
„Waffen scharf machen!“, befahl Tigh dem Waffenoffizier, der mit einem knappen „Waffen scharf, Sir.“ antwortete.
„NEIN.“, schrie Agatha, „Cal ist noch an Bord.“
„Wenn er jetzt nichts erreicht hat, ist er gefallen.“, erklärte Adama und Gina legte Agatha eine Hand auf die Schulter - eine beruhigende Geste.
Dann spuckten die Waffen der GALACTICA ihre panzerbrechende Munition in Richtung DRAGONFLY .
„CAAAL“, schrie Agatha im Geiste und hoffte, dass die Sachlage sich noch irgendwie zum Guten ändern würde.
Ihre Hoffnung wurde jäh enttäuscht - es wurde alles nur noch schlimmer.
Adama nahm um sich herum nur noch ein seltsames Schimmern wahr - „Die Fremden haben merkwürdige Waffen“, fuhr es ihm durch den Kopf - und dann endete seine Wahrnehmung von einer Sekunde auf die Andere.

]
Die Viper setzte gerade in dem Moment auf, als sich die Beleuchtung des Hangars mehr oder minder verselbstständigte und sich einfach so, als wäre die DRAGONFLY ein lebendes, atmendes Wesen und würde merken, dass jemand an Bord war, einschaltete. Dies zu bemerken, ließ dem Captain keine andere Wahl, als leicht zu lächeln. Es war sein Zuhause und es spürte, dass er da war.
Wieso fühlte er sich gerade wie der Doctor, wenn er alleine in seiner TARDIS war und merkte, dass sie ihn immer dorthin tragen würde, wo er gebraucht wurde? War es einfach eine gewisse Art der Selbstüberschätzung oder lag es doch eher daran, dass Captain und Schiff sowieso eine sehr innige Beziehung miteinander unterhielten? Man denke nur mal an Kirk, Picard oder Janeway, die mit ihrem Schiff auch noch gerne mal in einen Dialog trat, der mehr also nur „Kaffee, Schwarz!“ lautete.

Und er – Calvin Nathan Cat – Kommandant der DRAGONFLY , hatte ebenfalls eine Beziehung zu seinem Schiff, die als „innig“ zu bezeichnen wäre. Und eigentlich würde es auch wundern, wenn nicht, denn er hatte mit seinen Kumpels Monate darauf aufgewendet, das Projekt „DRAGONFLY“ in Angriff zu nehmen und schließlich eine Intrepid – Klasse als Raumschiffrahmen zu verwenden. Dann griffen die Jem’Hadar an, zerstörten das Schiff und – so wie es aussah – auch die Träume Cals und seiner Freunde.

Es gehört schon eine Menge „absent mindedness“ dazu, gedanklich so weit abzuschweifen, dass man von seiner eigenen Stimme in die Realität zurückgeholt wird.
In dem Moment, in dem er sich selbst wispern hörte „Computer – wieviele Lebenszeichen?“ zuckte er erschrocken zusammen und schüttelte den Kopf. „Das kann doch nun echt nicht wahrsein.“, murmelte er und stellte fest, dass der Computer ihm die Antwort schuldig geblieben war.

Was war das denn? Bisher hatte der Computer anstandslos auf jede Frage, die man ihm gestellt hatte, geantwortet – zugegeben, die Reaktion, als er damals, von einem Virus, das die komplette Crew enthemmt hatte, den Rechenknecht gefragt hatte, wie es ihm ginge, war ein wenig sehr knapp und kurz angebunden gewesen, aber – nichts desto trotz, selbst auf diese Frage hatte er eine Antwort erhalten. Nicht so jetzt. Irgendwie schmeckte ihm das nicht und er beschloss, sich nicht durch allzu viele Geräusche präsent zu zeigen. Denn was immer den Computer lahmgelegt hatte, was immer sie alle lahmgelegt hatte, könnte noch hier sein.

Das Gefühl des Phasers im Halfter beruhigte ihn kollossal – ein Fakt, der ihn nun wieder beunruhigte. Schließlich war er Sternenflottenoffizier, da sollte man nicht mit ballernden Phasern in eine Situation reinstürmen. Zugegeben: Über diese Situation, in der er sich gerade befand, ließe sich vortrefflich streiten, aber in erster Linie sollte man nicht sofort die Knarren rausholen – zumindest war das seine Philosophie.
Des Captains Selbsterhaltungstrieb sah die Sache natürlich ein wenig anders und bölkte ihm – wenn auch nur gedanklich – in die Ohren, dass er lieber seine Prinzipien opfern solle, denn sich selbst. Und irgendwie war der Fakt, dass er allein an Bord seines Schiffes war und nicht wusste, was hinter der nächsten Biegung auf ihn lauerte, ein ausreichender Motivator dafür, seinem Selbsterhaltungstrieb uneingeschränkt zu glauben.

Mit gezücktem Phaser schlich der Offizier also voran und war sich vermutlich noch nie im Leben dämlicher vorgekommen. Hier schlich er durch sein eigenes Schiff, das er eigentlich wie seine Westentasche kennen sollte, hatte einen Phaser in der Hand, ihn auf Starke Betäubung gestellt und soviel Adrenalin im Körper, das man damit 10 Uma Thurmans in Pulp Fiction hätte wiederbeleben können. Oder zu deutsch: Er hatte Angst.
Angst auf seinem eigenen Schiff – was momentan so gar nicht sein eigenes Schiff war.
Irgendjemand oder irgendetwas hatte sich der DRAGONFLY bemächtigt und die GALACTICA angegriffen und das konnte für den Captain eigentlich nur eines bedeuten. Dieser Jemand war der Feind. Vermutlich war es sogar jene blonde Gestalt, mit der sein Abenteuer hier angefangen hatte? Jene Frau, die sich als Natasi Godefrey vorgestellt hatte?

Und wie er so durch die Dunkelheit schlich, konnte er sich der Feststellung nicht erwehren, dass er bei den „Schleich-Kursen“ der Sternenflotte und beim Training mit SG-1 besser hätte aufpassen sollen. Leider war er immer mit irgendwas anderem beschäftigt gewesen und es rächte sich nun, dass er lieber Agatha bei der Leichtathletik zugesehen hatte, wie sie ihren grazilen Körper in Bewegung setzte, als sich selbst darum zu kümmern, wie er aus irgendwelchen Trainingssituationen herauskam.

Als der Captain die Brücke erreichthatte, stellte er fest, dass sich hier auch nichts verändert hatte, bis auf einen eindeutigen Fakt – es war niemand an Bord.
Die Tür hatte sich geöffnet und der Captain hatte hereingespäht, mit erhobenem Phaser und wachem Blick. Rechts, wo die Statusanzeigen waren, war nichts auffälliges zu sehen gewesen, doch, ein dunkler Schatten war links neben ihm aufgetaucht.
Er hatte ein leises Surren vernommen, seinen Kopf gedreht und sich einem ungefähr zwei Meter hohen, silbernen Etwas gegenübergesehen, dass ihn an die Darstellung eines Roboters erinnert hatte.
„Zylonen!“, war im durch den Kopf geschossen und er hatte den Phaser gehoben und gefeuert.
Der Laserstrahl war am Metall des Zylonen reflektiert worden und in eine Konsole eingeschlagen.
Dann hatte der Captain die Beine in die Hand genommen, bis er an einer Kreuzung mit einem weiteren Schemen kollidiert war.
Sie.
Die schöne Frau, mit der alles angefangen hatte.
Natasi Godefrey.
Sie trug ein offenherziges, rotes Kleid, das mehr zeigte, als es verhüllte und schaute ihn mit einem Lächeln an.
„M… Miss Godefrey.“, stammelte Cal und merkte, dass sie einen Schritt auf ihn zutrat. Er tat das Logische und trat einen Schritt zurück und ehe er es merkte, konnte er nicht weiter. Hinter ihm war eine Wand und es hätte ihn nicht überrascht, wenn diese nur aus dramaturgischen Gründen dort angebracht war.
Aber gut – er würde nicht ohne Kampf aufgeben.
Mit einem „Never give up?! NEVER SURRENDER!“ warf er sich mit voller Wucht auf die Frau. Es würde ihn nicht wundern, wenn er sie unter sich begraben würde und dann fliehen könnte. Sie war doch keine Gegnerin für einen vollausgebildeten Kämpfer der Sternenflotte.
Und als er gegen sie prallte und sie ihn festhielt, stellte er fest, dass sie erstens viel kräftiger war, als sie aussah und zweitens der vollausgebildete Kämpfer der Sternenflotte heute wohl seinen freien Tag hatte.
„Niemals aufgeben?“, fragte sie und lächelte, ehe sie ein „Sagen sie ‚gute Nacht’, Captain.“ hauchte. Er blickte sie verdattert an. „Gute Nacht, Captain?“, fragte er und stöhnte dann schmerzvoll auf, als ihre Hand, wie die scharfe Klinge eines Schwertes, gegen seinen Hals krachte und er kurzzeitig bunte Punkte sah, ehe sich alles um ihn herum in Dunkelheit verlor.

Tigh sah, wie der alte Mann verschwand und keuchte überrascht auf, ehe er seine Waffe zog und sie auf die hübsche Rothaarige - Agatha - richtete.
„WO ist Admiral Adama?“, fragte er ungehalten und Agatha deutete auf den DRADIS, der die DRAGONFLY nun verdammt nahe an der an der GALACTICA zeigte.
Dann hörte er um sich ein leises Singen und alles wurde schwarz.

Agatha schluckte.
Tigh und Adama waren entmaterialisiert worden, höchstwahrscheinlich hatten die Zylonen den Transporter der DRAGONFLY zu bedienen verstanden und ihn genutzt um Captain und ersten Offizier in ihre Gewalt zu bringen.
Und dann begann die GALACTICA zu kippen.
Sie wusste, was passierte - die Zylonen hatten die Phaserkontrolle übernommen und zielten nun auf vitale Teile des Konvoys und der GALACTICA .
Sie hörte den Krach der Explosionen, konnte sich deutlich die Energie vorstellen, die sich durch die Hülle fraß und wichtige Teile zerstörte.

Starbuck konnte sich gerade festhalten, als die GALACTICA kippte.
Sie hörte ein lautes Pfeiffen und wusste genau, was dieses Geräusch zu bedeuten hatte.
„LECK!“, schrie sie.
Und lauter: „LECK IM HANGAR!“
Auf dem Absatz machte sie kehrt und rannte, wie der Teufel, zurück zum Hangardeck.
Direkt vor ihr kam eine Verstrebung herunter - sie konnte nicht mehr abbremsen, aber sie spürte, und dafür dankte sie den Herren von Kobol, den Schmerz nicht mehr, sondern fiel sofort in eine warme Ohnmacht.

Als der Druckverlust an ihren Haaren zu zerren begann, wusste Sharon, was los war.
„SCHNELL!“, schrie sie Helo , Kat und Bullseye zu, „los, zur Raptor.“
Helo und Bullseye trugen den immer noch ohnmächtigen Author und waren somit ein wenig langsamer als die anderen beiden Frauen, doch sie schafften es rechtzeitig, ehe die Sache kritisch wurde.
Eine unbemannte Viper flog, vom Vakuum angesaugt, an Sharons Raptor vorbei und krachte in die Röhre, wodurch das Leck noch größer wurde.
Offenbar hatte der Angreifer die komplette linke Startgondel weggerissen.
Dies würde die Situation an Bord sehr erschweren.
„Herren von Kobol. Bitte helft uns.“, dachte sich Sharon.
Dann warf sie einen Blick aus dem Fenster.
Einige Vipers waren auf die Schnelle bemannt worden - jeder der in der Nähe eines Schiffes gewesen war, hatte sich schnell in selbiges begeben. Und wundersamerweise gab es von der Deckgang keine Toten zu beklagen.

Agatha merkte, wie man sie schüttelte.
Gina kniete neben ihr und tastete nach ihrem Puls.
Ihre Erinnerung kam wieder - einer der schwereren Treffer hatte neben ihr, Agatha, eine Explosion ausgelöst und die Druckwelle hatte sie zu Boden gerissen, wobei sie extrem unglücklich mit dem Kopf aufgekommen, und für ein paar Sekunden in eine gnädige Bewusstlosigkeit gefallen war, aus der Gina sie nun wieder erweckte.
„Geht es dir gut?“, fragte die Ärztin und Agatha nickte.
Sie rappelte sich auf und wandte sich an Dee, Gaeta und den taktischen Offizier Mayers: „Bericht?“
Dee schaute Agatha etwas verwirrt an, kam dann aber ihrer Arbeit nach: „Es kommen Berichte von der gesamten Flotte herein. Die Silversurfer , die ENTERPRISE und die Ranma wurden zerstört. Die Colonial One hat leichte Schäden.“
„Mister Gaeta?“, fragte Agatha.
„Auf dem linken Flugdeck messen wir einen starken Druckverlust und - unsere linke Landegondel ist weg. Der Antrieb ist ebenfalls schwer beschädigt und unser DRADIS hat ebenfalls ein paar Fehler.“
„Wie kommen Sie darauf?“, fragte Agatha erneut.
„Naja, es zeigt die DRAGONFLY nicht mehr an.“
Agatha schüttelte den Kopf: „Der DRADIS funktioniert. Die DRAGONFLY hat Admiral Adama und Commander Tigh entführt, uns zum Krüppel geschossen und ist dann auf Warpsprung gegangen.“
„Warp?“, fragte Dee.
„In etwa mit ihrem FTL-Antrieb vergleichbar, wenngleich ich die genauen Kennzahlen nicht kenne.“, sagte Agatha, „Aber, wenn sie auf Warp 9 gegangen sind, können wir es abschreiben, sie wieder einholen zu wollen. Ich fürchte, sowohl ihr Kommandant, als auch ihr XO wurden gekidnapped.“

Cal schlug die Augen auf.
Sein Kopf tat weh und er hatte das Gefühl, desorientiert zu sein.
Wo war er?
Nein, das Gefühl, desorientiert zu sein, hatte ihn nicht getrogen - er war es.
Doch langsam, nach und nach, fiel ihm alles wieder ein.
Sie.
Die hübsche Blonde.
Natasi Godefrey. Sie hatte ihm zugelächelt und ihn dann, mit einem schnellen Schlag in seinen Nacken, betäubt.
Und dann war er in absolute Dunkelheit gefallen und erst jetzt aus selbiger wieder erwacht.
Er erkannte den Raum, in den er gesperrt worden war.
Sein eigenes Quartier.
Zeit, eine kleine Inspektion zu machen.
Man hatte ihm seine Kleidung da gelassen, aber die Waffen hatte man wohlweißlich entfernt.
Der Replikator funktionierte ebenfalls und war immer noch auf alle Mahlzeiten der Erde programmiert worden, beinhaltete ausserdem eine kreative Auswahl an interplanetaren Speisen, beispielsweise Gagh oder das romulanische Pendant zu irdischen Erbsen, den sogenannten R’bsen.
Er betrat das Badezimmer und befahl dem Computer, die sonische Dusche zu aktivieren.
Cal entledigte sich seiner Kleidung und betrat die Schalldusche, unter der er einige Minuten verweilte, ehe er sich, mit einem Handtuch um die Hüften, in den Wohnbereich begab, um sich ein anderes Outfit anzuziehen.
Er wählte die Gaderobe, die er bei seinem Aufenthalt im BKA im 20. Jahrhundert, getragen hatte, also eine schwarze Hose, ein weißes Hemd, eine Anzugjacke, sowie die dazu angemessenen Socken und ein Paar schwarze Slipper.
Auf die Kravatte verzichtete er dabei.

Dann glitt die Tür auf und die wunderschöne Natasi Godefrey betrat den Raum.
Cal schaute zu ihr, registrierte, wie sie sich mit der Eleganz einer Raubkatze bewegte und stellte für sich fest, dass es ihn kaum wundern würde, wenn sie unter ‘Verhören’ eine etwas sinnlichere Variante verstand.
Sofort bereute er diesen Gedanken.
Er fragte sich, welcher Teufel ihn da wieder ritt.
Es würde aus drei Gründen in diesem Raum, mit dieser Frau, sicherlich zu keinem Austausch von Zärtlichkeiten kommen.
Grund eins war, das er sich nicht vorstellen konnte, das eine Frau wie sie sich mit einem Kerl wie ihm einließ.
Der zweite Grund war, das er sich nicht vorstellen konnte, dass sie tatsächlich in der Lage wäre, für Informationen so weit zu gehen.
Und der dritte, und für ihn wichtigste Grund war, das er Agatha liebte und sie garantiert nicht mit dieser Frau betröge - egal wie attraktiv sie auch war.
Und - Teufel auch - wie schwer sie ihm diesen Gedanken machen würde.
Sie kam bis auf mehrere Millimeter an ihn heran, er konnte ihren Atem hören, in ihre Augen sehen und wusste, dass sie ihm diesen Gedanken sehr schwer machen würde.
Warum hatte er eigentlich dieses Vorurteil im Kopf`?
Er war doch soweit ein erwachsener, mündiger Mann, der wusste, das eine attraktive Frau, die eine gegnerische Streitmacht koordinierte und anführte, sicherlich nicht den erstbesten Guten, meine Leser verzeihen mir den Ausdruck, flachlegen würde.
Gut, sie trug ein extrem knappgeschnittenes Kleid, das förmlich dazu ausgelegt und konzipiert war, männliche - also, größtenteils Männliche, vielleicht ein paar Weibliche, aber eben größtenteils Männliche - Gehirne dazu zu bringen, vor Lust beinahe wahnsinnig zu werden.
Vielleicht hatte sie einen Freund und liebte es selbst, sich in dieser Kleidung zu zeigen - vielleicht war sie einfach nur…
Er spürte, wie sie seine Brust berührte und dann gegen die Wand stieß - also ihn als komplette Person, nicht nur seine Brust.
Diese Frau mochte es entweder sehr heftig - Cal, hol deine Gedanken aus der Gosse - oder, sie verstand sich aufs nonverbale Extremfoltern und liebte es, mit ihrem Opfer so lange zu spielen, bis es nicht mehr konnte, und die Informationen herausrückte.
Cal grinste: „Da kannst Du schlagen, treten, beißen, soviel du willst. Aus meinem Mund kommen keine Informationen.“
Was hatte ihn dazu bewogen, diesen Satz zu sagen?
Himmel, sie waren doch nicht in einem dieser schlechten Hollywoodfilme oder einem James-Bond-Film, in dem Bond für seine Folterknechte noch ein flottes Bonmot auf den Lippen hatte?
Die Rechnung kam sofort.
Die Faust Six’ sah er nur noch als verschwommenes Schemen, dann spürte er, wie sie sein Kinn traf und wie er, Sterne sehend, auf das Bett und dann von selbigem herunter stürzte. Dann nichts mehr.

Bill Adamas Kopf schmerzte.
Wo war er, und, was noch wichtiger war, wie war er hierhin gekommen?
Er befand sich in einer Schachtel von Raum, die ungefähr 4 x 4 Meter maß und an deren Türseite sich eine Öffnung ohne Tür befand.
Adama rappelte sich auf und trat auf die Raumöffnung zu.
Mehrere Millisekunden, nachdem er die Raumöffnung erreicht hatte, wurde sein Sichtfeld grell erleuchtet und er spürte, wie sein Körper zurückgestoßen wurde.
‘Was war das?’, drang die Frage durch sein schmerzvernebeltes Hirn.
Eigentlich konnte er es sich denken. Dies musste ein Kraftfeld sein, das eventuelle Aus- oder Einbrecher von genau dieser Tätigkeit abhalten sollte.
Dann strömten die restlichen Erinnerungen auf ihn ein.
Die DRAGONFLY , das Schiff der Fremden, hatte den Konvoy und die GALACTICA angegriffen und eine eigenartige Technologie benutzt, um ihn von der Brücke zu holen.
Wenn er sich daran erinnerte, das die Fremden sich auf der GALACTICA befanden, war die Frage, wer das fremde Schiff kommandierte, relativ einfach zu lösen.
Zylonen.
In dem Moment, in dem die Erkenntnis getroffen wurde, fiel die Energieblockade in sich zusammen und die mechanischen Schritte verkündeten, dass zu erst ein Zylone die Zelle betrat, dann noch einer, und dann noch einer.
Die beiden Zenturionen, die zuletzt die Zelle betreten hatten, hatten jeweils einen Mann und eine Frau dabei. Zwei rücksichtslose und brutale Stöße in das Kreuz jeweils einer Person ließen den glatzköpfigen Mann und die attraktive Asiatin in die Zelle taumeln.
Die Asiatin stieß sofort gegen eines der Betten und kollabierte.
Adama erkannte beide.
Der Mann war sein XO, Colonel Saul Tigh.
Die Frau war Sharon Valeri, oder zumindest eine Version derselben.
„Na, alter Mann?“, lachte Saul, den man offenbar übel zugerichtet hatte, denn er blutete aus diversen Wunden, „Wie geht’s dir?“
„Offenbar besser als Dir, Saul.“, sagte Adama mit einer Mischung aus Ironie und Ernst.
Saul winkte ab: „Ach was. Man hat mir nur ein paar Fragen gestellt, die ich nicht willens war, zu beantworten.“
„Und was ist mit Ihr?“, fragte Adama und deutete auf die bewusstlose ‘Sharon’-Ausgabe.
Tigh zuckte mit den Schultern: „Als ich wach wurde, war sie da. Es könnte unsere Sharon sein, aber, ich habe Zweifel.“
 
Cal öffnete die Augen und fand sich, an einer Wand lehnend, wieder.
Wo befand er sich gerade?
Er merkte, das sein Kopf schwer wie Blei war, bemerkte aber ebenfalls, das dies nur am Helm liegen konnte, den er noch aufhatte.
Seine letzte Erinnerung betraf den Zusammenstoß seines Kopfes mit der Plexiglasscheibe seiner Viper. Danach wusste er nichts mehr.
Doch der Raum, in dem er sich befand, war ganz eindeutig keine Viperpilotenkanzel.
Wo, bei den Herren von Kobol, befand er sich gerade?
In seinem Geist plagten ihn schon wieder Phantasien.
Was, wenn dieser Raum ein Verhörraum der Zylonen war?
Was, wenn sich gleich die Tür, auf die er zweifelsohne starrte, öffnete, und ein Zylonenzenturion hereinkäme, gefolgt von einem humanoiden Zylonen, wie Sharon einer war, der ihn dann befragen würde?
Er würde nichts sagen.
OHHH, nein.
Selbst, wenn sie ihn folterten, diese Befriedigung, würde er diesen Maschinen nicht gönnen.
Dann beugte sich eines der Sharon-Modelle in sein Blickfeld.
„Cal, du bist wach.“, stellte sie lächelnd fest.
‘Das Lächeln des Todes’, dachte Cal und schwieg.
Doch, bei nochmaligem Ansehen seiner Folterknechtin, stellte er fest, dass diese Sharon eine Flottenuniform trug - und dann ging ihm ein Licht auf.
Er war gar nicht in zylonische Gefangenschaft geraten - er war mit dem Raider kollidiert, hatte das Bewusstsein verloren und irgendwie hatte der Schleudersitz nachträglich doch gezündet und ihn aus der Viperkanzel befördert.
Dann hatte man ihn wohl eingesammelt und war nun auf dem Weg zurück zur GALACTICA .
Doch - sekunde mal.
Wenn Sharon jetzt hier war, hinten ihm Fracht- und Passagierbereich, wer steuerte dann die Raptor?
Nun rappelte er sich hoch und schaute ins Cockpit.
Helo war da, Bullseye - und Kat ?
Wie kam das denn zusammen?
Er trat in das Cockpit, warf einen Blick nach draußen und stellte erschrocken fest, dass sie sich zwar im Hangar befanden, dieser aber aus irgendeinem Grunde leckgeschlagen war und nun dem Vakuum ausgesetzt.
„Was ist passiert?“, fragte er entsetzt, sich den Helm abnehmend.
Kat schaute ihn an: „Na, auch wach?“
Cal nickte: „Ja, danke, Louanne.“
Die Pilotin zog eine Grimasse, bevor Helo sich zu Cal umdrehte, und sagte: „Das Schiff der Fremden hat uns angegriffen und unsere Steuerbordgondel zerstört. Frag mich nur nicht, wieso, aber, wir sind im Hangar dem Vakuum ausgesetzt.“
Cal nickte: „Ja, das hab ich schon gesehen. Es muss doch irgendeinen Weg geben, dieses Vakuum zu verschließen, oder?“
„Momentan nicht. Das ist ja das Dumme.“, sagte Sharon, „Und zum CIC komme ich nicht durch.“
„Frak.“, entfuhr es Cal.


Im CIC hatte man derweil andere Sorgen.
Ständig gingen irgendwelche Notrufe ein, deren Absender Dee vertrösten musste, und versicherte, dass sie in Bälde, in Bälde hilfe bekämen.
Wann? Wenn die GALACTICA wieder in einigermaßen guter Verfassung sei.
Der Chefingenieur der GALACTICA und der Chefingenieur der DRAGONFLY arbeiteten zusammen im Doppeltempo und waren dabei, die Systeme wieder funktionsbereit zu machen, aber, das dauere eine Zeit.
Die GALACTICA war in einem extrem desolaten Zustand.
Agatha seufzte, während sie, zusammen mit Gina und Felix Gaeta, das Chaos im CIC zu reparieren versuchten.
Agatha hatte sich die Ärmel hochgekrempelt, genau wie Gina und Felix, und alle drei brachten verkohlten Plastikschrott zu einer Schubkarre, die Gina von irgendwoher besorgt hatte.
Der erste Offizier der DRAGONFLY warf einen Rundumblick auf den Schaden und schüttelte den Kopf.
Diesen zu reparieren, das würde länger dauern.
Besonders, wenn der Strom auf sich warten ließ. Man hatte zunächst die wichtigen Systeme, Telefon, Lebenserhaltung und Ambientekontrolle, sowie Schwerkraftgeneratoren, mit Strom versorgt, auch der DRADIS funktionierte, aber ansonsten war es stockdunkel, beziehungsweise, leuchtete das unangenehme grün der Notbeleuchtung.
„Wie ist unser Status, Scotty?“, fragte Agatha in ihr Funkgerät.
Kurz rauschte die Statik, dann war ein vernehmliches Knacken zu hören, und die ungehaltene Stimme des Chefingenieurs der DRAGONFLY erklang: „Ich bin bald fertig. Noch bälder, wenn ich nicht dauernd gestört werde.“
„Verstanden.“, sagte Agatha und seufzte erneut.
Bald.
Bald, bald, bald.
Wann war Bald?
Sie war zwar nicht ungeduldig, aber in diesem Fall war ihre Geduld sehr begrenzt.
Die DRAGONFLY war zunächst mal verloren, und mit ihr Cal, Tigh und Adama.
Die hübsche erste Offizierin der DRAGONFLY seufzte erneut und ließ ein faustgroßes Stück Plastikschrott mit Schmackes in die Schubkarre fallen.

Starbuck erwachte und fühlte, das ihr Kopf brannte.
Nicht der ganze Kopf, sondern die Wunde, die ihr diese herunterkommende Verstrebung zugefügt hatte - dafür brannte sie wie der ganze Kopf.
Immernoch hörte sie über die nicht unerhebliche Entfernung das Pfeiffen des Druckverlustes und hoffte, dass, wenn es Tote gab, diese schnell den Tod gefunden hatten.
Sie kannte die Träume - friedliche Träume, und diese wünschte sie jedem, der das Pech hatte, mit defekten Sauerstoffgeräten unterwegs zu sein.
Friedliche Träume wünschte sie generell jedem - wenn man schlafen ging, sollte man, gerade in der jetzigen Situation nicht allzuviele Alpträume haben.
Doch die Realität sah meist anders aus.
Vom Tod geliebter Menschen bis zum Entern der GALACTICA durch Zylonenhand kannte zumindest ihre Fantasie keine Grenze.
Und dann gab es da noch die Träume, die sich mit diesen Farmen beschäftigten, wie sie die Zylonen besaßen.
Die Perversion, das Frauen dort Zylonen gebaren, die Perversion, dass diese Frauen zunächst von den Toastern vergewaltigt wurden - das alles wünschte sie niemandem.
Genauso, wie sie niemandem wünschte, in diesen aktuellen Zeiten zu leben.
Natürlich konnte man die gute Mine zum bösen Spiel machen, so wie es die Meisten ihrer Kameraden langfristig gesehen taten, aber, die Gewissheit, dass sie irgendwann diesen Krieg verlören, oder verlieren konnten, wog schwer.
’Frak! Reiß dich zusammen!’, schoss es ihr durch den Kopf und sie setzte sich in Bewegung.
Schnell hatte sie sich unter einigen Stahlträgern, die sie wie durch ein Wunder verfehlt hatten, sie aber in ein mehr oder weniger enges Gefängnis gepresst hatten, herausgewunden und stand nun dort, wo sie vor einigen Minuten das Pfeiffen gehört hatte.
Sie wollte zu ihren Gefährten eilen, erkannte aber, das sie nicht durch dieses Chaos aus Stahlpylonen, geschmolzenem Plastik und anderen Edel- und Halbmetallteilen, die den Boden bedeckten, und eine unüberwindbare Barriere bildeten, kommen konnte.
Stattdessen würde sie den Chefingenieur suchen.
Tyrol hatte den Hangar ein paar Minuten vor ihr verlassen und war sicherlich schon im CIC.
Also, machte sie sich selbst auf den Weg dorthin.

Sie taumelte die Gänge entlang und fand, nach ein paar Metern den leblosen Körper von Lee „ Apollo “ Adama.
Er lag da, am Boden, die Augen geschlossen, das Gesicht ein Sinnbild des – seltsamerweise, ein Sinnbild des Friedens.
Sie konnte es nicht glauben, aber die Gesichtszüge des Mannes waren total entspannt und friedlich – was die Wunde an seiner Stirn, die wesentlich größer und auch tiefer als ihre eigene Wunde war, irgendwie absurd erscheinen ließ.
Und doch machte sie sich Sorgen um ihren Freund – nicht Freund Freund, sondern besten Freund, Kumpel, - naja, wenn sie ehrlich war, auch irgendwie ihren… Freund-Freund.
Er wäre ihr Freund, ihr Lover, geworden, wenn es da nicht diese vorher stattgefundene, für sie damals sehr schöne, Liaison zwischen ihr und Zac, Lees Bruder, gegeben hätte.

Aber, diese Liaison hatte es gegeben und sie war schief gelaufen – war in dem Tod des Bruders geendet und – hätte beinahe die väterliche Beziehung, die sie zum alten Mann gehabt hatte, aufs Spiel gesetzt.
Nein, mit den Adama-Männern war das „Ins Bett gehen“ so eine Sache – obwohl sie das auch schon mal mit Lee gemacht hatte.

Dennoch – es würde für beide eigentlich nie was anderes werden, als gute Freundschaft.
Und diese gute Freundschaft sah sie nun, durch die Reglosigkeit des Mannes in aktuer Gefahr.
„HILFE!“, schrie sie, hievte den bewusstlosen Offizier hoch und machte sich mit ihm auf den Weg zur Krankenstation.

Der Schmerz war der Indikator dafür, das sie ihm beim Schlag den Kiefer gebrochen hatte.
Doch er hörte ein vertrautes Summen, spürte eine Wärmequelle an seinem Kiefer und dann, wie die Knochen wieder zusammenwuchsen.
Dies war alles andere als Schmerzfrei und als er eine Unmutsäußerung verlautbarte, spürte er einen leichten Druck am Nacken und hörte ein leises Zischen. Sofort war der Schmerz gelindert, wenngleich seine Gedanken ein wenig ‘fuzzy’ und sein Kopf ein wenig leichter wurde.
Er öffnete die Augen und sah den glatzköpfigen Mann, den er gehofft hatte, nie sehen zu müssen.
Doktor Lewis Zimmerman stand, über ihn gebeugt, am Biobett der DRAGONFLY und behandelte seinen gebrochenen Kiefer.
Eigentlich war es nicht Lewis Zimmerman, sondern ein medizinisch-holografisches Notfallprogramm mit seinem Aussehen und Charakter.
Das machte die Situation aber nicht besser.
Das MHN wurde nur dann eingesetzt, wenn der eigentliche Bordarzt, oder der restliche Ärztestab, sich nicht in der Lage sah, die Behandlung eines Patienten vorzunehmen.
Was bedeutete, das Gina Intrupper, die Bordärztin, tot war.
Cal seufzte schwer und wollte sich aufrichten, als Agatha Silverbird neben ihm auftauchte, ihm die Hand auf seine Brust legte und ihn mit sanfter Gewalt wieder ins Bett zurückdrückte.
„Entspann dich.“, raunte sie, „Es wird dir bald besser gehen. Du hattest einen Unfall, erinnerst du dich?“
Cal runzelte die Stirn.
Einen Unfall?
Nein, soweit er sich erinnerte, hatte ihm eine hübsche Blonde einen Kinnhaken verpasst - einen Mörderschlag, der ihn sofort ausgeknockt hatte.
„Ich gebe ihnen jetzt noch etwas gegen die Schmerzen.“, hörte er Zimmermans Stimme und spürte dann, wie man ihm erneut eine Injektion verabreichte.
Sofort wurde die Erinnerung getrübt und er erinnerte sich nur noch daran, wie …
Wie was?
Cal blinzelte: „Ein Unfall, sagst Du?“
Agatha nickte.
„Erinnerst Du dich nicht?“
„Na, sonst würde ich ja kaum fragen.“, murmelte Cal matt, „Was ist mit Gina passiert?“
„Wieso?“
„Aus welchem Grund ist das MHN aktiv?“
„Wenn ich zuviel bin…“, setzte das MHN an und Agatha seufzte: „Computer, das Medizinisch-holografische Notfallprogramm deaktivieren.“
Die Luft um den Mann herum waberte und verschluckte ihn.
Cal wandte sich an Agatha.
„Du… bist mein erster Offizier, oder?“, fragte er und Agatha nickte.
„Du kannst dich nicht erinnern, oder?“, kam Agathas Gegenfrage, dann nickte sie in die ferne Ecke des Raumes und eine Frau kam auf Cal zu, in Starfleetuniform gekleidet, mit blonden Locken und ihn anlächelnd.
„Ich nehme an, Sie erinnern sich nicht, Captain? Ich bin Natasi Godefrey und bin Abgesandte beim zylonischen Corps für Diplomatie. Sie waren so freundlich uns Hilfe zuzusprechen.“, sagte sie und Cal runzelte die Stirn: „Hilfe?“
„Ja.“, bestätigte Agatha, „Hör dir an, was sie zu sagen hat.“
„Wir sind dabei, einen Konvoy von Kriegsverbrechern zu verfolgen. Diese Kriegsverbrecher haben unsere Kolonien übernommen und sie stark verunreinigt. Sie waren so freundlich, uns hilfe im Kampf gegen diese Verbrecher zu gewähren.“, sagte sie.
„Was für Kriegsverbrechen haben diese Menschen begangen?“, fragte Cal und schaute zu Agatha, die ihm zunickte.
Natasi räusperte sich: „Sie haben unsere Kolonien angegriffen, übernommen und anschließend mit radioaktiven Waffen beschossen, um sie für uns unbrauchbar zu machen.
Der Captain schluckte und schaute seine erste Offizierin fragend an.
„Wir haben ihre Geschichte geprüft.“, sagte diese und schaute zu Natasi: „Die Angaben stimmen.“
„Gut.“, murmelte Cal und rappelte sich langsam auf, „Wenn ich Ihnen unsere Hilfe zugesagt habe, werde ich Ihnen natürlich auch helfen.“
„Wir haben schon die Anführer der Terroristen gefangennehmen können, Cal. Sie befinden sich, bereit zur Befragung, in der Arrestzelle.“, sagte Agatha und Cal lächelte: „Na, dann wollen wir mal.“

TBC
 
Kapitel 10 - Hintergründe -

Es gibt Momente, in denen man aufwacht und sich fragt, wie man an diesen Ort kommt, an dem man zu sich gekommen ist. Ran Sato hatte in ihrem Leben allerhöchstens zwei Mal eine solche Erfahrung gemacht – und dann waren meistens einige alkoholische Getränke im Spiel gewesen. Zu diesem Zeitpunkt war sie sich jedoch ziemlich sicher, nicht einen Tropfen Alkohol getrunken zu haben. Auch blieb der Kater aus, der mit dieser Situation normalerweise einherging und so war es für Ran nicht allzu kompliziert, herzuleiten, dass sie sich nicht „die Kante gegeben hatte“.

„Die Kante gegeben“.
Ran konnte sich nicht helfen, sie musste lächeln und den Kopf schütteln. Irgendwann färbt die Sprache einer Person, mit der man viel Zeit verbringt, auf einen selbst ab und in diesem Fall war es eben der Duktus ihres Captains, der auf ihre Gedanken abfärbte. Dabei machte diese Bezeichnung für „sich betrinken“ keinen großartigen Sinn. Welche Kante wurde gegeben und wieso? Was wurde anschließend mit eben jener Kante gemacht und von welcher Art „Kante“ redete man überhaupt? Eine Bett- oder eine Tischkante? Welchen Nutzen hatte man davon, sich selbst eine „Kante“ zugeben? Ran wusste es nicht, sie wusste nur, dass der Captain und somit auch sukzessive XO, CMO, und irgendwann die komplette Crew diesen Terminus verwendete, wenn auch – vermutlich - nur, um den Captain nachzuäffen.
Allerdings war eine Sache klar – sie hatte sich nicht „die Kante“ gegeben, weder eine Tisch- noch eine Bettkante. Eigentlich hatte sie erneut in der Astrometrie an der Auswertung einiger Daten ihres Projektes „Catsghost“ gearbeitet, als sie plötzlich eine unendliche Schläfrigkeit und eine unwiderstehliche Müdigkeit spürte. Und dann war da nur noch Dunkelheit – abgelöst von den Träumen, die sie hatte.



„Ran-chan!“
Diese Worte zu hören und mitten in der Bewegung erstarren, waren für die sechs-Jährige Ran Sato eines. Und dabei wollte sie gerade den „O-Dairi-Sama“, quasi den Kaiser des japanischen Puppensets auf die für ihn vorbereitete Stufe stellen, damit er mit seiner Kaiserin, der „O-Hina-Sama“ vereint wäre. Heute war der Tag des Hina-Matsuri, also des Mädchenfestes, oder wie es im julianischen Kalender eingetragen wäre, der dritte März.
Seit einiger Zeit lernte sie die Positionierung der Figuren auswendig, damit kein Fehler unterlaufen konnte und nun, mitten in der Krönungsphase des kompletten Festpuppensets, wurde sie abberufen.
Sie atmete tief durch, hüpfte von der zweit-obersten Stufe herunter, ging in die Knie um den Aufprall abzufedern und eilte zu ihrer Mutter, die sie gerufen hatte. Und während sie das tat, war ihr eigentlich klar, weswegen ihre Mutter mit ihr reden wollte. Vermutlich ging es wieder um Tradition.


Wie wenig hatte die kleine, sechsjährige Ran doch Ahnung von dem, was noch alles auf sie zukommen würde, aber – ihr Instinkt hatte sie nicht getrogen. Es war tatsächlich wieder einmal eines jener Gespräche. Damals, als sie noch sechs Jahre alt war, hatte sie das erste Mal eben jenes Gespräch mit ihrer Mutter geführt, weil sie Ran für reif genug hielt, zumindest die wichtigen Eckdaten zu kennen. Im Laufe der Zeit waren dann immer mehr Informationen dazugekommen, immer mehr wurde Licht in das Dickicht des eigenen Stammbaumes gebracht, immer mehr wurde sie mit ihrer eigenen Herkunft vertraut. Ob man damit ausgerechnet am Tag des Puppenfestes hätte anfangen müssen, stand freilich auf einem anderen Blatt. Die geheiligte Pflicht – seit Jahren und Jahrzehnten wurde ihr eben jene Pflicht immer wieder erklärt, verständlich gemacht, sie wurde trainiert, man machte sie mit den notwendigen Fakten vertraut und dennoch schien es so, als sei sie, was das anginge immer noch die kleine, naive Sechsjährige, die von ihrer Mutter vom Aufbau des Festpuppensets gerufen wurde. Niemanls hätte sie sich gedacht, dass sich ihr Leben innerhalb eines Wimpernschlages so verändern würde – aber andererseits denkt man das ja nie.

Andererseits hatte sie so Zeit und Muße genug, sich mit ihrer geheiligten Pflicht zu beschäftigen, sie zu verinnerlichen und Schritte und Maßnahmen zu ergreifen, sie zu erfüllen. Sie war in die Sternenflotte eingetreten – zugegeben, ihre Mutter war darüber nicht sehr begeistert gewesen, aber nachdem sie ihr erklärt hatte, dass sie ihrer Pflicht so besser nachgehen könnte, hatte sie das „okay“ bekommen. Und kurz, bevor sie aufwachte, erinnerte sie sich an jenen schicksalhaften Tag, an dem sie glaubte, dass alles verloren gewesen sei.


Die Einschläge der Waffen kamen näher und Ran Sato – inzwischen 17 Jährig – stand an der Scheibe aus Transparentaluminium und schaute auf das Spektakel. Drei plattgetretene Käfer – Kampfschiffe der Jem’Hadar – griffen eben jenen Teil der Utopia-Planitia-Flottenwerft an, in dem sich zu diesem Zeitpunkt die Arbeiten an der DRAGONFLY abspielten. Zwar hatte sie nicht geglaubt, in so jungen Jahren auf einem Schiff der Föderation zu dienen, aber manchmal gab es Situationen, in denen sich alles zu ihren Gunsten wandte. Dies war eine Solche.
Und dann nahmen die Angriffsjäger des Dominion eben jenen Teil genau unter Feuer.

Im Weltall hört einen niemand schreien und auch andere akustische Ereignisse können nicht wahrgenommen werden, aber dennoch war es Ran so, als hörte sie den bombastischen Krach, als die Explosion das Schiff, an dem die Bauarbeiten stattfanden, zerfetzte. Direkt neben sich hörte sie ein entsetztes Aufkeuchen und erkannte den Urheber jenes Geräusches. Gina Intrupper. Eben jene Gina, die von den Gebrüdern Cat als Bordärztin eingesetzt worden war und die gerade mit weit aufgerissenen Augen auf das Szenario, dass sich vor ihren Augen entfaltete, starrte. Trümmer flogen umher, Feuer loderte dort, wo das All es noch nicht gelöscht hatte und es war nur eine Frage der Zeit, bis die gesamte Struktur eben jenes Teils der Flottenwerft auseinanderbrechen würde.

Ran benötigte für eine Berechnung, wieviel Prozent der dort arbeitenden Personen diese Attacke überleben würden, keine Rechenhilfe, sie war sich sicher, dass es nicht all zu viele sein würden. Vermutlich würden nicht einmal die Kommandantengeschwister die Explosion überlebt haben, sollten sie dieser direkt ausgesetzt sein.

Gina Intrupper fand neben ihr die Sprache wieder, machte einen Satz auf die Scheibe Transparentaluminium zu, presste sich dagegen und schrie, so laut es ihr möglich war, als habe sie Schmerzen. Und in dem Moment, in dem die Bordärztin an der Scheibe herabsackte, wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, wusste Ran, dass dies tatsächlich zutraf. Zwar litt Doktor Intrupper nicht unter physischer Pein, aber man musste kein Genie sein, um feststellen zu können, dass Gina die Kommandantengeschwister und die rothaarige Frau, die Captain Calvin Cat zu seiner ersten Offizierin ernannt hatte, genau gemustert hatte.

Ran Sato ging neben Gina in die Knie und legte ihr sanft und beruhigend eine Hand auf die Schulter. Noch immer jagten Trümmer durch das All, einige waren auf Kollisionskurs mit ihrer Aussichtskuppel, doch sie würden an den Schutzschirmen abprallen. Das beunruhigte sie nicht. Was sie mehr beunruhigte, war der Fakt, dass es vermutlich nun noch länger dauern würde, bis sie ihre geheiligte Pflicht erfüllen könnte.
Und plötzlich spürte Ran, wie sich Gina versteifte, sich aufrichtete und ihre Nase an die Scheibe presste. Die Asiatin runzelte verwirrt die Stirn, blickte zu ihr, dann in die Richtung, in die die Ärztin sah und stand auf. Einer dieser Trümmer hielt genau auf sie zu, schien abzubremsen und sich aus einer liegenden Form in eine Senkrechte aufzurichten.
Wie war das möglich? Wie konnten sich Trümmerteile bewegen, als würden sie einen eigenen Willen aufweisen? Das ging nicht, das war… das entsprach nicht den Gesetzen der Physik.

Und dennoch, dieses blaue Stück Schrott tat genau das, es richtete sich auf, verschwand dann, nur um erneut aufzutauchen – direkt hinter ihnen.
Gina und Ran wandten sich um und – sie wusste nicht ob Gina auch nicht daran dachte, den Eindringlingsalarm zu betätigen, doch ihr fiel es in diesem Moment im Traum nicht ein.
Und wann immer sie sich die Frage stellte, warum sie diese Sekundenbruchteile, in dem das blaue Stück Schrott in ihrer Aussichtskuppel materialisierte, nur dazu nutzte, um wie hypnotisiert Maulaffen feilzuhalten, konnte sie darauf keine Antwort finden, die sie befriedigte. Nicht einmal ansatzweise. Sie wusste nur, dass sie ein unglaublich beruhigendes Gefühl verspürte, wie sie ihre Augen die Konturen des Schrottes nachvollziehen ließ, wie die blaue Farbe ihr viel zu freundlich vorkam, um besorgt zu sein und wie sie die beiden Worte, die sie als erstes laß, viel zu sehr beruhigten.

Die Wörter „Polizei“ und „Kiste“ vermochte sie erst in einen gewissen Kontext zu bringen, als sie sich über den Begriff der „Police Box“ informiert hatte – zu diesem Zeitpunkt, in dem die „Police Box“ jedoch vor ihren Augen materialisiert war, wollte sie gar nicht so genau wissen, was das für ein Teil war. Und dann öffnete sich die Tür und jemand trat heraus. Sie lächelte.


Das war der Moment, in dem sie die Augen aufgeschlagen und sich in einer Art Kapsel wiedergefunden hatte. Kurz hatte sie durchgeatmet, sich dann aufgerichtet und versucht, der Gerätschaft zu entsteigen, als das Schiff plötzlich zu Beben anfing.

„Ich glaube, ich habe mich gerade eben verhört.“, erklang die Stimme der blonden Frau und hallte, aufgrund ihrer Gereiztheit, quer durch das CIC, „Sie haben WAS?“
Die rothaarige Frau verschränkte kurz die Arme und blickte Starbuck abschätzend an, bevor sie, mit Engelsgeduld, wiederholte: „Kurzzeitig das Kommando übernommen. Ich bin der ranghöchste Offizier an Bord der GALACTICA und habe somit die Befehlsgewalt.“
„Ich habe mich doch nicht verhört.“, zuckte Starbuck zuerst mit den Schultern und verschränkte anschließend die Arme vor der Brust: „Lassen Sie mich mal das Folgende klarstellen: Sie gehören nicht in unser Bewertungssystem, unsere Flotte, verfrakkt nochmal, Sie gehören nicht mal in unser Universum. Wie kommen Sie darauf, dass Sie einfach so das Kommando übernehmen können?! In der Rangfolge wäre Lee der entsprechende Offizier.“
„Sie haben Recht - aber soweit ich weiß, hat der erste Treffer der GALACTICA Colonel Adama schwer verletzt.“, sagte die erste Offizierin der DRAGONFLY , ehe sie, mit sanftem Blick, zu Kara herüberblickte, „Bitte, Starbuck , beruhigen Sie sich. Es besteht kein Grund, die Stimme zu erheben. Die Reparaturarbeiten an der GALACTICA gehen schnellstens voran und wir sind zuversichtlich, das Schiff in etwa drei Stunden sprungtauglich melden zu können.“
Die Pilotin seufzte.
„In drei Stunden wird ihre DRAGONFLY ausserhalb unserer Sprungreichweite sein.“, sagte sie dann und Agatha nickte: „Ich weiß. Mir gefällt es auch nicht. Chief Tyrol hat nur anmerken lassen, dass ein Sprung, jetzt, in diesem Zustand, die sichere Zerstörung der GALACTICA bedeuten würde. Die DRAGONFLY und ihre beiden Führungsoffiziere, sowie Cal, der nebenbei bemerkt mein Freund ist , werden in drei Stunden nicht mehr einzuholen sein, aber, wir haben eine gute Chance, den Konvoy und die GALACTICA in Sicherheit zu bringen. Und wenn das die Leben Cals, Commander Tighs und Admiral Adamas kosten würde, wäre dieses Opfer…“
„Akzeptabel.“, murmelte Starbuck und seufzte erneut laut auf.
Ihr gefiel es gar nicht.
Aber, sie konnte in Agathas Augen lesen, dass dieser es auch nicht gefiel, ihren Freund und ihr Schiff ziehen zu lassen.
 
Der Viperpilot mit dem Rufzeichen Author fühlte sich ein wenig schwindlig.
„Was ist nun los?“, fragte er und hielt sich an Sharons Stuhlrückenlehne fest.
Helo , der auch nicht gerade allzu fit aussah, warf einen Blick zu Sharon herüber, die sich jedoch immernoch hochkonzentriert und selbstbeherrscht gab.
Dann schaute er zu den Kontrollen.
„Uns geht der Sauerstoff aus.“, sagte er zu Cal, der ihn aus, mit bleischweren Lidern versehenen Augen ansah.
„Sauerstoffmangel. Toll.“, murmelte Cal und schaute zu Kat und Bullseye herüber. Letztere ließ sich in einem Schneidersitz auf dem Boden nieder, schloss die Augen und begann… was eigentlich zu tun?
„Was tust Du da?“, fragte Cal und wankte zu ihr.
„Ich versuche, durch Meditiation meinen Sauerstoffverbrauch zu mini- und die Sauerstoffausbeute für den Rest von euch zu optimieren.“, erklärte die Frau und Cal ließ sich neben ihr nieder: „Das klingt interessant, was muss ich tun?“
Sie lächelte ihn an. „Setz dich hin und halt einfach die Klappe, Cal.“
Natürlich war es nicht so einfach, sich zu entspannen, und den Sauerstoffverbrauch zu reduzieren, wenn eine attraktive Asiatin und ihr Freund, ebenfalls in der Hoffnung, den Sauerstoffverbrauch irgendwie zu reduzieren, den halben Raptor auseinander nehmen, aber, Bullseye schien sehr ruhig zu sein. Sie rückte näher an Cal und schaute ihm tief in die Augen.
„Entspann dich einfach.“, sagte sie und lächelte ihn an, „Spüre, wie dein Atem aus deinem Körper weicht und…“
Cal blinzelte, versuchte, das zu tun, was sie ihm auftrug, aber es gestaltete sich doch etwas schwieriger, als er gedacht hatte.

Währenddessen unterhielt der Captain der DRAGONFLY sich mit der Passagierin, die sich an Bord befand.
Sie befanden sich im Besprechungszimmer der DRAGONFLY , er saß in seinem Bürostuhl, in seine übliche, schwarz-rote Starfleetuniform gekleidet, mit den vier goldenen Rangknöpfen an seinem Revers, die ihn als Captain dieses Schiffes auszeichneten.
Natasi Godefrey hatte sich umgezogen und saß ihm gegenüber, in einem extrem offenherzigen Kleid und schwenkte das Glas Wasser, das sie in der Hand hielt, während sie sprach umher.
„… so war es. Die Zylonen sind eine friedliche Rasse von kybernetisch weiterentwickelten Robotern, die von ihren früheren Herren versklavt worden waren.“
„Das bedeutet, dass Sie… was sind? Eine Maschine?“, fragte Cal. Natasi zog ihre Stirn kraus: „Ich bin eine Frau.“
„Eine kybernetische Frau.“
‘Irgendwoher kommt mit das bekannt vor.’, dachte die blonde Zylonin und, nachdem sie eine Millisekunde - für sie ausreichend Zeit - nachgedacht hatte, wusste sie auch wieder woher ihr dieser Dialog bekannt vorkam.
Ja, Gaius Baltar hatte mit ihrer Schwester genau so gesprochen.
Nachdem sie ihn im Bett mit einer anderen Frau erwischt hatte, und lange, nachdem die beiden eine sehr interessante, sehr körperliche Beziehung erlebt hatten, die sie mit Cal jedoch nicht führen würde.
Doch, ein bischen flirten, das konnte sie. Es konnte helfen, die Beziehungen zwischen ‘Sternenflotte’ und Zylonenallianz zu verbessern. Sie empfand nichts dabei, auch wenn sie äußerlich gerade eben den Blick einer verknallten Teenagerin immitierte.
„Ja“, kicherte sie, „du hast recht. Ich bin eine kybernetische Frau, aber nichtsdestotrotz bin ich eine Frau.“
Cal lächelte sie kurz an, warf dann einen Blick auf sein PADD und legte es anschließend auf den Tisch zurück. Er erhob sich und ging zum Nahrungsreplikator.
„Computer, einen Cat-Erdbeertraum mit extra viel weißer Schokolade, sowie eine Cola light..“, sagte er und sofort erschienen das gewünschte Getränk und ein Eisbecher im Nahrungsausgabefach, dessen Ausmaße einfach nur enorm waren. .
Er ging zurück zu seinem Stuhl, ließ sich nieder, trank einen Schluck Cola und nahm die erste Erdbeere.
Dann schaute er zu Natasi: „Wollen Sie auch welche?“
Die Zylonin schüttelte den Kopf, wobei ihre blonden Haare die Bewegung mitmachten und anschließend kurz in die andere Richtung schwangen.
Sie beugte sich vor.
„Captain.“, sagte sie, ihren Tonfall nun leicht modulierend, sodass er eher dem Schnurren einer Katze glitt, „Sie müssen uns helfen.“
Cal schaute die Blonde kurz von oben bis unten an, bevor er ihr in die Augen schaute.
„Ma’am.“, sprach er und erhob sich, „Wenn ich ihnen vor meinem ‘Unfall’ - an den ich mich by the way absolut nicht erinnern kann - mein Wort gegeben habe, das ich Ihnen helfe, werde ich dies tun.“
Er umrundete den Tisch und war nun bei Natasis Stuhl, den er zu sich umdrehte um ihr genau in die Augen schauen zu können.
„Nur“, setzte er dann wieder an, „Wenn sich irgendwie herausstellen sollte, das die Sachlage nicht so ist, wie sie scheint, sieht es anders aus.“
„Sie misstrauen uns?“, schnurrte Natasi und lehnte sich erneut vor, sodass sie ihn von unten her ansah und er, wenn er in ihre Augen schaute, zwangsläufig einen kurzen Blick auf ihre Gaderobe werfen musste.
„Das nicht.“, sagte Cal, stieß sich von seinem Stuhl ab und schritt zu seinem Aquarium. Gut, zu sagen, es sei „Sein Aquarium“ ist ein bischen hochgestochen. Eigentlich verfügt fast jedes Schiff über ein solches Aquarium, nur in diesem Aquarium befand sich kein Fisch, sondern eine Schlange namens Snape.
Der Leser wird dadurch merken, dass es eher ein Terrarium, denn ein Aquarium, ist.
„Na, alter Snape? Wie isses? Verträgst Du dich gut mit deiner Partnerin?“
Cal hatte eine weitere Schlange in das Terrarium gesetzt - das war so nicht ganz richtig. Agatha hatte ihren Einfluss geltend gemacht und eine zweite Schlange in das Terrarium gesetzt. ‘Jessika’ hatte sie das Tier genannt.
‘Ich fand den Namen toll.’, hatte sie gelächelt und Cal zugezwinkert. Irgendwie war damit die Konversation, ob und wenn ja, warum, eine weitere Schlange in Snapes Terrarium hauste, erledigt gewesen und Cal konnte sich das Terrarium ohne die beiden Schlangen Snape und Jessika nicht mehr vorstellen.
Tatsächlich hatte Jessika nach ungefähr 2 Jahren eine Babyschlange bekommen, die Agatha, mit ihrem eigenen ‘Ich sage es so, und wehe es fährt mir jemand dazwischen’-Blick Robin getauft hatte.
Cal hatte Robin nach ein paar Monaten in ein anderes Terrarium verlegt, was Jessika ihm durch einen Biss in die Hand dankte.
Und erneut war der Captain gezwungen gewesen, Ginas sanfte Behandlung zu ‘ertragen’.
„Captain?“, erklang Natasis Stimme dicht hinter ihm und er fuhr herum.
„Huch? Was tun sie so dicht hinter mir?“, fragte er und trat einen Schritt nach hinten, während Natasi einen nach vorne tat.
„Wonach sieht es aus?“, fragte sie lächelnd und kam noch näher.
„D... das ist sehr nett.“, stammelte Cal, der, wie Natasi mit einem inneren, sehr befriedigten Lächeln feststellte, durchaus von Natasis Nähe in - sagen wir mal - Mitleidenschaft gezogen wurde und der nun versuchte, den Avancen der Frau auszuweichen.
Warum? Das wusste er selbst nicht so ganz, aber irgendwie hing es mit Agatha zusammen.
„M… Miss Godefrey“, versuchte er sich wieder auf das Tagesgeschehen zu konzentrieren, „Ich… ich werde natürlich, so … schnell wie möglich die Daten prüfen und ihnen dann mitteilen, ob… ob wir… omygod … intervenieren.“
Damit huschte er an ihr vorbei und ging schnellen Schrittes zur Tür.
„Wenn Sie mich entschuldigen… ich muss mal schnell… wohin.“, sagte er und war dann durch die pneumatische Tür verschwunden.
Natasi schaute ihm kurz hinterher und begann, lauthals zu lachen.
Menschen - und vor allem Männer - waren so einfach zu manipulieren.

Bill Adama saß neben Saul Tigh und beide warfen einen Blick auf die bewusstlose Zylonin vor ihnen.
„Sie sieht aus wie Sharon.“, sagte Bill und Saul nickte.
„Ja, aber vergiss nicht, Bill, das eine von den beiden Sharons, die wir an Bord hatten, dir mehrmals in den Magen geschossen hat und wir dich fast verloren hätten.“, gab der XO der GALACTICA zu bedenken.
„Da hast Du recht, Saul. Aber die andere Sharon hat uns nie in irgendeiner Weise bedroht.“
Saul seufzte.
So ging diese Debatte schon seit Stunden.
Bill und er unterhielten sich über die Bewusstlose und keiner von beiden war sich sicher, welcher Standpunkt nun der richtige war.
Während Saul sich versucht sah, sich für das Präventive Erschießen auszusprechen - Sharon erwachte ja in einem anderen Körper in einem Wiederauferstehungsschiff - war Bill sich genau über diesen Punkt nicht ganz schlüssig.
Sicher, es hatte Vorteile, einen Agenten der kolonialen Streitkräfte inmitten der Zylonen zu haben - aber wer garantierte denn, dass die Zylonen Sharon nicht einfach umdrehten?
Nein - die einzig-gangbare Lösung bestand darin, den Dingen ihren Lauf zu lassen.
Und dann, mit einem leichten Stöhnen, kam das Sharonmodell wieder zu sich.
Sie hielt sich den Kopf und schaute zu Bill und Saul auf.
„Commander Adama!“, keuchte sie.
Bill zog eine Grimasse.
Diese Identitätsbekundung seinerseits half ihnen so gut wie gar nicht.
Dies könnte natürlich Athena sein, oder Schläfer-Sharon, sprich Boomer , oder eines von unzähligen anderen Nummer-Acht-Modellen.
„Wer sind Sie?“, fragte er daher, wissend, das er sich auf das Wort dieser Zylonin mitunter genausowenig verlassen konnte, wie auf das Wort jedes anderen Zylonen.

„Okay. Die Energiekupplung auf Deck 3 ist repariert.“, erklang Scottys Stimme aus Agathas Communicator, „Wir sind bald fertig.“
„Das freut mich, Lieutenant.“, lächelte die Frau auf der Brücke und wandte sich dann an Dee: „Gib mir doch mal bitte den Präsidenten.“

Auf der Colonial One kam Gaius gerade wieder zu sich.
Als der Beschuss angefangen war, war er mit dem Kopf gegen eine Verstrebung geschlagen und in eine gnädige Ohnmacht gefallen. Nun kam er, extrem verdreht, wieder zur Besinnung.
In sein Sichtfeld schwebte eine jener beiden attraktiven Frauen, die er seit der Landung auf New Caprica als seine ständigen Begleiterinnen ansah.
„Gaius, bist Du in Ordnung?“, fragte sie.
Selene hieß sie, wenn er sich nicht irrte. Aber, das war unmöglich. Präsident Gaius Baltar irrte sich nicht.
„Gott sei dank.“, hauchte die andere, Serenity mit Namen, „Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht.“
„Gaius!“, erklang nun Natasis Stimme und er sah die sexy Zylonin, die auf dem Tisch saß und auf das Telefon deutete, das nun laut und deutlich klingelte.
Schnell war der Präsident am Telefon und hatte den Hörer abgenommen.
„Ja?“
„Die Zylonen haben angegriffen.“
Die Stimme war sanft wie Seide, hatte dennoch einen leicht rauchigen Aspekt und erinnerte ihn an alles andere, als an jemanden, der Kommandantenfähigkeiten hatte. Doch in der Stimme lag auch etwas, das ihm sagte, das er die Person am anderen Ende besser ernst nehmen sollte.
„Wer ist denn da?“, fragte er.
„Sehr eloquent, Mister Präsident.“, hauchte ihm Natasi ins Ohr, ehe sie ihm einen Kuss auf die Wange gab, was ihm ein unwilliges „Lass das“ entlockte.
„Bitte?“, fragte die Stimme am anderen Ende.
Baltar schluckte: „Nicht Sie. Wer sind Sie überhaupt?“
„Wir haben uns gestern kennengelernt. Ich bin Commander Agatha Silverbird, erster Offizier der DRAGONFLY .“
Der Präsident nickte: „Ja, ich erinnere mich an sie.“
„Und wie du das tust.“, lächelte Natasi. Dann fuhr sie mit einem Hauch ironischen Spottes fort: „Sie ist doch viel zu jung für dich.“
„Mister President. Die Zylonen haben die Flotte unter Zuhilfenahme der DRAGONFLY angegriffen. Es gibt Berichte von Verlusten innerhalb ihrer Flotte.“, erklang Agathas Stimme und Baltar räusperte sich.
Was bildete sich dieses Mädchen eigentlich ein?
Er war der Präsident! Man musste ihm keinen ungefragten Lagebericht geben. Wenn er die Lage wissen wollte, verlangte er nach einem Lagebericht!
Doch, der Präsident riss sich zusammen: „Sie… sie sagten Ihr Schiff hat dies getan?“
„Ja.“
„Dann… sind Sie also auch ein Zylone, ja?“
„Nein - die Zylonen haben die DRAGONFLY lediglich übernommen.“
„Sie sind der erste Offizier. Ich verlange mit Admiral Adama zu sprechen.“
„Der Admiral ist zur Zeit nicht erreichbar.“
„Dann mit Commander Tigh.“
„Auch er ist zur Zeit nicht erreichbar.“
„Und ihr Captain?“
„Ebenfalls nicht erreichbar, Mister President.“
Baltar seufzte: „Sie sind also die momentane Kommandantin der GALACTICA , korrekt?“
„Korrekt.“
Natasi lachte.

„Sie hat was getan?“, fragte Agatha und schaute Cal lächelnd an.
Dieser sah etwas unbehaglich drein: „Glaub es mir. Plötzlich stand sie nur wenige Zentimeter hinter mir und - ich glaube, sie wollte mich - du weißt schon.“
„Verführen?“, fragte Agatha und Cals Kinnlade klappte nach unten.
Kurz sammelte er sich und sagte dann: „Ich weiß, das klingt lächerlich.“
„Und wie!“
Cal grinste: „Du verstehst es, einen alten Offizier aufzubauen, Gathy.“
„Ich weiß.“
Cal seufzte.

TBC
 
Kapitel 11 – Am Ende des Tages -

Er hatte es wirklich versuchen wollen, wollte sich wirklich Mühe geben, das zu tun, was von ihm verlangt worden war, sich einfach nur zu setzen, die Augen zu schließen, sich zu konzentrieren und gleichzeitig auf die Atmung zu achten. Und wenn er das alles schaffte, sollte er eigentlich ein Gefühl der Leichtigkeit und der Losgelöstheit empfinden, aber – nein, dem war nicht so. Leider. Er hätte gerne gewusst, wie sich so etwas anfühlte, aber wie sehr er es auch versuchte, er scheiterte an etwas, von dem er nicht wusste, was es war.
Gerade hatte er mehrere Kandidaten, denen er die Schuld zuweisen konnte. Ad hoc fielen ihm da etliche Geräusche ein, die ihn irritierten. Da war angestrengtes Atmen von Sharon und Helo , die gerade irgendwas im Raptor umbauten, da war der Krach eben jener Tätigkeit als solcher und es würde ihn nicht wundern, wenn Kat ihn und Bullseye genau beäugte und musterte. Ein Seufzen entwich den Lippen Authors und, ehe er verstand, was passierte, öffnete er die Augen. Bullseye , attraktiv wie immer, saß da, hatte die Beine in eine Art Schneidersitz verdreht, die Augen geschlossen und schien ruhig.
Erneut entrann ein Seufzen der Kehle Authors – wie konnte eine Person so verdammt ruhig sein, wenn um sie herum gerade gearbeitet wurde? Er verstand es nicht, aber, er beschloss, sich nicht davon abhalten zu lassen – und dann, als er sich aufrichten wollte, gab sie einen Laut von sich, der ihn einfach erstarren ließ.
„Author?“, fragte sie, immer noch mit geschlossenen Augen, immer noch ruhig atmend, aber sich offenbar bewusst, dass ihr Gegenüber aufstehen wollte. Der Viperpilot schluckte unbehaglich und schaute sie an:
„Wo… wie… woher wusstest Du…“
Das leichte Lächeln, das auf Bullseyes zauberhaften Zügen erschien, ließ den Piloten erröten, als er sich die komplette Gestalt seiner Kollegin erneut betrachtete. Sie wirkte einfach rundherum entspannt und irgendwie… er konnte es nicht direkt benennen, aber…
„Man muss kein Genie sein, um zu merken, dass Du arge Konzentrationsschwierigkeiten hast, Author.“, sagte Bullseye in diesem Moment und er riss sich wieder in die Gegenwart zurück. Dann legte er den Kopf schief, sah, dass sie die Augen geöffnet hatte, und schaute sie an.
„Sorry“, lächelte er, „Aber Entspannung, Traumreise et cetera, war eigentlich noch nie mein Metier.“
Nun war es an ihr, zu lächeln, sie erhob sich und trat hinter ihren Pilotenkollegen: „Dann lass mich mal versuchen, okay?“
Damit nahm sie hinter ihm Position ein, legte je einen Finger einer Hand auf die Schläfe ihres Kollegen und begann, sie sachte zu massieren.
„Entsprann dich, es wird dir nichts geschehen.“, erklärte sie und ihre Stimme nahm eine Sanftheit an, die er von ihr so noch nie gehört hatte, „Wenn Du willst, kannst Du dich an mich lehnen.“
Nun, das klang doch nach einem sehr einladenden Ausblick, also erlaubte er seinem Körper, sich nach hinten sinken zu lassen und spürte, wie er mit seinem Hinterkopf gegen ihre Schulter stieß.
Sanft massierte sie weiter seine Schläfen, sprach mit ihm, in einer Stimmmodulation, die er als durchaus angenehm empfand, spürte wirklich, wie er sich wunderbar leicht fühlte, wie sein Körper immer schwerer wurde und wie er begann, sich um nichts anderes zu kümmern und dann… war er eingeschlafen.

Starbuck schaute zu Agatha herüber.
Irgendwie konnte sie sich mit dem Fakt nicht gerade gut stellen, das dieses Mädchen die GALACTICA kommandierte - aber im Moment gab es keine anderen Optionen und solange Agatha nicht versuchte, irgendwelche anderen Agenden zu verfolgen, die mit der Hauptagenda, nämlich so schnell wie möglich wieder betriebsbereit zu werden, nicht vereinbar waren, beschloss sie, die junge Frau machen zu lassen.
Sie räusperte sich: „Brauchen Sie meine Hilfe, Ma’am?“
„Nein, ich glaube nicht. Die CAP ist unterwegs, die sekundäre Startrampe ist nicht zu verwenden… ich würde sagen, sie haben frei.“, lächelte Agatha.
Starbuck nickte ihr zu, lächelte ebenfalls und verließ das CIC.

Sie betrat die Gemeinschaftsdusche, wo sie sich ihrer Kleidung entledigte und sich eine warme Dusche gönnte.
Das Wasser lief ihren durchtrainierten Körper herunter, vorbei an ihren kurzen Haaren, den Hals herunter, vorbei an ihren sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmalen, über ihren flachen Bauch, an ihren primären weiblichen Geschlechtsmerkmalen vorbei, die langen Beine herunter bis zu den Füßen, bevor es die Fliesen entlanglief und dann im Gully verschwand.
Und gerade, als Starbuck s Muskeln sich entspannten, sie ihren drahtigen Körper eingeseift hatte - fiel der Wassertemperaturregler aus.
Augenblicklich schoss eiskaltes Wasser - und ich meine eiskaltes Wasser - über Starbuck s Körper, Millionen und Myriaden von kalten Nadeln jagten ihren Körper entlang und erwischten die junge Frau so unglücklich, dass sie es nicht verhindern konnte - und schrie.
Doch, was sollte sie anderes tun? Komplett eingeseift wie sie war konnte sie natürlich schlecht die Dusche verlassen, also ließ sie das eiskalte Wasser mit zusammengebissenen Zähnen die letzten Spuren des Duschgels und des Shampoos von Haaren und Körper spühlen, ehe sie sich, bibbernd und zitternd, abtrocknete, schnell in ihre Uniform stürzte und dann das Schiff entlang in ihr Quartier, wo sie sich unter die warme Decke legte.
Starbuck war zwar kein Weichei - aber das alles war dann doch zuviel für sie.
‘Verfrakkte Zylonen’, dachte sie sich, ehe sie einschlief.

Irgendwie kam er sich wie der Militär vor, der er eigentlich immer sein wollte, aber nun, da er die Möglichkeit hatte, sich entsprechend zu gebären, davor zurückschreckte. Das dürfte eventuell an den beiden sehr blechig-aussehenden Kameraden liegen, die er im Gepäck hatte, das heißt: die ihn begleiteten. Und wer auch immer diesen Blechköpfen ihren Namen gegeben hatte, müsste eigentlich posthum verdroschen werden. „Zenturionen“ – wie im alten Rom. Na, wenn das nicht mal ein schlechtes Omen für die zylonische Allianz war?
Die Unterhaltung mit Natasi Godefrey war ihm immer noch ein wenig unangenehm in Erinnerung geblieben und es war nicht so sehr der Fakt, dass er dachte, dass sie versuchte, ihn anzubaggern, es war der Fakt, dass sie es vermutlich sogar tatsächlich getan hatte.
Was hatte sie sich dabei gedacht?

Die Tür zur Arrestzelle öffnete sich und, mit zwei Zylonenzenturionen im Gefolge, betrat Calvin Nathan Cat den Raum. Er warf einen Blick in die Zelle, in dem Tigh, Adama und Sharon saßen und lächelte: „Morgen.“
Der Kopf des Mannes, den Natasi „Bill Adama“ genannt hatte ruckte hoch und die Augen Adamas funkelten wütend. Er stieß ein „Sie Mistkerl!“ hervor, sich dann von seiner Position ab und, wie von einer Sprungfeder abgeschossen auf ihn zu, ehe er mit dem Kraftfeld kollidierte und der Länge nach nach hinten schlug.
„Sein Sie lieber vorsichtig.“, schaute Cal den Verletzten an, „Sie könnten sich verletzen. Nicht, dass sie es nach der Sache, die Sie den Zylonen angetan haben, nicht verdient hätten, aber… das wollen wir doch nicht, oder?“
„Wovon reden Sie?“, keuchte Adama, „Was sollen wir den Zylonen angetan haben?“
„Ich bitte sie.“, sagte Cal und warf einen Blick auf die beiden Krieger, die ihn flankierten, „Sie haben ihre Wohnungen zerstört, Millionen von ihren Gefährten getötet und im atomaren Feuer verbrannt, Winnetou würde sagen ‘der große Geist ist zornig über Sie!’.“
Bill Adama rappelte sich auf: „Was haben wir getan?“
„Sie sind ein Kriegsverbrecher!“, sagte Cal dem alten Mann auf den Kopf zu, „Und Sie werden dafür vor einem zylonischen Gericht enden. Anschließend werden wir mit der DRAGONFLY zu ihrem Konvoy zurückkehren und freundlich, aber bestimmt, darum bitten, dass dieser der DRAGONFLY zur zylonischen Heimatwelt folgt. Um mal mit den Borg zu sprechen: ‘Widerstand ist zwecklos!’.“
Adama schüttelte den Kopf: „Wir sind keine Mörder!“
„Tsss, ja, nee, is klar! Und ich bin George Washington..“, sagte Cal, doch in seinem Kopf regte sich kurz Widerstand, den er selbst noch vor ein paar Sekunden als zwecklos deklariert hatte.
Es war sonst nicht seine Art, Vorurteilen - und als solches musste er Natasis Informationen zunächst einstufen - einfach so Glauben zu schenken.
Doch, so schnell sich dieser Widerstand geformt hatte, so schnell war er auch wieder verschwunden.
Was dachte Cal sich eigentlich, die Fakten, die ihm Natasi überlassen hatte, als Vorurteile abzustempeln? Das konnte einfach nicht sein.
Der Captain schüttelte den Kopf über seinen Leichtsinn und wandte sich ab.
„Wir kommen wieder!“, sagte Cal und verließ den Raum.
Tigh, Adama und Sharon blieben zurück.

„Ich brauche Fakten.“, sagte Cal und schaute Agatha an, die verwundert die Stirn kraus zog.
„Fakten?“, echote sie und Cal nickte.
„Logbücher, Kontaktprotokolle… Warpkernfrakturberichte, alles, was mir helfen kann, dieses Puzzle zu lösen.“
Seine schöne erste Offizierin erhob sich langsam, zog ihr Uniformshirt über ihrem flachen Bauch glatt - die Bewegung, die als das ‘zweite Picard-Manöver’ in die Annalen der Föderation eingegangen war und die daher herrührte, das Captain Picard beim Aufstehen aus seinem Kommandosessel die Uniform immer ein wenig straffte - und warf Cal einen fragenden Blick zu: „Welches Puzzle?“
Cal blickte verschwörerisch von links nach rechts und trat dann auf seine erste Offizierin zu.
Als er sie erreicht hatte, flüsterte er: „Hier stimmt was nicht.“
„Und was?“
„Ich weiß es nicht - irgendwas. Die Föderation würde sich nie in einen solchen Krieg einmischen - die erste Direktive verbietet sowas doch.“, sagte Cal, doch Agatha streckte die Hand aus und streichelte ihm sanft über die Wange: „DU warst doch noch nie der Offizier, der die Befehle eins zu eins befolgte.“
Sie lächelte sanft und strich ihm weiter über die Wange.
Cal nickte.
„Du hast Recht, ich habe zwischendurch die erste Direktive ein wenig - nennen wir es mal - umgangen. Aber bei einer solchen Situation habe ich bisher immer die Sternenflotte informiert. Erinnere dich an den Centauri-Minbari-Krieg. Dort waren wir in einer ähnlichen Situation und ich habe - auf DEIN Anraten hin - mit der Föderation gesprochen.“
„ja, und diese Maßnahme sollte sich nachher noch bezahlt machen. Die Centauri haben schließlich mit Waffen gehandelt, die sowohl nach dem ersten, als auch dem zweiten Kithomer-Abkommen verboten waren.“, sagte Agatha und der Captain nickte.
„Ja, aber hier gibst Du mir Rückendeckung? Wir wissen nichts über die Zylonen, soweit wir wissen, könnten SIE die Aggressoren sein. Und ich darf dich nur mal daran erinnern, was beim Letzten Mal passierte, als wir uns, ohne zu wissen, was los war, in die Belange einer anderen Welt einmischten?“
 

Agatha Silverbird atmete tief durch, als sie auf der Brücke der DRAGONFLY stand und sah, wie vor ihnen ein Schiff auftauchte, das tatsächlich eine unfertige Version ihres eigenen gewesen sein könnte. Dagegen sprachen – hier und da – ein paar Kleinigkeiten, aber wenn man einen Blick für Details hatte, waren sie doch ziemlich augenfällig. Dazu gehörte nicht nur der Fakt, dass die Hülle dunkler wirkte, als es die Hülle der DRAGONFLY war, sondern und vor allem auch, der Fakt, dass die Registriernummer einen kleinen, aber sehr wichtigen Unterschied aufwies. Dieser Unterschied war deutlich auf dem Hauptrumpf zu sehen, den Agatha gerne mit einem Speer oder einem Schäufelchen verglich, das mit der Spitze nach unten zeigte. Die Registriernummer ihrer DRAGONFLY lautete „U.S.S. DRAGONFLY, NCC-0815“. Beinahe alles traf auch auf das andere Schiff zu, lediglich das U war durch ein I ausgetauscht worden.

Ja, sie waren tatsächlich einem Schiff aus dem Paralleluniversum begegnet, das seinerzeit von Kirk und Spock besucht worden war und durch den Einsatz des Vulkaniers einen extremen Wandel durchgemacht hatte. In diesem Universum war die Crew der DRAGONFLY unter ähnlichen Umständen zusammengekommen, wie im „richtigen“ Universum, allerdings unter verkehrten Vorzeichen. Hier wollte die Crew unter Zuhilfenahme einiger terranischer Sponsoren das alte Imperium wieder aufleben lassen. Und wie es bei solch wirklich-schlechten Paralleluniversumsstories so üblich ist, gab es Unterschiede in Konstellation der Crew und diverser anderer Fakten. So war die Parallel-Universums-Agatha gar nicht geneigt, den Wahnvorstellungen der Gebrüder Cat zu folgen und hatte sich der Rebellion angeschlossen, der sie die Baupläne für die I.S.S. DRAGONFLY überbrachte. Dabei war sie allerdings vom Gegenstück des Captains erwischt und hypnotisiert worden, sodass sie dachte, dass er auch ein Mitglied der Rebellion sei und floh mit ihm unter Dauerbeschuss der parallelen DRAGONFLY , wobei sie jedoch alsbald abgeschossen wurden und eine Bruchlandung hinlegten.

Gleichzeitig hatte die andere DRAGONFLY – also die aus unserem Universum – einen Raum-Zeit-Riss passiert und machten sich daran, den Planeten, in dessen Orbit sie eingetreten waren, zu erkunden, nicht ahnend, dass auf der anderen Seite desselben Planeten eine Parallelversion der DRAGONFLY ihr Unwesen trieb. Nachdem man es doch mitbekommen hatte, hatte man sich wieder auf die Brücke des eigenen Schiffes begeben.

Agatha betrachtete das Schiff, dass direkt vor ihnen auftauchte und legte den Kopf schief. Der Zustand des anderen Schiffes sorgte dabei bei Captain Cat nur für ein abfälliges Schnauben. „Das kann man ja nicht ernst nehmen.“, sagte er zu Agatha, deutete auf das Schiff und grinste: „Ich meine, guck sie dir an. Die sind ja noch nich mal ganz fertig. Da fehlt knapp-geschätzt eine gute Hälfte. Na, wenn die Trouble wollen, können sie ihn kriegen.“
Nun wissen wir ja bekanntlich eine Sache: Wenn sich jemand sehr sicher ist, dass er eine Schlacht gewinnen kann, so wird er enttäuscht werden. So auch hier. Zwar wusste Cal nicht, dass sein Parallel-Ich in dem Moment auf der Brücke der Parallel-DRAGONFLY stand und mit einem gehässigen Lächeln den Befehl gab „Computer, Holo-Emitter abschalten“, aber Agatha fand, dass der Gesichtsausdruck ihres Kommandanten und Freundes, in dem Moment, in dem sich die Parallel- DRAGONFLY auf dem Hauptschirm von einer besseren Seifenkiste in ein voll-funktionsfähiges und extrem-gut bewaffnetes Raumschiff verwandelte, einen Preis wert gewesen sei.


So hatte seine XO es ihm erzählt, wobei er sich an die ersten paar Sekunden der Auseinandersetzung mit dieser Parallelvariation seiner guten, alten DRAGONFLY noch sehr gut erinnerte, zumindest solange, bis das Feindschiff irgendeinen merkwürdigen Laserstrahl auf sie abgefeuert hatte, der – und das war schon merkwürdig – präzise und genau ihn ausgeschaltet hatte.

Agatha lächelte: „Cal, erinnerst Du dich wirklich nicht mehr? Wir haben mit Admiral Janeway gesprochen. Sie hat der Mission ihren Segen gegeben.“
Der Captain schluckte: „I… Ich habe die Sternenflotte informiert?“
„Ja, Cal - die Sternenflotte billigte dein Handeln und hat, zusammen mit den Zylonen, die Flotte ausfindig gemacht.“
„Hat sie?“, echote Cal – es würde ihn überraschen, wenn er tatsächlich überzeugt geklungen hätte - und Agatha überreichte ihm ein PADD.
„Hier steht es.“, lächelte der erste Offizier und trat auf Cal zu, um ihm einen Kuss auf den Mund zu geben.
Das wirkte, denn der Mund des Captains stand nun sperrangelweit offen: „W… wofür war das denn?“
„Einfach nur so.“, lächelte Agatha, „Lies die Befehle durch.“
Cal aktivierte das PADD und schluckte.

AN: CALVIN NATHAN CAT, CAPTAIN, USS DRAGONFLY
VON: KATHRYN JANEWAY, ADMIRAL, STARFLEET-HQ​
Eine visuelle Botschaft flammte auf dem PADD auf. Admiral Janeway saß, im Starfleet-Hauptquartier in San Francisco, hinter ihrem Bürotisch und warf einen Blick in die Kamera: „Captain, ihre Befehle wurden bestätigt. Diese Zylonen scheinen grundehrliche Menschen zu sein, denen sie, in unserem Namen, vollste Kooperation zusichern dürfen. Die DRAGONFLY wird bei dieser Mission leider auf ihre Ärztin verzichten müssen, die sich auf einem Ärztekongress in der Schweiz befinden wird. Ich stelle ihnen das MHN der Voyager zur Verfügung. Ein Wort der Warnung, er ist sehr sensibel.

Cal lächelte.
Es war offenbar nicht nur irgendein MHN, es war, viel mehr noch, DAS MHN, das MHN der Voyager und damit einer der Kampfesgefährten von Captain Janeway, die ja nun zur Admiralin befördert worden war.

Wie gestern erinnerte er sich daran. Sie waren schon knappe zwei Jahre mit ihrer DRAGONFLY unterwegs gewesen, waren kühn dorthin gegangen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war, hatten die Rasse der Armadians kennengelernt und sich gleich zum Feind gemacht, hatten Klingonen geholfen, waren mehr als einmal betäubt, hypnotisiert und als Geisel gehalten worden – und Cal höchstselbst hatte sich ebenfalls einen Erzfeind geschaffen, indem er sich mit einem Verbrecher angelegt hatte, den er damals nur unter seinem Pseudonym – Traceless – kannte. Erst einige Monate später sollte er von der Verbindung seiner CMO zu eben jenem Terrorist, Mörder und Verbrecher Kenntnis erhalten.

Und wie gestern erinnerte er sich an den Tag, an dem die Voyager nach Hause gekommen war. Sie selbst waren ebenfalls im Orbit, da sie von einem alten Freund Cals - Captain Peter Halliwell, dem Kommandanten der U.S.S. Saratoga-B – angefordert worden waren, ihm zu helfen, etwas aus den Ruinen seines Hauses zu suchen. Dieses war ein paar Stunden vorher einem groß-angelegten Angriff zum Opfer gefallen, wobei auch die beiden Brüder Peters, Perry und Paul, bei der Verteidigung des sogenannten „Buches der Schatten“ ihr Leben gelassen hatten. Cal, Agatha und Gina hatten sich dem Suchtrupp angeschlossen.

Am Ende des Tages machten sich Cal, Agatha und Gina auf den Weg zur Starfleetacademy, um ihren alten Dozenten dort zu besuchen, als die Golden-Gate-Bridge in einem Feuerwerk erleuchtet wurde und ein gewaltiges Schiff anmutig zwischen den Pfeilern hindurchglitt, eine Ehrenrunde über dem Hauptquartier drehte und dann irgendwo in der Nähe landete.
Dann war die Hölle losgebrochen. Die Türen der Academy glitten auf und gaben einige Dutzende Schüler frei, die sich auf den Weg zum Landeplatz machten. Auch Cal, Agatha und Gina wurden vom Strom der Schüler davongespült.
 
Nach ein paar Tagen waren einige Crewmitglieder der Voyager unterwegs gewesen, hatten in der Academy einige Vorträge gehalten und unter anderem das Projekt besucht, von dem sie nun einiges gehört hatten. Und da dieses Projekt natürlich das Projekt mit dem Namen DRAGONFLY war, hatte Cal Gelegenheit Captain Janeway, Commander Chakotay, sowie B’elanna Torres und Seven Of Nine die Hand zu schütteln.
Mit gekonntem Blick fixierten sowohl die Borg, als auch die Halbklingonin, das Konstrukt der DRAGONFLY und ließen sich die Pläne geben, die sie studierten und mit einem „Effizient“ und „Ich bin beeinindruckt“ an den Planer zurückgaben. Scotty Middlegate platzte fast vor Stolz und auch Cal erging es ähnlich. Was Jill und Agatha dazu führte, zusammen mit Rick, den Kopf zu schütteln und mit den Augen zu rollen.

Ein merkwürdiges Signal, das Seven mit ihren Implantaten auffing, ließ die Crews beider Schiffe allerdings hellhörig werden, als sie erfuhren, dass die Borg eine Reise in die Vergangenheit unternehmen und zusammen mit den Goa’Uld die Erde übernehmen wollten.

Nachdem sie dies mit Hilfe der DRAGONFLYcrew verhindert hatten, war es für die Voyagercrew wirklich ausgesprochen gut weitergelaufen.
Janeway wurde befördert, die Maquis-Angehörigen der Crew begnadigt und sogar Seven of Nine, die von einigen als Risikofaktor gesehen wurde, erhielt ein Protektorat, das nicht nur von Admiral Janeway und Captain Chakotay, sondern auch von Jean-Luc Picard geführt wurde. Besonders letzterer hatte, in seiner bekannten Art der Informationsgewinnung, festgestellt, das Seven keine verräterischen Absichten der Sternenflotte und der Erde gegenüber hegte. Das er dabei eine gebrochene Nase sein Eigen nennen durfte, störte ihn nicht weiter.
Schließlich war er auch selbst Schuld gewesen, hatte er seine Rolle als Locutus von Borg ein wenig zu dick aufgetragen und Seven zu sehr bedrängt.
Aber prinzipiell war es auch dort nach dem Hugh-Muster gelaufen. Picard hatte, als Locutus, darauf bestanden, das die Erde assimiliert wurde, was Seven nicht unterstützen konnte und ihm, nachdem Picard auf sie zugetreten war und monoton „Widerstand ist Zwecklos“ gesagt hatte, mit einem gekonnten Fausthieb die Nase gebrochen.
Sicherheitsoffizier McIntosh fand, das dieser Beweis eindeutig sei und Seven immernoch eine gewalttätige Drohne, was Picard verneinte und ihm erklärte, das diese Reaktion zwar heftig sei, in ihrer Tendenz jedoch sehr gut.
Wozu eine gebrochene Nase doch alles gut sein konnte.
Doch zurück zur aktuellen Situation.

Die DRAGONFLY war also, so entnahm Cal des Visukomms, für den Einsatz gerüstet und hatte offenbar das Okay erhalten, sich in die Belange der Zylonen einzumischen. Gefallen musste ihm das jedoch nicht.
Er warf einen Blick zu Agatha: „Sag mal, fällt dir eigentlich an unserem Gast etwas auf?“
„Du bist immer noch verwirrt, weil Sie dich angegraben hat, oder?“, grinste diese und küsste ihn auf den Mund.
„Und das Du nicht eifersüchtig bist. Ich meine, wenn ich sähe, wie ein Typ, also ein Brocken von Kerl, mit dir flirtet - ich wäre ausser mir.“, grinste Cal schief.
„Ja, aber, ich vertraue dir, Cal, du wirst schon nichts Falsches machen. Von daher stört mich das auch nicht.“, sagte Agatha und grinste erneut.

Das laute Schnarchen im Hecksegment war irgendwann nicht mehr auszuhalten gewesen und Kat hatte Cal einfach mal die Nase zugehalten. Der Pilot war aufgeschreckt und hatte sich umgesehen und sich in der Realität wiedergefunden - naja, was manche so euphemistisch Realität nennen.
„Das war also doch kein Alptraum?“, murmelte er und seufzte, „Uns geht wirklich der Sauerstoff aus?“
Sharon wägte abwiegend mit dem Kopf: „Nicht ganz. Wir haben es tendentiell geschafft, den Sauerstoff zu recyclen, das Problem ist, das wir nur für einen begrenzten Zeitraum Notrationen haben.“
„Ah, toll! Wir werden nicht ersticken, sondern verhungern!“, sagte Cal und seufzte.
„So könnte man es sagen.“, meinte Sharon und warf nachdenklich einen Blick aus dem Fenster.
Helo erkannte ihren angespannten Gesichtsausdruck.
„Was überlegst Du?“, fragte er und Sharon deutete auf einen Punkt ausserhalb von Cals Wahrnehmungsfeld.
Er erhob sich und trat in den Cockpitbereich. Dann sah er, was Sharon meinte.
Die Raptor war genau mit der Nase zur Tür ausgerichtet, die Hangar und dahinterliegenden Korridor voneinander trennte.
„Ich habe eine Idee. Sie ist verrückt und würde eher in Starbuck s Repatoire passen, aber, sie könnte funktionieren.“
Cal erkannte, was Sharon vorhatte und Entsetzen und Panik zeichneten sich auf seinem Gesicht ab: „Das ist nicht dein Ernst.“
Helo schaute kurz in die Züge seiner Freundin und nickte Cal zu: „Es ist ihr Ernst.“
„Festhalten.“, lächelte Sharon und jagte die Raptor, die Nase vorran, gegen die Tür, die daraufhin aus der Ankerung gerissen wurde und nach innen fiel. Sie gab den Blick auf ein absolutes Chaos aus Balken, Drähten und anderen Nettigkeiten frei.
„Na Toll.“, murmelte Cal, „Und wie kommen wir dann hier raus?“
„Nun, der direkte Weg mag versperrt sein, aber wir nehmen die Wartungsschächte.“, lächelte Kat.
„Juhu, eine Tour durch die Wartungsschächte.“, murmelte der Kadett sarkastisch.
Sharon drehte die Raptor und flog seitlich an die Tür heran, sodass die Tür der Raptor ohne Probleme zu öffnen und die Atmosphäre nicht beeinträchtigt werden konnte.
„Gut, dann wollen wir doch mal sehen, ob es ungefährlich ist.“, sagte Cal und trat zur Tür.

Agatha Silverbird seufzte und warf einen Blick auf einen Bildschirm, der ihr das ganze Debakel im Hangar zeigte. Dann wandte sie sich an Gina: „Geh in den Hangar und schau nach, ob du von Nutzen sein kannst.“
Gina nickte und verließ das CIC.
Der erste Offizier der DRAGONFLY blieb zurück und schaute nachdenklich auf das DRADIS.
Cal ging ihr durch den Kopf.
Er war ihr Freund und sie war dazu verdammt, hier die Brücke zusammenzuhalten, das Schiff reparieren zu lassen und dafür zu sorgen, das dem Konvoy nichts passierte.
Eine atemberaubende Beförderung, wenn man bedachte, das die junge Frau im Grunde noch nicht mal Commander war.

Dee fühlte sich unbehaglich, dieser jungen Frau zu gehorchen.
Aber, die Befehlskette war durch den Zylonenangriff zusammengebrochen und die attraktive Dunkelhäutige sah keinen Grund, der jungen Rothaarigen, die die Befehle so selbstbewusst gab, als sei sie Jahre lang gewohnt gewesen, selbige zu geben, den Gehorsam zu verweigern.
In diesem Moment betrat eine recht gutaussehende, blonde Frau das Kommandozentrum, gekleidet in eine ähnliche Uniform, wie Agatha sie trug, und salutierte zum Commander herüber.
Diese drehte sich um, salutierte ebenfalls und lächelte danach.
„Jill, wie geht es Dir?“, fragte sie und Jill winkte ab: „Es geht, es geht.“
„Freut mich.“
„Sag mal, Agatha, wann werden wir denn die DRAGONFLY verfolgen?“
„Sobald die Reparaturen fertig sind.“, sagte Agatha und schaute die Frau an, „Wie steht es eigentlich zur Zeit um die Sicherheit an Bord?“
Dee räusperte sich: „Als wir das Letzte mal eine ähnliche Situation hatten, waren Zylonen an Bord gelangt.“
„Nimm dir ein paar Sicherheitsoffiziere und dreh eine große Runde.“, sagte Agatha zu Jill, „Sowas soll ja nicht nochmal passieren.“

Er schlich durch die Gänge, der Eindringling, hatte seine Waffe erhoben, bereit, im Notfall, den befreienden Schuss abzugeben. In seiner Position, als Späher, hatte er ja sogar die Verantwortung für die gesamte Gruppe, die hinter ihm war und die sich auf ihn verlies.
Die Gänge der GALACTICA waren nur unzureichend beleuchtet, was damit zu tun hatte, das das Notstromaggregat angesprungen war und nur notwendige Stromquellen mit Strom versorgt wurden. Bei den Korridoren war es jede zehnte Glühlampe, wodurch zwar eine unheimliche, diffuse Atmosphäre entstand, die Gänge jedoch hinreichend ausgeleuchtet waren.
„Yo ho, Yo ho, a pirates life for me.“, sang der Eindringling leise und war darauf bedacht, sofort beim Anzeichen von feindlicher Präsenz, zu feuern.
Er winkelte die linke Hand an - das militärische Zeichen dafür, das die Gruppe, die hinter ihm war, stehenbleiben sollte.
Ein paar Meter vorraus sah er zwei Schatten, die sich bewegten. Anhand der Formen konnte er erkennen, das sie unverkennbar weiblich waren, doch er erkannte nicht die Zugehörigkeit.
Natürlich konnten es Mitglieder der GALACTICA sein, aber, er war sich da nicht so sicher.
Seit der Sache mit Boomer - und schon weit davor - war den Menschen bewusst, dass es Zylonen gab, die menschlich aussahen.
Und was, wenn dies zwei Zyloninnen waren?
Er wandte sich an seine Gefährten und deutete ihnen an, dass sie dableiben sollten und er vorpirschte, um die beiden potentiellen Zyloninnen zu belauschen.
Dann warf er einen Blick zur hübschen Asiatin, die ja eigentlich das Kommando hatte und die ihm erlaubend zunickte.
Er schlich los, während sich die drei Frauen und Helo in den Schatten drückten.
Cal war noch 10 Meter von den beiden Zyloninnen entfernt - 9, 8, 7 Meter…
Eine von beiden schien etwas bemerkt zu haben, denn sie hob etwas, das er erstmal nicht genau erkennen konnte und richtete es in seine Richtung.
Dann fühlte er sich geblendet und warf sich, so schnell, wie möglich, in Deckung.
„Was hast Du?“, fragte die eine Frauenstimme, eine sehr angenehme Stimmfärbung mit leicht exotischem Klang. Es war, ohne zweifel, diejenige, die ihn nicht gesehen hatte.
Als die zweite Frau antwortete, war die Stimmfärbung zwar nicht sonderlich exotisch, sie klang aber nicht weniger angenehm:„Ich weiß es nicht, Tia. Aber irgendwas war da. Schauen wir nach.“
‘O nein!’, schoss es Cal durch den Kopf und er schaute sich um. Wo war er gelandet?
Es war ein kleiner, viereckiger Raum, mehr konnte er im ersten Moment nicht erkennen, als er plötzlich eine Bewegung wahrnahm.
Etwas, oder jemand, kam, aus der Ecke neben ihm, auf ihn zu. Er überließ sich komplett den Instinkten, warf sich zur Seite, riss die Waffe aus seinem Holster und entlud sein halbes Magazin in den Wischmopp, der neben ihm zu Boden gefallen war.
Dann jedoch waren die beiden potentiellen Zylonen im Raum, hatten ihre merkwürdige Waffe gehoben, Cal richtete sie auf die beiden Frauen - und spürte den Treffer des Laserstahls. Die kinetische Energie schleuderte ihn gegen ein Regal und in einem Regen von Putzmaterialien fiel der Kadett zu Boden.

„Zugriff!“, flüsterte Sharon und schlich in die Richtung, in der die beiden fremden Frauen standen und gerade eben Cal in der Putzkammer erledigt hatten.
Mit den präzisen Bewegungen und der Anmut einer Raubkatze, für die Helo seine Frau immer wieder, während den Missionen oder nach selbigen, in ihren privaten Räumen, bewunderte, schlich sie auf die beiden Frauen zu.
Sein Blick fiel kurz auf ihren Hintern und er musste kurz den Kopf schütteln, um sich zusammen zu reißen.
Nach ein paar Schritten war Sharon bei der ersten Frau angelangt, hatte sie an der Schulter gepackt, zu sich herumgerissen und mit einem gekonnten Fausthieb gegen das Kinn kampf-, und bewegungsunfähig, um nicht zu sagen Bewusstlos, geschlagen. Doch die zweite Frau war ein wenig schneller, wich dem nächsten Angriff aus und schmetterte Sharon den Kolben ihres Gewehres an die Schläfe.
Diese fiel zu Boden.
„SHARON!“, schrie Helo , worauf hin die Frau ihr Gewehr in die Höhe riss und auf Helo feuerte, ehe sie von Kat und Bullseye angesprungen wurde. Die Frau fiel zu Boden, dabei entlud sich das Phasergewehr in die Decke. Kat riss die Frau herum und rammte ihr die Handkante in den Nacken. Bewusstlos stürzte die Frau zu Boden.
Bullseye nahm das Gewehr, während Kat die beiden Angreiferinnen fein säuberlich verschnürte, sodass diese sich nicht bewegen konnten und anschließend nach Sharons und Helo s Puls tastete. Sharons Puls war normal, doch Helo s Puls raste, wie ein ICE bei freier Strecke und ohne GDL-Streik.
Nach ein paar sanften Ohrfeigen, kam die Asiatin wieder zu sich und wandte sich an Bullseye .
„Wie geht es Helo ?“
„Ich weiß es nicht.“, sagte die junge Frau.
Die Asiatin seufzte, trat an ihren Mann heran und tastete nach seinem Puls.
Bullseye erhob sich, trat in die Putzkammer und untersuchte den gefallenen Cal, während Kat den Perimeter absicherte.
„Sein Puls rast genauso.“, sagte Bullseye aus der Putzkammer her, „Sie leben beide, aber ihr Puls macht mir Sorgen.“
„Mir auch.“, sagte Sharon von Helo s Körper her, nahm ihn auf die Schulter und trug ihn in die Putzkammer.
Kat war erstaunt darüber, das in einem so zierlichen Körper eine solche körperliche Kraft innewohnte. Zwar hatte sie Sharon nie für sonderlich schwach gehalten, doch vollbrachte sie gerade, ohne mit der Wimper zu zucken, Leistungen, die eigentlich einem Bodybuilder oder einer Bodybuilderin entsprachen.
Dann sah sie eine Bewegung am Rande ihres Sichtfeldes und riss den Kopf wieder herum.
In der Kreuzung erschienen gerade zwei weitere Wesen, vermutlich Zylonen. Kat trat rückwärts in Richtung der Kammer und gab einen gut gezielten Schuss auf die erste Gestalt ab. Diese taumelte nach hinten und blieb liegen. Die zweite schaute kurz zu ihrem gefallenen Partner, was Kat Gelegenheit gab, sich in die Putzkammer zurückzuziehen und die Tür zu schließen.
„Kann ich mal ruhe haben?“, murmelte Cal, als er die Augen öffnete und sich am Boden vorfand.
Sein Kopf war zur Seite geneigt, und er sah, neben einigen Putznaturschwämmen, zwei wunderschöne Beine, die in einer engen Fliegerhose steckten und dadurch richtig gut zur Geltung kamen, wie übrigens auch der Po der Frau. Bullseye wandte sich an ihn und lächelte: „Na, Cal? Auch wieder unter den Lebenden?“
„Scheint so, oder?“
In dem Moment wurde die Tür aufgerissen und Cal schaute zu Kat, die, von einem orangen Lichtstrahl getroffen, erschrocken aufkeuchte und dann zu Boden glitt.
Im Nu hatten sowohl Bullseye , als auch Cal, ihre Schusswaffen bereit und feuerten Blind in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war, darauf bedacht, Kat nicht zu treffen.
Als sich dann dennoch der Lauf der Waffe durch die Tür schob, verwandelte sich Sharon in einen Tornado aus Schlägen und Tritten.
Der erste Tritt wurde aus der Hocke heraus zur Waffe hin geführt, der Kampfschrei ließ sowohl Cal, als auch Bullseye in diesem engen Raum beinahe taub werden. Doch die Waffe wurde nach oben gerissen, sodass sich Sharon aufrichtete, den Lauf der Waffe packte, den Angreifer an der Waffe in den Raum zog, um die eigene Achse wirbelte und dem Mann, als den man den Angreifer nun zweifelsohne erkennen konnte, die Faust mit Anlauf ins Gesicht hieb. Der Mann taumelte zu Boden, regte sich nicht mehr.
Sharon bließ sich eine Strähne, die ihr während des Kampfes ins Gesicht gefallen war, aus selbigem, und Cal konnte nicht anders, als ihr bewundernd zuzunicken.
„Du siehst auch, wenn du kämpfst, sexy aus.“, murmelte plötzlich ein sehr matt klingender Helo von seiner Position her und Sharon lächelte.
„Freut mich, wenn es dir gefallen hat.“, grinste sie, „Und wo es das herkam, gibt’s noch mehr.“
„Leute, nehmt euch ‘n Zimmer.“, grinste Cal und Bullseye grinste ebenfalls.
Doch, gerade, als Sharon sich nach vorne bückte, um Helo hochzuhelfen, wurde der gesamte Raum orange erleuchtet. Die Quelle, eine Handwaffe des Mannes, den Sharon gerade eben niedergeschlagen hatte, entlud ihre Energie in den Rücken der Asiatin. Sie stöhnte auf und sackte gegen ihren Mann, der sich erheben wollte, doch ebenfalls von dem Mann getroffen wurde. Bullseye wollte aufspringen, doch Cal packte sie, sprang selbst auf und vor sie.
Den Fehler daran merkte er, als er, durch den eigenen Schwung, dem Mann ihre beiden Profile zuwandte, und der Strahl sie beide voll erwischte. Im Bauch getroffen, wurden die beiden auseinandergerissen und sanken in dieser kleinen Schachtel von Raum, benommen in sich zusammen.
Der Mann rappelte sich wieder hoch, tastete nach seinem Kommunikator: „Hier Middlegate, ich habe gerade Eindringlinge im Raum Omega 13 gestellt. Ich wiederhole, Eindringlinge in Omega 13.“
Kaum, das der Mann seine Meldung beendet hatte, war auch Cal wieder auf den Beinen und rammte dem Fremden seine Faust ins Gesicht. Dieser taumelte zu Boden, regte sich nicht mehr. Cal wollte gerade die Handfeuerwaffe auf den Fremden richten, als seine Aufmerksamkeit durch eine sätzemurmelnde Bullseye abgelenkt wurde.
Schnell ging er in die Knie und tastete nach ihrem Puls. Bullseye lächelte ihn an, dann schaute sie, erschrocken, auf einen Fixpunkt hinter ihm, bevor sie erschlaffte.

Was Cal nicht wusste, war, das eine der beiden Frauen, die Bullseye niedergeschlagen hatte, aus ihrer Betäubung erwacht war und sich soweit entfesselt hatte, dass sie auf beiden Beinen stehen konnte.
Der Kadett drehte sich von der schönen Frau um und sah sich einer hübschen Blonden gegenüber, die ihn finster anfunkelte: „Du hast meinen Freund niedergeschlagen. Das find ich gar nicht schön.“
Cal besah die Hübsche von oben bis unten: „Hör mal, Mädel, du bist gefesselt, wie willst du, ohne Hände, irgendwas ausrichten?“
Dann trat sie einen Schritt zurück, ehe sie Cal einen Karatetritt gegen das Kinn verpasste.
Cal sah Sterne und sank neben Bullseye zu Boden. Das Letzte, was er wahrnahm, war der Geruch von Erdbeeren.
TBC
 
Kapitel 12 – Dreams are my reality -

Starbuck hatte geschlafen, hatte von den grünen Wiesen von Caprica geträumt.
Als Kind hatte sie hier immer gespielt, in dem blauen See gebadet und gefischt. Sie erinnerte sich noch, als wäre es gestern gewesen, daran, wie sie mit ihrem damaligen Freund zur Insel in der Mitte des Sees geschwommen war, wie sie dort gerastet hatten, ehe sie den Weg zurück angetreten waren.

Auch heute schien die Sonne vom blauen Himmel herab, ließ das Wasser, das zu ihren nackten Zehen an das Ufer leckte, weit in der Mitte des Sees blau wirken. Sie streckte sich wohlig und lächelte. Es war eigentlich genau so, wie damals.

Diese weiten Ebenen und der See hatten ihr damals, beim Cowboy-und-Indianer-Spielen immer sehr gefallen und sie war sehr stolz darauf gewesen, eine Kämpferin unter den Indianern zu sein, die sich gegen die Bleichgesichter zur Wehr setzte.
Wie hatte sie dieses Spiel geliebt.
Auch Jahre später, wenn sie mal wieder in den Ebenen war, die den Mal’trio-Berg umschlossen, ließ sie sich an ihrem liebsten Platz nieder, am Ufer des Baches, der dem Mal’trio-Bach-Tal den Namen gab, und sah Schwänen zu, wie sie auf den Teichen des Mal‘trio-Bachs dahinpaddelten.
Auch mit Zak Adama war sie hier gewesen - und ab da wurden die Erinnerungen eher bittersüß.
Zak Adama - der Sohn des alten Mannes. Sie hatte den Fehler gemacht, sich in ihren Auszubildenden zu verlieben und - im Glauben, das Richtige zu tun - die Prüfungsergebnisse aufgehübscht. Später starb Zak im Cockpit einer Maschine und ließ Kara eine Weile lang trauernd und die Wahrheit für sich behaltend zurück - bis sie es irgendwann zunächst Lee gesagt hatte und anschließend, als Commander Adama sie erneut zur Ausbildung von Viperpiloten heranzog, hatte sie ihm gestanden, was sie getan hatte.
Adama war erzürnt gewesen, aber nicht lange. Die Sorge um Kara, die bei einem Routineflug verschwand, übertünchte die Wut und als man sie gefunden hatte, hatte der alte Mann ihr vergeben.

Zusammenhanglos fragte sie sich, wie das Mal’trio-Bach-Tal am Mal’trio-Berg wohl jetzt aussehen musste. Sie wusste zwar, das man eine Erneuerung des Mal’trio-Baches plante und dass kurzfristig von der Austrocknung der Teiche gesprochen worden war - aber irgendwann, nach ihrem Landurlaub, den sie sich genommen hatte, nachdem Zak Adama gestorben war und den sie brauchte, um die Trauer wenigstens ein Stück weit überwinden zu können, hatte sie das Interesse für die Lokalpolitik ihres Heimatstädtchens verlassen.
Dennoch saß Starbuck in ihrem Traum auf dem Felsen, einem großen Findling, am Ufer des ersten Sees des Mal’trio-Bach-Tals und schaute auf das ruhige Wasser.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen - es war ein herrlicher Capricanischer Sommertag, die Vögel zwitscherten, die Insekten summten und eine leichte Brise wehte über den Teich, der nun leichte Wellen schlug.
Ein wahrhaft herrliches Wetter.
Dann hörte sie das Pfeiffen.
Und unwillkürlich änderte sich die komplette Atmosphäre.
Es wurde kälter - der Atem des Todes, wie sie wusste - und sie legte den Kopf in den Nacken.
Ein großer, metallischer Körper raste auf den Teich zu - sie war lange genug bei der Flotte, um zu wissen, was da gerade herunterkam. Und, dass es aus dieser Entfernung - keine 2 Meter - keinen nennenswerten Unterschied machen würde, ob sie rannte und sich im nächstbesten Haus verbarrikadierte, oder ob sie sitzenblieb.
Sie hatte auch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn schon schlug die atomare Rakete ein und zerstörte alles.
Sie spürte, wie ihr Körper sich auflöste, wie er brannte und wie sie starb.


Dann schreckte sie auf.
Die graue Decke, das harte Bett - sie war am Leben und an Bord der GALACTICA .
Es klopfte an ihrer Tür. Sie stand auf, bemerkte, dass sie immer noch ihre Kleidung vom Vortag trug, rief „Einen Moment bitte!“, wechselte schnell ihre Kleidung und öffnete die Tür.
Der junge Mann, der vor ihr stand, hatte eine aufgeplatzte Lippe und ein blaues Auge zu verzeichnen.
„Was ist mit Ihnen passiert?“, fragte Starbuck , schaute ihn von oben bis unten an und erkannte, dass dieser Mann keiner von ihren Leuten war - und da fiel ihr auch wieder ein, was in den letzten 24 Stunden alles verfrakkt schiefgelaufen war.
Bill Adama und Colonel Tigh waren gekidnapped worden, die Flotte und die GALACTICA von einem Feindschiff zusammengeschossen und die Crew des Feindschiffes war ebenfalls an Bord der GALACTICA und half fleißig mit, die Schäden zu beheben, die ihr Schiff angerichtet hatte.
Und ihr fiel der Name des blonden Jungen ein.
Middlegate, so hieß er. Sebastian “Scotty” Middlegate – und er war ein Offizier eben jenes Feindschiffes, der Chief Tyrol bei den Reperaturen an der CALACTICA half.
„Was gibt es, Middlegate?“, fragte Starbuck und Scotty salutierte: „Ma’am, sie sollten sich etwas auf der Krankenstation ansehen.“

„Das sind unsere Leute!“, hörte Sharon eine etwas wütend klingende Starbuck zu irgendjemandem sagen. Sie schlug die Augen auf, merkte, dass ihr Kopf zwar ein wenig schmerzte, aber alles in allem keine wesentliche Beeinträchtigung ihres modus operandi zu verzeichnen war und das sie innerhalb normaler Parameter funktionierte.
Bei Zylonen musste man ja von ‘funktionieren’ sprechen.
„Warum haben Ihre Leute meine Leute angegriffen?“, fragte nun ein rothaariges Mädchen zurück, das dort, die Arme in die Hüften gestemmt, neben einem Krankenbett stand, an dem sich eine der beiden Frauen, die Sharon angegriffen hatte, gerade einige Wunden reinigen ließ.
Die Blonde, deren Erledigung Sharon gar nicht mitbekommen hatte, die aber am Boden gelegen hatte, als Sharon von ihrer Betäubung, die eben diese Blonde ihr mit einem Gewehrkolben verpasst hatte, erwacht war, stand, die Arme verschränkt, neben der Rothaarigen und schaute, nun wesentlich freundlicher lächelnd, zu Sharon herüber.
Die Zylonin erhob sich, während Starbuck etwas von ‘Das darf doch nicht wahr sein’ murmelte.


Cal besah die Hübsche von oben bis unten: „Hör mal, Mädel, du bist gefesselt, wie willst du, ohne Hände, irgendwas ausrichten?“
Dann trat sie einen Schritt zurück, ehe sie Cal einen Karatetritt gegen das Kinn verpasste.
Zugegeben, es gibt Situationen, in denen das Schicksal einem einfach nur einen gigantischen Mittelfinger und ein noch gigantischeres „Fuck you“ zeigt, aber diese Situation wäre zu vermeiden gewesen. Author hätte beispielsweise einfach nur darauf verzichten müssen, sein Gegenüber herablassend behandeln zu wollen – aber wie schon SFDebris feststellte: „Wenn das Monster tot ist, wenn es sich wirklich nicht mehr bewegt, dann darf man es hänseln. Ein wenig. Aus weiter Entfernung.“ Und so wäre es auch hier gewesen. Wenn Cal sich über die Gefangene hätte lustig machen wollen, oder ihr sagen wollen, dass „Widerstand sinnlos“ sei, dann hätte er es machen können, nachdem er sich versichert hat, dass sie ihm nichts tun kann. Der Tritt gegen das Kinn schien so gesehen die gerechte Strafe zu sein, als er Sterne sah, die um seinen Kopf herum tanzten und er gegen die bewusstlose Bullseye sackte.

Und dann begann seine eigene, persönliche Clipshow, etwas, das er im Fernsehen immer versuchte, zu überspringen. Szenen aus der Vergangenheit von Charakteren konnten wirklich langweilig sein und so befürchtete Author , der in seinen Büchern die Technik der Flashbacks immer gerne und häufig verwendete, dass seine persönliche Flashback-Reihe ziemlich langweilig sein konnte. Was hatte er schon großartiges erlebt?

Wie wir alle wissen, ist es selten klug, sein eigenes Ich vergackeiern zu wollen – das ist noch uncleverer (wobei „unclever“ per se schon mal kein wirkliches Wort ist), als bei jemand komplett Femden etwas zu machen, das der englischsprachige Experte als „to taunt“ bezeichnet - also jemanden zu verspotten, verhöhnen oder zu „vexieren. – oder „to mock“ was eigentlich nichts Anderes bedeutet. Es ist eine universale Konstante, dass man jemanden weder tauntet noch mockt, wenn man nicht absolut sicher ist, aus der Situation ohne irgendwelchen körperlichen oder geistigen Schaden herauszukommen. Leider kannte Author diese universale Konstante zwar aus seinem schriftstellerischen Schaffen, in der Realität allerdings war er der Situation vollkommen ausgeliefert.

Dies war ein Fakt, der ihm sehr schnell und sehr deutlich bewusst wurde, als vor seinem inneren Auge das Bild einer brennenden Viper – eines Raum-Kampf-Jets, wie ihn die Colonials benutzten – auftauchte. Er musste kein Genie sein, um festzustellen, was sein Unterbewusstsein ihm da wieder zeigen wollte.

Und obwohl er sich mit aller Kraft dagegen wehrte, gerade durch diese Sequenz, durch diese emotionale Hölle, zu gehen, zog ihn sein Unterbewusstsein in eben jene Situation.


River , wo willst Du hin?“, erklang seine eigene Stimme und Cal kannte in genau diesem Moment drei Fakten. Erstens – Mai River Summerset, eine wunderschöne, drahtige Pilotin mit dem IQ einer Astrophysikerin, würde sich in diesem Moment die Viper aussuchen, mit der sie auf der Jubiläumsveranstaltung der Akademie ihre Galavorstellung geben würde. Zweitens: Gerade diese Viper würde einen Fehler in der Bordelektronik aufweisen, weswegen Mai die Kontrolle über das Schiff verlieren und das Schiff sich Nase voraus in den Boden der Akademie bohren würde. Der Aufprall würde Mais Körper schädigen, aber sie würde das Bewusstsein verlieren und so nicht mitbekommen, dass sie unrettbar verbrannte. Dritter Fakt: Er wäre im Publikum und würde mit weitaufgerissenen Augen mit ansehen, wie die Liebe seines Lebens diese fatale Bruchlandung hinlegte.

Aber da er diese Fakten kannte, hieß es, dass er sie ändern konnte, oder?
Also tat er das, was er vor knapp 10 Jahren zu feige gewesen war, zu tun, er kletterte hinter River her, über den Zaun, und folgte ihr dann auf den Platz, auf dem die Vipers standen und bald poliert werden würden.

„Hältst Du das für eine gute Idee, River -Schatz?“, fragte er schaute sie an und hoffte inständig, sie von dem Blick auf die Viper abhalten zu können, auf die ein sehr voreiliger Mitarbeiter der Deck-Gang schon ihren Namen aufgetragen hatte. Wenn er sie davon abhalten konnte, das zu tun, was sie tun wollte, hätte er eventuell eine Chance, sie zu retten. Er musste sie nur davon abhalten, ihren Namen auf der Viper zu sehen. Vielleicht konnte er ihr ja ein anderes Gefährt schmackhaft machen?

Mais Lächeln und Lachen war bezaubernd und betörend zu gleich und für den Bruchteil einer Sekunde hatte er komplett vergessen, was er machen wollte. Leider reichte dieser Sekundenbruchteil, denn sie sah die Viper und ihr Lächeln wurde noch breiter: „Guck dir das an, Cal. Da hat ja schon jemand meinen Namen draufgepinselt!“
Der Pilot schluckte. „Ja – erm…. Aber ich glaube, das ist nicht die richtige Viper für dich. Schau dir lieber mal die hier an. Sie ist…“
„Alt!“, unterbrach River ihn und Cal warf einen Blick auf die Viper, auf die er gedeutet hatte. Die Einschätzung seiner Pilotenfreundin war korrekt – dieses Fluggefährt war tatsächlich alt und zum damaligen Zeitpunkt konnte ja auch niemand wissen, dass es genau diese alten Schätze waren, die zumindest die GALACTICA vor der Vernichtung bewahrt hatten.
Nun wusste er es aber und schaute sie an: „Ja – aber nur weil etwas alt ist, muss es noch lange nicht schlecht sein, oder?“
„Stimmt schon“, nickte Mai, „Aber – schau mal, irgendwer hat sich Mühe gemacht, meinen Namen auf diese Viper zu bringen, als wollte er damit ausdrücken, dass sie mir gehörte. Soll ich diesen jemand tatsächlich enttäuschen?“
Meine Güte , schoss es Cal durch den Kopf, Mai denkt, ICH hätte …
Kurz überlegte er. Sicher, River sah gerade glücklich aus – sie freute sich so offenkundig und mit einer solchen Leidenschaft, dass es ansteckend wirkte und Cal spürte, wie seine Mundwinkel ebenfalls mit einem Lächeln infiziert wurden.
Konnte er ihr da einfach so das Herz brechen und sagen, dass er es nicht gewesen war?
Himmel, was gab es da großartig zu überlegen? Wenn er sie nicht davon abhielt, das Schiff zu besteigen und zu fliegen, würde sie sterben.
Er räusperte sich und gerade, in dem Moment, in dem er etwas sagen wollte, hatte sie ihre Arme um ihn geschlungen und gab ihm einen heißen, leidenschaftlichen Kuss, ehe sie ein „Danke“ flüsterte.
Verdammt, warum machte sie es so schwer?
„Nein, Cal! Nicht aufgeben. Du musst sie retten!“ , dachte er sich, holte erneut Luft, legte beide Hände auf jeweils eine Schulter und schaute sie an.
„Schatz.“, setzte er an und jedes weitere Wort erstarb, als er ihr Lächeln sah.
Verflucht, Cal! KONZENTRIER DICH!“
Der Pilot holte tief Luft und schüttelte dann den Kopf: „Schatz – ich muss dich bitten, flieg morgen nicht.“
Ihr Lächeln wurde für einen kurzen Moment unsicher, dann runzelte sie die Stirn und schaute ihn an – Verwirrung in ihren Augen. „Wie meinst Du das, Cal?“
‚Ja, wie meine ich das?’, fragte er sich in diesem Moment selbst und räusperte sich: „Okay, ich will nicht lange drum rum reden. Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber ich scheine in der Zeit zurückgereist zu sein und den Körper meines jüngeren Ichs übernommen zu haben. Vermutlich muss ich einen Fehler ausbügeln und – das werde ich auch tun.“
Sie schaute ihn an, verschränkte nun die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief: „Du bist in die Vergangenheit gereist und hast den Körper deines jüngeren Ichs übernommen, um das hinzubiegen, das das Original einst verbockt hatte? Storytechnisch ist das ein ziemlicher Quantensprung, meinst Du nicht auch?“
Cal seufzte: „Schatz, könntest Du mich bitte ernst nehmen? Ich bin wirklich aus der Zukunft. Und ich muss dich bitten, morgen nicht zu fliegen. Warum? Ganz einfach – die Viper ist nicht ganz flugfertig und … du wirst sterben.“

Die Situation erinnerte ihn gerade an einen klassischen Film, in dem sich beide gegenüberstanden – der Mann und die Frau – zwischen ihnen ein Konflikt, der sich aufbaute, er hatte ihr gerade sein Herz ausgeschüttet und sie blieb still und stumm stehen. Und irgendwie ahnte er , dass die Situation sich gleich ändern würde. Er… er hatte zu viele schlechte Traumsequenzen geschrieben, er hatte viel zu häufig ein „was wäre, wenn…“ für einen billigen Cop-Out benutzt um Seiten zu schinden und es würde ihn nicht wundern, wenn das alles ein Traum war. Und im Traum gelten ganz andere Gesetze.

Es war ihm auf rudimentäre Art und Weise klar, dass sie jetzt entweder gehen würde und ihm sagte, wohin er sich sein Traumgespinst schieben könne, dass sie jetzt auf ihn zugehen würde und ihm entgegenhauchte „Danke, dass du mich gerettet hast“ oder dass sie ihm sagte, dass es zwischen ihnen aus sei – jede Reaktion, die sie durchlebte, war doch einzig und allein sein Gehirn, das eine neue Möglichkeit ausprobierte. Er hatte oft genug diesen Traum gehabt, um…
Mai öffnete ihren sinnlichen Mund, aber als sie sprach, war es nicht ihre Stimme: „Das sind unsere Leute!“
Verblüfft blinzelte Cal, legte den Kopf schief, wollte antworten, doch auch sein Mund wurde von einer anderen Stimme okkupiert: „Warum haben Ihre Leute meine Leute angegriffen?“
Und in diesem Moment war Cal klar, dass er gleich aufwachen würde.
„Entschuldige, Mai.“, lächelte er und warf ihr einen Kussmund zu, als er die Augen schloss, die Dunkelheit sich lichtete und
er zwei Frauen sah, die sein Krankenbett flankierten und miteinander stritten.
„Also, wenn sich zwei Engel streiten, muss Armageddon sehr nahe sein.“, sagte Author und rappelte sich auf, weswegen die Rothaarige sich ihm zuwandte und ihn wütend anfunkelte: „Ich habe gehört, Sie haben meine Leute angegriffen?“
Der Pilot zuckte mit den Schultern: „Wenn ihre Leute quer durch ein Schiff laufen, nachdem es angegriffen wurde und lieber unschuldige Passanten mit ihren Taschenlampen blenden, anstatt zu rufen ‘Halt, wer da!’, kann ich nix dafür, wenn sie sich ne blutige Nase holen.“, gab dieser zurück und Agatha konnte nicht anders, als zu grinsen.
Starbuck blinzelte: „Was gibt es da zu grinsen?“
„Naja“, murmelte Agatha, „dies ist ihr Calvin Cat, nicht wahr?“
„Ja. Und?“
„Unser is genauso - wenngleich, ein wenig Jünger.“
Der Pilot schaute sie an: „Jünger? Meinen Sie etwa diesen Typen, der von sich behauptet Cal Cat zu sein? Sorry, es kann nur einen geben.“
„Nicht ganz“, sagte Starbuck und schaute ihn an, „Wir haben den anderen Cat überprüft – er scheint kein Zylone zu sein.“
Scheint ist das richtige Wort.“, sagte der Pilot und warf dann einen Blick zu Agatha: „Sagen Sie, haben wir uns irgendwo schon einmal gesehen? Ich hab gerade ein wahnsinniges Gefühl von Deja-vu.“
„Nicht das ich wüsste.“, gab Agatha zurück und schaute zu Starbuck , als diese ein Lachen unterdrückte.
„Sorry“, sagte sie, „aber unser guter Author hat sie schon so fasziniert angestarrt, als sie noch in der Stasis-Kapsel waren.“
„Ist das so, ja?“, fragte Agatha und schaute den Piloten an.
Cal räusperte sich und beschloss, diesen Fakt nicht mit einer Antwort zu ehren. Stattdessen fragte er: „Sagen Sie, wie geht es meinen Mitstreitern?“
„Mir geht’s gut.“, lächelte Sharon und beugte sich dann über das Krankenbett, auf dem Helo lag, bevor sie ihn mit einem langen, zarten Kuss weckte.
Der Mann schlug die Augen auf, schlang seine Arme um seine Frau und zog sie auf das Krankenbett.
Erst das peinlich-berührte Räuspern Cals brachte Helo dazu, sich weiter umzusehen.
Er grinste Cal zu, schaute dann wieder zu Sharon und streichelte ihren Körper.
Die Augenbraue des Piloten, Journalisten und Autors wanderte nach oben.
„Wenn mich doch jemand so wecken würde.“, dachte er halblaut.

An Bord der DRAGONFLY saßen Bill Adama und Saul Tigh immer noch auf je einer Pritsche.
Sharon wurde von der großen Blonden, die man von der PEGASUSdatenbank als „Gina“, auf der GALACTICA als Shelia Godefrey kannte, abgeholt. Schmerzäußerungen, die durch das gesamte Schiff hallten, ließen dem menschlichen Hirn keinen weitläufigen Interpretationsspielraum, was dort mit der Asiatin angestellt wurde.
Doch, Bill Adamas Gedanken kreisten um ein Mysterium.
Das Mysterium der DRAGONFLY als solches.
Er räusperte sich und schaute zu Tigh: „Saul, was denkst Du über die Situation?“
„Nun, Sir, ich bin der Überzeugung, dieser Cat hat uns hereingelegt. Es würde mich nicht wundern, wenn sich herausstellte, das er mit den Zylonen paktierte.“
„Ja, die Zenturionen sind ein gutes Indiz. Aber machen wir uns die Sache da nicht ein wenig einfach?“
„Bill, du klingst wie Roslin.“, grinste Tigh und Adama lächelte: „Da hast du recht, Saul.“
„Wie kommst Du darauf, das wir uns die Sache ein wenig zu einfach machten?“, fragte der Commander und Admiral Adama wiegte abwägend den Kopf: „Überlege mal - dieser Cat meinte, die Zylonen haben den Aufenthaltsort unserer Flotte ausfindig gemacht und die DRAGONFLY würde dorthin fliegen, um die Flotte zur Zylonenheimatwelt zu führen.“
Tigh nickte: „ja, das hat er gesagt.“
„Ja, aber, warum hat er uns gefangen genommen? Es wäre doch wesentlich einfacher gewesen, uns zu töten. Ich kann mir nicht vorstellen, das jemand, der den Aufenthaltsort unserer Flotte kennt…“
Das laute Aufgleiten eines Schottes ließ Adama verstummen.
Zwei Zylonenzenturionen traten stampfenden Schrittes zum Kraftfeld, senkten es und stießen eine beinahe-ohnmächtige Sharon in die Arrestzelle, ehe sie das Kraftfeld wieder aktivierten.
Dann trat Cal an das Kraftfeld und warf einen besorgten Blick zu der Frau, dann zu Adama und zu Tigh: "Ich hoffe, die Roboter behandeln sie gut?“
„Werfen Sie einen Blick auf die junge Frau und dann beantworten Sie die Frage doch einmal selbst.“, knurrte Adama.
Gut, der Captain der DRAGONFLY musste zugeben, dass seine Frage aus der Kategorie „Fragen, die die Welt nicht braucht“ gekommen war, aber irgendwie hatte er das unbestimmte Gefühl, die Frage stellen zu müssen – und das, obwohl er die Antwort kannte. Er nickte: „Ich kann verstehen, dass Sie gereizt sind. Ich werde mir größte Mühe geben, dafür zu sorgen, dass die Zylonenabgesandte ihnen keinen Schaden zufügt.“
„Wie nett von ihnen.“, knurrte der Admiral und Cal wusste, das dies pure Ironie war.
Er lächelte: „Ich weiß, Sie fragen sich, warum ich sie dann, wenn ich mich doch so um sie kümmere, nicht einfach so herauslasse. Wenn ich in Ihrer Position wäre, würde ich mich das auch fragen.“
Der Offizier der Sternenflotte betrachtete die beiden Männer und die halbbewusstlose Frau, ehe er mit den Schultern zuckte: „Ich werde versuchen, zu erwirken, dass Sie von den Zylonen nicht allzu hart bestraft werden - aber, sie haben Völkermord begangen und dafür müssen Sie zahlen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht - aber ich werde versuchen, die Todesstrafe, die Ihnen von den Zylonen sicherlich droht, in eine lebenslange Gefängnisstrafe umzuwandeln. Alles andere ist mit den Kodex der Sternenflotte nicht vereinbar. Wenn ich das nächste mal wiederkomme, unterhalten wir uns mal über die Verbrechen, die Sie begangen haben.“
Der Captain drehte sich und verließ die Arrestzelle.

Die Frau lag, in einem roten, knappen Kleid, auf dem Bett und streckte sich wohlig.
Mit einem leisen Zischen öffnete sich die Quartiertür und Cal betrat den Raum, sich die Uniformjacke ausziehend, diese, ohne groß hinzuschauen, auf das Bett und somit auf den Kopf der Frau warf, die sich in seinem Bett räkelte und dann ins Bad stürmend.
Schnell wusch er sich das Gesicht, schaute in den Spiegel und murmelte: „Was für ein Tag.“
Er drehte sich um und sah, wie sich Natasi gerade das Uniformhemd vom Kopf hob und Cal anlächelte.
„Miss Godefrey.“, sagte er, runzelte die Stirn, überlegte kurz und nickte dann.
„Ja, so kann es gehen.“, sagte er und Natasi grinste wie eine Katze, die gerade einen Kanarienvogel geschluckt hatte: „Freut mich, dass es so gehen kann.“
Diesen Einwand überhörte Cal und schaute sie an. Dann registrierte er erst, was sie trug, wie es an ihr aussah und stellte fest, das es für ein anderes Gespräch, an einem anderen Tag, in einem anderen Leben und unter anderen Voraussetzungen durchaus die richtige Wahl gewesen wäre.
So aber, ging es in diesem Kleid absolut nicht.
„Haben Sie ihren Bordanzug in der Wäsche, Miss Godefrey?“, fragte er und runzelte die Stirn.
„Nein, aber ich brauche ihn nicht.“, hauchte sie, „zumindest nicht für das, was ich vorhabe.“
Cal wurde rot, ungefähr genauso rot, wie Natasis Outfit.
Dann kicherte er, bevor er sich wieder fing: „Sagen Sie, was für ein Spiel spielen Sie eigentlich mit mir?“
„Spiel?“
„Spiel! Es kann nicht angehen, dass Sie tatsächlich irgendwelches Interesse an mir haben. Da gibt es doch garantiert ein Hintertürchen.“
Im Nu war Natasi auf den langen Beinen, verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn an: „Was unterstellen Sie mir da, Captain?“
„Nichts, Ma’am.“, sagte Cal möglichst unschuldig schauend.
Natasi schüttelte den Kopf: „Sie sind echt unglaublich.“
Damit drehte sie sich um und stürmte aus dem Schlafzimmer heraus.
„Sekunde mal.“, sagte Cal und Natasi wirbelte herum.
„Was nun?“
Der Captain legte den Kopf schief: „Die Gefangenen.“
„Die Gefangenen?“, fragte Natasi und legte nun ihrerseits den Kopf schief, „Was meinen Sie damit?“
„Sie werden nicht hingerichtet werden, wenn sie für schuldig befunden werden. Können wir uns darauf einigen?“
„Ich glaube, das dürfte zu machen sein.“
„Lebenslanger Arrest in einem Gefängnis, keine Todesstrafe.“, sagte Cal und Natasi nickte.
Der Captain zwinkerte ihr zu: „Danke, sie haben einen gut bei mir.“
Natasi lächelte: „Beizeiten erinnere ich dich daran, Cal.“
Damit verließ sie das Quartier und Cal schluckte.
Es war ja nicht so, das er Natasi nicht attraktiv finden würde - im Gegenteil, sie war heiß wie die Sonne, aber, er war nun mal vergeben.
Wo er gerade daran dachte - wo war Agatha eigentlich gerade? Natasi hatte ihn da auf schöne Gedanken gebracht - ob seiner ersten Offizierin dieses rote, offenherzige Kostüm stehen würde?

To be continued .
 
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